Lady Bird – Wochenendprogramm

Lady Bird: Auf dem Bild ist eine junge Frau mit rotem Haar von der Seite zu sehen

Im heutigen Media Monday habe ich bereits berichtet, was ich am Wochenende zum Teil gesehen habe. Auch den Greta Gerwigs Coming-of-Age Film „Lady Bird“. Hier nun der ausführliche Bericht. Erzählt uns gerne auch, was ihr von dem Film haltet und was ihr am Wochenende gesehen habt.

Ein sehr persönlicher und emotionaler Beitrag von: Riley Dieu Armstark

Worum geht es in „Lady Bird“?

Lady Bird | 2017 ©A24

„Lady Bird“ ist ein Coming-of-Age-Film aus dem Jahr 2017, geschrieben und inszeniert von Greta Gerwig. Die Handlung folgt Christine „Lady Bird“ McPherson, einer rebellischen Teenagerin, die in Sacramento, Kalifornien, lebt und das letzte Jahr an ihrer katholischen Highschool durchläuft.

Lady Bird (Saoirse Ronan), die ihren selbstgewählten Spitznamen statt ihres Geburtsnamens Christine bevorzugt, träumt von einem aufregenden Leben an der Ostküste der USA, weit weg von ihrer Heimatstadt Sacramento. Sie kämpft mit den typischen Teenager-Problemen, darunter Freundschaften, erste Lieben und die Suche nach ihrer Identität.

Die Beziehung zu ihrer Mutter, Marion McPherson (Laurie Metcalf), ist besonders kompliziert. Marion arbeitet hart als Krankenschwester, um die Familie zu unterstützen und hat hohe Erwartungen an ihre Tochter. Ihr kontrollierendes und manchmal kritisches Verhalten führt zu häufigen Konflikten mit Lady Bird.

Während des Schuljahres verliebt sich Lady Bird zum ersten Mal und bewirbt sich trotz der finanziellen Schwierigkeiten der Familie heimlich an Colleges an der Ostküste.

Die Herausforderung des Erwachsenwerdens: Warum Coming-of-Age-Geschichten mich kalt lassen

Lady Bird: Auf dem Bild ist ein Mädchen, das aus einer Tür herausschaut und gerade mit einem Jungen spricht
Das Bild zeigt zwei junge Frauen und einen jungen Mann. Eine der beiden Frauen gibt den anderen gerade Regieanweisungen
Lady Bird: Das Bild zeigt zwei junge Frauen, die auf einer Couch sitzen. Die eine trägt ein rotes Ballkleid, die andere ein gelbes Longshirt. Die Person im Longshirt weint gerade, die andere tröstet sie
Auf dem Bild ist eine Gruppe Mädchen, die beten. Im Fokus ist ein Mädchen mit einem rosa Gibsarm
Lady Bird: Das Bild zeigt eine junge Frau und ihre Mutter, die mit dem Rücken zu uns auf einem Bett sitzen und sich unterhalten
Lady Bird: Auf dem Bild ist ein Mädchen, das die Stirn gerunzelt hat und auf einer karierten Couch sitzt
Das Bild zeigt eine junge Frau mit rot rosa Haaren
Lady Bird: Auf dem Bild sind zwei Frauen, die nebeneinander her gehen. Eine davon trägt eine Sonnenbrille, Kopfhörer um den Hals und eine Bauchtasche
Das Bild zeigt eine junge Frau, die an einer Hauswand eines Ladens lehnt

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Zugeben ist Coming-of-Age ein Genre mit dem ich nicht wirklich warm werde. Meistens handelt es sich hierbei um Geschichten um junge Menschen, die erwachsen werden. Sie erleben ihre erste Liebe, finden Freund:innen auf der Schule oder haben einen tollen Sommer, der sie irgendwie reifen lässt. Das ganze gibt mir persönlich gar nichts, denn meiner Meinung nach ist die Handlung doch relativ beschränkt und hat selten eine brauchbare Pointe.

