The Prosecutor – Filmkritik

Das Bild ist das Titelbild zur Filmkritik zum Film "The Prosecutor"

Mit „The Prosecutor“ startet nun eine neue Regiearbeit der Action-Legende Donnie Yen in den deutschen Kinos. Mit seinen letzten Hollywoodauftritten hat sich Yen international einen Namen gemacht, sodass mittlerweile auch seine Werke aus Hongkong zunehmend mehr Aufmerksamkeit erhalten. Diesmal überrascht der Regisseur und Hauptdarsteller mit der interessanten Vermischung von zwei unterschiedlichen Genres. Ein Gerichtsthriller trifft auf einen harten Actionfilm, bei dem sich ein Staatsanwalt durch ganze Horden an Gegnern prügeln muss. Ob diese eigenwillige Mischung wirklich aufgeht, erfahrt Ihr in dieser Filmkritik.

Ein Beitrag von: Florian

Worum geht es in „The Prosecutor“?

Der Film „The Prosecutor“ (Originaltitel: „Ng Poon“) erzählt die Geschichte von Fok Zi Hou (Donnie Yen), einem ehemaligen Polizisten, der nach einem gescheiterten Fall seinen Beruf aufgibt und Jura studiert. Jahre später wird er Staatsanwalt und übernimmt einen Fall, in dem ein junger Mann zu Unrecht des Drogenhandels beschuldigt wird. Während seiner Ermittlungen deckt er ein Netz aus Korruption und Machtmissbrauch auf, das ihn in einen gefährlichen Konflikt mit einflussreichen Gegnern bringt. Der Film kombiniert packende Action mit einem tiefgründigen Justizdrama.

Der Film wurde von Donnie Yen inszeniert und mitproduziert. Das Drehbuch stammt von Edmond Wong und basiert lose auf einem realen Justizfall aus Hongkong. Die Produktion begann 2023 unter der Leitung von Raymond Wong, und die Dreharbeiten fanden von Oktober 2023 bis Februar 2024 in Hongkong statt. Die Action-Choreografie wurde von Takahito Ouchi geleitet. Der Film feierte seine Premiere am 21. Dezember 2024 in Hongkong und wurde am 27. Dezember 2024 in China veröffentlicht. Er erhielt positive Kritiken für seine Mischung aus Action und Justizthriller und wurde für mehrere Hongkong-Filmpreise nominiert.

Ein Film von Action-Legende Donnie Yen

Donnie Yen steht mit gezogener Pistole in einem U-Bahn Waggon. Eine Szene aus dem Film "The Prosecutor".
Fok (Donnie Yen) muss zur Waffe greifen — The Prosecutor | 2025 ©Plaion Pictures
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Im Jahre 1963 in China geboren, ist Donnie Yen mittlerweile schon über 60 Jahre alt und dennoch aktuell auf einem Karrierehoch.  Sein Weg dahin war jedoch lang. In den 1970er Jahren begann er sich professionell in Kampfkunst weiterzubilden, bevor er im folgenden Jahrzehnt erste Filmrollen annahm. Schließlich feierte er seinen Durchbruch im Hongkong-Kino und bekam ab und an auch kleinere Rollen in US-amerikanischen Blockbustern. Die große internationale Aufmerksamkeit kam jedoch erst durch den Erfolg von „Ip-Man“ und dessen Fortsetzungen. Daraufhin erhielt er in „Rogue One: A Star Wars Story“ und „John Wick: Kapitel 4“ Rollen, die dazu führten, dass er nun weltweit bekannt ist.

Insbesondere sein Auftritt als blinder Killer in „John Wick: Kapitel 4“ dürfte dazu beigetragen haben, dass „The Prosecutor“ jetzt auch in Deutschland in den Lichtspielhäusern veröffentlicht wird. Er war eines der größten Highlights im bislang letzten Film der John Wick Saga und zeigte, dass er in der Action noch besser ist als Keanu Reeves. Mit „The Prosecutor“ unternimmt Yen nach mehreren durchwachsenen Versuchen einen erneuten Anlauf um auch als Regisseur Fuß zu fassen.

