„Die Vorkosterinnen“ ist der neue Film von Silvio Soldini. Diese italienisch-belgisch-schweizerische Koproduktion beleuchtet ein bisher kaum bekanntes Thema, denn lange wahr unbekannt, dass Adolf Hitler auf der Wolfsschanze Vorkosterinnen hatte. Der Film beleuchtet das Schicksal dieser Gruppe zwangsrekrutierter Frauen. Ob der Film etwas taugt verrate ich euch in der folgenden Filmkritik.
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Ein Beitrag von: Maddin
Worum geht es in „Die Vorkosterinnen“?
Der Film „Die Vorkosterinnen“ spielt im Herbst 1943 und erzählt die Geschichte von Rosa Sauer (Elisa Schlott), die aus dem bombardierten Berlin ins ländliche Ostpreußen flieht, während ihr Mann Gregor an der Ostfront kämpft. Rosa wird von der SS zwangsrekrutiert, um als Vorkosterin für Adolf Hitlers Mahlzeiten zu dienen, um sicherzustellen, dass diese nicht vergiftet sind. Während sie unter strenger Überwachung arbeitet, entwickelt sie Freundschaften und Allianzen mit anderen Frauen, darunter Elfriede (Alma Hasun). Die Handlung beleuchtet die psychologischen und emotionalen Herausforderungen, die mit dieser gefährlichen Aufgabe verbunden sind.
„Die Vorkosterinnen“ – Beklemmend und intensiv

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Eine der ersten Szenen im Film ist so intensiv wie bedrückend: Rosa, gespielt von Elisa Schlott, ist gerade erst mit dem Zug aus Berlin in Ostpreußen angekommen, da steht schon ein Trupp SS-Leute vor dem kleinen Hof ihrer Schwiegereltern. Sie solle bitte sofort mitkommen. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, als ich den angespannten Ausdruck von Rosa sehe, denn wenn die SS vor der Tür steht, kann das sicherlich nichts Gutes bedeuten.
Es gibt gegen Ende im Film nochmal eine ganz ähnliche Szene: Die jungen Frauen werden erneut in einen LKW verladen und wissen nicht wo es hin geht. Werden sie vielleicht hingerichtet? Irgendwo in den Wald gefahren, erschossen und dort verscharrt? Zuzutrauen ist es dem Nazi-Regime jedenfalls.
Und hier liegt auch eine der großen Stärken des Films: Die Zuschauenden wie auch die Protagonistinnen haben die Gräueltaten und Brutalität des Regimes immer im Hinterkopf. So muss Regisseur Silvio Soldini gar nicht so viel explizite Gewalt und Gräuel zeigen. Andeutungen reichen bereits um mir und anderen einen Schauer über den Rücken zu jagen.
Exzellente schauspielerische Leistungen

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Getragen wird der Film vor allem von den tollen Darstellerinnen, welche die Vorkosterinnen spielen. Allen voran Elisa Schlott, welche der emotionale wie erzählerische Kern ist. Bei der Deutschlandpremiere wird ebenfalls betont, dass die Dreharbeiten gar nicht so einfach waren. Wie beim Film üblich, sind die Szenen nicht in chronologischer Reihenfolge gedreht worden. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass die verschiedenen Kulissen an unterschiedlichen Drehorten in Europa sind, sodass teilweise sehr lange Abstände zwischen den Drehs waren.
Schwierige emotionale Achterbahn – Auch für die Schauspielerinnen
Bei der anschließenden Fragerunde während der Premiere erzählt Elisa Schlott außerdem, dass insbesondere eine der Tischszenen sehr anspruchsvoll war, da sie und ihre Kolleginnen dort quasi auf Knopfdruck Emotionen zeigen mussten. Generell seien aber alle Szenen im Vorkosterinnen-Speiseraum intensiv und anstrengend gewesen, da viele Schauspieler:innen auf engem Raum waren und sie sich teilweise sehr konzentrieren mussten, um im richtigen Augenblick auch die richtige Emotionen zu zeigen.
Für Silvio Soldini ist die finale Szene am Bahnhof eine der herausfordernsten, da es viele Komparsen zu kontrollieren galt sowie einen echten Zug. Hinzukommt, dass nur zwei Tage Drehzeit geplant waren, also der Dreh sehr eng getaktet war und das Wetter auch mitspielen musste. Jedenfalls kann ich sagen, dass diese Zug Szene sehr gut gelungen und ziemlich beeindruckend ist. Der Aufwand hat sich also definitiv gelohnt.




