Jahresrückblick 2023 – Mein Jahr im Film

Jahresrückblick: Auf dem Bild sieht man einen Waschbären, der in die Kamera schaut und weint

Wie üblich beendet jeder Filmliebhaber das Jahr mit einer Liste. Auch in einer Zeit, in der man von Top-10-Listen auf YouTube, TikTok und Co. überschüttet wird. Diese Woche soll auch mein geliebtes Letterboxd “A Year in Film” erscheinen. Zu diesem Anlass habe ich mir gedacht, euch einen etwas anderen Jahresrückblick zu geben, anstatt euch einfach unsere jeweils fünf liebsten Filme des Jahres in einer Liste zu präsentieren. Lasst mich euch mit auf eine Reise durch mein filmisches Jahr nehmen und die 12 Filme vorstellen, die mich am stärksten geprägt oder begleitet haben. Fangen wir also am Jahresanfang an.

Januar – “Everything Everywhere All at Once”

Jahresrückblick 2023: Auf dem Bild ist eine Frau abgebildet, die ein drittes Auge auf der Stirn hat. Sie hat die Hände wie einen Karategriff vor sich und um sie herum wirbeln Blätter umher. Sie steht in einem Großraumbüro
Michelle Yeohs Oscarprämierte Performance ganz ohne Stuntdouble oder CGI — Everything Everywhere All at Once | 2022 ©Leonine

Traditionell schaue ich zum Start eines neuen Filmjahres immer meine persönlichen Filme des (Vor)Jahres. Doch auch das, was der Film erzählt, spiegelte genau den Gemütszustand wider, in dem ich mich im Januar befand. Ich kam gerade aus meinem aktivsten Filmjahr aller Zeiten und war einfach ausgebrannt. Ich konnte und wollte erst einmal keine Filme mehr schauen. Zwar ein gesundes Pensum halten, aber nicht wieder jede freie Minute mit einem Film füllen. Der baldige Oscargewinner repräsentierte diesen Stress, den ich mir im Jahr 2022 gemacht habe, einfach auf den Punkt. Zudem wurde bereits genug über den Film gesagt. Die herausragende Performance von Ke Huy Quan und die völlig überspitzte Action haben am Neujahrstag einfach gutgetan. Dazu noch etwas Kung Fu Action, und schon war der Kater und der Muskelkater des PR am Vortag gar nicht mehr so schlimm.

Februar – “The Banshees of Inisherin”

Jahresrückblick: Auf dem Bild sieht man einen Mann, der durch eine grüne Landschaft spazieren geht. An seiner Seite ist ein kleiner Esel zu sehen. Im Hintergrund sind Hügel und Berge
Colin Farrell steht erneut für Martin McDonagh vor der Kamera — The Banshees of Inisherin | 2022 ©The Walt Disney Company

Der neueste Film von Martin McDonagh wäre wahrscheinlich schon in meiner Jahresliste von 2022 gelandet, wenn nicht alle Vorstellungen auf dem 36. Braunschweiger Filmfest ausverkauft gewesen wären.

So kam ich erst im Februar in den Genuss, mir den Film anzusehen, nachdem ich einen ganzen Monat ihn seit dem Release auf Disney+ vor mir hergeschoben hatte. In kurzer Zeit sah ich ihn daraufhin zweimal, eine Geschichte über Freundschaft und Veränderung. Für mich zu diesem Zeitpunkt eine Geschichte, die sehr nahbar war. Im Februar war ich wohl am tiefsten in meiner Villain-Arc eingetaucht. Und hatte mich fast vollständig aus meinen sozialen Kreisen zurückgezogen, um ausschließlich an meinen Sport und an das neugefundene Hobby Dungeons and Dragons zu denken. Selten war ich so egoistisch. Vielleicht hat auch gerade deshalb der Film bei mir einen solchen bleibenden Eindruck hinterlassen. Stellt man sich die Frage, was man aus seinem Leben noch machen will, sind es doch oft diese sozialen Fesseln, die wir beschuldigen, uns von unseren Träumen abzuhalten, auch wenn wir tief in uns wissen, dass wir selbst die eigentlichen Schuldigen sind.

