Karate Kid: Legends – Filmkritik

Das Bild ist das Titelbild zur Filmkritik zum Film "Karate Kid: Legends"

Der Film Karate Kid: Legends ist nun der 6. Film der Karate Kid-Reihe 🥋🎬 und stellt ein Crossover oder so gesehen eine Fortsetzung der Serie Cobra Kai dar 🐍👊. Ob sich ein Gang ins Kino 🍿 oder ein Blick lohnt 👀, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen 📖✨.

Wenn die Nostalgie einen Roundhouse-Kick bekommt

Wenn man wie ich Jahrgang 1995 ist, dann kam das Wort Internet erst spät mit dem Wort Film zusammen. Bis in meine frühen Teenagerjahre war das, was man sah, das, was halt in der Glotze lief. Cool Runnings. Mighty Ducks. Hin und wieder ein Disney-Film auf VHS. Aber Karate Kid? (Leider) Fehlanzeige. Weder das Original von 1984 noch das (gar nicht so schlechte) Reboot mit Jaden Smith und Jackie Chan von 2010 hatten damals einen Platz auf meiner Watchlist. Zu wenig präsent, zu wenig „cool“ in meinem leicht homophoben Vorstadtfreundeskreis, in dem Gefühle und Karate gleichermaßen belächelt wurden. Und mal ehrlich – welcher Film hat schon Justin Bieber auf dem Soundtrack?

Heute, 15 Jahre nach dem Reboot und über 40 Jahre nach dem Original, kommt also Karate Kid: Legends in die Kinos. Und ich habe einen Justin Bieber Ohrwurm seitdem ich die Kinokarte gekauft habe. Der Film ist ein „Legacy-Sequel“ der besonders wilden Sorte. Eine Art Best-of der Franchisegeschichte, in der sowohl die alten Ikonen als auch neue Gesichter aufeinandertreffen. Das Studio (vermutlich Sony, aber das ist in diesem Fall nebensächlich) hat sich gedacht: Warum nicht einfach alle Versionen von Karate Kid in einen Film packen? Und, verdammt noch mal, ich hab’s geguckt. Allein im Kinosaal, kurz nach Feierabend. Und was soll ich sagen: Der Film hat mich aus den Socken gehauen.

Ein Beitrag von: Lennart Goebel

Wovon handelt Karate Kid: Legends?

Das Bild zeigt Li Fong (Ben Wang) bei einem Turnier
Li (Ben Wang) muss die Spielschulden seiner Freunde zurück gewinnen — Karate Kid: Legends | 2025 ©Columbia Pictures
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Karate Kid: Legends ist ein Coming-of-Age-Drama, das auf überraschende Weise klassische Sportfilm-Motive mit modernen Themen verknüpft. Im Mittelpunkt steht Li (Ben Wang), der nach dem plötzlichen Tod seines Bruders mit seiner Mutter nach New York City zieht. Dort muss er nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern sich auch in einer neuen Schule und einem feindseligen sozialen Umfeld behaupten. Hilfe bekommt er dabei vom Vater seiner neuen Freundin Mia (Sadie Stanley) – einem ehemaligen Kämpfer und Pizzabäcker mit Boxer-Vergangenheit gespielt von Joshua Jackson.

Seine Mutter wünscht sich das Li mit dem Kämpfen aufhört. Doch um die Spielschulden seiner neugewonnen Freunde bei einem zwielichtigen Kredithai zu begleichen, bleibt ihm nichts anderes übrig, als an m Stadtbekannten Underground-Kampfturnier teilzunehmen.

Karate Kid: Legends überrascht als Coming-of-Age-Komödie

Glaubt man dem Trailer (zum Glück wissen wir es alle besser und schauen keine Trailer … richtig?), dann wirkt Karate Kid: Legends wie ein typisches Legacy-Sequel mit Karate-Turnier, Fanservice-Schleuder und einem Cameo-Buffet, verpackt in ein TikTok-artiges Editing-Gewand. Doch was mich im Kino dann tatsächlich erwartete, war zu meiner großen Überraschung nicht das, was ich erwartet hatte. Statt eines aufgewärmten Franchise-Retortenprodukts serviert uns der Film in seinen ersten beiden Akten eine angenehm unspektakuläre Komödie mit Coming-of-Age-Charakter, die sich in den besten Momenten eher wie ein klassischer Sportfilm anfühlt. Wären da nicht die ikonischen Namen auf dem Plakat, hätte der Film wunderbar auch ohne das ganze nostalgische Drumherum existieren können.

