„Make Me Feel“ ist ein deutscher Film, der ohne viel Aufsehen in den Kinos startete. Tatsächlich sogar nur in ein paar wenigen Kinos in Deutschland. Dennoch handelt es sich um ein Werk, welches eine genauere Untersuchung und vor allem viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Ohne Fördergelder oder große Studios im Hintergrund wurde ein Projekt auf die Beine gestellt, welches Fragen aufwirft. Vor allem jene, wozu der deutsche Film vielleicht doch in der Lage ist. Denn „Make Me Feel“ ist nicht nur ein Passionsprojekt, sondern ein deutscher Genrefilm, der mit Spektakel ködert. Warum man diesem Film unbedingt eine Chance geben sollte und wo vielleicht doch noch Probleme zu finden sind, erfahrt Ihr in dieser Filmkritik.
Ein Beitrag von: Florian
Worum geht es in „Make Me Feel“?
Der Film „Make Me Feel” ist ein Fantasy-Drama unter der Regie von Timur Örge und Michael David Pate, erschienen im Jahr 2025.
Er handelt von Ella (Charleen Weiss), deren Ehemann Tito (Erkan Acar) nach einem schweren Unfall im Koma liegt. Ella weigert sich, ihn aufzugeben, und nutzt eine neuartige Technik, um in seine Traumwelten einzutreten. In seinen Träumen begegnet sie einem Mann, der sie nicht erkennt, sondern in verschiedene Rollen schlüpft – Gangster, Pirat, Cowboy oder Widerstandskämpfer –, während Ella versucht, ihre gemeinsame Liebe wiederzuerwecken. Doch je tiefer sie in diese Traumwelten gelangt, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie, und die Zeit arbeitet gegen sie.
Der neue deutsche Genrefilm

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Das deutsche Kino hat einen schlechten Ruf, vor allem in Deutschland selbst. Dabei erscheinen jedes Jahr mehrere starke Filme, die zum Teil sogar international gelobt werden. Allerdings handelt es sich hierbei natürlich vermehrt um komplexe Dramen. Oder um spektakulär inszenierte Kriegsfilme. Hierauf wird der gute deutsche Film nicht nur reduziert, er ist es nahezu auch. Die hochbudgetierten Werke scheitern entweder schon am Konzept oder an den Ambitionen.
Was fehlt sind die Genrefilme, die Förderung von Werken, die neue, kreative Geschichten erzählen und die Grenzen der Vorstellungskraft sprengen. Wem der Name Erkan Acar etwas sagt, dürfte nun schon mit einer neuen Form des deutschen Genrefilms in Kontakt gekommen sein. Denn den Schauspieler Acar findet man vor allem in kuriosen und enorm niedrig budgetierten Genrefilmen, die vor allem mit der Passion für das Filmemachen glänzen. Dazu gehört nun auch „Make Me Feel“. Ein Film, der getrieben von einer Rahmenhandlung, gleich vier wilde Genre-Geschichten in sich vereint.
„Make Me Feel“ als Mafia-Epos…
Den Einstieg macht hierbei eine Mafia-Geschichte, in welcher Acar in die Rolle des Gangsterbosses und Menschenhändlers Don Tito schlüpft. Die Figur, an der er laut eigenen Aussagen am meisten Freude hatte. Das ist auch verständlich, Highlight dieser Episode ist jedoch etwas anderes. Gedreht wurde in Italien und das bringt ein wunderbares Flair mit sich. Große Herrenhäuser und kleine Gassen. Cannero Riviera ist ein wundervoller Drehort und an anderer Stelle kam auch noch zufällig ein Feuerwerk im Hintergrund dazu, welches sich perfekt ins Gesamtbild einfügt.
Erzählerisch stolpert die Geschichte anfangs allerdings ein wenig. Unklarheit darüber, wohin die Reise gehen soll, herrscht. Doch dann wird das Tempo plötzlich angezogen und es wird actionreicher. Hierbei überzeugen kleine, humoristisch geschickt und keineswegs störend aufgebrochene Verfolgungsjagden und ein tolles Finale. In jenem sind die kurzen Schusswechsel angenehm brutal und zudem wird es schön emotional.
