Mr. Nobody

Bernie Lengström stand morgens vor dem Spiegel. Er zupfte seinen Pullunder zurecht, straffte den Hemdkragen und setzte sich seine Brille auf, die mit dem schwarzen Gestell. „Heute wird ein guter Tag.“, sagte er zu sich selbst. „Ein guter Tag.“ Er hatte die ganze Nacht an dem Projekt gesessen, es bis zur Vollendung perfektioniert. Ja der Chef würde Augen machen! Bernie arbeitete bereits 40 Jahre in der Firma, er war praktisch Mitglied des eingeschweißten Teams und wartete schon auf eine Beförderung. Diesmal würde er sie kriegen und dann würde sich alles ändern. Vielleicht fand er dann endlich auch eine Frau, die ihn liebte.

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Wenn der Frühling zu Winter wird

Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich durch die milchige Fensterfront des Lofts, blendeten sein Gesicht. Murrend hielt er die Hand vor die Augen, tastete nach den zerwühlten Lacken hinter sich. Sie waren noch warm an der Stelle wo sie gelegen hatte. Noch hing ihr Duft in der Luft. Er rollte sich auf den Rücken und atmete ihn tief ein, nahm ihn mit jeder Pore seines Körpers auf. Er schloss die Augen und dachte daran, wie weich ihr Haar sich in seiner Hand anfühlte, dachte an ihr Lachen, das den Raum mit Musik füllte.
„Warte noch ein Weilchen.“, sagte sie.

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Das Ende der Regenzeit

Reglos stehen die trockenen Grashalme da. Ein Summen dringt aus den Tiefen der Erde. Kein Lüftchen weht. Die Sonne verbrennt die letzten Reste der Spitzen des einst so saftigen Grüns. Gierig reckt es sich dem Himmel entgegen, als wolle es nach etwas greifen. Ihm dürstet nach Wasser, doch das kühle, erholsame Nass bleibt aus. Schon wochenlang dauert die gähnende Hitze an. Die Insekten tummeln sich an den Halmen; suchend und forschend bewegen sie sich vorwärts. Nichts.

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Frühlingserwachen

ERWACHEN.
Er erwachte früh am Morgen. Die Sonne stahl sich durch die Nebel umwabenden, stark in der Erde verankerten Baumstämme der Tannen, welche dicht an seinem Haus wuchsen und es von der Straße abschirmten.
Er blinzelte und ließ das Licht auf sein Gesicht scheinen, zog tief die frische Morgenluft ein, die sich durch das geöffnete Fenster mogelte.
Noch einmal schloss er die Augen und ließ den Morgen auf sich wirken. Das leise zwitschern der Vögel, das knistern des Grases und das zirpen der Grillen. Alles schien perfekt, die Welt war im Einklang mit ihm.

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Zwei Brüder

EDEN
In Landshut im schönen Niederbayern gab es einmal einen König, der sein Reich mit Stolz, Vernunft und voller Güte regierte. Das Volk liebte ihn, selbst der kleinste Bauer lebte im Wohlstand. Der König ließ sich niemals lumpen, mit seinen Bürgern Feste zu feiern und so fanden oftmals im Hofe der schönen Burg Trausnitz prunkvolle Feiern statt und jeder hatte die Möglichkeit mit dem König persönlich zu sprechen. Als ihm seine Gemahlin einen Sohn gebar, war auch das Volk überglücklich und überhäufte das Königspaar mit Geschenken, Segen und wünschten ihm Anmut, Stärke und Schönheit. Er war wahrlich ein hübscher Junge mit blond gelocktem Haar und stahlblauen Augen, die jetzt schon seinen Ehrgeiz zum Ausdruck bringen konnten. Sie tauften ihn auf den Namen Mären und er war ihr ganzer Stolz.

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