Modernes Drama statt 80s nostalgie Grab

Karate Kid: Legends stellt – zumindest anfangs – seinen jungen Protagonisten, dessen persönlichen Struggle und die allseits bekannte Fish-out-of-Water-Storyline in den Vordergrund. Und dreht sogar das klassische Schüler-und-Meister-Trope charmant um. Jakob, der Vater von Mia, Pizzabäcker mit tragischer Boxer-Vergangenheit, übernimmt eben nicht wie erwartet das Mentoren-Zepter. Stattdessen befindet er sich plötzlich in der Rolle des Schülers, und die von mir so geliebte Trainingsmontage zeigt, wie Li Jakob das Kämpfen neu beibringt.

Dass der Film im letzten Drittel doch noch den Weg des Legacy-Sequels einschlägt, war wahrscheinlich unvermeidlich. Studioauflagen, Erwartungshaltung, die Streaming-Welt da draußen – irgendwo muss das Franchise-Stempelchen ja her. Schade ist nur, dass Ralph Macchios Rückkehr zwar nostalgisch begrüßenswert, aber dramaturgisch eher verschenkt wirkt. Im Vergleich zu William Zabkas kurzem Cameo bleibt Macchios während seiner recht überschaubaren Screentime erstaunlich blass. Jackie Chan hingegen? Der funktioniert, wie sollte es auch anders sein. Ob er nun wirklich der Hausmeister aus dem 2010er-Reboot ist oder nicht – das war mir dann letzten Endes gleich. Seine Szenen haben Gewicht, Humor und ein echtes Herz, wie man das von ihm halt kennt.

Ein bisschen Mut täte gut

Das Bild zeigt Ben Wang in "Karate Kid: Legends" in einer Kampfpose
Nicht nur der Aufstieg zum Champion, es ist der Kampf in der Familie — Karate Kid: Legends | 2025 ©Columbia Pictures
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Gerade deshalb wünschte man sich fast, der Film hätte mehr Mut gehabt, das Erzählte ganz für sich stehen zu lassen. Eben weil Li und seine Mutter immer noch durch schwere Zeiten gehen. Der Tod seines Bruders verfolgt ihn und seine Mutter seiner Leidenschaft, dem Kämpfen, die Schuld daran gibt. Das sind die besten Momente des Films. Wenn ein lockerer, gefühlvoller Sportfilm mit individueller Note, zwischenzeitlich tiefgreifend, nahbar und beinahe traurig wird. Der wohl beste Sportfilm aller Zeiten, Creed (2015), hat eben genau das: Es ist nicht nur der Aufstieg zum Champion, es ist der Kampf in der Familie, der dem Kämpfer das bisschen mehr gibt, um am Ende den aussichtslosen Sieg davonzutragen.

Karate Kid: Legends: Zwischen Trainingsmontage und TikTok-Overkill

Man muss dem Film ja lassen: Karate Kid: Legends sieht streckenweise wirklich klasse aus. Gerade in den ersten zwei Akten gibt’s wenig zu meckern – die Kameraarbeit ist flott, die Farben knallen angenehm, die Schnitte sind schnell, aber nie überfordernd, und auch die klassischen Sportfilm-Vibes kommen an. Trainingsmontage hier, Backstory da, ein bisschen schwitziger Pathos über Verlust und Disziplin – das funktioniert. Und vor allem: Es funktioniert, ohne sich ständig auf die Schulter zu klopfen, wie originell retro man doch sei. Das Erbe von Karate Kid wird durchaus gewürdigt, gerade durch die Art, wie bestimmte Motive modernisiert, aber nicht verramscht werden.

Aber dann kommt der dritte Akt. Und mit ihm … das Turnier. Und mit dem Turnier … der komplette stilistische Zusammenbruch. Plötzlich wirken die Bilder, als hätte jemand dem Cutter ein iPad mit TikTok-Templates gegeben und gesagt: „Mach mal modern.“ Es blitzt und blinkt, Schrift fliegt über den Bildschirm, irgendwelche animierten Pfeile zeigen auf Kämpfer, die gerade „krass“ sind – und du sitzt da und denkst: Bin ich noch im selben Film oder ist das jetzt eine Werbeanzeige für eine TikTok-Fitness-App?

