Mit „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ kommt endlich mal wieder ein großangelegter deutscher Fantasy-Film in die Kinos. In Deutschland haben es Genrefilme generell schwer und können meistens nicht überzeugen. In unserer heutigen Filmkritik erzählen wir euch, ob sich der Gang ins Kino diesmal lohnt.
Ein Beitrag von: Maddin
Worum geht es in „Hagen – Im Tal der Nibelungen“?
„Hagen – Im Tal der Nibelungen“ ist ein Fantasy-Epos aus dem Jahr 2024 inszeniert von Cyrill Boss und Philipp Stennert.
Der Burgunder Waffenmeister Hagen von Tronje (Gijs Naber) hält mit Pflichtbewusstsein und eiserner Härte das von Krisen geschüttelte Königreich zusammen. Dabei unterdrückt er die heimliche Liebe zur Königstochter Kriemhild (Lilja van der Zwaag) und verdrängt seine eigene dunkle Vergangenheit. Als der berühmte Drachentöter Siegfried von Xanten (Jannis Niewöhner) in Worms auftaucht und mit seiner Unberechenbarkeit die alten Strukturen gefährdet, wird Hagen zunehmend zur tragischen Figur. Der junge und durch den plötzlichen Tod seines Vaters noch unerfahrene König Gunter (Dominic Marcus Singer) sieht in Siegfried eine Chance, das Reich zu retten. Er bittet ihn um Hilfe, ausgerechnet die gefährliche Walküre Brunhild (Rosalinde Mynster) zur Frau zu nehmen. Als sich Kriemhild in Hagens Widersacher Siegfried verliebt, muss er sich zwischen Liebe und Königstreue entscheiden. Hagen von Tronje wird dabei herausfinden, wer er wirklich ist.
100 Jahre Nibelungen-Verfilmungen
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Wir schreiben das Jahr 2024 und es wird Zeit für die mittlerweile fünfte deutsche Nibelungen Verfilmung. Die erste gab es bereits 1924 mit dem fast fünfstündigen Epos von Fritz Lang (in zwei Teilen: Die Nibelungen: Siegfrieds Tod und Die Nibelungen: Kriemhilds Rache). 1966 versuchte sich dann Harald Reinl ebenfalls in zwei Teilen über knapp vier Stunden an dem Stoff (Die Nibelungen, Teil 1 – Siegfried und Die Nibelungen, Teil 2 – Kriemhilds Rache) und 2004 gab es dann einen TV-Film von Uli Edel über knapp 3 Stunden mit Benno Fürmann in der Hauptrolle des Siegfried (Die Nibelungen).
Gesehen habe ich davon bisher keinen. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. 20 Jahre also nach der letzten Verfilmung wagen Constantin Film und RTL unter der Regie von Cyrill Boss und Philipp Stennert einen neuen Anlauf. Die beiden haben bisher vor allem TV-Produktionen geleitet, wobei „Neues vom Wixxer“ auch von ihnen stammt. Es ist also diesmal eine Kino-TV-Koproduktion, da der Film 2025 noch als sechsteilige Serie auf RTL+ landen soll.
Gute Schau- und Hörwerte
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Und was die beiden hier abliefern ist gar nicht mal schlecht. Optisch sieht das ganze schon echt gut aus und überzeugt mit schicken Kulissen, tollen Requisiten bzw. Kostümen, schönen Kameraeinstellungen und einigen beeindruckenden Bildern. Besonders der Teil in Island sieht einfach wunderschön aus, gerade auch die Einstellungen mit Vulkan.
Es gibt auch diverse Kampfszenen, welche jetzt nicht übermäßig gut sind, aber gut genug und ich würde sogar sagen leicht über (deutschem) Genrestandard. Wobei das nicht so schwer ist, da es diesen so gut wie nicht gibt in den letzten Jahren. Die Schlachten sind durchaus solide inszeniert und besonders gut gefällt mir die große Schlacht gegen die Hunnen. Ansonsten wirkt es manchmal etwas kleinteilig und es fehlt oft noch die ganz große Epik. Sowas kann ich aber durchaus verschmerzen, da ich hier nicht den Maßstab von amerikanischen Produktionen anlege. Nichtsdestotrotz hat das schon in einigen Bildern „Der Herr der Ringe“ oder „Game of Thrones“ Ausstrahlung.
Gut ist ebenfalls die Musik von Adam Lukas und Jacob Shea. Insbesondere wenn wir dann nach Island kommen, wird diese richtig abgedreht. Sonst finde ich sie aber auch gut und erzeugt bei mir in einigen Szenen Gänsehaut.
Europäisches Ensemble mit guten Leistungen
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Auch schauspielerisch kann ich nicht viel meckern. Gijs Naber als Hagen überzeugt auf ganzer Linie und trägt diesen Film von Anfang bis Ende. Hagen ist hier auch die am besten ausgearbeitete Figur und hat auch die interessantesten Motivationen. Anders als in der Sage, ist er nicht einfach nur der Böse und bestimmte Dinge laufen anders als in der Sage dargestellt. Jannis Niewöhner als Siegfried finde ich ebenfalls gut, auch wenn es etwas dauert bis ich ihm den draufgängerischen Helden abnehme. Dominic Marcus Singer überzeugt auch als König Gunter und hat einige intensive Szenen, vor allem dann in der zweiten Hälfte.
Lilja van der Zwaag bleibt als Kriemhild etwas hinter ihren Möglichkeiten zurück, was aber eher daran liegt wie die Rolle angelegt ist und weniger an ihrem Schauspiel. Ähnlich ergeht es der dänischen Schauspielerin Rosalinde Mynster, die als Brunhild fast keinen Satz sagt. Nur schreien darf sie ein paar Mal. Trotzdem schafft sie nur über Gestik und Mimik die Gefühlswelt dieser Figur gut zu transportieren. Hätte trotzdem gerne mehr von ihr und ihrer Figur gesehen.