Die Eröffnungssequenz von „The Prosecutor“ macht Lust auf mehr

Dass Yen über mehrere Jahre Erfahrung als Schauspieler im Action-Genre sammeln und sich einiges bei anderen Regisseuren abschauen konnte, merkt man sofort. Action ist Yens Fachgebiet. Deshalb beginnt „The Prosecutor“ auch sofort mit reichlich Krawall. Ohne wirkliche Erklärungen wird das Publikum von der ersten Sekunde an in eine Actionszene geworfen, die sich erst nach und nach als Rückblick entpuppt. Eine Polizeieinheit stürmt in eine Lagerhalle und es kommt zum Schusswechsel.

Diese ersten Minuten sind eine perfekte Eröffnung. Die Zuschauenden werden von der sofort in das Geschehen gezogen. Zum Durchatmen wird keine Zeit gelassen. Grund dafür ist vor allem die fabelhafte Inszenierung dieser ersten Actionszene. Die Schusswechsel sind wuchtig, doch allein darauf vertraut Yen nicht. Stattdessen ist die Kamera der heimliche Star. Diese wirbelt von jeglichen Fesseln befreit durch das Geschehen und sorgt für das Gefühl von Größe. Dann gibt es aber auch Momente, wo mit längeren Plansequenzen gearbeitet wird. Ohne Schnitt verfolgt das Publikum eine Zeit lang das Geschehen aus Yens Egoperspektive. Das Ergebnis ist spektakulär, atemlos und überaus dynamisch.

Ein Film für Fans von Hongkong-Action

Donnie Yen steht mit Robe und Perücke in einem Gerichtssaal. Eine Szene aus dem Film "The Prosecutor".
Donnie Yen sitzt im Film "The Prosecutor" auf einem Stuhl. Sein Kopf ist im Halbprofil zu sehen.
Julian Cheung sitzt im Film "The Prosecutor" in einem schwarzen Anzug auf einer Bank.
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Dennoch lässt sich diesem Prolog ein kleiner Vorwurf machen. Oder besser gesagt allem, was danach folgt. So fantastisch diese erste auch Action ist, Yen legt die Messlatte einfach zu hoch. Deutlich wird dies daran, dass es den folgenden Kämpfen nicht mehr gelingt die gleiche Qualität zu erreichen wie zu Beginn. Wirklich tragisch ist dies allerdings nicht, denn die gewalttätigen Konfrontationen bleiben durchgehend auf einem guten Niveau. Herausstechende Momente, die es mit den bisherigen Action-Jahres-Highlights aufnehmen, dürfen allerdings nicht erwartet werden.

The Prosecutor“ gibt sich damit zufrieden, dass das Publikum vor allem für die Action am Ball bleibt und auf diese Szenen hin fiebert. Daher ist Yen auch sichtlich bemüht, seine Hauptfigur Fok alle paar Minuten in aussichtslose Lagen zu bringen. Dann steht der Staatsanwalt viel zu vielen Gangstern gegenüber und darf zeigen was in ihm steckt. Ob in einer Seitenstraße, in einem Nachtclub oder in der U-Bahn, die Kämpfe funktionieren. In jeder dieser Sequenzen behält die Kamera die Übersicht und vereinzelt werden mit einer Drohne sogar sehr schöne Bilder geschaffen. Das mag nicht alles die Wucht besitzen, welche vorhanden sein könnte, aber Donnie Yen wird auch nicht jünger. Für das Alter sind seine Stunts in diesem Film, insbesondere jener im Parkhaus, beeindruckend.

„The Prosecutor“ als Gerichtsthriller

Nun ist dieses Werk aber nicht nur ein Actionfilm, sondern auch ein Gerichtsthriller. Immer wieder streift Fok sich die Robe über und betritt mit Perücke den Gerichtssaal. Schnell erschließt sich den Zuschauenden der Grund für diese eigenwillige Genre-Mischung. Donnie Yen möchte mit seinem Film etwas aussagen und zu einem Diskurs über Gerechtigkeit und Justiz anregen. Die Gerichtsszenen und auch die Blicke hinter die Kulissen sind eine unverblümte Systemkritik. Fok spricht klar an, dass es im Gericht um Wahrheit und Gerechtigkeit gehen sollte, zeigt aber auch plausibel auf, dass dies in der Realität nicht so ist. Staatsanwälte wollen nur Verurteilungen, Richter folgen blind irgendwelchen Regeln. Die Kritik, die Yens Film daran übt, ist gerechtfertigt.