Versteht mich nicht falsch: Ich hab nichts gegen moderne Stilmittel. Ich fand es bei Creed zum Beispiel großartig, wie sich über visuelle Elemente Statistiken bzw. etwas Exposition in die Kämpfe eingeschlichen haben – da wurde Stil zum Ausdruck. Bei Karate Kid: Legends dagegen fühlt es sich an, als hätte ein 12-Jähriger WordArt entdeckt. Out of place. Draufgeklatscht. Komplett tonal daneben.

Wie ein müder Kämpfer: Warum Karate Kid: Legends am Ende zu Boden geht

Auf dem Bild sind Jackie Chan und Ben Wang in einer Szene aus "Karate Kid: Legends" zu sehen
Jackie Chan (links) ist erneut an der Seite des „Karate Kid“ — Karate Kid: Legends | 2025 ©Columbia Pictures

Was mich daran so ärgert, ist nicht nur, dass es mich als Zuschauer rausreißt – es ist vor allem schade, weil der Film bis dahin so viel richtig macht. Die Montage im zweiten Akt? Super. Die Dynamik zwischen Jakob und Li und Mia? Ehrlich und charmant. Selbst die kurzen Szenen mit Jackie Chan und Ralph Macchios sind gelungen eingeflochten. Da sitzt was. Aber das Finale? Ähnlich wie sein Original, irgendwie lieblos hingerotzt. Und das ausgerechnet in einem Sportfilm, der das Potential gehabt hätte mit einem Rockyartigen Finale alles noch zu retten.

Und ich sag’s euch ganz ehrlich: Es tut weh. Weil dieser Film über lange Strecken einer von den Guten war. Nicht überragend, klar, aber aufrichtig, gut gespielt, mit echtem Herz für die Sportfilm-Formel. Und dann knickt er in den letzten zwanzig Minuten einfach weg, wie ein müder Kämpfer, der nicht mehr weiß, warum er überhaupt im Ring steht. Vielleicht war’s das Studio, vielleicht war’s der Zwang zum Legacy-Bombast, oder vielleicht wollte man die Gen-Z einfach mitnehmen. Aber was auch immer es war – es war ein Fehler.

Der heimliche Star – Ben Wang gehört die Zukunft

Wenn ich aus Karate Kid: Legends eine Sache wirklich mitgenommen habe, dann diese: Ich will mehr von Ben Wang sehen. Ohne große Vorschusslorbeeren, aber mit einer Präsenz, die hängen bleibt, trägt er diesen Film auf den Schultern – und das mit einer Leichtigkeit, die beeindruckt. Er spielt nicht einfach einen trauernden Jugendlichen mit Kampfsportpotenzial. Er ist dieser Junge: verunsichert, wütend, sensibel – und mit einem leisen, aber entschlossenen Willen zur Veränderung.

Wang gelingt dabei der seltene Spagat, sowohl physisch zu überzeugen als auch emotional glaubhaft zu bleiben. Seine Bewegungen sind keine überkoreografierten Showeinlagen, sondern wirken echt. Wie ein Körper, der sich wehrt, der etwas verarbeiten muss, der lernen will. Und ganz ehrlich: In einigen Momenten dachte ich ernsthaft, der Junge sei mit Jackie Chan verwandt. Die Körpersprache, die Körperspannung, das Timing. Das alles erinnerte verdächtig stark an die goldene Zeit des Kung-Fu-Kinos, als Jackie Chan mit einem Augenzwinkern durch Wände sprang. Und sich dabei noch das Hemd richtig zuknöpfte. Wang bringt genau diese Mischung aus Verspieltheit und Körperkontrolle mit, die so vielen jungen Darstellern heute abgeht.

Ben Wang ist der wahre Gewinn von Karate Kid: Legends

Das Bild zeigt Jackie Chan, Ben Wang und Ralph Macchio
von Links: Jackie Chan, Ben Wang und Ralph Macchio — Karate Kid: Legends | 2025 ©Columbia Pictures
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In einem Film, der gegen Ende visuell komplett eskaliert, bleibt er das emotionale Zentrum. Er zieht das Publikum nicht durch Pathos an sich, sondern durch Authentizität. Und genau das macht ihn so spannend.