Wenn ich gerade so nachdenke, während ich diesen Jahresrückblick verfasse, hätte ich Lust, mir den Film noch einmal anzusehen. Gerade weil ich über das Jahr hinweg mir noch den ein oder anderen Film von McDonagh angesehen habe. Und gerade dieser keine mich so erreichte wie “Banshees”.

März – “Rocky” – der Rewatch

Auf dem Bild sieht man zwei Boxer im Ring. Einer davon fletscht die Zähne und hat eine blutige Nase. Er ist bereit zum Kampf
Die ultimative Underdog Geschichte, vor und hinter der Kamera. — Rocky | 1977 ©United Artists

Wie eben schon erwähnt, war ich über den Jahreswechsel sehr sportbesessen. Im November des Vorjahres haben wir in der deutschen Letterboxd-Community ein Community-Wochenende zum Thema Sportfilme veranstaltet. Ich selbst, als selbst ernannter Sportfilm-Experte, wurde erstmal mit meiner größten Bildungslücke konfrontiert. Die “Rocky”-Reihe hatte ich bis 2023 noch nie gesehen, nicht einen Film, nicht mehr als einzelne Ausschnitte. Doch das sollte sich in diesem Jahr ändern. Und so begann ich in Vorbereitung auf “Creed 3”, mir die gesamte Legacy der Boxlegende anzuschauen. Und dies gipfelte im März.

Nachdem ich die drei “Creed”-Filme alle innerhalb einer einzigen Woche sah, kehrte ich zum Anfang zurück, auch weil es der Film des Monats auf dem Filmcrew-Discord-Server war. Und ich schaute den Film zum ersten Mal als Rewatch, nachdem ich jetzt die gesamte Geschichte dahinter kannte. Ich bleibe weiterhin der Meinung, dass “Creed” der beste Film der Reihe ist. Aber auch nur, weil so großartige Vorarbeit geleistet wurde. So wie meine Liebe zum Sportfilm auf die bahnbrechende Struktur von “Rocky 1” zurückzuführen ist. Die Trainingmontage und der Soundtrack “Gonna Fly Now” waren mir natürlich im Vorfeld schon bekannt, doch sind sie jetzt noch eindrucksvoller, und ich verbinde mit ihnen weit mehr als ein paar Trivia-Facts für den nächsten Quiz-Abend. Im Fall des Rewatches ging es sogar soweit, dass ich nicht mehr still sitzen konnte und in meinem kleinen Single-Wohnzimmer am Schattenboxen war, weil diese Szene mich so motiviert hatte.

Zum selben Zeitpunkt erreichte ich auch endlich mein Ziel und erzielte mein Wunschgewicht von < 100 kg. Zudem lernte ich meine heutige Freundin kennen. Ein sehr erfolgreicher Monat, wenn ihr mich fragt.

April – Der “Super Mario” Film

Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der eine Latzhose, einen Schnauzbart und eine rote Mütze trägt. Er schreit entsetzt, da er an einem Ball hängt, der ihn durch die Luft schleudert
Die erste Videospielverfilmung, die die eine Milliarde Grenze überschreitet — Der Super Mario Bros. Film | 2023 ©Universal Pictures

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Es war ein Sonntagmorgen, ich war derbe verkatert und hatte die wohl schlimmste Partynacht meines Lebens. So schlimm, dass ich seitdem nicht mehr in die Clubs feiern gegangen bin, bis heute. Meine Freundin, ihre beste Freundin und mein Gymbro (Freund der besten Freundin) saßen am Frühstückstisch, und meine Laune war am Boden. Mein Gymbro schlug vor, als Doppeldate gemeinsam ins Kino zu gehen und den Super-Mario-Film anzuschauen.