An der Umsetzung hakt es allerdings ein wenig. Gerichtsthriller leben in der Regel von den gezeigten Prozessen. Das Publikum jubelt innerlich über jede Enthüllung und freut sich, wenn die Anwälte verbal große Geschütze ausfahren. Kaum ein Genre lebt so sehr von intelligent geschriebenen Dialogen. Nur vermisst man das alles doch sehr. Die Gerichtsszenen wirken hektisch. Es macht den Anschein, als hätte Yen hier das hohe Tempo der Action aufgreifen wollen. In der Folge verliert man jedoch oft die Übersicht, weil mehr geschrien als debattiert wird. Und so bleiben Argumente komplette Mangelware.

Die Geschichte ist zweckmäßig und oberflächlich

An den schwachen Phasen im Gerichtssaal wird deutlich, dass das Drehbuch von Edmond Wong und Cheung Chun-Ho die auffälligste Schwäche des Werkes ist. Dabei müssen der Geschichte einzelne Punkte zugestanden werden. Der Kampf gegen die Ungerechtigkeit lässt niemanden kalt. Wenn ein junger Mann fälschlicherweise beschuldigt wird und sich der ärmliche Onkel mit allen Mitteln für ihn einsetzt, dann funktioniert das auf emotionaler Ebene im ersten Moment. Im Zweiten jedoch nicht mehr, weil es einfach zu plump und manipulativ geschrieben ist. Es hat noch keinem Film gutgetan, die Themen mit dem Holzhammer zu präsentieren.

Gerne drückt man allerdings noch ein Auge zu, wenn die Botschaft lobenswert ist. Bei dem Krimi-Plot wird es dann aber leider schwer. Hier gibt sich der Film offenkundig keine Mühe mehr irgendetwas zu erzählen. Die Gangster sind zum einen zu viele, um den Überblick zu behalten und andererseits zu uninteressant. Keine einzige Figur besitzt einen Charakter. Dementsprechend fällt auch der Ermittlungsaspekt langweilig aus. Überraschungen kann der Film nicht bieten, die Rollen sind von der ersten Sekunde an klar verteilt.

Donnie Yen überzeugt, seine Figur nur bedingt

Donnie Yen kämpft mit mehreren anderen Statisten in der Nacht. Eine Szene aus dem Film "The Prosecutor".
Fok (Donnie Yen) kann immer noch gut kämpfen — The Prosecutor | 2025 ©Plaion Pictures
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Man schaut „The Prosecutor“ aber in erster Linie auch nicht für die Geschichte. Selbst die Action erhält nur Aufmerksamkeit, weil sie von und mit Donnie Yen ist. Er allein ist der Grund für eine Sichtung des Films. Genau das bestätigt er auch mit seiner Leistung. Wie bereits angesprochen, muss er in den Kämpfen etwas kürzertreten und ist trotzdem noch einer der ganz Großen. Yen ist aber auch aufgrund seines Spiels so beliebt. Das kann er auch hier mehrfach zeigen. Er überzeugt in ruhigen, wie emotionalen Momenten mit einer aufrichtigen Menschlichkeit. So ist er sich den Sympathien des Zuschauers gewiss.

Nur scheint er darauf diesmal nicht vollends zu vertrauen. Denn die von ihm gespielte Figur des Fok besitzt keinerlei Ecken und Kanten. Seine Charaktereigenschaft besteht darin gut zu sein. Seine Theorien sind immer richtig, sein Gefühl wird sofort von Fakten bestätigt. Selbst heutzutage ist eine so uninteressante Figur, wie die des Fok, im Kino selten. Es besteht keine Möglichkeit zur Entwicklung, denn er wird als perfekter Mensch präsentiert.