Er erinnert mich an Michael B. Jordan in seinen Fruitvale Station– oder frühen Creed-Tagen. Einer, der nicht glänzt, weil ihm das Drehbuch dauernd auf die Schulter klopft, sondern weil man ihm einfach alles abnimmt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich der ganze Film durchgängig begeistert hat – aber Ben Wang? Der war durchgehend stark. Und ich hoffe sehr, dass Hollywood das auch merkt.

Denn so sehr ich mich über das visuelle Chaos im letzten Akt ärgere – wenn Karate Kid: Legends der Film war, mit dem Ben Wang in die erste Liga aufgestiegen ist, dann war’s das wert.

Fazit – Ein Schlag in die Magengrube, einer ins Herz

Karate Kid: Legends ist ein Film, der mich überrascht, geärgert und irgendwie auch berührt hat. In seinen besten Momenten ist er ein ehrlicher, rührender, fast klassischer Coming-of-Age-Film mit sportlichem Kern. Einer, der sich traut, langsam emotional Fahrt aufzunehmen, bevor er – leider – gegen Ende den Notausgang Richtung TikTok-Klicks nimmt. Es ist fast tragisch, wie sehr sich der Film selbst verrät, nur um irgendwie „zeitgemäß“ zu wirken.

Aber vielleicht bin ich auch einfach zu alt für den Scheiß. Vielleicht ist das hier der Punkt, an dem mir das Franchise – das nie wirklich mein Franchise war – plötzlich sehr viel bedeutet. Gerade weil ich merke, dass es mich langsam loslässt. Die bunten Overlays, die hektisch geschnittenen Visuals, die augenverdrehende TikTok-Ästhetik – all das schreit: Wir sind nicht mehr für dich gemacht. Und das tut weh. Aber es ist auch okay.

Denn mittendrin steht Ben Wang, der dem Ganzen Seele einhaucht. Und da sind echte Emotionen, echte Dynamik, echtes Kino, bevor der Film sich in seinem Legacy-Finale verzettelt. Ja, das ist kein perfekter Film. Ja, er verschenkt seine Chancen. Aber er macht auch vieles verdammt richtig – und das oft genug, um mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Zwischen Nostalgie, Neuanfang und visueller Reizüberflutung bleibt mir vor allem eines hängen: ein junger Schauspieler, der mir Hoffnung macht. Und ein Genre, das lebt – selbst wenn es manchmal nicht mehr weiß, wie es aussehen will.

Karate Kid: Legends ist wie ein Sprungkick ins eigene nostalgische Filmgedächtnis. Nicht ganz sauber ausgeführt, aber mit genug Herz, um zu treffen.

Werdet ihr euch den Film „Karate Kid: Legends“ im Kino ansehen?


TRAILER: ©Columbia Pictures | Sony

Das Bild beschreibt Cast und Crew des Films "Karate Kid: Legends"

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Andere Meinungen zu Karate Kid: Legends:

Jaschar Marktanner von film-rezensionen.de
„Karate Kid: Legends“ scheint nicht so recht zu wissen, ob er eine Hommage an die Vergangenheit oder ein Schritt in die Zukunft sein möchte. Fans des Franchises wird wohl genügend geboten, um über Schwächen hinwegzusehen, alle anderen suchen sich lieber einen besseren Einstieg ins Franchise. 5 von 10 Punkte.

Patrick Heidmann von epd film
Die erneute Wiederbelebung des 80er-Jahre-Franchise vereint Elemente und ­Personal aus gleich mehreren Abschnitten seiner Geschichte. Ralph Macchio und Jackie Chan geben das ungleiche Mentorenduo des neuen Kampfsport-Teens. 2 von 5 Sterne.

Axel Timo Purr von Artechock
Jonathan Entwistles Wiederaufnahme des Karate-Kid-Franchises ist eine gelungene Umarmung von Vergangenheit und Gegenwart und ein Familienfilm, der dramaturgisch zwar nichts Neues erfindet, aber Spaß macht und berührt.

Antje Wessels von Wessels Filmkritik
Spaß, Tempo, Action – „Karate Kid: Legends“ überzeugt als eine der Überraschungen des Kinojahres 2025 mit all diesen Zutaten und legt noch eine große Schippe Herz obendrauf.

Pressematerial: Karate Kid: Legends | 2025 ©Columbia Pictures | Sony Pictures

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