Vor über 30 Jahren ließ Regisseur Steven Spielberg die Dinosaurier in nie zuvor gesehenen Ausmaßen über die Leinwand der Lichtspielhäuser auf die Menschheit los. Basierend auf dem Buch „Dino Park“ von Autor Michael Chrichton der ebenfalls das Drehbuch zur Adaption seines Romans mitschrieb, wurde „Jurassic Park“ nicht nur zum finanziell erfolgreichsten Film bis dahin, sondern auch zur Messlatte an der sich jede andere Effektarbeit im Kino messen lassen musste. Und das teilweise bis heute – Stand 2025. Die Symbiose aus animatronischen Nachbildungen, handgeführten Puppen und digitalen Effekten sorgte damals für eine Illusion lebendiger Tiere wie es sie zuvor kaum gab. Damit einhergehend kamen Abenteuer, Grusel und Faszination. Eine Mischung die auch der siebte Film des Franchise wieder auf die Leinwand bringen soll. Ob das geklappt hat und inwiefern Jurassic World: Die Wiedergeburt auf eigenen Beinen steht und trotzdem Tribut ans Original und die Reihe zollt, das bespreche ich im folgenden Text.
Ein Beitrag von: Rick
Wovon handelt Jurassic World: Die Wiedergeburt?
Jurassic World: Die Wiedergeburt (Originaltitel: Jurassic World Rebirth) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Abenteuerfilm unter der Regie von Gareth Edwards. Als siebter Teil der Jurassic-Park-Reihe erzählt der Film eine eigenständige Geschichte, unabhängig von den bisherigen Handlungssträngen. Im Mittelpunkt stehen Zora Bennett (Scarlett Johansson), Duncan Kincaid (Mahershala Ali) und Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey). Sie sind Mitglieder eines Expeditionsteams, das sich auf eine abgelegene Insel begibt. Dort sollen sie Dinosaurier-DNS extrahieren – mit dem Ziel, lebenswichtige Medikamente zu entwickeln.
Die Handlung setzt fünf Jahre nach den Ereignissen von Jurassic World: Ein neues Zeitalter ein. Inzwischen hat sich die Erde als ungeeignet für das dauerhafte Überleben der Dinosaurierarten erwiesen. Nur noch wenige Exemplare existieren, abgeschieden in äquatornahen Regionen und vom Aussterben bedroht. Doch gerade in der DNS dreier Arten vermuten Wissenschaftler den Schlüssel zur Herstellung dringend benötigter Arzneimittel. Aus diesem Grund wird die Abenteurerin Zora Bennett entsandt, um gemeinsam mit einem Team genetisches Material dieser Spezies zu sichern. Die Mission gerät jedoch außer Kontrolle, als sie mit einem zivilen Zwischenfall kollidiert. Und das Team auf einer einsamen Insel strandet – dort stoßen sie auf eine erschütternde Entdeckung.
Mehr Epilog als Neuanfang
Was ich damit meine ist, dass der Film von Gareth Edwards zwar neue Figuren und neue Orte einführt, im Endeffekt aber trotzdem auf den Ereignissen der drei Vorgänger fußt die ihrerseits aber abgeschlossen sind. So erzählt die vorangegangene Trilogie bestehend aus „Jurassic World“, „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ und „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ unter anderem davon wie die Saurier in unsere Welt und auch zwischen unsere Gesellschaft gelangen. Der neue Eintrag nimmt also das bereits etablierte auf, erzählt aber viel mehr von den Konsequenzen, dem was sich nach dem eigentlichen Ende zuträgt und den Auswirkungen. So liegt dem ganzen Film trotz viel Abenteuer- und Entdeckerdrang auch ein Gefühl des Abschieds bei.
Trotzdem lässt sich Jurassic World: Die Wiedergeburt auch ohne Vorwissen gucken, denn alles Wichtige und das Szenario an sich fassen sowohl Texteinblendungen als auch diverse Dialoge zu Anfang des Films zusammen. Das ist zwar etwas ungelenk, funktioniert aber prinzipiell. Genau wie auch das Intro, welches ein späteres Aufeinandertreffen andeutet, und ebenfalls von den Auswirkungen der Ereignisse und Entscheidungen von vorherigen Einträgen des Franchise erzählt. Leider wird genau aus dem angedeuteten Themenkomplex in meinen Augen letztlich zu wenig gemacht, doch dazu später mehr.
