The Zone of Interest – Filmkritik

The Zone of Interest – Filmkritik

Was ist schlimmer, als das blanke Grauen direkt vors Gesicht zu bekommen? Es einfach nur zu hören. „The Zone of Interest“ ist ein Film, der mit Klang und Akustik das Gehör des Publikums stimuliert. Mehr dazu in der heutigen Filmkritik.

Ein Beitrag von: Riley Dieu Armstark

Worum geht es in „The Zone of Interest“?

„The Zone of Interest“ ist ein historischer Spielfilm von Regisseur Jonathan Glazer, der im Jahr 2023 veröffentlicht wurde. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des britischen Autors Martin Amis und ist eine freie Adaption dieser Geschichte. In der Hauptrolle sehen wir Christian Friedel als Rudolf Höß, den Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz, und Sandra Hüller als seine Ehefrau Hedwig Höß.

Die Handlung des Films konzentriert sich auf das Leben der Familie Höß während ihrer Zeit in Auschwitz zwischen Mai 1940 und November 1943. Rudolf Höß, seine Frau Hedwig und ihre fünf Kinder leben in einem Haus direkt an der Lagermauer, umgeben von idyllischen Elementen wie einem Garten mit Blumen- und Gemüsebeeten sowie einem nahe gelegenen Flussufer. Trotz der Grausamkeiten, die sich jenseits der Lagermauer abspielen, führt die Familie scheinbar ein normales Leben. Hedwig empfängt andere Offiziersfrauen zu Kaffeekränzchen, während Rudolf seine Pflichten als Lagerkommandant erfüllt.

Der Film zeigt Rudolfs moralischen Verfall und seine Beziehung zu den Geschehnissen im Lager, während er seine Familie und sein persönliches Leben von den Gräueltaten abschirmt. Als Rudolf versetzt werden soll, um eine neue Position anzunehmen, wird die Familie vor die Wahl gestellt, das idyllische Leben in Auschwitz aufzugeben oder getrennt zu werden. 

Jonathan Glazers „The Zone of Interest“ ist eine audiovisuelle Reise

Auf dem Bild ist eine Frau zu sehen, die in einem Schlafzimmer vor einem Spiegel steht. Sie trägt einen Pelzmantel und beobachtet, wie gut er ihr steht
The Zone of Interest: Auf dem Bild ist ein Mann in Sträflingskleidung zu sehen, der eine hölzerne Schubkarre fährt. Darin ist ein Sack. Der Weg hat schöne Steine, die von Gras umwachsen sind, dahinter ist an einer Mauer ein Blumenbeet bepflanzt. Hinter der Mauer, die oben einen Stacheldraht besitzt, sieht man das Dach eines Hauses
Das Bild zeigt eine Frau, die ein Baby auf dem Arm hält. Sie steht inmitten eines schönen Gartens. Im Hintergrund sieht man eine Mauer mit einem Tor
The Zone of Interest: Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der hinter einem Tor steht und eine Zigarre raucht. Im Hintergrund sieht man ein schönes Haus
Auf dem Bild stehen eine Gruppe Frauen in einem Esszimmer um einen Tisch versammelt und schauen sich Kleidungsstücke an
The Zone of Interest: Auf dem Bild ist ein Mann und eine Frau zu sehen, die jeweils in einem Bett liegen. Sie haben jeweils den Arm aufgestützt und schauen sich an. In der Mitte steht ein Nachttisch, auf dem eine Lampe leuchtet

Auch interessant: Oppenheimer – Filmkritik

Der britische Regisseur Jonathan Glazer ist bekannt für seine außergewöhnliche Arbeit mit audiovisuellen, als auch visuellen Techniken. Bereits in den Filmen „Birth“ und „Under the Skin“ entwickelt er einen ganz eigenen Stil. Dieser festigt sich von Film zu Film immer mehr. In „The Zone of Interest“ setzt Glazer noch eine Nuance drauf. Und liefert der Audienz einen Film, der ausschließlich vom audiovisuellen lebt. Wer sich eingängiger mit dem Thema Holocaust beschäftigt hat, insbesondere dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wird verstehen, wie intensiv dieses Kinoerlebnis ist.