Und genauso unwahrscheinlich wie der Film zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres werden sollte, war es, dass er meine Laune heben würde. Aber man sieht da – er hat es geschafft. Gerade wenn man betrachtet, welche Durststrecke Videospielverfilmungen haben und immer noch haben, ist es umso erstaunlicher, dass dieser Film überhaupt funktioniert. Und nicht nur das, das Casting von Chris Pratt hat funktioniert. Jack Black als Bowser war unbeschreiblich, und naja, zum darauf folgenden monatelangen Ohrwurm muss ich wohl nichts sagen, oder? Der Film zeigte mir letztendlich wieder, dass Kino mehr sein kann als einfach nur eine Form von Kunst. Es bringt Unterhaltung, Freude, Ablenkung, kann Menschen zusammenführen und ist letztendlich eine verdammt gute Art eines Doppeldates. I

Ich sollte kurz darauf noch ein zweites Mal den Film auch im Kino sehen, diesmal aber in OV. Und selbst im Rewatch macht er noch genauso viel Spaß wie beim ersten Mal. Am wichtigsten aber, er hat mir dieses eine Wochenende gerettet und mich für zwei Stunden den Abend zuvor vergessen lassen. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar und deswegen bekommt er auch einen Platz in meinem Jahresrückblick.

Mai – Guardians of the Galaxy Vol. 3

Auf dem Bild ist ein Waschbär, der auf einem riesigen Baummenschen steht und eine Waffe abfeuert
Bradley Cooper und Vin Diesel in ihren unscheinbarsten Performances als Rocket Racoon und seine persönliche Zimmerpflanze mit Fäusten, Groot — Guardians of the Galaxy 3 | 2023 ©Marvel Studios, Walt Disney

12 Jahre lang war ich mehr als ein Fan des Marvel Cinematic Universe. Ich habe die Filme immer wieder gesehen, einen verdammten Marathon vor “Endgame” geguckt, und dann kam der Lockdown, der deutsche Release von Disney+ und Phase 4… seitdem ist es nicht mehr das gleiche.

Noch am Anfang des Jahres wurde dann Phase 5 von “Antman & the Wasp” eingeläutet, und nun ja, sagen wir, es ging so weiter, wie mittlerweile von allen Fans erwartet. Doch dann kam James Gunn und sagte uns, seinen Charakteren und der ganzen Marvel-Schmiede auf Wiedersehen, mit einem der vielleicht besten Marvel-Filme überhaupt, aber garantiert dem besten Film seit “Endgame”. “Guardians 3” hat mich ganze viermal laut aufheulen lassen im Kino. Neben mir zwei 16-jährige Mädchen, mit denen ich um die Wette geflennt habe, und am Ende eine Art Catharsis, die mich ans Ende meiner Reise mit den Superhelden aus dem Hause Marvel führt. Ich habe seitdem kein einziges Projekt mehr gesehen und habe Disney Marvel ein für alle Mal den Rücken gekehrt. Es wird nicht besser als “Guardians 3”, und so konnte ich nach 15 Jahren der Reihe mit einem Lächeln Goodbye sagen, ohne frustriert und verbittert die YouTube-Kommentarsektionen vollzukleistern.

Gerade nachdem ich den Film vor ein paar Tagen das erste Mal rewatched habe, kann ich sagen, dass der Film sich hält. Er steht genau für das, was wir an Superheldenfilmen so mögen, und schreckt nicht davor zurück, mit unseren Emotionen zu spielen. Ich ziehe meine Hut vor diesem Film und sage mit Stolz, dass er auf der Liste der besten Marvel-Filme für mich seinen Vorgänger (Guardians 1) vom dritten Platz verdrängt hat. Somit darf auch dieser Film nicht in meinem Jahresrückblick fehlen.