Setpieces als Aushängeschild – „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ ist grandioses Stückwerk

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Das Drehbuch, welches wieder von Buchautor Michael Chrichton und David Koepp, dem Co-Autoren des ersten „Jurassic Park“ geschrieben wurde, war sowohl für Regisseur Gareth Edwards als auch für Hauptdarstellerin Scarlett Johansson laut eigenen Aussagen wohl der ausschlaggebende Punkt für die Zusage bei dem Projekt. Das verwundert auf den ersten Blick ein wenig, denn obwohl wie schon angedeutet, spannende erzählerische Ansätze vorhanden sind, ist die dramaturgische Ausarbeitung des Films doch extrem einfach. Die Story an sich ist vorhersehbar und klischeehaft gehalten und lässt sich oftmals recht gut in abgeschlossene Abschnitte unterteilen. Doch der Teufel findet sich wie so oft im Detail, denn die sogenannten Setpieces, also die erwähnten einzelnen, ereignisreichen Abschnitte sind so überzeugend in ihren Spannungskurven, Highlights, Aktionen und Interaktionen durchgeplant, dass das große Ganze schnell in den Hintergrund verschoben wird und eben hier durchscheint, worauf der Fokus im Drehbuch lag. Die Jagd auf die DNA dient nur als Vehikel.
Einzelne Level wie damals
Und das ergibt Sinn, denn schon der Ausbruch des T-Rex im ersten Film von 1993 ist genau auf diese Weise als in sich geschlossener Abschnitt geschrieben und inszeniert. Man könnte ihn und eben auch die jeweiligen Setpieces aus Jurassic World: Die Wiedergeburt ohne Kontext gucken und die Spannungskurve würde trotzdem funktionieren. So hangelt sich das Werk fast schon von Level zu Level und ist damit auch ein Gegenentwurf zu den letzten drei Filmen. Denn diese haben sehr viel mehr versucht ein umfassendes Story-Epos zu sein und schon immer einen Schritt, einen Film weiterzudenken. Die Herangehensweise der fokussierten Momentaufnahmen tut dem Franchise allerdings sehr gut, denn so stehen allen voran die Saurier und das Gefühl der Aufregung, der Faszination und des Horrors bei einer Begegnung mit einem solchen Wesen wieder im Zentrum.
„Jurassic World: Die Wiedergeburt“ fungiert als Schaulaufen der Künstler:innen im Hintergrund
Regisseur Gareth Edwards ist nicht umsonst für genau diesen Film angefragt worden. Denn Edwards kommt ursprünglich aus dem VFX Bereich, sprich der digitalen Effektkunst. Bei seinem ersten Film „Monsters“ hat er jegliche digitale Darstellungen der Aliens selbst erstellt und es mit geringsten Mitteln aussehen lassen, als sei der Film um einiges teurer als er es tatsächlich war. Mit „Godzilla“ dem amerikanischen Reboot des legendären japanischen Monsters zeigte er dann 2014, dass er nicht nur atmosphärische Bilder erschaffen kann, sondern auch, dass er den „Scale“ also die Wahrnehmung von Größen und Größenunterschieden realistisch und spürbar einzufangen weiß. Danach war dann sein zuletzt erschienener Film „The Creator“ das Aushängeschild dafür, dass Edwards echte Kulissen und digitale Effekte so miteinander kombinieren und deren Entstehung so planen kann, dass VFX Künstler:innen es in der Postproduktion deutlich leichter haben und gezielter arbeiten können
Der Unterschied zu vielen modernen Blockbustern
In Jurassic World: Die Wiedergeburt kommt diese ganze Erfahrung zusammen. So wirken alle gezeigten Tiere zu jeder Zeit greifbar, Interaktionen mit der Umgebung und den Figuren oder anderen Elementen haben ein realistisches Momentum und Gewicht und nie kommt das Gefühl eines Studiowerks auf. Natürlich wurde teilweise auch im Studio gedreht. Nur sieht man das im Vergleich zu vielen anderen ähnlich großen und teuren Produktionen hier nie raus. Echtes Bildmaterial und dazu erstellte Digitalkunst greifen gekonnt ineinander und erschaffen eine glaubwürdige Illusion. Tatsächlich konterkariert diese Umsetzungsart, dass alles digital erschaffen wurde eigentlich sogar das vorherrschende Verlangen nach praktischen Effekten. Doch mit Edwards auf dem Regiestuhl war dieser Weg definitiv der richtige, da er wie kein anderer auf diesem Gebiet weiß wie er vorgehen muss, um maximale Wirkung zu erzielen.
