Beau Is Afraid – Filmkritik

Beau Is Afraid – Filmkritik

Ab dem 25. August 2023 ist Ari Asters neuestes Werk “Beau is Afraid” als DVD, Blu-ray, 4K Ultra HD Blu-ray, limitiertes Mediabook und digital erhältlich! Ich habe den Film bereits gesehen. Hier ist meine “Beau Is Afraid” Filmkritik!

Inhalt:

“Beau Is Afraid” ist eine kanadisch-US-amerikanische Horror-Komödie von Ari Aster mit Joaquin Phoenix, Armen Nahapetian, Parker Posey und Amy Ryan.

Beaus (Joaquin Phoenix) Paranoia macht ihm das Leben schwer. Die Medikamente, die er von seinem Arzt erhält bieten da auch keine Lösung. Das Ausmaß seiner Psychosen äußert sich besonders, wenn er einen Fuß vor die Tür setzen soll. Besonders schlimm wird es, wenn er seine Mutter besuchen muss. Als er erfährt, dass diese tödlich verunglückt ist, bleibt Beau nichts anderes übrig, als die Reise auf sich zu nehmen. Es beginnt eine epische Odyssee, bei der Beau mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft konfrontiert wird.

Meinung:

Ari Asters neuester Film “Beau Is Afraid” ist ein sehr psychologisches Werk. Der Film befasst sich mit tief sitzenden Angststörungen und dem Ödipuskomplex.

In der Anfangssequenz erleben wir die Geburt von Beau (gespielt von Joaquin Phoenix), die sehr emotional und von Angst geplagt erscheint. Es ist tatsächlich bewiesen, dass Babys während der Geburt eine große Angst verspüren, denn sie verlassen ihren sicheren Ort, den Mutterleib. Unwissend, was nun auf sie zu kommt, beginnen sie vor Angst zu schreien, daher ist es wichtig, den Kindern Geborgenheit und Sicherheit zu geben. Beaus Mutter (gespielt von Patti LuPone) hört man sagen “wieso bringen sie mein Kind weg? Wieso schlagen sie ihn?”
Diese Sequenz verdeutlicht, wie sich die Angst des Protagonisten bereits bei der Geburt entfaltet. Als Zuseher*in kann man es kaum ertragen, die Angst ist greifbar spürbar. Dennoch gelang es Beaus Mutter eine Bindung zu ihrem Sohn aufzubauen, selbst wenn er bei der Geburt nicht richtig bei ihr angekoppelt zu sein schien.

Der Ödipuskomplex entsteht überwiegend in der sogenannten “phallischen Phase”. Das Kind, zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr, entwickelt eine unnatürliche, intensive, emotionale Bindung an den gegengeschlechtlichen Elternteil. Dies hat jedoch nichts mit sexueller Anziehung zu tun, sondern beschreibt die emotionalen Konflikte und Spannungen zwischen dem Elternteil und dem Kind.

Auseinandersetzung mit der Angst

Nach der emotionalen Geburt von Beau, springt “Beau Is Afraid” in der Zeit vorwärts und zeigt den Protagonisten allein in einer heruntergekommenen Wohnung in seinen Mittleren Jahren. Ari Aster beschreibt sehr genau Beaus Angstzustände, sodass das Publikum alles mitfühlen kann. Das beklemmende Gefühl, wenn selbst Gefahren von eher harmlosen Nachbar*innen droht, macht sich auch beim Publikum breit. Joaquin Phoenix hat da keinen geringen Anteil. Seine Performance in “Beau Is Afraid” ist einzigartig, glaubwürdig und echt. In jeder Sekunde des Films können Zuseher*innen mit Beau mitfühlen und seine Angst spüren.