Juni – Asteroid City

Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der eine Schirmmütze trägt und in grellem grün gekleidet ist. Er schaut direkt in die Kamera. Rechts neben ihm steht ein Mann in weiß gekleidet, der die Augen zusammen kneift, da ihn die Sonne blendet. Im Hintergrund sieht man ein Gebäude
Steve Carell (links) in seiner ersten Performance in einem Wes Anderson Film — Asteroid City | 2023 ©Universal Pictures

Auf der Liste der Filmemacher, die mietfrei bis ans Ende ihrer oder meiner Tage in meinen Herzen leben dürfen, hat sich Wes Anderson zuletzt einen Platz geschaffen. Als sein letzter Film erschien, war dies noch nicht der Fall, um genau zu sein, der selbe Zeitpunkt, doch habe ich es versäumt, eine OV-Vorstellung des für mich bis heute besten seiner Filme zu ergattern.

Also war es selbstverständlich, dass ich nicht eine Sekunde gezögert habe und zuerst die beste OV seines neuesten Films beizuwohnen. Auch wenn Kinosaal 1, der besser belüftete des Universum Kinos ist, ist es unter uns leidenschaftlichen Kinogängern allgemein bekannt, dass die Klimatisierung des Universum Kinos gerade in den sommerlichen Vorstellungszeiten zu wünschen übrig beurteilt werden kann. Aber ach, dies sollte mich nicht abhalten. Und so sah ich in einem Kinosaal, der einer Sauna glich, einen der wohl komischtesten Filme, die ich je gesehen habe. Damit meine ich aber keineswegs HAHA-komisch, obwohl das Posieren des Aliens den ganzen Saal zum Lachen brachte, sondern selbst für einen Wes Anderson ein Level von Komik, das sogar auf Letterboxd zu viel Missgunst führte.

Der Film ist ein neues Level von Eigenartigkeit, auch wenn er sehr am Zeitgeist die Thematik des kollektiven Traumas beleuchtet. Etwas, das wahrscheinlich viele sehr gut nachvollziehen können, doch in seiner Art schafft es Anderson hier mit seiner verschachtelten Erzählung, die wahrscheinlich sogar einem Christopher Nolan als zu kompliziert erscheint, die meisten Zuschauer auf halbem Wege zu verlieren.

Ich muss ihn immer noch rewatchen. Bis dahin bleibe ich der Meinung, dass der Film großartig ist, aber als Wes Anderson Fanboy sollte ich meine Meinung dazu vielleicht etwas zurückhalten.

Juli – Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1

Mission: Impossible 7, Links steht Ethan Hunt, ganz galant in einem Anzug gekleidet. Allerdings trägt er keine Anzugjacke und rechts Grace. Beide sind mit Handschellen aneinander gekettet. Hinter ihnen steht ein Auto
Ethan Hunt und Grace müssen zusammen arbeiten um den Gangstern das Handwerk zu legen — Mission Impossible 7 – Dead Reckoning Teil Eins | 2023 ©Paramount Pictures

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Die meisten von euch werden mich wahrscheinlich genau wegen dieser Review kennen. Die Review zu “Mission Impossible 7” war meine erste Arbeit für Passion of Arts. Und ist bis heute eine der Reviews, die ich selbst gerne wieder lese. Deswegen muss auch dieser Film im Jahresrückblick erwähnt werden!

An dieser Stelle wäre es natürlich verwerflich darauf hinzuweisen, dass ihr sie ruhig nochmal abchecken könnt. Aber ich tue so etwas natürlich nicht. (Habe ich euch zur Sicherheit trotzdem verlinkt.)

Dieser Film sollte für mich ein, wenn nicht der wichtigste Schritt sein, den ich mir dieses Jahr vornehmen sollte. Fortan vernachlässigte ich das Schreiben auf Letterboxd. Und konzentrierte mich auf die Arbeit für Passion of Arts, was am Ende dazu führte, dass ich das Hobby vor der Bezeichnung Filmkritiker entfernte. Meine Kritiken machten die Runde, durch das Internet sowie in meinen privaten Kreisen. Mein Vater hat diese besagte Kritik geteilt, mit dem Ausdruck, wie stolz er auf mich sei. Auch wenn der Film nicht der beste der Reihe ist, umso bedeutender ist er für mich und für mein Filmjahr 2023.