…und als Western
Die Western Geschichte hingegen entpuppt sich als kleine Enttäuschung. Wieder einmal sind es vor allem die audiovisuellen Werte, welche kompromisslos überzeugen. Spanien bietet bereits seit Jahrzehnten perfekte Drehorte für Wüstenlandschaften, wie sie ein rauer Western benötigt. Hinzu kommen ein paar schöne Gebäude, wie die Kirche. Insgesamt wirkt das aber alles zu klein. Insbesondere von der Westernstadt hätte gerne mehr gezeigt werden dürfen und dementsprechend rar fällt auch die Action aus.
Erzählerisch ähnelt sich hier vieles mit der Mafia-Episode, wodurch bereits ein Hauptproblem des Films ausgemacht wäre. Der Film braucht immer wieder Zeit, um seine Figuren in der neuen Geschichte zu etablieren und stört somit den Erzählfluss. Nur langsam wird Tempo aufgebaut. Der Western setzt nun überraschenderweise die Liebesgeschichte zwischen den Hauptfiguren noch am besten um und schenkt dem von Acar gespielten Kopfgeldjäger sogar ein Charakterentwicklung.
„Make Me Feel“ ist aber auch ein Kriegsfilm…

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Ganz anders ist nun plötzlich die dritte Kurzgeschichte. Diese sollte so eigentlich gar nicht entstehen. So soll „Make Me Feel“ schon vollständig abgedreht gewesen sein, als man sich entschied, noch ein paar Kriegsactionszenen zu drehen. Interessanterweise bekommt das Publikum dadurch allerdings die rundeste Episode des Films zu sehen. Und auch die Aufwendigste. Wenn die Helden schließlich durch einen Schützengraben hetzen, während Flugzeuge Bomben abwerfen und zwischen zahlreichen Komparsen im Sekundentakt Explosionen stattfinden, dann wähnt man sich nicht mehr in einem kleinem No-Budget-Film.
Überzeugend ist in diesem Fall aber auch die Geschichte. Endlich wird sich etwas getraut und auch mal mit der Traumthematik gespielt. Dadurch wird die Logik ganz bewusst aus den Angeln gehoben. Leerstellen und Schnitte lassen das Gefühl aufkeimen, das Abenteuer sei genauso sprunghaft und willkürlich wie eben ein Traum. Gekonnt wird dieser Eindruck von dem Humor unterfüttert. Der Kriegsfilm traut sich Absurditäten zu und weiß somit gekonnt zu überraschen. Daraus resultiert eine perfekte Mischung aus Drama, Satire und Action. Dementsprechend ist auch egal, ob diese Passage die übergeordnete Erzählung voranbringt.
…sowie ein Piratenabenteuer
Zum Abschluss präsentieren die Regisseure Michael David Pate und Timur Örge ihrem Publikum noch eine Art des Films, welche im Kino kaum stattfindet. Endlich wieder Piraten auf der großen Leinwand. Abgesehen von „Fluch der Karibik“ findet im Live-Action-bereich seit Jahrzehnten nichts derartiges statt. Dabei ist der letzte Film der Reihe schon über acht Jahre her und die Zukunft steht in der Schwebe. Ein komplett neuer Ansatz würde sicherlich nicht schaden.
Den bietet „Make Me Feel“ allerdings nicht. Acar orientiert seine Darstellung des Piraten sogar sehr gezielt an Jack Sparrow, was allerdings durchaus Freude bereitet. Erzählt wird hier allerdings nicht mehr viel, da der Film sich merklich dem Ende entgegen neigt. Daher läuft alles auf eine große Actionszene auf einem Piratenschiff hinaus, die auch nett choreographiert ist. Leider wirken die Kulissen hier allerdings recht leer und können von allen Episoden das geringe Budget am wenigsten verbergen.
In „Make Me Feel“ wird über die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Liebe erzählt
Nun stellt sich natürlich noch die Frage: Wozu das alles? Die Rahmenhandlung präsentiert sich als Sci-Fi Liebesdrama. Tito liegt nach einem Autounfall seit einem Jahr im Koma und lediglich eine neuartige Methode kann ihn retten. Deshalb muss Ella in die Träume ihres Ehemanns eintauchen und so starke Gefühle in ihm wecken, dass er aufwacht. Ein Umstand den das Drehbuch dazu nutzt, ein Portrait der Liebe zwischen den Beiden anzufertigen. Wie bereits angedeutet bremst genau dieses Vorhaben, die einzelnen Episoden leider immer wieder aus und erscheint redundant. Dennoch ist das Gesamtanliegen löblich.