Zudem habe ich diesen Prozess selbst durchlebt, hatte ich auch keine relativ fröhliche Kindheit und keine einfach Jugend. Tatsächlich ist es für mich nachvollziehbar, wie man als Teenager den gewöhnlichen Selbstfindungsprozess durchläuft. Mir blieb das auf vielerlei Ebenen verwehrt, ich durfte nicht ich selbst sein oder wurde gebremst mich zu entfalten. Dinge, die mich jetzt noch beschäftigen. Allerdings ist auch die Frage, wann ist der Selbstfindungsprozess zu Ende? Können wir uns nicht immer wieder neu entfalten, zu neuen Schmetterlingen werden, die die Welt erkunden? Nichts spricht dagegen. Möglicherweise ist aufgrund dieser eigenen Erlebnisse auch eine gewisse Abneigung gegenüber des Genres da, weil ich mich selbst damit nicht auseinander setzen möchte. Oder konnte.

Wie mich „Lady Bird“ emotional erreicht hat

Was mir bei „Lady Bird“ allerdings zugesagt hat, war vor allem die Protagonistin, die so unglaublich sympathisch war. Saoirse Ronan, die ich das erste Mal in „Abbitte“ sah, hat sich inzwischen zu einer meiner Lieblingsdarstellerinnen gemausert. Dazu kommen die wunderbaren Nebencharaktere, die auf ihre Art alle einzigartig sind. Besonders Beanie Feldstein liefert hierbei eine tolle Performance ab. Natürlich kennt man inzwischen das schauspielerische Talent von Timothée Chalamet, der später auch in Greta Gerwigs „Little Woman“ an der Seite von Saoirse Ronan zu sehen war. Bei dem Film führte ebenfalls Greta Gerwig Regie.

Zusätzlich wird in „Lady Bird“ eine komplexe Mutter-Tochter-Beziehung präsentiert, die mir emotional nahe ging. Selbst aufgewachsen mit einer eher emotional distanzierten und kühlen Mutter, konnte mich hierbei wieder finden. Auch wenn ich weiß, dass mich meine Mutter tief in ihrem Inneren liebt, hat sie es mir herzlich wenig gezeigt. Einige Konversationen der beiden, konnte ich exakt aus dem Film in mein Leben setzen, das schmerzt. Allerdings fühlte ich mich auch ein bisschen verstanden.

Zusätzlich liefert „Lady Bird“ auch den tieferen Gedanken, das Zuhause wahrzunehmen, in dem man ist. Auch hier fühlte ich mich emotional angesprochen, denn ich strebe auch jederzeit nach einer aufregenderen Gegend. Zusätzlich hatte ich nie wirklich ein Heimatgefühl, weil ich mich selbst nie irgendwo dazu gehörig fühle. In Baden-Württemberg geboren und früh umgesiedelt nach Bayern, fühle ich mich hier nie richtig angekommen. In Baden-Württemberg aber auch nicht wirklich zugehörig. Es ist ein zwischen den Stühlen sitzen, ein Schwebezustand. Lady Bird stellt sich ähnlichen Fragen, sehnt sie sich nach Unabhängigkeit und der großen Stadt, während ihr Sacramento so trostlos und langweilig vorkommt.

Wie mich „Lady Bird“ visuell begeistert

Das Bild zeigt betende Mädchen, die in der Kirchenbank sitzen. Ein Mädchen trägt einen rosa Gipsarm und schaut nach nachdenklich
Lady Bird: Auf dem Bild ist ein Junge und ein Mädchen vor einer Backsteinwand. Er hält liebevoll ihr Gesicht in seinen Händen
Das Bild zeigt eine junge Frau, die in einer geöffneten Tür sitzt und nachdenklich wirkt
Lady Bird: Auf dem Bild sind zwei Junge Frauen in Schuluniform. Die links im Bild trägt einen rosa Gipsarm
Auf dem Bild ist eine junge Frau und ein junger Mann. Sie erklärt gerade etwas und er lacht
Lady Bird: Auf dem Bild ist eine junge Frau mit hellroten Harren, die gerade im Auto sitzt
Das Bild zeigt eine junge Frau in Schuluniform, die vor einem Schreibtisch sitzt
Lady Bird: Das Bild zeigt eine junge Frau, die vor einer karierten Couch bäuchlings auf dem Boden liegt und mit den Armen den Oberkörper hoch stützt

