Die „Superman„-Filme mit Christopher Reeve kennen vermutlich viele, doch was ist mit seiner Cousine „Supergirl“ aka Kara Zor-El? Selbst mir war bis vor kurzem nicht bekannt, dass Ilya Salkind, der Produzent der ersten drei Superman-Filme, auch einen Supergirl-Film gemacht hat. Jedenfalls hat Plaion den Film in einer brandneuen Fassung auf Blu-Ray nach Deutschland gebracht. In der folgenden Kritik erfahrt ihr, ob sich der Kauf lohnt und wie ich den Film finde.
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Ein Beitrag von: Maddin
Worum geht es in „Supergirl“?
„Supergirl“ erzählt die Geschichte von Kara Zor-El (Helen Slater), die aus der Stadt Argo City stammt und auf die Erde reist, um das Omegahedron, die Energiequelle ihrer Heimat, zurückzuholen. Dort entdeckt sie ihre übernatürlichen Kräfte und nimmt die Identität von Linda Lee an, um ihre Herkunft zu verbergen. Währenddessen findet die Hexe Selena (Faye Dunaway) das Omegahedron und nutzt es für ihre dunklen Machenschaften. Kara muss sich gegen Selena behaupten, um ihre Stadt zu retten und ihre wahre Bestimmung zu erfüllen.
Bevor wir mit der Kritik beginnen ein Hinweis in eigener Sache:
Wir möchten uns hier ganz herzlich bei Plaion bedanken, welche uns ein Rezensionsexemplar der neuen Blu-Ray-Version von „Supergirl“ zur Verfügung gestellt haben. Über diese kann ich auch nur sagen, dass sie alle Fanherzen höher schlagen lässt. Die beiden Disks enthalten nicht nur den Director’s Cut sondern auch die auf 91 Minuten gekürzte Kinofassung sowie die 125 Minuten lange internationale Langfassung. Daneben gibt es noch weitere Extras auf den Blu-Rays: Ein 50 Minuten langes Making-of, ein Audiokommentar von Regisseur Jeannot Szwarc, Storyboards, diverse Trailer sowie eine Bildergalerie mit Postern und anderen Werbematerialien.

„Supergirl“ lebt von Helen Slater

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Fangen wir mit dem besten am Film an: Die damals blutjunge Helen Slater brilliert mit 19 Jahren in ihrer ersten Filmrolle. Sie wurde unter 350 jungen Mädchen gecastet und meistert ihre Rolle bravourös. Sie strahlt nicht nur im Film diese zauberhafte und begeisternde Naivität aus, sondern scheint dies auch sonst zu tun. Im Making-of zum Film kann ich zumindest diesen Eindruck gewinnen, dass sie eine sehr offene und leicht zu begeisternde Person ist (sogar an ihrem Training scheint sie Spaß zu haben …). Lustigerweise spielt Slater in der „Supergirl-Serie“ von 2015 die Ziehmutter Eliza Danvers von Supergirl aka Kara Danvers (gespielt von Melissa Benoist).
Die Besetzung ist ansonsten aber auch gar nicht mal schlecht: Ihre Gegenspielerin, die Hexe Selena, wird von Faye Dunaway gespielt. Dunaway ist bekannt als Bonnie im Film „Bonnie und Clyde“ von 1967 oder aus dem Film „Chinatown“ von 1974, wo sie eine Femme Fatale an der Seite von Jack Nicholson spielt. Der Zauberer Zaltar, Karas Mentor und Gründer der Stadt Argo, wird gespielt von Peter O’Toole. Dieser ist bekannt als der titelgebende Held in „Lawrence von Arabien“ (1962) sowie Priamos im Film „Troja“ von 2004. Als Brücke zu den Superman-Filmen ist auch Marc McClure in seiner Rolle als Jimmy Olsen dabei. Christopher Reeve sollte ursprünglich auftauchen, konnte es aber leider zeitlich nicht einrichten, weshalb es nur einen Mini-Cameo in Posterform gibt.
Jedenfalls geben sich alle Schauspieler:innen durchaus Mühe. Slater strahlt großes Charisma aus, Dunaway und O’Tool spielen ihre Szenen routiniert herunter und der Rest macht ebenfalls einen guten Job. Die Probleme liegen meiner Meinung nach auch eher im Drehbuch und an den Dingen, die sie sagen oder machen müssen.
Eine böse Hexe, die die Welt beherrschen will