Das erste Drittel des Films befasst sich ausschließlich mit Beaus Angstzuständen und die Frage stellt sich, was davon wirklich passiert und was nur in seiner Angst entsteht. Psycholog*innen wissen, dass Angst im Kopf entsteht, sowie viele unserer negativen Interpretationen. Wer sich oft in diesem Gebiet zu Hause fühlt, liest oder hört nicht selten den Satz “das ist alles nur im Kopf”. So ist “Beau Is Afraid” ein kleiner emotionaler Horrortrip für die Zuschauer*innen selbst, denn die Realität verschwimmt mit der Angst.

Dies festigt sich im weiteren Verlauf des Films, denn nachdem Beau erfahren hat, dass seine Mutter tödlich verunglückt ist, begibt er sich auf die Reise zu ihrem Wohnort. Ari Aster kehrt hier wieder zu dem Thema zurück, dass der Protagonist seine sichere Zone verlassen muss. Allerdings steht sein aktueller Wohnort ambivalent dazu, denn Beau fühlt sich nicht einmal dort sicher. Die Diskrepanz von der Anfangs-Sequenz, in der Beau aus dem sicheren Mutterleib kommt und nun wieder dort zurück muss, wird klarer, je näher Beau seiner Mutter kommt.

Beau Is Afraid – Filmkritik: Beau trägt einen silbernen Pyjama mit seinem Namen eingestickt. Er hat Verletzungen im Gesicht. Hinter ihm hängt ein Bild mit zwei Menschen, die durch eine Landschaft mit viel Wasser gehen. Links steht eine Lampe und ein Bild einer blonden Frau auf einer Kommode. Auf der rechten Seite der Kommode steht eine Vase mit Pflanzen
Beau (Joaquin Phoenix) ist verzweifelt: Er möchte einfach nur zur Beerdigung seiner Mutter, doch es stellen sich ihm tausend Hürden in den Weg — Beau Is Afraid | 2023 ©LEONINE Studios

Eine kafkaeske Reise

Ari Aster beschäftigte sich für “Beau Is Afraid” eingehend mit Franz Kafka, denn sein Werk hat tiefe Einschlüsse des Schriftstellers. Beaus Reise in seine Vergangenheit ist kreativ, verwirrend und bedrohlich. Zuseher*innen werden auf eine harte Probe gestellt, denn zunehmend stellt sich die Frage, ob Beau das alles nur träumt, wirklich erlebt oder die Szenen überspitzt dargestellt werden. Was ist Realität und was ist die Angst? Ari Aster nimmt uns mit auf eine Reise der Angst. In jeder Ecke lauert eine Bedrohung. Auch in dieser Phase des Film kann Joaquin Phoenix auf ganzer Linie überzeugen und die Gefühle richtig an das Publikum transferieren.

Stellenweise erinnert “Beau Is Afraid” an Franz Kafkas Roman “Der Process”, der 1962 von Orson Welles, mit Anthony Perkins in der Hauptrolle verfilmt wurde.

“Beau Is Afraid” ist eine Therapiestunde, die Sigmund Freud sehr gefallen hätte. In 3 Stunden schildert Ari Aster das Leben eines Angstpatienten, der sich mit seiner eigenen Kindheit auseinander setzen muss. In Rückblenden erfahren die Zuschauer*innen immer mehr von Beau, seiner instabilen Beziehung zu seiner Mutter und seinen Ängsten. Auf Dauer ist das sehr ermüdend. Ungefähr in der Mitte des Films keimt im Publikum die Frage, wann Beau denn nun endlich ankommt. Der starke Anfang von “Beau Is Afraid”, wird im Mittelteil abgestumpft durch einen viel zu langen Prozess, den der Protagonist durchläuft. Immer mehr abstruse Szenen reihen sich aneinander und lassen die Zuseher*innen etwas ratlos zurück. “Beau Is Afraid” bietet einiges an Interpretationen, jedoch vergeht nach dieser anstrengenden Reise, so langsam die Lust daran. Ari Aster verliert sein Publikum im Mittelteil, wodurch das Ende schlussendlich völlig uninteressant wird.