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Neben dem Plot, der mich emotional mitriss und den sympathischen Charakteren, bietet „Lady Bird“ auch eine tolle Optik. Angefangen bei den roten Haaren von Lady Bird, bis hin zu ihrer pinken Zimmerwand. „Lady Bird“ bietet ein angenehmes Farbbild und schöne, kleine Details, wie das hübsche blaue Haus in der Straße auf dem Schulweg. Sam Levys Kameraarbeit ist stark von einem natürlichen, fast dokumentarischen Stil geprägt. Levy und Gerwig entschieden sich für eine filmische Sprache, die Authentizität und Intimität vermittelt. Die Wahl von warmen Farbtönen und natürlichem Licht verstärkt die nostalgische und persönliche Atmosphäre des Films.

Ein bedeutendes Merkmal der Kameraarbeit ist der Einsatz von Handkamera und statischen Einstellungen. Sam Levy verleiht vielen Szenen eine gewisse Unmittelbarkeit und Intimität, was dem Publikum ermöglicht, eine engere Verbindung zu den Figuren und deren Emotionen aufzubauen. Die statischen Einstellungen zeichnen gut das Bild der Ruhe und den Alltag der Charaktere. Die Kamera folgt oft dem Gesichtsausdruck und den Bewegungen der Protagonistin, was Zusehende erlaubt, ihre emotionale Reise hautnah mitzuerleben. Somit konnte mich „Lady Bird“ auch auf visuelle Weise sehr begeistern.

Fazit zu „Lady Bird“:

Obwohl das Coming-of-Age-Genre oft auf mich wenig Anklang findet, konnte „Lady Bird“ eine bemerkenswerte Ausnahme darstellen. Die sympathische Protagonistin und die einzigartigen Nebencharaktere, die von talentierten Schauspieler:innen wie Saoirse Ronan und Beanie Feldstein verkörpert werden, haben mich emotional berührt. Besonders beeindruckend war die komplexe Mutter-Tochter-Beziehung, die viele Parallelen zu meinen eigenen Erfahrungen aufwies.

Der Film schafft es zudem, tiefere Themen wie das Gefühl von Heimat und die Suche nach Zugehörigkeit aufzugreifen, was mich persönlich ansprach. Auch die visuelle Gestaltung von „Lady Bird“ ist bemerkenswert. Die natürliche Kameraarbeit von Sam Levy und die bewusste Wahl von Farben und Licht tragen dazu bei, eine authentische und intime Atmosphäre zu schaffen.

Insgesamt hat „Lady Bird“ es geschafft, mich sowohl emotional als auch visuell zu begeistern, und zeigt, dass das Coming-of-Age-Genre trotz persönlicher Vorbehalte kraftvolle und bewegende Geschichten erzählen kann.

Was habt ihr am Wochenende geschaut?


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RILEY – Chefredakteur:in
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 15 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber:in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.

Passion of Arts

 

Andere Meinungen zu „Lady Bird“

Marius Joa von Vieraugen Kino
Lady Bird erzählt die Geschichte seiner Protagonistin in deren letzten Schuljahr so lebensecht und authentisch wie es nur geht. 9 von 10 Punkten.

Franziska von Adoring Audience
Erwachsenwerden ist gar nicht so einfach. Vielleicht gibt es auch deshalb so viele Coming-of-Age-Filme. Das neueste filmische Werk dieses Subgenres ist der Film LADY BIRD von Greta Gerwig. Lady Bird heißt eigentlich Christine McPherson (Saoirse Ronan) und ist 17 Jahre alt. Sie lebt mit ihrer Familie in Sacramento und ist von ihrem Leben einfach nur genervt. Auch wenn sie ein gutes Verhältnis zu ihrer Familie hat, gerät sie immer wieder mit ihrer Mutter (Laurie Metcalf) aneinander.