August – Jurassic Park

Jahresrückblick: Auf dem Bild liegt ein Dinosaurier am Boden. Um ihn herum haben sich Menschen versammelt um ihn zu verarzten
30 Jahre alte Effekte auf einer modernen, großen Leinwand müssen sich nicht vor modernem CGI verstecken — Jurassic Park | 1993 ©Universal Pictures

Im August konnte ich mir zum 30-jährigen Jubiläum des prägendsten Films meiner Kindheit einen Wunsch erfüllen. Ich konnte endlich “Jurassic Park” auf der großen Leinwand sehen.

Dies war an und für sich schon ein unglaubliches Erlebnis und muss in meinem Jahresrückblick erwähnt werden. Aber was mich am meisten faszinierte, war, wie voll der Kinosaal war. Jeder einzelne Platz war gefüllt mit Eltern und ihren Kindern. Alle etwa in dem Alter, als ich zum ersten Mal “Jurassic Park” auf der VHS meines Onkels sah. Zu meiner Verwunderung hat sich kein Kind wirklich gegruselt, geschweige denn eingeschissen, wie ich es damals habe. Der Film wurde zeitweise nebensächlich, weil ich viel zu fasziniert war von den strahlenden Kinderaugen, die um mich herum auf die riesige Leinwand des Saals 8 im Astor Filmtheater gefesselt waren, und Väter, die ihre Söhne und Töchter dabei beobachteten, wie ihre Kinder magische Momente das erste Mal erleben.

Ich stellte mir vor, wie es sein würde, wenn ich irgendwann meine Kinder mit ins Kino nehmen kann, um jubelnd Filme anzusehen, die ich so liebte. Hoffentlich zum 40-jährigen Jubiläum von “Jurassic Park”, aber dafür sollte ich mich ranhalten, sonst sind sie dafür noch zu jung… Spaß beiseite.

Dieser Abend hat mir erneut gezeigt, wie sehr das Kino generationsübergreifend uns zusammenbringen kann und alle Altersschichten fasziniert. Sogar so sehr, dass Eltern es sich zur Aufgabe machen, ihren Kindern die gleichen Erinnerungen zu schenken, die sie selbst vor Jahrzehnten sammeln konnten.

September – Oppenheimer

Fragen zu Kinofilmen und Filmen aus dem Jahr 2023: Auf dem Bild schaut ein Mann mit einer Schutzbrille durch ein Bullauge. Daraus strahlt enorm helles Licht
Christopher Nolans “Oppenheimer” ist der visuell beeindruckendste Film des Jahres 2023 — Oppenheimer | 2023 © Melinda Sue Gordon | Universal Pictures via AP

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Obwohl der Film schon im Juli gestartet ist und ich ihn im August zum ersten Mal sah, war es die zweite Sichtung von Christopher Nolans neuem Werk, die mich nachhaltig geprägt hat. Nicht dass die erste Vorführung nicht deutlich angsteinflößend gewesen wäre, bzw. der Film an sich einer der beeindruckendsten Filme ist, die ich je gesehen habe. Nein, es war die Art der Vorstellung, die diesen Film so prägend für mich machte.

Viele werden sich noch daran erinnern, dass Christopher Nolan alle seine Fans angehalten hat, sich unbedingt den Film auf Film in einem IMAX anzusehen, doch traurigerweise hat Deutschland kein IMAX mit analoger Projektion. Zu meinem Glück sollte das Astor Hannover aber noch einen 70mm-Projektor im Lager stehen haben und für weniger Sonderveranstaltungen einen Saal komplett ausrüsten, sodass ich mit zwei Freunden das erste Mal eine analoge Kinoprojektion betrachten durfte. Das war die wohl befremdlichste Kinovorstellung des Jahres für mich. Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, dass etwas mit meinen Augen nicht richtig sei. In den Szenen von Lewis Strauss war es am deutlichsten zu sehen. Meine Augen, die regelmäßig 60 FPS ausgesetzt sind, konnten das “Flackern” der originalen Projektion sehen. Und es dauerte eine gute Stunde, bis sich meine Augen daran gewöhnen konnten. Das war wirklich beeindruckend.