Die Genre-Mischung in „The Prosecutor“ geht nur in Teilen auf

Abschließend lohnt es sich noch einen Blick darauf zu werfen, wie die beiden Genres denn nun miteinander harmonieren. Darin liegt schließlich das Alleinstellungsmerkmal dieses außergewöhnlichen Actionthrillers. Aber auch eine seiner Schwächen. Den Zuschauenden wird nicht entgehen, dass die Genres einfach nicht zusammenpassen. Daraus resultieren auch einige der erzählerischen Probleme des Gerichtsthrillers.

Alle paar Minuten muss die Geschichte unterbrochen werden, um eine Actionszene zu forcieren. Der Weg dahin ist immer der Gleiche. Nur sind sie abgesehen vom finalen Kampf nicht gut in den Kriminalfall eingebunden. Als Folge konkurrieren die beiden Genres in „The Prosecutor“ miteinander. Den Sieg erringt der Actionfilm, denn statt den Gerichtsprozessen fiebert das Publikum ausschließlich den Kämpfen entgegen.

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Fazit zu „The Prosecutor“:

Die Regiearbeit von Donnie Yen versucht etwas Neues. Mit löblichen und anregenden Botschaften, die leider wenig subtil vorgetragen werden, im Gepäck, könnte der Film erzählerisch funktionieren. Weil die Vermischung der beiden Genres allerdings nur selten aufgeht, ist dem bedauerlicherweise nicht der Fall. Bleibt aber eben noch die Action, welche ihr Highlight in den ersten fünf Minuten verschießt, Donnie Yen aber durchgehend gut inszeniert. Somit wird aus einem durchschnittlichen Gerichtsdrama und einem guten Actionfilm ein solides Gesamtpaket. Fans von Donnie Yen dürften mit etwas gesenkten Erwartungen damit glücklich werden, denn der Unterhaltungswert ist dank des hohen Tempos gegeben.

Werdet ihr euch „The Prosecutor“ im Kino ansehen?


TRAILER: ©Plaion Pictures

Das Bild ist eine Auflistung von Cast & Crew zum Film "The Prosecutor"

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FLORIAN – Filmkritiker
Meine Leidenschaft begann wohl schon recht früh in meiner Kindheit, als ich erstmals die Karl May Verfilmungen der 60er Jahre von Rialto Film sah. Daraufhin erforschte ich klassische und modernere Filmreihen von Star Wars bis hin zum Marvel Cinematic Universe. Irgendwann wurde aus der Lust nach Abenteuer und Action eine Liebe zum Medium Film, die mich auch abseits der berühmten Blockbuster auf faszinierende Reisen schickte. Seit Juli 2020 bin ich auf Letterboxd aktiv und erweitere seither meinen Horizont beständig. Daraus entwickelte sich seit der Sichtung von „RRR“ und dem Kinobesuch von „Jawan“ eine Liebe für das indische Kino. Offen bin ich abseits dessen für nahezu alle Jahrzehnte und Genres, lediglich amerikanischen Komödien bleiben ich am liebsten fern.

Passion of Arts Redaktion Florian

 

Andere Meinungen zu „The Prosecutor“:

Manfred Selzer von Asian Movie Web
[…] Die vielen positiven Kritiken zu „The Prosecutor“ haben mich bereits etwas vorsichtig werden lassen, schließlich wollte ich mir durch zu hohe Erwartungen den Spaß nicht verderben lassen. Im Endeffekt ist der Film dann tatsächlich auch kein Meisterwerk und funktioniert als Genre-Mix auch nicht so herausragend, wie man uns das glauben machen will. Doch was gutes Hong Kong-Kino betrifft, wird man wohl kaum etwas Besseres momentan finden. […]. 6 von 8 Ying & Yangs.

Stefan Seidl von Actionfreunde
[…] Als Regisseur hatte Yen „the Prosecutor“ kompetent im Griff – wahrhaft begeistern vermag einen diese mitunter oberflächlich-klischeehafte Kombination aus toller, akzentuierter Action und einem realistischen Justiz-Procedural-Drama/Thriller allerdings nicht… 6 von 9 Punkte.

Pressematerial: The Prosecutor | 2025  ©Plaion Pictures

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