#WritingFriday: Ein Moment fürs Leben

Und die Woche ist schon wieder um! Kein Wunder, es ist ja auch viel passiert. Am Dienstag hab ich Blut gespendet, am Mittwoch war ich im Kino und genau heute (Donnerstag) hab ich mir in der Arbeit in den Finger geschnitten und es hörte nicht mehr auf zu bluten xD Das kann ich also auch nicht. Aber nun zum #WritingFriday!

Erzähle von einem Moment, der den weiteren Verlauf deines Lebens fundamental hätte verändern können.

Ich weiß gar nicht mehr, wie alt ich genau war, als meine Eltern damals sagten, sie würden sich scheiden lassen. “Mama zieht aus” hieß es nur und wir Kinder wussten gar nicht so recht, was nun auf uns zukommen würde. Natürlich wollen die Eltern immer, dass alles so reibungslos wie möglich über die Bühne geht, aber schlussendlich endet alles doch im Rosenkrieg und dieser dauert leider noch immer an. “Leiden tun vor allem die Kinder” heißt es immer und das stimmt auch. Irgendwann kam der Moment, als der eine immer den anderen ausboten wollte und wir Kinder sollten uns ja doch noch entscheiden, bei wem wir bleiben wollen. Meine große Schwester wollte bei Papa bleiben schlicht und ergreifend, weil sie glücklich in einer Beziehung war und Mama nach sonst wo umziehen wollte. Meine kleine Schwester wurde dorthin verfrachtet, wo ihre älteren Geschwister sind, also wohl auch zu Papa. Sie war noch zu klein um zu entscheiden, “die Kinder werden nicht getrennt” hieß es. Wo wollte ich hin?
Wie immer wog ich ab, gab mir einen Moment der Stille, aber im Grunde wusste ich es doch. Nach all den Jahren und den ständigen Umzügen wollte ich einfach nicht mehr umziehen. Endlich hatte ich Freunde gefunden, was gut für mich war. Immerhin war ich immer zu schüchtern oder nicht interessant genug, was auch immer. Im Kindergarten wollte schon immer keiner mit mir spielen, andere wollten nur mit mir befreundet sein, weil sie meine große Schwester mochten. Endlich hatte ich festen Boden gefunden, eine Freundin, die nur für mich da war, nur mit mir spielen und Zeit verbringen wollte. Ich hatte hier einen festen Platz in der Schule, herrje nein, ich wollte nicht fort. Und schon gar nicht weg von meinen Schwestern. Also blieben wir alle bei Papa in dem schönen großen Haus, bei einer Freundin, die mich Jahre später in meiner dunkelsten Zeit im Stich lassen würde und bei meinen Schwestern, zu denen ich nun eine innigere Beziehung habe seit je her.
Manchmal frage ich mich doch, was wäre wenn ich mit Mama mitgegangen wäre? Wie hätte ich mich entwickelt? Wäre ich beruflich, beziehungstechnisch oder menschlich anders gelegen? Ich werde es nie erfahren ich weiß nur eins: Ich bereue nichts.
Ich stehe fest im Leben, habe eine innige Beziehung zu meiner Mama und meinem Papa. Beide sind für mich da, selbst wenn sie sich selbst nicht leiden können. Ich wohne in der Nähe meiner Schwestern und jeden Freitag komme ich zu meiner Kleinen um zu Essen, die Zeit zu genießen und “Grey’s Anatomy” zu schauen. Ich habe drei wunderbare Neffen und eine zauberhafte Nichte, zu denen ich eine tolle Beziehung pflege und das beste … ich habe 4 wunderbare Freundinnen, von denen eine zwar nach Frankfurt umgezogen ist, aber sie sind immer für mich da. Es gibt viele Wege und alle sind richtig, wichtig ist nur, dass ich glücklich bin.
Danke dafür.

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9 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Einblick und deinen sehr persönlichen Beitrag <3 Es ist nie leicht, wenn sich die Eltern trennen und man als Kind "gezwungen" wird sich für eine "Seite" zu entscheiden. Ich bin froh zu lesen, dass du für dich die Richtige Entscheidung getroffen hast und dass du heute glücklich bist! Darauf kommt es an <3

  2. Wow, was für ein ergreifender Beitrag. Ich hatte bei meinem ja schon das Gefühl, dass er persönlich ist, aber ich finde es großartig, dass du das mit uns teilst und so gefühlvoll beschreibst.
    Danke für diesen Einblick.
    Liebst,
    Rika

  3. Was für ein schöner, persönlicher Text! Ich finde es so interessant zu sehen, welche Entscheidungen zu einem Leben geführt hätten, das ganz anders gewesen wäre als das, was man lebt. Gerade wenn sich die Eltern trennen, steht man vor so vielen Entscheidungen und muss unweigerlich eine Seite wählen. Für ein Kind ist das sicherlich alles andere als leicht. Und dass man dann trotzdem sagen kann: so wie es gelaufen ist, war es gut und ich will es nicht anders haben – trotz der vielen Tiefen und dunklen Zeiten – ist einfach wundervoll.
    Liebste Grüße,
    Ida

          1. Dann sollte ich es vielleicht nicht schauen, wenn mir gerade die Hausarbeit im Nacken sitzt 😀 Aber der geeignete Zeitpunkt wird kommen, davon bin ich fest überzeugt! ;D

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