Leben am Rande des Grauens: Die scheinbare Idylle von „The Zone of Interest“

„The Zone of Interest“ zeichnet ein idyllisches Bild einer Familie, die auf einem schönen Anwesen mit einem wundervollen Garten wohnt. Grundsätzlich zeigt der Film ausschließlich Familie Höß in ihrem Alltag. Viele kennen es, die Butterbrote werden geschmiert, der Ranzen geschultert und es geht ab zur Schule. Im Sommer, sowie Winter wird draußen im Garten mit den Geschwisterchen gespielt. Grillfeste werden veranstaltet und Obst und Gemüse angebaut. So lässt es sich herrlich leben, beinahe schon wie in Garten Eden. Währe da nicht die Schattenseite dieser Idylle. Denn dieser Garten, der Detailgetreu, ebenso wie das Haus, nachgebaut wurde, grenzt an das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Die Familie, sowie das Publikum befinden sich dem Film über in dem Haus und in dem Garten. Hin und wieder gibt es kleine Ausflüge am Fluss, ein Picknick am See oder eine Reise für amtliche Angelegenheiten. Was jenseits der Mauer passiert, bleibt verborgen, zumindest für das Auge.

Jonathan Glazer entschied sich, die Gräueltaten des Nationalsozialismus, besonders in Ausschwitz, nicht für das Auge sichtbar zu machen. Stattdessen kann man jedoch detailgenau hören, was sich hinter der Mauer abspielt und muss sich dies im Geiste ausmalen. Kinder schreien, wobei man dann nicht weiß, ob es die Kinder jenseits der Mauer oder die spielenden Kinder im Garten sind. Tag und Nacht dröhnen die Verbrennungsöfen, Hunde bellen und Gewehrschüsse donnern und übertönen das fröhliche Treiben im Garten. Glazer schuf hier einen außergewöhnlichen Film, der tief in die Psyche der Menschen blicken lässt. Wie ist das, täglich mit dieser Geräuschkulisse zu leben und dabei völlig gleichgültig zu wirken?

Charakterstudie: Pflichtbewusstsein über Moral und Ethik

The Zone of Interest: Das Bild zeigt einen schönen Garten, der in der Mitte einen kleinen Pool hat. Darin toben ein paar Kinder. Rundherum stehen Erwachsene. An dem Garten grenzt eine Mauer, die oben Stacheldraht hat. Dahinter ist ein großes Gebäude zu sehen
Auf dem Bild sieht man eine Familie, die im Gras auf Decken zu einem Picknick am Wasser sitzt
The Zone of Interest: Auf dem Bild ist ein Garten zu sehen. In der Mitte ist ein Pool zu sehen, in dem Kinder spielen. Davor steht ein Mann mit dem Rücken zu uns gewandt und trägt einen weißen Anzug. Weiter hinten sieht man ein riesiges Gewächshaus
Auf dem Bild ist ein riesiger Garten zu sehen, in der eine Familie ein Fest feiert. Links sieht man rauchende Schornsteine von einer Häuserreihe, die sich hinter einer Mauer befindet
Auf dem Bild ist ein langer Korridor zu sehen, der ins Dunkle führt. Das Treppenhaus daneben und die Wände sind komplett grau und weiß. Eine einzige Lampe an der Decke erhellt ein Stück des Flurs. Der Boden hat mehrere Quadrate. Vor der Treppe steht ein Mann in Uniform und blickt in die Richtung der Kamera
Das Bild zeigt zwei Mädchen im Badeanzug, die einen Weg durch einen Garten gehen. Dahinter ist ein großes Haus zu sehen, das von einer großen Mauer verborgen wird

Auch interessant: Children of Men – Filmkritik

Paradox war an Rudolf Höß, dass er kein sadistischer, barbarischer oder grausamer Massenmörder war. Vielmehr charakterisierte er sich eher durchschnittlich, kleinbürgerlich, keineswegs malevolent. Rudolf Höß war mit zahlreichen Sekundärtugenden wie Ordnungssinn, Pflichtbewusstsein und Naturverbundenheit versehen. Allerdings schützten ihn diese Eigenschaften nicht vor Inhumanität, Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern und einer völligen Ignoranz gegenüber jeglicher Moral und Ethik. In einer pervertierten Weise zum Dienste der Massenmordhandlungen instrumentalisierte er sein Pflichtbewusstsein und seine Sorgfalt. Einen Einblick in das Wesen seiner Frau Hedwig Höß, großartig gespielt von Sandra Hüller, bekommt das Publikum nur oberflächlich. Sie scheint zufrieden mit dem Leben zu sein, oder zumindest das beste draus zu machen.

Hin und wieder schleichen sich diverse Charakterzüge ans Licht, wenn sie ihrer jüdischen Hausangestellten damit droht, sie ins Lager in den Tod zu schicken oder ganz stolz einen Pelzmantel anprobiert, der ganz offensichtlich von einem Opfer stammt. Diese Dinge sind Hedwig bewusst, jedoch zeigt sie in keiner Szene Mitgefühl oder ähnliches. Grundsätzlich ist Hedwig Höß an Emotionen eher sparsam, außer es geht um die Familie, den Garten oder Träumereien von vergangenen Urlauben. Hat sie das alles völlig kalt gelassen, was jenseits der Mauer passiert? Eine Frage, die wohl niemand wirklich beantworten kann.

Hedwig Höß mimt die stattliche Hausfrau und Mutter, lädt Ehefrauen von anderen Kommandanten zum Kaffee ein und plaudert über neue Kleiderstücke oder über ihren ganzen Stolz. Der Garten. Wir Zusehenden sind nur kurze Besucher:innen. „The Zone of Interest“ erzählt nicht direkt einen spannenden Plot, der das Publikum in einen Sog zieht. Viel mehr ist man Gast bei der Familie, sitzt jedoch nie wirklich am Tisch und bekommt auch kein Stück vom Kuchen ab. Ein interessantes Unterfangen, einen Film auf diese Weise zu konzipieren. Nicht für jeden Geschmack, aber wer sich darauf einlassen kann, wird „The Zone of Interest“ einerseits faszinierend und zugleich unergründlich grausam erscheinen. Die Klangkulisse macht das Erlebnis noch unangenehmer.

Der kleine Lichtpunkt in „The Zone of Interest“

The Zone of Interest: Das Bild ist im Negativ aufgenommen. Man erkennt darauf einen Schotterhaufen mit Schaufeln darin stecken. Ein junges Mädchen bückt sich und greift in den Haufen hinein
Das Bild ist im Negativ aufgenommen. Man sieht einen Hügel, davor ein Mädchen, das auf dem Hügel Äpfel verteilt

Auch interessant: The Witch – Filmkritik

Besonders hervor stechen Szenen, die im negativen Nachtfilter gedreht sind. Sie zeigen ein junges Mädchen, das in der Nacht mit ihrem Fahrrad, versteckt und heimlich zu den Schotterbergen fährt. Hier stecken die Schaufeln im Schotter, mit denen Häftlinge täglich arbeiten müssen. Das Mädchen steckt in den Graben, als auch in den Schotter, Obst. Hier hört das Publikum keinen Ton der unaufdringlichen Musik von Mica Levi, sondern lediglich unangenehme Tonkollektionen, die das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Jonathan Glazer meinte zu The Guardian, dass diese Szenen auf einer realen Person beruhen.

„Sie lebte im Haus, in dem wir gedreht haben“.
„Es war ihr Fahrrad, das wir benutzt haben, und das Kleid, das die Schauspielerin trägt, war ihr Kleid. Leider starb sie wenige Wochen, nachdem wir gesprochen haben.“

Jonathan Glazer zu „The Guardian“

Warum diese Szenen Platz in „The Zone of Interest“ fanden, beschrieb Glazer zielgerichtet, dass dies ein kleiner Akt des Widerstands ist. Diese Szenen sind der einzige Lichtblick in seinem Film, den er so unfassbar dunkel fand, dass er aus dem Projekt aussteigen wollte. Das Mädchen ist ein Lichtpunkt in einem düsteren Film. Die Kraft des Guten, ein Widerstand gegen das Böse. (Quelle: nofilmschool)

Das großartige Ensemble von „The Zone of Interest“

Was „The Zone of Interest“ ebenso großartig, wie seine Klangkulisse und authentische Umgebung macht, ist das Ensemble. Christian Friedel, der in Oliver Hirschbiegel „Elser – Er hätte die Welt verändert“ bereits brillierte, spielt Rudolf Höß auf eine distanzierte und kühle Weise, wie er wohl wirklich war. Sandra Hüller, die für ihre Rolle in „Anatomie eines Falls“ für den Oscar nominiert war, verkörpert Hedwig Höß brillant und neutral. Tatsächlich empfindet das Publikum kaum Emotionen bezüglich Hedwig Höß, da man ihre genauen Gedanken nicht kennt. Eine undurchschaubare Person, möglicherweise ebenso gefühlskalt, wie ihr Mann, außer es geht um eine Sache, die ihr am Herzen liegt.

Das Finale verliert an Dynamik

Gegen Ende verliert „The Zone of Interest“ ein wenig an Dynamik. Möglicherweise hätte es dem Film gut getan, vorher schon einen Cut zu machen, um das Ende vollkommener zu gestalten. So verliert sich Glazer im letzten Akt noch ein wenig in Spielereien ohne die wirkliche Pointe daraus ziehen zu wollen. Wäre der letzte Teil noch detailreicher an politischen Entscheidungen, hätte er wahrscheinlich mehr Biss. Schlussendlich wollte Glazer wohl doch noch einen kurzen Blick auf das Innere von Rudolf Höß richten, geht dabei jedoch zu oberflächlich vor, dass es eher ermüdend wird. So büßt „The Zone of Interest“ zwar nicht seine Großartigkeit ein, jedoch die volle Punktzahl.

Fazit zu „The Zone of Interest“:

Auf dem Bild sieht man ein Paar am Wasser stehen. Er hat die Arme verschränkt und starrt ins Leere. Sie hat die Hände gefaltet und schaut ihn an
The Zone of Interest: Auf dem Bild ist eine Frau, die ein Baby auf dem Arm hält. Sie steht in einem schönen Garten und lässt das Baby eine Blume zupfen
Auf dem Bild ist der Balkon eines prunkvollen Saals zu sehen. An der Brüstung steht ein Mann in Uniform
The Zone of Interest: Auf dem Bild sieht man einen Hauseingang. Davor steht ein Mädchen, das auf einem blauen Bobbycar sitzt. Weiter hinten sind zwei Frauen und ein Junge zu sehen. Im Hintergrund ist eine Mauer mit Stacheldraht oben. Dahinter Häuser und ein Turm
The Zone of Interest: Auf dem Bild sitzen eine Gruppe Offiziere an einem kleinen, runden Tisch. Darauf liegt ein Plan

Auch interessant: Welchen Film hast du zuletzt gesehen, und wie fandest du ihn? – Under the Skin

Jonathan Glazers „The Zone of Interest“ ist ein faszinierendes Werk, das durch seine intensive Klangkulisse und authentische Umgebung besticht. Der Film wirft einen ungewöhnlichen Blick auf das Leben der Familie Höß im Kontext des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Und stellt die Frage nach Moral und Ethik in einer Zeit des Grauens.

Glazers Entscheidung, die Gräueltaten des Nationalsozialismus nicht direkt zu zeigen, sondern durch Geräusche und Atmosphäre erfahrbar zu machen, verleiht dem Film eine beklemmende Wirkung. Besonders beeindruckend sind die Szenen im negativen Nachtfilter, die einen kleinen Akt des Widerstands gegen das Böse zeigen.

Das Ensemble, angeführt von Christian Friedel und Sandra Hüller, überzeugt durch seine zurückhaltende und authentische Darstellung. Insbesondere Hedwig Höß bleibt jedoch eine undurchschaubare Figur, deren wahre Gedanken und Gefühle dem Publikum verborgen bleiben.

Trotz seiner Stärken verliert der Film gegen Ende etwas an Dynamik. Eine stärkere Fokussierung auf politische Entscheidungen und eine vertiefte Charakterisierung von Rudolf Höß hätten dem Finale mehr Biss verleihen können. Dennoch bleibt „The Zone of Interest“ ein eindrucksvolles Werk.

Werdet ihr euch „The Zone of Interest“ ansehen?


TRAILER: ©A24 | LEONINE

The Zone of Interest – Filmkritik
Kinopolis Landshut

Unterstützt uns!

Dir gefällt was wir machen? Dann supporte uns! Kommentiere, teile und like unsere Beiträge auch in Social Media oder spendiere uns einen KAFFEE ☕. Mit deiner Unterstützung sorgst du dafür, dass die Seite weiter betrieben werden kann.

Der Beitrag enthält Affiliate Links von Amazon. Bei einem Kauf ändert sich für dich nichts, du unterstützt lediglich dadurch unsere Arbeit. Außerdem Links zu den Streamingdiensten Netflix und Disney+. Auch hier ändert sich nichts für dich bei einem Abo-Abschluss und es zwingt dich niemand dazu. Dafür bekommen wir auch nichts. Dies dient nur dazu, dass du gleich Zugriff auf den besprochenen Film hast, ohne noch einmal extra auf die Streamingseite gehen zu müssen.  

RILEY – Chefredakteur:in
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 14 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber:in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.

Passion of Arts

 

Pressestimmen zu „The Zone of Interest“:

Marius Joa von Vieraugen Kino
Dokumentarisches Drama über das Leben in direkter Nachbarschaft zur Hölle von Auschwitz. 8 von 10 Punkten.

Oliver Armknecht von Filmrezensionen.de
„The Zone of Interest“ ist ein Monster von einem Film, wenn wir Einblicke in ein bürgerliches Leben neben einem Konzentrationslager erhalten. Das Nebeneinander von spießiger Gemütlichkeit und Todeskämpfen geht gerade in der ersten Hälfte durch Mark und Bein. Auch wenn das Drama später etwas an Wirkung verliert, zeigt es doch, wie Menschen Leid abstrahieren können und sich nur um das eigene kleine Glück scheren.

Gerhard Midding von epd-film
Jonathan Glazer hält es in seinem vierten Film mit Primo Levi, der überzeugt war, dass man dem Holocaust nicht direkt ins Gesicht blicken kann. Er nähert sich dem Zivilisationsbruch, indem er seinen Blick wagemutig auf den Alltag der Familie von Rudolf Höß konzentriert. Das Ausgesparte ist hier unentrinnbar.

Deutschlandfunk Kultur
Neben der ungewöhnlichen filmischen Machart ist an „The Zone of Interest“ auch die schauspielerische Leistung von Sandra Hüller und Christian Friedel besonders. Sie verkörpern das Ehepaar Höß.

Josef Lederle von Jüdische Allgemeine
Auch für die Anbindung des Films an die Gegenwart findet Glazer einen visuell und dramaturgisch bezwingenden Dreh, wenn er Höß in einem Moment höchster Macht für einen Augenblick schwächeln lässt und das zu einem Zeitsprung in die heutige Ausstellung auf dem Gelände des KZ in Auschwitz nutzt, das vom Museumspersonal gerade für den nächsten Besucheransturm hergerichtet wird.

Das sagt die Community:

Thomas auf Letterboxd
The Zone of Interest ist eine Idee. Einer der Filme, die sich ob ihres Themas jeglicher Kritik zu entziehen suchen, aber denen ein entschlossener Fokus gut getan hätte.
Am Ende ist dir mit der intensiven Lektüre Paul Celans mehr geholfen.

 Martin Kostenzer auf Letterboxd
Denn wie wichtig ist ein Film über die Schrecken des Holocausts, der genau diese Schrecken nicht zeigt? Wie schon gesagt, funktioniert dieser Film ausschließlich mit dem Wissen darüber, was hinter den Mauern passiert, als Aufklärung darüber, eignet sich der Film jedoch nicht.

loxliki05 auf Letterboxd
Zone of Interest bricht den Rahmen der Konventionen, bleibt am Ende ein Film, der nicht relevanter und spannender zur heutigen Zeit hätte sein können. Mit der spektakulären Inszenierung und grandiosen Darstellern, in denen man jede Einzelleistung hervorheben muss, bleibt Zone of Interest aber genau das. Ein Film, nicht die Realität, keine konsequent historisch lupenreine Nacherzählung. In erster Linie dienend als Unterhaltungsprogramm.

12drue auf Letterboxd
The Zone of Interest ist ein ungewöhnlicher Film, der die Oscarnominierung eindeutig verdient hat.

Maddin auf Letterboxd
Ist vielleicht kein sehr angenehmer Film, aber ein enorm wichtiger.

Pressematerial: The Zone of Interest | 2024 ©A24 | LEONINE

Das könnte dich auch interessieren

4 Kommentare

  1. ich habe den Film vor ein paar Wochen gesehen und empfand die Bilder, die die Tonspur heraufbeschwört als bekemmend und verstörend; besonders die Szene mit dem äpfelversteckenden Mädchen, während der man die Stimme von Rudolf Höß hört, wie er seinen Kindern das Märchen von Hänsel und Gretel vorliest – und zwar an der Stelle, wo Gretel die Hexe in den Ofen befördert.
    Da ist es mir eiskalt den Rücken hinunter gelaufen.

    1. Oh ja @blaupause7 mir auch. Ich finde diese Szene liefert irgendwie den krassesten Kontrast in diesem Film. Vor allem, weil seine Kinder „sicher“ sind und die anderen eben nicht. Ja auch das mit der Hexe und dem Ofen hat mich tief getroffen. Eine Schlüsselszene, die auch mir zugesetzt hat.

  2. Sehr schöne Kritik! Ob er am Ende tatsächlich etwas abflacht, muss bei mir die zweite Sichtung zeigen.
    Was meinst du mit dem untigem Satz?
    „Wer sich eingängiger mit dem Thema Holocaust beschäftigt hat, insbesondere dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wird verstehen, wie intensiv dieses Kinoerlebnis ist.“

    1. Vielen Dank @glorreicherhalunke

      Bin gespannt, wie du ihn beim Rewatch findest, ich kann da emotional nicht noch einmal durch.

      Mit dem Satz meine ich, dass die Bilder im Kopf noch viel intensiver und realer werden, wenn man sich ausgiebig mit dem Konzentrationslager Ausschwitz beschäftigt hat. Ich habe mich da viel eingelesen, Bild gesehen und so weiter. Wenn man dann auf der anderen Seite der Mauer sitzt und nur hört, dann ist das Kinoerlebnis meiner Meinung nach noch intensiver, weil man es zwar nicht sieht, hört, aber dennoch weiß. Die Bilder kommen wieder.

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner Technische Umsetzung durch die Internetagentur SEO Lausitz. Professionelles Webdesign in der Oberlausitz für Löbau, Bautzen, Görlitz und Zittau!