Wie der Film selbst ein Blick in die Vergangenheit und ein bisschen mehr Verständnis für die Menschen, die früher in die Kinos rannten, und jeder Film so aussah. Und wir beschweren uns über die körnige Qualität der Filme aus den neunziger Jahren. Das ich nicht lache…

Oktober – Killers of the Flower Moon

Die 5 besten Film- oder Serienadaptionen von Büchern: Auf dem Bild sieht man einen älteren Mann, der eine Brille und einen Hut trägt. In der Hand hat er einen Koe. Er schaut sehr skeptisch, als ihm der Mann neben ihm etwas zuraunt. Dieser trägt einen edlen Cowboyhut und hat auch einen Koe in der Hand. Im Hintergrund sieht man Billiardtische und Koes an den Wänden
Martin Scorseses Film “Killers of the Flower Moon” basiert auf dem Sachbuch von David Grann — Killers of the Flower Moon | 2023 ©Paramount Pictures | AppleTV

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Oppenheimer war für gut zwei Monate dann wegen meines Umzugs aus der Vorstadt nach Braunschweig hinein, der letzte Film, den ich im Kino sah. Bis ich Ende Oktober und nach all dem Stress endlich wieder meinen Hintern in einen Kinosessel drücken konnte. Doch bequem war dieser für die kommenden 3 Stunden nicht. Martin Scorsese ist der Filmemacher, vor dem Studios in die Knie gehen. 3,5 Stunden Film, so viel, dass sich das Astor das Recht herausnahm, eine Pause einzuschieben. Am Ende war ich über 4 Stunden im Kino. Das war einfach zu lang.

Ich plädiere seit Jahren dafür, dass ein Film, der länger als 2,5 Stunden es eben nicht schafft, eine Geschichte vernünftig zu erzählen. Das hat Scorsese so schon geschafft, das hat Nolan so geschafft, aber das Erlebnis Kino muss ja immer Höher, schneller, weiter, und wenn nicht mit Technologie der Budget, dann halt mit Laufzeit. Ich für meinen Teil mochte den Film wirklich, doch diese Laufzeit hat viele Menschen davon abgehalten, dieses wirklich wichtige Werk sich anzusehen. Natürlich wird die Academy dies wieder geraderücken und den Film mit Preisen überhäufen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich der Film gerade beim Thema Production Design mit “Oppenheimer” um einen Oscar prügeln wird und wahrscheinlich auch eine Nominierung für den besten Film erhält. Doch letztendlich finde ich es eben falsch, Filme für die Filmnerds zu machen und die unterhaltende Funktion des Mediums gänzlich zu vergessen.

Wenn es also eine Sache gibt, die mich an diesem Kinojahr wirklich hat kotzen lassen, dann diese Entwicklung. Und kein Film steht so gut dafür wie “Killers of the Flower Moon

November – The Angel in the Wall

Auf dem Bild ist ein alter Mann mit weißem Haar und weißem Bart abgebildet
Der Film “The Angel in the Wall” ist nicht nur eines der Highlights des Braunschweig International Film Festivals, sondern die Komponistin Vanessa Donelly holt für ihre Komposition auch den Preis fürs Heimspiel — The Angel in the Wall | 2022 ©Tucker Film [it]

Nicht nur feierte ich meinen 28. Geburtstag, nein, zudem hatte ich die wohl stressigste Woche meines bisherigen Lebens. Ich durfte das erste Mal mit einem Presseausweis bewaffnet über das Filmfestival meiner Stadt rennen. Dies war mehr als nur aufregend und markierte den Moment, an dem ich auch für mich akzeptierte, dass ich mittlerweile mehr war, als nur ein Hobbykritiker auf Letterboxd. Sinnbildlich dafür steht für mich mein persönlicher Favorit des Festivals, an dem ich seitdem versuche, irgendwie eine Kopie mir ins Regal zu stellen. Alles Weitere zu “The Angel in The Wall” und meiner Festivalwoche könnt ihr alles hier auf Passion of Arts nachlesen. Das müssen wir jetzt hier nicht noch weiter ausschmücken.