„Make Me Feel“ versucht zu ergründen, was Liebe bedeutet, aber auch wie Beziehungen funktionieren. Örge und Pate nehmen sich daher immer wieder Zeit, um Tito und Ella in Montagen zu zeigen. Diesen gelingt es das Gefühl des puren gemeinsamen Glücks einzufangen. Allerdings verschließt sich der Film keineswegs vor den Schattenseiten und wartet sogar mit einem kleinen Twist auf. Einst musste Tito um Ella kämpfen, nun sie mit allen Mitteln um ihm. „Make Me Feel“ identifiziert das Konstrukt Beziehung als ein Geben und Nehmen. Für den Zusammenhalt müssen beide Parteien kämpfen, sich unterstützen und sich gegenseitig verzeihen. Denn Tito und Ella brauchen einander, daran lässt der Film keinen Zweifel.
Durchwachsenes Schauspiel und schwache Dialoge
Nun muss ich aber doch auf ein paar Punkte eingehen, die „Make Me Feel“ zum Verhängnis werden können. Von den Darstellern stechen lediglich vier positiv hervor, der Rest hinterlässt einen steifen Eindruck. Als gelungenes Beispiel ist natürlich Ronald Nitschke als Prominenz im Cast zu erwähnen. Seine Stimme ist unter anderem durch seine regelmäßige Synchronisation von Tommy Lee Jones deutschlandweit bekannt. Somit besitzt er die nötige Erfahrung und Ruhe. Gegenteilig, die Erfahrung betreffend, liegt der Fall bei der sehr jungen Lotta Herzog, die als Kinderdarstellerin wunderbar abgeklärt und sicher in Erscheinung tritt. Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass Erkan Acar in seinen vielen verschiedenen Rollen der große Star des Films ist.
Dabei steht die von Charleen Weiss gespielte Ella sogar noch stärker im Fokus des Films. Hierbei ist das Schauspiel von Charleen Weiss auch immer wieder famos. Wenn sie nur mit ihrem Gesicht Emotionen und die kompromisslose Liebe spielt, ist das herzzerreißend. Leider wird ihr Spiel durch ein Element geschmälert, wofür sie gar nichts kann. Die Dialoge in „Make Me Feel“ sind immer wieder ein großes Problem. Zu oft wirken sie gestellt und vor allem unnatürlich. Gerade das macht es den Zuschauenden manchmal schwer, komplett in das Geschehen hineintauchen zu können.
Audiovisuell ist „Make Me Feel“ eine Offenbarung

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Dafür ist „Make Me Feel“ auf audiovisueller Ebene ein wahres Wunderwerk. Natürlich merkt man durch die räumliche Limitierung vieler Sets, dass es sich hier um keinen ganz großen Hollywood-Blockbuster handelt. Aber nach einem kleinen Independent-Film aus Deutschland sieht die Produktion ebenso wenig aus. Viele Drehorte in vier verschiedenen Ländern und handwerkliches Verständnis sind entscheidend. Einige dieser Bilder gehören zu den spektakulärsten des Jahres.
Noch ein weiterer Punkt ist zwingend erwähnenswert, denn dadurch hebt sich „Make Me Feel“ von vielen deutschen Produktionen ab. Die Rede ist vom Musikeinsatz. Der Score an ich mag nicht mehr als solide sein, wie er genutzt wird, ist aber gelungen. Das Geheimnis besteht in dem kleinen Wort oft. Nahezu jeder Moment ist mit Musik unterlegt, die sich aber nie aufdrängt, sondern das Geschehen immer passend unterlegt und somit greifbarer macht. Ein unfassbarer Titelsong von SCHWARZ mit Ohrwurmpotential rundet dies gekonnt ab.
Ein Film, der zeigt was möglich ist
„Make Me Feel“ wurde ohne Fördergelder, ohne große Studios und ohne Streaming produziert. Trotzdem ist das Ergebnis kreativ, wild, verspielt und bildgewaltig. Diese Tatsache macht Hoffnung, denn genau hiervon benötigt der deutsche Film mehr. Gerade weil „Make Me Feel“ kein klassischer Independent-Film ist, sondern die Ambition besitzt eine Art Independent-Blockbuster zu sein.