Beau is Afraid

“Beau Is Afraid” ist ein visuelles Fest

Visuell ist “Beau Is Afraid” auf jeden Fall ein echter Hingucker, denn Pawel Pogorzelski, mit dem Ari Aster bereits bei “Midsommar” und “Hereditary – Das Vermächtnis” zusammen gearbeitet hat, liefert unglaublich tolle Bilder. Gespielt setzt er, in den Szenen, in denen Beau sich in seinem Apartment befindet, Perspektiven ein, um die Kulisse in unterschiedlichen Winkeln betrachten zu können. Auch der Wechsel zwischen Frosch- und Vogelperspektive, sowie zu Nahaufnahmen sind einzigartig. Besonders die Kameraführung unterstreicht noch mehr die Gefühlswelt von Beau und steigern das ungute Gefühl noch mehr. Somit wird auch mit der Kameraarbeit erreicht, dass das Publikum die Angst fühlen kann.

Besonders hervorzuheben sind auch die gestalterischen Arbeiten und visuellen Effekte. Ari Aster ließ seinem Design Team eine kafkaeske Welt erschaffen, die das Publikum begeistert. Bis ins kleinste Detail, merkt man die kreative Liebe, die mit diesem Projekt einherging. Schließlich hat Ari Aster das Drehbuch für “Beau Is Afraid” bereits zu seinen Studienzeiten geschrieben.

Fazit:

Auch wenn “Beau Is Afraid” im Mittelteil die Luft ausgeht, ist der Film definitiv sehenswert. Joaquin Phoenix ist die perfekte Besetzung für diesen Film. Außerdem ist Pawel Pogorzelskis Kameraarbeit einen Blick wert. “Beau Is Afraid” kann nicht durchgehend fesseln, kann jedoch mit Kreativität begeistern. Eine Hommage an Franz Kafka, Joaquin Phoenix und ein visuelles Meisterwerk!

Wie hat euch “Beau Is Afraid” gefallen?


TRAILER: ©LEONINE Studios

Beau Is Afraid – Filmkritik

Dir gefällt was wir machen? Dann supporte uns! Kommentiere, teile und like unsere Beiträge auch in Social Media oder spendiere uns einen KAFFEE ☕. Mit deiner Unterstützung sorgst du dafür, dass die Seite weiter betrieben werden kann.

Der Beitrag enthält Affiliate Links von Amazon. Bei einem Kauf ändert sich für dich nichts, du unterstützt lediglich dadurch unsere Arbeit. Außerdem Links zu den Streamingdiensten Netflix und Disney+. Auch hier ändert sich nichts für dich bei einem Abo-Abschluss und es zwingt dich niemand dazu. Dafür bekommen wir auch nichts. Dies dient nur dazu, dass du gleich Zugriff auf den besprochenen Film hast, ohne noch einmal extra auf die Streamingseite gehen zu müssen.  

RILEY – Chefredakteur:in
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 15 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber:in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.

Passion of Arts

 

Andere Meinungen zu “Beau Is Afraid”:

NDR Kultur
Es gibt surreale Einschübe, Animationssequenzen und visuelle Elemente, die mehr als verstören. Doch das hilft alles nichts, um darüber hinwegzutäuschen, dass “Beau Is Afraid” eine dreistündige Therapiesitzung ist, an deren Ende vor allem Ratlosigkeit zurückbleibt. Und hoffnungsloses Kopfschütteln.

TAZ
Vor allem wegen seines Aussagegehalts, der nicht über abgegriffene, freudianisch-aufgeladene Plattitüden hinausgeht, bleibt Ari Asters dritter Langfilm hinter seinem bisherigen, überaus hintergründigen Werk zurück. Ob der Filmemacher gleichwohl als Hoffnung des Horrors erhalten bleibt? Bis es auf diese Frage eine Antwort geben wird, dauert es noch. Als nächstes Projekt soll ein Western folgen. Es steht zu hoffen, dass Ari Aster dann wieder überzeugendere Antworten zu geben weiß.