Filmlichter
Ein wunderbarer Film, dessen größter immer wieder zu lesender Kritikpunkt, er sei „nicht Neues“ in meinen Augen ins Leere läuft. Der Film arbeitet absichtlich mit Schablonen, nicht um sie zu widerlegen oder zu untergraben, sondern sie mit wahrhaftigen Charakteren zu füllen. Die wirkliche Leistung des Films ist wie leicht er das wirken lässt.

Bildmaterial: Lady Bird | 2017 ©A24

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6 Kommentare

  1. „Lady Bird“ hat mich damals vor sechs Jahren beim Kinobesuch mit seiner authentischen Geschichte, ohne konstruierte Wendungen, voll überzeugt.
    https://www.kino.vieraugen.com/kino/lady-bird/

    Gesehen habe ich außer vielen Comics, Verlagsständen und Ausstellungen auf dem Comic-Salon Erlangen nicht viel. Aber im Rahmen des dortigen „Comic Film Festivals“ dann doch einen Film, nämlich „Sultanas Traum“ von Isabel Herguera. In dem wunderschönen Animationsfilm geht es um Ines, die in Indien auf das titelgebende Buch stößt, welches eine feministische Utopie enthält, in welcher die Frauen das Sagen haben und die Männer zuhause bleiben. Quasi wie Barbieland im Film „Barbie“, nur ca. 100 Jahre vorher. Diese Geschichte gibt es übrigens wirklich und sie wurde von der bengalischen Frauenrechtlerin Rokeya Sakhawat Hussain 1905 veröffentlicht.

    1. @medienhobbit

      Ach sieh mal wie verpeilt ich bin. Hab gar keine „Anderen Meinungen“ geteilt. Füge deine dann noch an. Finde es auch so gut, dass der keine konstruierten Wendungen hat. Das nervt mich meistens an diesen Coming-of-Age Dingern.

      „Sultanas Traum“ hört sich ja interessant an. Den setze ich mir mal auf die Watchlist.

      1. Kein Problem. Ich freue mich immer sehr, wenn du beim Veröffentlichen deiner Review meine ggfs. vorhandene auch verlinkst. Und falls nicht, dann kann ich dich ja erinnern 😉

        „Sultanas Traum“ hatte im März einen regulären Kinostart. Im Heimkino/Stream ist der Film aktuell noch nicht erschienen.

  2. Schöne Kritik zu Lady Bird, sehe ich auch so.

    Ich habe zwei Filme am Wochenende gesehen die ich toll fand.

    Godzilla Minus One: Ein Godzilla Film aus den japanischen Toho Studios, aus dem das Original kommt. Japan gegen Ende des zweiten Weltkriegs. Tokio ist durch amerikanische Bomben zerstört, die Gesellschaft traumatisiert und am Boden, dann taucht auch noch Godzilla auf. Dieser Godzilla ist ganz weit weg von dem Hollywoodquatsch der auch noch den Hohlerdeblödsinn feiert. Godzilla Minus One hat eine emotionale Geschichte im Mittelpunkt, ist vielschichtig und dieser Godzilla verbreitet wirklich Angst und Schrecken. Für mich wird der einzig wahre Godzilla auch immer aus Japan kommen, da bin ich konservativ.

    Mars Express: Ein Anime aus Frankreich und in dem Punkt bin ich nicht konservativ besonders wenn er so gut ist. Eine Detektivin muss in der Marsstadt Noctis eine verschwundene Robotertechnikerin aufspüren. Der Film sprüht vor kreativen Ideen die zukünftig auch so vorstellbar sind. Endlich wieder einmal richtige Science Fiction und Cyberpunk im besten Sinne. Auch eine spannende Kriminalgeschichte die sich immer weiter aufbaut. Leider bekommt man die Kombination aus Science Fiction und Krimi viel zu selten zu sehen.

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