Trotz moderner Technik atmet „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ die Luft der Neunziger

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Und das allen voran aufgrund der Entscheidung Jurassic World: Die Wiedergeburt nicht digital, sondern auf 35 mm Film und oftmals wie schon erwähnt an echten Kulissen zu drehen. So entstehen tiefe Schatten und natürliche Überbelichtungen in den kontrastreichen Bildern, die auch farblich eine recht eigene, sich von den anderen Filmen der „World“ Reihe absetzende Ästhetik entwickeln. Zudem lassen John Mathieson der als Director of Photography für die Kamera zuständig war und Cutterin Jabez Olssen viele Szenen auch lange stehen und so die Panoramen sprechen. Sie fördern den Entdeckerdrang, fangen Stimmungen ein und geben dem Worldbuilding Raum zum Atmen. Diese Entschleunigung ist genau wie der generelle Look and Feel etwas, was sehr viel mehr Filmen aus vergangenen Dekaden zugeordnet werden kann. Viele aktuelle Filme dieser Größenordnung werden eher immer schneller und hektischer. Sie passen sich der Social Media Generation an. Jurassic World: Die Wiedergeburt stellt sich dem bewusst entgegen.“
Wenn Alt und Neu Hand in Hand gehen
Die spürbare Hitze in den Wäldern und Sümpfen und die generelle Greifbarkeit der Umgebung, das Filmkorn, die satten Farben und Kontraste, die entschleunigte, in einem und nicht in mehreren Werken denkende Herangehensweise; das alles führt dazu, dass Edwards Film sich sehr viel mehr nach einem Film der „Park“ Reihe und nicht nach einem Film der „World“ Reihe anfühlt. Großes Spektakelkino, aber ohne die herauslesbaren Studioextremen der letzten 15–20 Jahre Filmkunst. Ein Statement dafür, das neues und altes, Film und digital wunderbar harmonieren kann und ein Werk davon profitieren kann wieder kleiner zu denken. Und das ohne dabei den Kern, den Reiz des Projektes und den Appeal zu verlieren. Denn alles, was die Reihe zu Anfang ausgemacht hat, ist prinzipiell vorhanden. Nur eben modernisiert in technischen Aspekten. Erzählerisch und im Konzeptgedanken aber getreu dem Anfang.
Ein Liebesbrief an das Franchise…
Wenn davon geredet wird, dass ein neuer Eintrag in ein Franchise ein Liebesbrief an das Original oder die Reihe an sich sein soll, dann wird oft nur so mit Zitaten in Szenen- und Dialogform um sich geworfen. Meistens allerdings völlig plump, auf die Nase gebunden, die Vorlage einfach kopierend. Edwards Film macht genau das glücklicherweise nicht. Er zitiert durchaus ikonische Momente der Reihe, aber er macht es subtil genug, um nicht die eigene Szene zu untergraben. Außerdem gibt er ihnen immer auch eine eigene Note. So ist beispielsweise der Moment aus dem ersten Film in dem die Kinder sich vor den Raptoren in der Küche verstecken auch hier aufgegriffen worden. Nur ist der Unterschied, dass Edwards Szene deutlich mehr eskaliert und den gewohnten Ablauf stark aufbricht. Generell ist das eines der herauszustellenden Merkmale des Films, denn jede Saurier Begegnung spielt mit den Erwartungen und lässt uns dann ins Messer laufen.
… und seinen Schöpfer
Dadurch wird der Liebesbrief tatsächlich zu einem gelungenen Teil des Ganzen, der nicht einfach wiederholt, sondern bekanntes nutzt um uns darauf, basierend neues zu bieten, was sich aus dem Alten entwickelt. Auch Steven Spielberg, der laut eigener Aussage der Lieblingsregisseur und auch ein Vorbild für Gareth Edwards ist, wird gehuldigt. Oder vielmehr seiner Filmografie. So lässt sich zum Beispiel beim Angriff des Mosasaurus in einer bestimmten kurzen Szene eine angepasste Version der Titelmelodie von „Der Weiße Hai“ im Score von Alexandre Desplat entnehmen. Das passt thematisch und im Kontext der angestrebten Würdigung. Auch hier spielt das Drehbuch letztendlich nochmal mit rein, denn ohne dessen Finesse hätte der Film schnell zum platten Aufzeigen werden können und jedwede Eigenständigkeit wäre verloren gegangen. So gelingt der Balanceakt zwischen Verbeugung und selbstbewusstem, eigensinnigem Werk.