Spannungsschwankungen
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Problematisch ist bei dem Film eher die Handlung. Anfangs ist der Film noch etwas zäh und ergeht sich für meinen Geschmack etwas viel in Dialogen. Mit der Ankunft in Island wird es dann richtig stark inszeniert und spannend. Gerade die Walküren vor der isländischen Landschaft wirken einfach beeindruckend. Hier ist der Film auch so wild und kreativ, wie ich mir erhofft habe. Leider ist aber der ganze Film nicht so.
Generell ist aber die zweite Hälfte etwas besser vom Unterhaltungswert und im Schnitt spannender. Es wird nicht so viel geredet und es gibt mehr Action. Auch den finalen Kampf finde ich gut gelungen und stellt nochmal die Tragik von Hagen heraus. Wobei es schon bemerkbar ist, dass hier Sachen rausgekürzt wurden. Manche Entwicklungen passieren gefühlt viel zu schnell. Beispielsweise verlieben sich Siegfried und Kriemhild gefühlt von einer Szene zur nächsten. Irgendwann sind auch Hagen und Siegfried befreundet. Der Film versucht das herzuleiten, das gelingt ihm manchmal (auf Grund der Laufzeit) aber nicht so gut. Das kann ich aber meistens einigermaßen verschmerzen.
Fazit zu „Hagen – Im Tal der Nibelungen“:
Der Film löst gemischte Gefühle bei mir aus. Optisch ist er oft über jeden Zweifel erhaben und sieht so gut wie kein deutsches Fantasy-Epos der letzten Jahrzehnte aus. Auch schauspielerisch finde ich die Darbietungen ziemlich gut. Die oft intensive Musik und einige gut inszenierte Schlachten tun ihr übriges. Leider wurde sich dazu entschieden, den Film als Serie zweitzuverwerten. Einfach ein längerer Film wäre vermutlich besser gewesen.
Insgesamt bleibt aber ein ziemlich guter Eindruck zurück. Das deutsche Genrekino hat es schwer, daher bin ich hier immer etwas kulanter und gebe dem Film gut gemeinte 7 von 10 Punkten.
Werdet ihr euch „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ im Kino ansehen?
TRAILER: ©Constantin Film
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MADDIN – Filmkritiker
Schon als Kind bin ich von Star Wars begeistert. Mein erster bewusst wahrgenommener Kinobesuch ist die Sichtung von Star Wars Episode I und mein 9-jähriges Ich war hellauf begeistert. Noch heute hat dieser Film einen großen Platz in meinem Herzen. Generell mag ich insbesondere SciFi-Filme und Fantasy (Herr der Ringe). Seit 2021 mache ich Letterboxd unsicher und seitdem hat sich mein Filmgeschmack auf alle möglichen Genres ausgedehnt. Sogar an Horrorfilme traue ich mich vermehrt heran.
Pressematerial: Hagen | 2024 ©Constantin Film
4 Kommentare
Wie Wortman schon sagte, es ist eine Romanverfilmung und nicht die der Sage. Was aber schade ist, weil Tolkien und auch George R. Martin sich unter anderem auch an die Nibelungen Sage orientierten. In Deutschland haben wir einfach bestes Fantasymaterial.
Den Vergleich mit US-Produktionen finde ich immer etwas schwierig. Da denkt man an „Herr der Ringe“, aber die Trilogie ist auch schon 20 Jahre alt und seitdem konnte da auch kaum eine andere US-Produktion bestehen.
Vielleicht noch zur Länge. Es ist ein Zusammenschnitt einer Serie, die glaube ich nächstes Jahr auf RTL Plus zu sehen sein soll. Ich selbst habe den Film übrigens noch nicht gesehen und ich befürchte auch eher, dass was mich an dem Film auch stören könnte wäre gerade die Orientierung am aktuellen US-Blockbusterkino.
Orientierung am US-Blockbuster in meinen Augen auf die gute Art.
Ich lege jetzt hier auch nicht die Maßstäbe wie Herr der Ringe oder Game of Thrones an. Da kostet vermutlich eine Folge so viel wie dieser ganze Film hier. 😀
Einige Szenen erinnern aber in der Epik an diese beiden Fantasy-Epen und das hat mir echt gut gefallen. Auch sonst ist der von den Bildern auch echt hübsch.
Ja, der kommt kommendes Jahr als 6-teilige Serie auf RTL+ raus, was ich ein bisschen Schade finde, da man das dem Film an manchen Stellen auch anmerkt. Mehr Zeit hätte dem Film an manchen Stellen gut getan.
Den Film werde ich mir sicherlich nicht anschauen.
Zum Einen stammt die Vorlage von Hohlbein, zum Anderen wird hier viel zu viel verdreht. Hagen verknallt in Krimhild und wird anscheinend guter Kumpel von Siegfried. Nein danke.
Schau dir die Reindl – Verfilmung an. Die hat wirklich was. Einziges Manko: Uwe Beyer als Siegfried sieht ein wenig wie ein verfrühter Surferboy aus. 😆
Ich kann nur sagen, dass der optisch sehr gut aussieht und sich wirklich im Kino lohnt. Ich kenne ja grob die Geschichte (weiß gar nicht mehr genau ob ich das mal gelesen habe oder doch irgendeine Verfilmung als Kind sah) und finde es gut, dass wir hier mal eine etwas andere Perspektive bekommen. Es fühlt sich außerdem auch gut historisch in die Zeit eingebettet ein.
Und was hast du gegen Hohlbein? 👀