„Die Vorkosterinnen“ vermeidet eindimensionale Figuren

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Eine gute Figur macht aber auch Max Riemelt als SS-Offizier Albert Ziegler. Auf den ersten Blick ist seine Rolle ein strammer Nazi, der nochmal harscher als seine Kollegen ist. Doch der Film belehrt uns eines besseren, denn es zeigt sich, dass sogar so ein strammer Nazi Alpträume über die Gräueltaten im Osten hat. Einsicht ist bei ihm zwar nicht Vorhanden, doch er zeigt gegenüber Rosa immer wieder auch mal eine menschlichere Seite.
Generell sind zwar die SS-Soldaten hier sehr streng, wenn es um bestimmte Verhaltensweisen geht, zeigen sich aber sonst eher kollegial und fraternisierend mit den Vorkosterinnen. Sie sind keine kompletten Monster, sondern bleiben Menschen. Ich finde das ist ein sehr wichtiger Punkt, da es zeigt, dass Menschen solche Gräueltaten begehen. Dieser Punkt wird oft vergessen, wenn über die Nationalsozialisten geredet wird: Sie waren ganz „normale“ Menschen, die zu Hause Familie, Freunde oder sogar Kinder hatten und trotzdem diese unmenschlichen Gräueltaten begehen konnten.
Unglaublich aber wahr

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Der Film beruht dabei tatsächlich auf wahren Begebenheiten. Margot Woelk berichtete nach ihrem 95. Geburtstag im Jahr 2012 von ihrer Tätigkeit. Sie ist die einzige überlebende Vorkosterin, da sie ein Oberleutnant kurz vor Kriegsende per Zug zurück nach Berlin schmuggelte. Der Film beruht aber nicht direkt auf ihrer Lebensgeschichte, sondern auf dem italienischen Roman von Rosella Postorino, der 2018 erschien. Da Postorino Woelk nie persönlich treffen konnte schrieb sie über eine fiktive Figur.
Fazit zu „Die Vorkosterinnen“
„Die Vorkosterinnen“ ist ein intensives, auf wahren Begebenheiten beruhendes Drama, dass eine andere Seite des 2. Weltkrieges und der nationalsozialistischen Herrschaft in den Mittelpunkt rückt. Regisseur Silvio Soldini geht dabei unglaublich sensibel mit seinen Figuren um und wird dabei von fabelhaften Schauspieler:innen unterstützt.
Daher vergebe ich sehr gute 8 von 10 Punkten.
Werdet ihr euch „Die Vorkosterinnen“ im Kino ansehen?
TRAILER: © Lumière & Co. | Tarantula Belgique | tellfilm | Busch Media Group


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MADDIN – Filmkritiker
Schon als Kind bin ich von Star Wars begeistert. Mein erster bewusst wahrgenommener Kinobesuch ist die Sichtung von Star Wars Episode I und mein 9-jähriges Ich war hellauf begeistert. Noch heute hat dieser Film einen großen Platz in meinem Herzen. Generell mag ich insbesondere SciFi-Filme und Fantasy (Herr der Ringe). Seit 2021 mache ich Letterboxd unsicher und seitdem hat sich mein Filmgeschmack auf alle möglichen Genres ausgedehnt. Sogar an Horrorfilme traue ich mich vermehrt heran.
Pressestimmen zu „Die Vorkosterinnen“:
Michael Meyns von Filmstarts.de
Mit seinem angestrengten Drama „Die Vorkosterinnen“ gelingt es Silvio Soldini nicht, dem Thema Zweiter Weltkrieg/ Nationalsozialismus im Kino noch einmal neue Aspekte abzugewinnen. Seine (möglicherweise) auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte um eine junge Frau, die als Vorkosterin Hitlers Essen testet, bleibt sowohl inhaltlich als auch stilistisch dünn und variiert so schließlich doch nur altbekannte Klischees und Stereotypen. 2,0 von 5 Sterne.
Oliver Armknecht von film-rezensionen.de
Basierend auf einem Roman erzählt „Die Vorkosterinnen“, wie eine Gruppe von Frauen gezwungen werden, Nahrungsmittel zu testen, um eine Vergiftung von Hitler zu verhindern. Das sehenswerte Drama behandelt mehrere Themen, dient auch als Zeitporträt. Ob es die Liebesgeschichte gebraucht hätte, darüber lässt sich aber streiten. Film Bewertung 7 / 10
Christian Horn von Filmdienst.de
„Die Vorkosterinnen“ vermittelt ein plastisches Gefühl des Ausgeliefertseins in einem autoritären System, was für die besten Momente des Films sorgt. Insgesamt wirken die Dramaturgie und das von sechs Autorinnen und Autoren geschriebene Drehbuch aber zu zerfasert und träge, um den guten Ansätzen wirkliche Durchschlagskraft zu verleihen. Zu viel wird über lange Dialoge erzählt, zu oft schimmert die Konstruktion hinter den Ereignissen durch. So erreicht Soldinis Film nie die Intensität von Andreas Dresens Meisterstück „In Liebe, Eure Hilde“, das einen ähnlichen Ansatz verfolgt, bleibt aber ein solides Geschichtsdrama mit einem individuellen Blickwinkel auf Bodenhöhe.
Eine RiMa Koproduktion | Pressematerial: Die Vorkosterinnen | 2025 © Lumière & Co. | Tarantula Belgique | tellfilm | Busch Media Group
Ein Kommentar
Vielen Dank für diese Empfehlung – ich bin durch einen Flyer auf diesen Film aufmerksam geworden; jetzt muss ich nur noch ein Kino finden, in dem er läuft.