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Am Ende wird trotzdem ein wenig Potential liegen gelassen
Rein filmisch, im konzeptionellen, bei Inszenierung und dem Grundgedanken der Verbeugung lässt sich an „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ in meinen Augen kaum etwas aussetzen. Sicher, nicht jede:r wird mit der Gestaltung der Dramaturgie seine Freude haben und eine Revolution für die Kinolandschaft ist der Film, anders als Spielbergs erster Film, ebenfalls nicht. Aber abseits davon haben Crew und Cast einen fantastischen Unterhaltungsfilm erschaffen der nicht nur die DNA von „Jurassic Park“ tief im Herzen trägt und sie gekonnt zur Schau stellt, sondern eben auch ein Erlebnis darstellt, welches wirklich für die Leinwand gemacht ist und auch dort gesehen und gehört werden sollte. Nur inhaltlich und figurentechnisch bleibt „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ leider ein wenig auf der Strecke liegen. Alle wichtigen Charaktere strahlen wie gewollt Sympathie oder Antipathie aus, sind dreidimensional geschrieben und überzeugend von den Darsteller:innen gespielt, ein Ian Malcolm oder eine Ellie Sattler ist allerdings keine:r von ihnen.
Tiefe und Weiterentwicklung wären wünschenswert gewesen
Das ist aber zu verkraften, da das Charisma von Scarlett Johansson, Jonathan Bailey und Mahershala Ali den Film gut zu tragen vermögen. Ärgerlicher ist da, dass aus dem Thema der Mutationen nur bedingt etwas gemacht wird. So tauchen im Film zwar mehrere lebendige und tote Mutantensaurier auf, einen wirklichen erzählerischen oder inszenatorischen Mehrwert bieten sie allerdings nicht. Es wird weder auf die eventuell aufkeimende moralische Ambiguität eingegangen die mit den erschaffenen Geschöpfen einhergeht, noch entstehen Situationen, die nur so durch die Anwesenheit dieser Tiere entstehen könnten. Die finale Konfrontation ist dann sogar der schwächste Teil des gesamten Films. Atmosphärisch eingefangen ist das Szenario ohne Frage, doch anders als bei vorherigen Aufeinandertreffen von Mensch und Natur oder besser gesagt Mensch und wissenschaftlichem Missbrauch, fehlt die Bedrohlichkeit und Dringlichkeit. Das haben die Hybriden der „Jurassic World“ Filme besser hinbekommen, denn die waren ein essenzieller Teil der Story und stellten vor neue Herausforderungen.
Fazit zu „Jurassic World: Die Wiedergeburt“
Trotz kleinerer Schwächen beim inhaltlichen Potenzial sehe ich in Gareth Edwards Beitrag zum Jurassic Park/World Universum ein wahnsinnig starkes und vor allem eigensinniges Werk. Eines, welches eine klare Vision und gekonnte technische Umsetzung präsentiert und über seine Laufzeit hinweg alle Aspekte der Reihe, aber auch neue Ideen und gelungene Callbacks ohne große Mühen einzubringen weiß. Faszination, Horror, Abenteuer und Humor geben sich gezielt die Klinke in die Hand. Der Film ist spannend, visuell berauschend und fühlt sich nicht nach einer Auftragsarbeit oder nach einer Anbiederung an aktuelle Trends an, sondern nach einem ehrlichen Unterhaltungskunstwerk mit Mehrwert.
Werdet ihr euch den Film Jurassic World: Die Wiedergeburt im Kino ansehen?
TRAILER: ©Universal Pictures Germany

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RICK – Filmkritiker
Ich bin Rick und seit ich mit sieben Jahren „Jurassic Park“ gesehen habe, fasziniert von Filmen. Videospiele, Serien und Bücher füllen den Rest meiner Freizeit auf, wenn ich nicht grade am schreiben von Kurzgeschichten sitze. Außerdem schreibe ich zu so gut wie jedem gesehenen Film eine Review auf dem Film Social Media „Letterboxd“.
Jurassic World: Die Wiedergeburt | 2025 ©Universal Pictures Germany
3 Kommentare
Glückwunsch zur ersten Kritik auf Passion of Arts. Ist ein toller Text geworden, der mir Hoffnung macht, dass ich den zumindest gut finden werde.
Für mich gehts am Samstag ins Kino.
Danke! Ich drück die Daumen, dass er dir gefällt 🙂
Junior und ich werden uns den auch noch anschauen.