Dezember – Stirb Langsam

Jahresrückblick: Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der oben ohne und verschwitzt ist. Erschöpft lehnt er an einer Wand und hält ein Walkie Talkie vor sich
Es spielt keine Rolle was Bruce Willis sagt, Stirb Langsam ist und bleibt der Weihnachtsfilm! — Stirb Langsam | 1988 © 20th Century Fox

Das Jahr war stressig, nicht nur weil in der Welt vieles falsch läuft. Ich angefangen habe für Passion of Arts zu schreiben, umgezogen bin, ein Filmfestival durchgebinged habe oder eine neue Beziehung anfing. Am Ende war diese diesjährige Weihnachtszeit in erster Linie komisch. Weil sie so schnell vorbei ging und so stressfrei wirkte.

So stressfrei, dass ich sogar ein paar Weihnachtsfilme geschaut habe. Doch nur ein Film des Jahres für mich wirklich zum Abschluss bringen kann. Am Heiligabend kochte ich für meine Familie einen Rinderbraten und schaute zum dutzendsten Mal “Stirb Langsam“. Doch diesmal zusammen mit meiner Familie in OV. Mein Vater war völlig fasziniert, wie gut er alles verstand und wie sauber die Lautstärke abgemischt war. Man könnte sagen, ich habe ihm das Geschenk der Originalvertonung gemacht zu Weihnachten.

Und für alle, die mir jetzt erzählen wollen, “Stirb Langsam” sei kein Weihnachtsfilm, den kann ich nur sagen, dann guck doch “Sissi” und “Die Feuerzangenbowle” und lass mich meine Tradition leben. Ein Film, der an Weihnachten spielt, ist ein Weihnachtsfilm. Und ja, damit sage ich, dass “Iron Man 3” indirekt ein Weihnachtsfilm ist, und ich bin zufrieden damit. So wie ich am Ende des Jahres mit 192 Filmen eine zufriedene Bilanz ziehen konnte und ein neues Kinojahr gestartet bin, wollte ich euch kurz vor der Januarpause noch einen Abschluss zum letzten Jahr geben. 

Also wie viele von den Filmen habt ihr dieses Jahr gesehen und welches waren eure 12 Filme, die euch dieses Jahr begleitet haben? Nicht welche waren die besten, sondern welche waren die prägendsten Filme und an welche Filme werdet ihr euch immer erinnern und an das Jahr 2023 denken? Lasst es uns wissen! Das war mein Jahresrückblick 2023.

Genießt den Januar und wir lesen uns bald wieder.

Frohes Neues euch allen und bleibt gesund.


LENNART – Autor
Seit November 1995 mache ich das Internet unsicher und nachdem ich viel zu früh gesehen habe, wie ein Anwalt von einem Tyrannosaurus-Rex gefressen wurde, ein Feuchtfarmer die Galaxy rettet und ein Waisenjunge erfährt, dass seine Eltern Zauberer waren, seitdem ist es um mich geschehen. Filme sind für mich das Medium Nummer 1, auch wenn ich so gut wie jeder Form von Kunst etwas abgewinnen kann, ist es das bewegte Bild, das mein Herz am meisten eingenommen hat. Abgesehen vom American Football, der mich 22 Jahre begleitet hat und durch Filme wie “Remember the Titans” meine eigenartige Vorliebe für den Sportfilm geweckt hat, weswegen man mich auf Letterboxd nur als den Coach kennt.

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals

 

Jahresrückblick 2023 | Header: Passion of Arts Design | Guardians of the Galaxy 3 | 2023 ©Marvel Studios, Walt Disney

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