The Witch – Filmkritik

The Witch Filmkritik Cover

Nach einigen stressigen Monaten melde ich mich zurück, um heute an diesem feierlichen Tag einen gruseligen Beitrag zu präsentieren. Welcher Tag könnte sich besser eignen, um einen Genre-Film anzusehen, insbesondere von einem gefeierten Regisseur, den man bisher noch nicht von der Watchlist streichen konnte? Hier ist meine Filmkritik zu „The Witch“! Happy Halloween! 🎃

Inhalt:

„The Witch“ ist ein Horrorfilm aus dem Jahr 2015, der unter der Regie von Robert Eggers entstand. Der Film spielt im 17. Jahrhundert in Neuengland. Er erzählt die düstere Geschichte einer puritanischen Familie, die aus einer religiösen Kolonie verbannt wird. Und in einer abgelegenen Waldlichtung ein neues Leben aufbaut.

Die Familie, bestehend aus dem streng gläubigen Vater William, seiner Frau Katherine und ihren fünf Kindern, lebt isoliert in einer kleinen Farm am Rande eines finsteren Waldes. Schon bald treten merkwürdige und unerklärliche Ereignisse auf. Das jüngste Kind, ein Säugling, verschwindet unter mysteriösen Umständen, und die anderen Kinder entwickeln merkwürdige Verhaltensweisen. Die Familie gerät in eine tiefe Krise, da sie beginnt, sich gegenseitig zu verdächtigen und von bösen Mächten heimgesucht zu werden.

„The Witch“: Ein Film, der noch gar nicht auf meinem Schirm war

Vor vier Jahren stieß ich erstmals auf die Arbeit von Robert Eggers. Ich war sofort fasziniert von seinem Film, der William Dafoe und Robert Pattinson in den Hauptrollen zeigt und von einem mysteriösen Leuchtturm handelt. Das Marketing des Films, seine Produktion und die Tatsache, dass der ehemalige „Twilight“-Star hier sein Talent in einer so außergewöhnlichen Rolle unter Beweis stellen würde, hatten meine Neugier geweckt. So begab ich mich damals spät in der Nacht zur einzigen Originalversion-Vorstellung meines Programmkinos in meiner damaligen Heimatstadt. Diese liegt etwa 200 Kilometer entfernt. Seitdem verfolge ich die Arbeit von Robert Eggers und habe „The Northman“ sogar zweimal im Kino gesehen.

Doch merkwürdigerweise hatte ich bis jetzt Eggers‘ Debütfilm „The Witch“ aus dem Jahr 2015 ignoriert. Obwohl meine Lieblingsschauspielerin, Anya Taylor-Joy, ebenfalls in diesem Film ihr Langfilmdebüt gab. Nun bietet sich endlich die Gelegenheit, den Staub von den Tasten zu wischen und mich ausführlich mit diesem Werk des Elevated Horror auseinanderzusetzen.

The Witch: Thomasin hält sich die Haare aus dem Gesicht. Ihr Hals ist mit Blut bedeckt
Thomsin war die erste Hauptrolle von Anya Taylor-Joy — The Witch | 215 ©A24 Films

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Meinung:

Die Handlung lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Der Film spielt im Neuengland des frühen 17. Jahrhunderts, wo eine puritanische Familie, aus ihrer Siedlung verbannt, sich in der Wildnis niederlässt und von übernatürlichen und beängstigenden Ereignissen an den Rand des Wahnsinns getrieben wird. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht die älteste Tochter, Thomasin, gespielt von Anya Taylor-Joy.

Und so kurz angebunden wie diese Zusammenfassung sich liest, ist der Film letztendlich auch.

Denn die Handlung ist relativ spärlich und der gesamte Film ist mit einer durchschnittlichen Laufzeit und der anhaltenden Spannung recht kurzweilig anzusehen. Wenn ihr mich fragt, verflog die Zeit noch mehr gerade, weil es draußen dunkel war und mein Wohnzimmer gerade einmal von 3 Kerzen erleuchtet war.