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Hauptgegnerin für Supergirl ist die bereits erwähnte Hexe Selena. Sie bekommt die Energiequelle der Stadt Argo in ihre Hände und versucht nun mittels schwarzer Magie die Erde zu beherrschen. Supergirl versucht dies zu verhindern. Leider gibt es dabei so einige Ungereimtheiten und Logiklöcher. So wird Kara zwischendurch von Selena in die Phantom-Zone verbannt und ich frage mich, woher Selena davon weiß? Hier erklärt der Film manchmal etwas zu wenig. Alles passiert einfach und muss dann akzeptiert werden.
Der mit 139 Minuten extra lange Director’s Cut aus dem Jahr 2000 kämpft auch mit so einigen Längen. Gefühlt wird Kara ständig abgelenkt und konzentriert sich nicht richtig auf ihr Ziel. Wobei das damit erklärt wird, dass Selena das Omegahedron in einem Gefäß aus Blei aufbewahrt, wodurch Kara es nicht sehen kann.
Aber auch der Endkampf macht aus meiner Sicht kaum Sinn, denn Selena lässt etwa den Boden erbeben, was der fliegenden Supergirl eigentlich egal sein könnte. Auch ist Supergirl ähnlich schnell wie ihr Cousin Superman, was sogar später im Kampf demonstriert wird. Realistisch gesehen müsste der Kampf also deutlich schneller zu Supergirls Gunsten zu Ende gehen.
Generell hätte ich in einem Film, der im gleichen Universum spielt wie Superman I-IV jetzt nicht erwartet Hexen und Zauberer gegeneinander antreten zu sehen.
„Supergirl“ setzt auf praktische Effekte

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Allerdings kommen diese Effekte in keinster Weise an die Superman-Filme heran. Zum Beispiel beeindruckt mich die Kulisse der kryptonischen Stadt Argo nicht sonderlich. Der Baustil weicht hier auch sehr stark von der kristallinen Struktur von Krypton ab. Auch ist etwas unklar, was mit „Innerer und äußerer Weltraum“ gemeint sein könnte. Ist Argo etwa in sowas wie der „Quantenwelt“? Wenn Kara dann Argo verlässt sehen wir verschiedene Farbverläufe, was anscheinend sowas wie das Universum sein soll und sie hüpft dann aus dem Wasser auf der Erde. Liegt Argo also doch nicht im Universum, sondern in einem See auf der Erde?
Am aufwändigsten ist vermutlich eine komplett im Studio gebaute Straße in Midvale (Illinois). Hier wird beispielsweise die Bagger-Verfolgungsjagd gedreht. Der Film setzt, mangels CGI, sehr viel auf praktische Effekte, die mich aber in der Regel wenig beeindrucken. Am eindrücklichsten finde ich da noch den riesigen Berg mit Selenas Schloss am Ende oder das von ihr beschworene Schatten-Monster. Beides ist aber nur sehr kurz zu sehen. Schön anzusehen und ebenfalls eine aufwändige Kulisse ist die Phantomzone. Diese sieht schön düster und dreckig aus und fordert Kara auf vielfältige Weise heraus. Lustigerweise hatten Slater und O’Toole bei den Dreharbeiten große Probleme mit dem ihnen ins Gesicht wehenden Wind. Sie konnten in ihrer Ausbruchsszene kaum etwas sehen und wären fast hingefallen.
Gelungen finde ich auch die Flugsequenzen, die vor allem in der Nachbearbeitung des Director’s Cut nochmal etwas mehr gewinnen und sogar dort besser aussehen als viele Flugszenen von Superman.
„Supergirl“ und Feminismus?

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Also so wirklich feministisch finde ich den Film insgesamt nicht. Mag auch damit zu tun haben, dass mit Jeannot Szwarc („Der weiße Hai 2“, „Smallville“) ein Mann Regie führt. Auch wenn sie als Heldin bereits heraussticht und sicher ein Vorbild für viele junge Frauen der Zeit ist, kommt der Film doch nicht umhin ihr eine Liebesgeschichte anzudichten. Außerdem muss sie ständig von Männern gerettet oder unterstützt werden. Sei es Zaltar oder ihr Liebhaber Ethan (Hart Bochner).
Apropos: Die Liebesgeschichte finde ich sehr komisch und Ethan hat gute Stalker-Qualitäten. Was macht Kara als er ihr bis auf den alten, düsteren Rummel folgt? Ihm ihren Namen verraten… Hat vermutlich auch damit zu tun, dass sie mit den Gefahren für Frauen auf der Erde noch nicht so vertraut ist. Auch über ihr Kostüm, was mit dem sehr kurzen Rock für meinen Geschmack etwas zu freizügig geraten ist, lässt sich sicherlich streiten.
Allerdings bleibt der Fakt, dass sie eine mächtige Frauenfigur ist, die mit ihrem männlichen Alter-Ego Superman durchaus mithalten kann.
Fazit zu „Supergirl“
„Supergirl“ ist ein Produkt seiner Zeit. Vielleicht wurde er damals als feministisch angesehen, heute ist er das eher weniger. Allerdings überzeugt Helen Slater in ihrem ersten Film und auch die restliche Besetzung ist gut. Die Effekte sind solide, kommen aber nicht an die Superman-Filme oder andere Filme ihrer Zeit heran. Auch die Geschichte mit Hexen und Zauberern will irgendwie nicht so richtig ins Superman-Universum passen.
Auf Grund dieses verschwendeten Potenzials kann ich leider nur gut gemeinte 4,5 von 10 Punkten geben.
Kennt ihr den Film? Werdet ihr euch die Blu-Ray von „Supergirl“ zulegen?
TRAILER: © Warner Bros. | Plaion | Pueblo Film AG Productions | Rotten Tomatoes Classic Trailers