Timur Örge erklärte, Ziel des Films sei es zu unterhalten, emotional zu berühren und das Publikum mit einem positiven Erlebnis zu entlassen. Besser hätte dies kaum erreicht werden können. „Make Me Feel“ begeistert durch die Filmliebe, die alle Beteiligten offensichtlich in das Produkt investierten. Dafür verzichteten sie ganz bewusst auf Finanzierungen von zum Beispiel Streamingdiensten, denn Kompromisse sollte es nicht geben. Das Endergebnis ist genau die künstlerische Vision, welche von den Machern gewollt ist.
Fazit zu „Make Me Feel“:
Genug Punkte an „Make Me Feel“ bieten Angriffsfläche. Die Sets wirken manchmal etwas leer, das Schauspiel ist bisweilen etwas steif, die sind Dialoge hölzern und erzählerisch dreht sich das Konstrukt über 118 Minuten zu sehr im Kreis. Der Rest ist aber stimmig. „Make Me Feel“ schafft zu berühren, mitzureißen und hat dabei nicht nur einiges zu erzählen, sondern noch viel mehr zu zeigen. Es ist ein Film, der einfach viel Freude bereitet.
Und dann ist da natürlich noch der Respekt, den man vor diesem Projekt zollen muss. Diese Filmliebe, verdient Unterstützung, Aufmerksamkeit und ein Dankeschön. Danke für diese tolle Kinoerfahrung.
Werdet ihr euch „Make Me Feel“ ansehen?
TRAILER: ©Alpha Centauri Studios


FLORIAN – Filmkritiker
Meine Leidenschaft begann wohl schon recht früh in meiner Kindheit, als ich erstmals die Karl May Verfilmungen der 60er Jahre von Rialto Film sah. Daraufhin erforschte ich klassische und modernere Filmreihen von Star Wars bis hin zum Marvel Cinematic Universe. Irgendwann wurde aus der Lust nach Abenteuer und Action eine Liebe zum Medium Film, die mich auch abseits der berühmten Blockbuster auf faszinierende Reisen schickte. Seit Juli 2020 bin ich auf Letterboxd aktiv und erweitere seither meinen Horizont beständig. Daraus entwickelte sich seit der Sichtung von „RRR“ und dem Kinobesuch von „Jawan“ eine Liebe für das indische Kino. Offen bin ich abseits dessen für nahezu alle Jahrzehnte und Genres, lediglich amerikanischen Komödien bleiben ich am liebsten fern.
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Andere Meinungen zu „Make Me Feel“:
Damian Sprenger von Blickpunkt:Film
Auch ohne das genaue Produktionsbudget zu kennen, lässt sich feststellen: Ein Film mit einer solchen Entstehungsgeschichte dürfte eigentlich nicht so gut aussehen wie dieser. Dafür kann man dem Team um „Make Me Feel“ nur gratulieren. Man darf gespannt sein, was Timur Örge und Co. in den nächsten Jahren noch schaffen werden. „Make Me Feel“ ist jedenfalls eine erste Visitenkarte, die in Erinnerung bleibt.
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Oliver Armknecht von Film-Rezensionen.de
In „Make Me Feel“ folgt eine Frau ihrem komatösen Ehemann in dessen Träume und erlebt dabei eine Reihe von Abenteuern. Die deutsche Independent-Produktion ist durchaus ambitioniert, wenn man sich hier quer durch alle Filmgenres träumt. Das ist leider aber am Ende nicht verrückt genug. Vor allem aber die zum Teil katastrophalen darstellerischen Leistungen machen das Projekt kaputt. 4 von 10 Punkten.
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Jan-Barra Hentschel von nochnfilm.de
Bei ihrem Bestreben, alle nur denkbaren Filmgenres zu parodieren, schießen Timur Örge und Michael David Pate am Ende übers Ziel hinaus – was zunächst satirisch höchst unterhaltsam schien, entpuppte sich dann doch nur als Klamotte. So bleiben vor allem die routiniert inszenierten Action-Szenen und die pittoresken Schauplätze in Erinnerung – leider aber nicht die schauspielerischen Leistungen: Die hatten den Charme einer Laienspielgruppe.
Pressematerial: Make Me Feel | 2025 ©Alpha Centauri Studios

Ein Kommentar
Klingt ja wirklich sehr spannend, nur habe ich leider dazu nicht einen Trailer im Kino gesehen und den Film daher wohl komplett verpasst.