Ähnlich wie viele andere Filme des, in den letzten Jahren gefeierten Subgenres, des Elevated Horrors steht bei „The Witch“ nicht allein der Schrecken und der Shock value im Mittelpunkt. Für mich persönlich ist das größte Highlight des Films das Production Design von Craig Lathrop. Ohne das könnte ich mir einen Eggers-Film gar nicht vorstellen. Wie beim ausgezeichneten Casting ist es vor allem der Look und die Atmosphäre, die ich mit einem Robert Eggers-Film verbinde. Und hier sehe ich genau das. Die ersten Schritte, noch nicht so glatt und erfahren wie bei „The Northman“ oder so experimentell und gewagt wie in „Der Leuchtturm„, aber aus der Perspektive eines Debütfilms vielleicht sogar gewagter.

Ein Must-See für jeden Genrefilmfan:

The Witch: Thomasin steht im Wald und schaut verängstigt.
Thomasin (Anya Taylor-Joy) wird von der Paranoia gejagt. Ist es wahr was ihre Geschwister ihr vorwerfen?— The Witch | 215 ©A24 Films

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Ich könnte jetzt den Film loben, ohne ein kritisches Wort zu verlieren. Doch gerade, weil „The Witch“ im Rückblick mit den nachfolgenden Projekten seines Schöpfers verglichen werden muss, wie auch mit anderen Vertretern des Genres, würde ich sagen, dass „The Witch“ ein moderner Klassiker und ein Must-See für jeden Genrefilmfan ist. Denn was dieser Film erreicht hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Er hat maßgeblich sein Genre geprägt. Im Anschluss kamen Filme wie „Hereditary“ von Ari Aster, die in eine ähnliche Kerbe schlagen. Und meiner Meinung nach den Versuch, etwas noch Besseres zu schaffen, vielleicht etwas erfolgreicher umsetzen. Aber das ist natürlich subjektiv. Vielleicht liegt es auch am Setting der Hexenverfolgung oder an der Art und Weise, wie die Geschichte recht unaufgeregt präsentiert wird.

Ein entscheidendes Detail könnte das Filmvergnügen beeinflussen:

Mein größter Kritikpunkt an „The Witch“ ist definitiv ein Spoiler und daher vielleicht unangemessen an dieser Stelle. Ich werde mein Bestes tun, um es umschrieben auszudrücken und ermutige euch, den Film erst selbst anzusehen, bevor ihr eine umfassende Auseinandersetzung mit einem Film lest. Aber lasst mich so viel sagen: Mit offenen Karten zu spielen, ist vielleicht nicht die beste Taktik, wenn ein Horrorfilm es auf Paranoia abzielt. Der gruseligste Aspekt von „Blair Witch Project“ ist, dass man die besagte Hexe nie zu Gesicht bekommt und die Marketingkampagne war jenseits dieser Welt. Aber das spielte keine Rolle. Die Tatsache, dass man kurz nachdem der Schrecken begonnen hatte, direkt sieht, wer dafür verantwortlich ist, macht die gesamte Erzählung und das Ende meiner Meinung nach etwas weniger beeindruckend. Doch das ist nur meine persönliche Vorliebe für Mysterien und Rätsel, und das würde ich dem Film nicht wirklich vorwerfen.

„The Witch“ ist ein Horrorfilm mit Liebe zum Detail:

Auf der rechten Seite steht Thomasin und schaut auf eine größere Gestalt vor ihr. Hinter ihr in der Ecke sitzen ihre Geschwister voller Angst
Die größte Stärke des Films: Das Production Design von Craig Lathrop — The Witch | 215 ©A24 Films

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In dieser Produktion sieht man in jeder Ecke die Liebe zum Detail. Ich würde sagen, dass das relativ hohe Budget für einen Debütfilm von 4 Millionen hier perfekt investiert wurde. Und zu einer großartigen Umsetzung geführt hat. Robert Eggers hat sich zweifellos seinen Status verdient. Denn die Größte Stärke von „The Witch“ ist sein Look.

Die Zusammenarbeit aus dem Dreh am Standort, (bzw. ein paar hundert Kilometer nördlich), die Requisiten, die Kostüme, das Color Grading. Und nicht zuletzt die Inszenierung selbst geben dem Film einen unglaublich “natürlichen” Look. Dieser sieht so aus, als wäre man wirklich in Neuengland Anfang des 17. Jahrhunderts. So etwas bekommt man nur, wenn alle beteiligten individuelle großartige Arbeit machen. Und ich habe das Gefühl, diese Liebe zum Filme machen, findet man mittlerweile nur noch im Indie Film.