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MADDIN – Filmkritiker
Schon als Kind bin ich von Star Wars begeistert. Mein erster bewusst wahrgenommener Kinobesuch ist die Sichtung von Star Wars Episode I und mein 9-jähriges Ich war hellauf begeistert. Noch heute hat dieser Film einen großen Platz in meinem Herzen. Generell mag ich insbesondere SciFi-Filme und Fantasy (Herr der Ringe). Seit 2021 mache ich Letterboxd unsicher und seitdem hat sich mein Filmgeschmack auf alle möglichen Genres ausgedehnt. Sogar an Horrorfilme traue ich mich vermehrt heran.
Pressestimmen zu „Supergirl“:
Sven Maier von Filmstarts.de
Das Problem liegt aber einzig und allein am Drehbuch. Die Figuren erscheinen vollkommen unglaubwürdig. Das gilt auch für Supergirl, von der man nur weiß, dass sie Argo City retten muss. Für die Hauptfigur ist das zu schwach. Über die blassen Charaktere können somit nicht einmal die Spezialeffekte hinwegretten. Die Grundlage für den ganzen Film ist das Omegahedron. Eine Deus Ex Machina, die sich selbst bedingt. Ohne das Gerät wäre die ganze Geschichte nie geschehen: Kara wäre nie zur Erde gereist. Zaltar wäre nie in die Phantomzone verbannt worden. Selina wäre nie zu irgend einer Macht gekommen. Ethan und Kara hätten sich nie verliebt. Jimmy und Lucy hätten Kara nie kennen gelernt. Und die Welt wäre um eine schwache Comicverfilmung ärmer. 1,0 von 5 Sterne.
Cinema.de
Nix gegen Superheldinnen, aber das Original hat doch mehr Power. Neben Faye Dunaway, die als eine Art Hexe noch ganz amüsant ist, treten Mia Farrow und Peter O’Toole in weiteren Rollen auf.
Fazit: Maue Comicstrip-Verfilmung mit netten Effekten. 3 von 5 Punkte.
Michael Turner von Superheldenkino.de
Netter Superhelden Film mit einer hübschen Helen Slater als Supermans Cousine Supergirl. Selbst für die damalige Zeit aber mit Luft nach oben. 3 von 5 Sterne.
Eine RiMa Koproduktion | Pressematerial: Supergirl | 1984 © Warner Bros. | Plaion | Pueblo Film AG Productions
3 Kommentare
Sehr schön eine Rezension über so einen Film der eben schon älter ist zu lesen. Aber er ist auch ziemlich trashig. Eine Sichtung des Films ist schon lange her, aber der ist nicht in guter Erinnerung. Peter O Tool und Faye Dunaway hatten zu dem Zeitpunkt bereits eine große Karriere. Helen Slater hat nie die große Karriere gemacht, bis auf einige Nebenrollen in bekannten Filmen. Supergirl ist sicherlich ein Grund dafür.
Inwiefern der Film als feministisch galt, weiß ich nicht, damals durchaus möglich. Aber klar, man muss Filme im Kontext ihrer Zeit sehen und das Phänomen Feminismus und andere Sachen in filmen hinein zu interpretieren ist heute sicherlich ausgeprägter. Beispiel Wonder Woman mit Gal Gadot, der auch nicht feministischer als Supergirl ist. Die Comicfigur hat sicherlich mal eine gute Verfilmung verdient, aber ich bin skeptisch, dass der kommende Film da mal neue und interessante Aspekte liefert.
Den hab ich als Kind gemocht, dann Jahre später nochmal gesehen und für schlecht gealtert befunden. Weiß nicht, ob ich den heutzutage nochmal gucken müsste. Freue mich eher übernächste Woche auf den neuen Superman.
@thomashortian gucken muss man ihn heute definitiv nicht mehr. Mir hat er bisher in meiner DC-Filmografie gefehlt. War eine interessante Erfahrung, aber so wirklich gut ist der Film nicht. Das hat auch gar nicht mal so viel mit dem Alter als mit der manchmal diffusen Geschichte zu tun.
Auf Superman freu ich mich auch schon sehr und kommendes Jahr kommt ja auch ein neuer Supergirl-Film.