epd Film
In seiner bislang ehrgeizigsten ­Produktion schickt Ari Aster ­(»MIDSOMMAR«) die von Joaquin Phoenix verkörperte Titelfigur auf eine Odyssee der eigenen Neurosen, Ängste und Familiengeheimnisse

flis04 🎞 auf Letterboxd
Wer sich auf “Beau is Afraid” einlassen will, wer von dem Trailer angesprochen, wer keine Probleme damit hat, alles vergessen zu müssen, was er oder sie zu wissen glaubte, der sollte sich die dritte Regiearbeit von Ari Aster nicht entgehen lassen. Sie ist anders, als alles was man bisher zu sehen glaubte, sprengt Ketten und etabliert neue Regeln.

Vieraugen Kino
Entfesselte, absurd-irrwitzige und überaus sperrige Odyssee eines Mannes mit ständigen Angstzuständen, mit einem völlig in seiner Hauptrolle aufgehenden Joaquin Phoenix. 8 von 10 Punkten.

Das könnte dich auch interessieren

6 Kommentare

      1. Tausend Dank! *herzchen* 😉

        Ich sehe, du hast dich jetzt hier auch umbenannt. Vor kurzem wunderte ich mich bei Letterboxd, wer denn dieser “Neon Dreamer” sei 😉
        Wie kamst du auf den neuen Nick und wer ist der Herr im Profilbild?

        @Ari Aster
        Ich kenne von ihm außer “Beau is Afraid” nur “Midsommar”, der mir minimal besser gefallen hat. Dieses Jahr zum Midsommar habe ich erstmals den Director’s Cut angesehen, nachdem vor drei Jahren am richtigen Tag die Erstsichtung stattfand. Es wird jedenfalls spannend was Ari Aster als nächstes macht.

        1. Sehr gern Schätzken 😘

          Ja. Ich wollte ein bisschen anonymer und genderneutraler werden. Ich hab lange für den perfekten Nick gesucht und schlussendlich ChatGPT nach coolen Nicknamen zu Blade Runner befragt. Der hier ist es dann geworden.

          Alles andere was ich versucht hatte, war vergeben.
          Der Herr auf dem Bild ist Ryan Gosling.

          Ich kenne noch “Hereditary” und naja, es ist nicht so meins. “Midsommar” war optisch toll, aber so runter gebrochen ist es dann doch irgendwie wieder die 5 Teenager fahren in den Wald Story.

          Da hat mir Beau schon besser gefallen. Bin auch gespannt, was er noch macht.

          1. Früher gab es für so etwas Name-Generatoren, etwa für Hobbit- oder Elben-Namen. 😉

            Im Kern von “Midsommar” steht ja das nahende Ende der Beziehung von Dani und Christian. Der ganze Folk-Horror bildet ja “nur” die Kulisse. Und die Hauptfiguren sind alle in den 20ern und keine Teenager mehr.

            Ich war übrigens vor ca. einem Jahr in Schweden auf Urlaub und alle haben’s überlebt. 😉

          2. @mwj2 echt? Das kenn ich nicht 😀
            Aber ich hab heute schon festgestellt, dass vieles im Internet an mir vorbei ging. Hab auf Sooner die Doku “Feels Good Men” geschaut.

            https://letterboxd.com/neon_dreamer/film/feels-good-man/

            Ich habe den Frosch in Discord gesehen, wusste aber nicht, wo er herstammt. Und auch andere Memes und deren Entstehung hab ich versäumt.

            Das stimmt, die in “Midsommar” sind älter, aber ich meinte, dass das das typische Schema ist. Gut das ist korrekt, dass es um die Trennung und instabile Beziehung geht. Ari Aster ist ein Meister für instabile Beziehungen. Sieht man ja auch in Hereditary und Beau Is Afraid.

            In “Midsommar” komm ich dennoch nicht so recht rein. Hab ihn sogar schon 2x geschaut.

            Da bin ich aber froh, dass ihr alle überlebt habt!

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner