Heldin – Filmkritik

Passion of Arts: Heldin - Filmkritik

Das Gesundheitswesen steht seit Jahren unter Druck und doch wird die harte Realität des Klinikalltags nur selten so intensiv auf die Leinwand gebracht wie in „Heldin“. Regisseurin Petra Biondina Volpe schafft es, den Zuschauenden mitten in eine kräftezehrende Schicht einer Krankenschwester zu versetzen, die zwischen Überforderung, Verantwortung und persönlicher Hingabe jongliert.

Mit einer eindringlichen Performance von Leonie Benesch und einem realistischen Blick auf die täglichen Herausforderungen von Pflegekräften ist „Heldin“ ein Film, der nachhallt und vielleicht auch zum Nachdenken anregt. Warum dieses Drama für mich eines der bewegendsten Berlinale-Highlights ist, erfahrt ihr in meiner Filmkritik.

Ein Beitrag von: Maddin

Worum geht es in „Heldin“?

Der Film „Heldin“ erzählt die berührende Geschichte einer engagierten Pflegefachfrau, die in einem Krankenhaus arbeitet und mit den Herausforderungen ihres Berufsalltages konfrontiert wird. Während sie versucht, allen Ansprüchen gerecht zu werden, sieht sie sich mit immer größeren persönlichen und beruflichen Belastungen konfrontiert. Das Drama beleuchtet einfühlsam die Grenzen von Verantwortung und Selbstaufopferung und bietet einen tiefgründigen Einblick in die Welt des Gesundheitswesens.

Der bebilderte Pflegenotstand

Leonie Benesch als Krankenschwester im Krankenhaus.
Heldin: Leonie Benesch als Krankenschwester spricht mit einem sehr alten, schwerkranken Patienten und dessen Tochter.
Leonie Benesch als Krankenschwester mit einem Patienten im Fahrstuhl.

Auch interessant: 5 Drama-Filme, die zum Nachdenken anregen

Passion of Arts, Star Wars, EMP Merchandise. Das Bild zeigt T Shirts und Jacken mit Star Wars Motiven

Leonie Benesch hat einen Lauf. Nach dem bereits sehr berührenden „Das Lehrerzimmer“ kann sie in einem weiteren realitätsnahen Drama punkten. Diesmal spielt sie eine Krankenschwester, die in einer immer weiter eskalierenden Spätschicht an die Grenzen gebracht wird. Es wäre nur halb so krass, wenn das Geschehen auf der Leinwand komplett erfunden wäre. Das meiste was gezeigt wird kann aber wirklich so passieren: Eine Station ist nur mit 2 Krankenschwestern sowie einer Anwärterin besetzt. Das heißt sich um ungefähr 10 Patient:innen kümmern und dann auch noch eine Anwärterin ausbilden.

Jede der Patient:innen ist auch auf auf seine / ihre Weise herausfordernd. Sei es die Demenzpatientin mit Verstopfung, die diversen Patient:innen, welche von einer Operation kommen, Menschen die auf ihren Befund warten, ein reicher Privatpatient, der seine Privilegien einfordert, oder kurzfristige Terminänderungen durch andere Stationen bzw. plötzliche Neuzugänge aus der Notaufnahme.

Krankenschwester = Mädchen für alles?

Wobei ich mich hier schon frage, warum Leonie Beneschs Figur wirklich alles machen muss: Vom Telefonieren bis zum Patiententransport. Zumindest das letztere sollte doch eigentlich der Transportdienst im Krankenhaus übernehmen. Ich selbst habe während meines Zivildienstes (muss ungefähr in der Steinzeit gewesen sein…) genau eine solche Tätigkeit gemacht: Patient:innen von den Stationen zu ihren Untersuchungen fahren.

Auch eine Leiche transportiert Floria Lind (Benesch) selbst (mit Unterstützung) in den Keller. Auch dies habe ich tatsächlich während meines Zivildienstes gemacht. Auf Verlangen des Privatpatienten kocht Floria sogar eine Kanne Tee. Dies sollte eigentlich auch nicht ihre Aufgabe sein. Es kann natürlich sein, dass es in manchen Krankenhäusern so krassen Personalmangel gibt, dass solche nicht medizinischen Tätigkeiten auch von den Schwestern mitgemacht werden müssen…

Leonie Benesch in Bestform

Heldin: Leonie Benesch als Krankenschwester transportiert einen Patienten durch die Flure eines Krankenhauses.
Heldin: Ein Stationspfleger übergibt nach Schichtende an eine Krankenschwester, die ihn ablöst.
Leonie Benesch als Krankenschwester telefoniert. Hinter hier ebenfalls telefonierend ein Patient und seine Frau.

Auch interessant: Die Saat des heiligen Feigenbaums – Filmkritik

Um nochmal auf Leonie Benesch zurückzukommen: Sie macht das hier, wie bei „Das Lehrerzimmer„, sehr gut. Die durchlebte Gefühlsachterbahn fahrt hinterlässt deutliche Spuren in ihrem Gesicht. Mal wirkt sie merklich angefasst, dann wieder emotional gerührt oder eben auch mal wütend oder fast hysterisch lachend. Alles Emotionen, die sie sehr natürlich und nachvollziehbar darstellen kann.

In einem Interview betont sie, dass sie sich vorher gut habe instruieren lassen, damit die Handgriffe realistisch aussehen. Ich finde das ist auch gut zu sehen. Alles wirkt auch so, als wäre sie wirklich eine echte Krankenschwester.

Die schauspielerischen Leistungen abseits von Benesch sind auch allesamt gelungen. Sie sind sogar so gut, dass ich die meiste Zeit gar nicht wahrnehme, dass dies überhaupt Schauspiel ist.

Held:innen des Gesundheitssystems

Leonie Benesch als Krankenschwester, im Hintergrund ein Patient im Krankenbett.
Heldin: Eine Krankenschwester spricht mit einer älteren Patientin am Krankenbett.
Heldin: Eine Krankenschwester sitzt in einem Umkleideraum.
Heldin: Eine Krankenschwester spricht mit einem im Bett liegenden Patienten.

Der Film verficht einen Realitätsanspruch, den ich bisher selten im Kino gesehen habe. Der schon erwähnte „Das Lehrerzimmer“ kommt mir direkt wieder in den Kopf. Alles wirkt hier so echt, da wir Benesch fast 1 zu 1 verfolgen, mit nur wenigen Unterbrechungen. Klar ist die Lage nochmal etwas komprimierter und zugespitzter. Nicht jede Schicht im Krankenhaus ist so. Aber es gibt sicherlich Schichten, die dem nahe kommen.

In diesem Sinne ist dies eine eindeutige Verbeugung vor all den Menschen die unser Gesundheitssystem am Laufen halten. Egal ob im Krankenhaus, in Pflegeeinrichtungen oder Arztpraxen. Diesen Menschen möchte ich hier auch ein ganz großes und dickes Dankeschön aussprechen. Eure Arbeit wird zu wenig gewürdigt und ist zu schlecht bezahlt und als Belohnung oft auch noch unterbesetzt! Das sollte sich ändern!

Fazit zu „Heldin“

Ein fast dokumentarisches Drama über eine Spätschicht im Krankenhaus, die immer mehr aus dem Ruder läuft, mit einer Leonie Benesch in Bestform. Der Film ist genau das was ich erwartet habe und berührt mich in einigen Szenen sehr.

Ein weiteres Highlight der Berlinale 2025, daher gebe ich 8,5 von 10 Spritzen. 💉

Werdet ihr euch „Heldin“ im Kino ansehen?


TRAILER: © Tobis Film

Passion of Arts: Heldin - Filmkritik
Passion of Arts | Berlinale 2025 Banner

Unterstützt uns!

Transparenzhinweis: Affiliate-Programme
Wir möchten dich darüber informieren, dass wir an Affiliate-Programmen teilnehmen. Das bedeutet, dass wir eine kleine Provision erhalten können, wenn du über einen unserer Links Produkte oder Dienstleistungen kaufst. Für dich entstehen dabei keine zusätzlichen Kosten – der Preis bleibt derselbe.

Durch diese Unterstützung können wir unsere Inhalte weiterhin kostenlos zur Verfügung stellen und stetig verbessern. Vielen Dank, dass du uns auf diese Weise hilfst!

Dir gefällt was wir machen? Dann supporte uns! Kommentiere, teile und like unsere Beiträge auch in Social Media. Mit deiner Unterstützung sorgst du dafür, dass die Seite weiter betrieben werden kann.

Passion of Arts Dein Fenster zur Filmkunst. Spendabler Kaffee.

MADDIN – Filmkritiker
Schon als Kind bin ich von Star Wars begeistert. Mein erster bewusst wahrgenommener Kinobesuch ist die Sichtung von Star Wars Episode I und mein 9-jähriges Ich war hellauf begeistert. Noch heute hat dieser Film einen großen Platz in meinem Herzen. Generell mag ich insbesondere SciFi-Filme und Fantasy (Herr der Ringe). Seit 2021 mache ich Letterboxd unsicher und seitdem hat sich mein Filmgeschmack auf alle möglichen Genres ausgedehnt. Sogar an Horrorfilme traue ich mich vermehrt heran.

Passion of Arts Maddin

 

Pressestimmen zu „Heldin“:

Bianka Piringer von film-rezensionen.de
Unter der Regie von Petra Volpe erlebt das Publikum die Klinik-Schicht einer Krankenpflegerin aus deren subjektiver Perspektive mit. Leonie Benesch verleiht der Hauptfigur professionelle Sachlichkeit, aber auch eine hohe Empfindsamkeit. Mit ihr verwandelt sich der beinahe dokumentarisch anmutende Stoff in ein aufwühlendes Drama, das man nicht so schnell vergisst. Es zeigt auf eindringliche Weise, was der Pflegenotstand auf einer Klinikstation konkret bedeutet und mit einer Person macht, die ihren Beruf ernst nimmt. 9 von 10 Punkte.

Andreas Köhnemann von Kino Zeit
Der Film braucht dafür keinen aufdringlichen Score und keine konstruierten Konflikte. Er kann sich ganz auf seine gründlich recherchierten Details verlassen – und auf die eindrücklich spielende Leonie Benesch in der Hauptrolle, die hier nonstop in Bewegung ist und alles, von der Freundlichkeit über die Hektik bis zur Erschöpfung, perfekt zum Ausdruck bringt. Zum Schluss steigt Floria wieder in den Bus. Ihre Schicht liegt hinter ihr; die nächste wird bald folgen – und einen Teil der Ereignisse nimmt sie ganz unweigerlich mit nach Hause. 4 von 4 Sternen.

Jens Adrian von Treffpunkt Kritik
Geradezu erschreckend authentisch, vermittelt Heldin eindringlich, welche Verantwortung auf ihr lastet und sieht man am Ende, wie viele Leben sie an diesem Tag berührt hat, ist das ungemein bewegend. Man kann nur hoffen, dass dies Pflegekräfte auch in Wirklichkeit aus einem solchen Tag mitnehmen und daraus Kraft schöpfen können, anstatt von den Rückschlägen verfolgt zu werden. Doch die letzte Einstellung suggeriert bedauerlicherweise etwas anderes. Dies ist ein großartiger, wichtiger Film, der einen lange nicht loslässt.

Antje Wessels von Wessels Filmkritik
Der beste Film des Jahres, der auf keiner „Most Wanted“-Liste steht: „Heldin“ ist spannend wie ein Thriller, durch und durch authentisch, unaufgeregt-emotional und ein Plädoyer auf den Beruf der Pflegekraft. Damit ist der Film alles andere als Werbung, aber aufrichtiger könnte man der unbändigen Aufopferungsbereitschaft von Pflegenden nicht begegnen. Und Leonie Benesch zementiert ihr Dasein als eine der besten deutschsprachigen Schauspielerinnen unserer Zeit.

Eine RiMa Koproduktion | Pressematerial: Heldin | 2025 © Zodiac Pictures

Das könnte dich auch interessieren

2 Kommentare

  1. Gesundheits- und Krankenpfleger/in ist heute die korrekte Berufsbezeichnung. Meine Schwester übt diesen Beruf aus, mit ihr möchte ich den auch sehen. Mittlerweile arbeitet sie auf einer ruhigeren Station mit regelmäßigen Arbeitszeiten, aber sie kennt es auch anders. Hat einige Jahre auf einer Paliativstation gearbeitet. Von der Vorschau her meinte sie das kommt schon hin und ich kenne auch einige Geschichten von ihr. Ist ein harter Job.
    Zu unserer Zeit gab es die Wehrpflicht und Zivildienstleistende die solche Arbeiten auch mal erledigen konnten, die gibt es aber jetzt nicht mehr. Das müssen die Pflegefachkräfte jetzt auch machen und noch einiges mehr.
    Ich finde es wichtig, dass es so einen Film darüber gibt. Leonie Benesch hat mir in „Das Lehrerzimmer“ auch schon sehr gut gefallen. Bin gespannt.

Schreibe einen Kommentar

Technische Umsetzung durch die Internetagentur SEO Lausitz. Professionelles Webdesign in der Oberlausitz für Löbau, Bautzen, Görlitz und Zittau!