„The Witch“ bietet großartiges Autorenkino

Ich liebe das Autorenkino und „The Witch“ ist erneut ein Beweis dafür. Dieser Film strahlt Qualität aus! Auch wenn ich persönlich einige Abstriche am Drehbuch machen muss, sind es die Atmosphäre und das visuelle Erlebnis allein, die es wert sind, den Film anzusehen. Ich würde so weit gehen und behaupten, dass „The Witch“ nicht einmal Ton benötigt. Obwohl man dann den großartigen Soundtrack verpassen würde. Allein die Bilder erzeugen eine unheimliche Spannung, die Cineast*innen in einen wunderbaren Filmabend eintauchen lässt.

Fazit:

Also falls ihr noch nicht wissen solltet, was ihr heute Abend gucken sollt, während die Kinder draußen auf Süßigkeiten Jagd sind, dann kann ich euch „The Witch“ nur ans Herz legen. Aktuell findet ihr den Film in Angebot von Netflix und zum Leihen auf diversen anderen Plattformen.

Mein Tipp guckt den Film unbedingt im Originalton! Das Drehbuch hat sich wirklich die Mühe gegeben, die Mundart der Zeit mit aufzunehmen. Und wenn ihr mich fragt, sollte man Filme am besten sowieso nur im Originalton gucken, doch hier ist es besonders zu empfehlen.

Werdet ihr euch den Film „The Witch“ ansehen?


TRAILER: ©Universal Pictures Germany | A24 Films

The Witch Filmkritik Cast

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LENNART – Autor
Seit November 1995 mache ich das Internet unsicher und nachdem ich viel zu früh gesehen habe, wie ein Anwalt von einem Tyrannosaurus-Rex gefressen wurde, ein Feuchtfarmer die Galaxy rettet und ein Waisenjunge erfährt, dass seine Eltern Zauberer waren, seitdem ist es um mich geschehen. Filme sind für mich das Medium Nummer 1, auch wenn ich so gut wie jeder Form von Kunst etwas abgewinnen kann, ist es das bewegte Bild, das mein Herz am meisten eingenommen hat. Abgesehen vom American Football, der mich 22 Jahre begleitet hat und durch Filme wie „Remember the Titans“ meine eigenartige Vorliebe für den Sportfilm geweckt hat, weswegen man mich auf Letterboxd nur als den Coach kennt.

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Andere Meinungen zu „The Witch“:

Spiegel | Kultur
Isolation ist die Hölle. Die Wildnis ist die Hölle. Nicht leben zu können von dem, was das karge Land rings um einen abwirft, ist die Hölle. Seine gerade erwachenden erotischen Gefühle niemals zu Ende fühlen zu dürfen, ist die Hölle.

Musikexpress
Mit handelsüblichen Okkultschockern hat das wenig zu tun, eher mit Ken Russells Meisterwerk „The Devils“ und, mehr noch, dem strengen Kino von Ingmar Bergman und Carl Th. Dreyer: „Tage des Zorns“ fürwahr, mit einer unheilvollen Stimmung, wie sie sich Lars von Trier für seinen „Anti-Christ“ gewünscht hätte.

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5 Kommentare

  1. Super Film, der leider vom unnötigen Ende ein wenig runtergezogen wird. Der Cut hätte da 1 bis 2 Minuten eher kommen müssen, dann wäre das ne ganze Ecke runder gewesen.

    Zu der Zeit hatten Filme aber generell ein Problem mit Enden, die durch ihre Durchschaubarkeit dann einen guten Film runterziehen. „10 Cloverfield Lane“ zum Beispiel leidet da auch drunter.

    Ich denke, in beiden Fällen war es ein gewisser Kompromiss, um das Ding bei nem Studio unterzubringen. Die scheuen bekanntermaßen jegliches Risiko und man muss dann schon froh sein, dass solche Filme überhaupt noch gemacht werden.

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