Barbie – Filmkritik

Cover zur Filmkritik zum Film Barbie. Margot Robbie lächelt sich in einem Herzspiegel zu

Heute startet offiziell “Barbie” in den deutschen Kinos. Ich habe mir gestern im Lady Kino 🥂 bereits ein Bild von dem Film gemacht und ich kann euch sagen, “Barbie” hat alle Erwartungen übertroffen. Hier ist meine Barbie Filmkritik!

Inhalt:

“Barbie” ist eine Gesellschaftssatire von Greta Gerwig mit Margot Robbie, Ryan Gosling, Will Ferrell, America Ferrera und Simu Liu.

Barbie hat die Welt revolutioniert! In Barbieland ist alles perfekt, denn hier regieren Frauen, die Welt ist bunt und schön und alle sind glücklich. Bis eines Tages die Stereotypische Barbie (Margot Robbie) düstere Gedanken entwickelt und ihre Füße auf einmal platt werden. Die anderen Barbies raten ihr, die komische Barbie (Kate McKinnon) aufzusuchen, um das wieder in Ordnung zu bringen. Diese rät ihr, sie solle in die reale Welt hinaus gehen und Kontakt zu dem Mädchen aufnehmen, das mit ihr spielt.

So begibt sich Barbie (Margot Robbie) in die reale Welt. Überraschend wird sie dabei von Ken (Ryan Gosling) begleitet, der eine Stütze für sie sein will. Die reale Welt erweist sich als das genaue Gegenteil zu Barbieland. Dort sind Frauen Objekte und Männer an der Macht. Hier muss sich Barbie vielen Herausforderungen stellen und als sie den Weg ins Barbieland zurück findet, hat sich alles verändert.

Meinung:

“Barbie” wurde neben Nolans “Oppenheimer” 2023 am heißesten erwartet. Klar spielen da noch der 7. Teil der Mission Impossible Reihe, der 5. Indiana Jones und “Dune: Part Two” mit rein, aber da “Barbie” und “Oppenheimer” zeitgleich starteten, wurde daraus ein regelrechtes Spektakel. Auch haben Greta Gerwig, Ryan Gosling und Margot Robbie ordentlich die Werbetrommel für den “Barbie” Film gerührt. Ich dachte mir bei der Vorankündigung eines Barbie Realfilms, ob ich noch einen kitschigen Film über die berühmteste Puppe der Welt brauche. Immerhin gibt es bereits zahlreiche Zeichentrick- und Animationsfilme, die teilweise eher mittelmäßig bis kitschig sind. Meine Phantasie zu einem Film über Barbie mit realen Personen, ging in die Richtung, eines Disney-Prinzessinnen Films, wie beispielsweise “Verwünscht”, mit einem platten Abenteuer, einer kitschigen Ken und Barbie Liebesgeschichte und ähnlichem. Daher hatte ich erst einmal “Nein” zu “Barbie” gesagt. Doch als Ryan Gosling im Interview bei Jimmy Fallon in der Tonight Show meinte, es sei das beste Drehbuch, das er je gelesen hatte und ich viel gutes über Greta Gerwig hörte und las, weckte der Film doch mein Interesse.

©NBC – The Tonight Show Starring Jimmy Fallon

Barbie, ein Film für alle

Die Ankündigung von Warner Bros. und Co. war, dass “Barbie” ein Film für alle sei. Für alle, die Barbie hassen, lieben und alle anderen. Vor allem ist es aber ein Film für die Gesellschaft. Für den Kinobesuch hatte ich meine kleine Schwester mitgenommen, da wir beide seit Jahren Fans von Barbie sind. Früher haben wir die spannendsten Abenteuer mit Barbie erlebt und ja wir spielten auch mit Ken. Wir hatten oft zu wenig Kens, aber wir haben sie immer involviert. Darauf werde ich später noch näher eingehen, denn hier wollte ich sagen, dass der Film auch einen enormen Nostalgiefaktor hat. Anfangs winken sich Barbie und Kens zu, eine schwangere Midge wird eingeblendet und Fans von Barbie können erkennen, welche Barbies sie selbst besaßen oder vielleicht noch im Dachboden verstauen. Auch im Abspann werden noch einmal Originalbilder und Barbies präsentiert, was ein reines Vergnügen ist.

Nicht unerwähnt bleiben jedoch auch Menschen, die Barbie hassen und warum. Barbie verklärt das gesellschaftliche Bild der Frau. Schöne, lange Beine, immer perfekt geschminkt, schlank, blond und im Gesamtbild perfekt. So sagt es Margot Robbie auch jederzeit im Film, denn sie ist die Stereotypische Barbie. Die Barbie die top aussieht, aber sonst keine großen Eigenschaften hat. Wie das Frauenbild der 50er Jahre, als die Frau am Herd stand und immer top frisiert und geschminkt war. Für mehr war sie nicht gut.

In der Mitte ist Margot Robbie als Barbie und schaut durch einen Spiegel und lächelt. Um sie herum ist alles Pink ebenso ihr Kleid
Barbie (Margot Robbie) startet mit einem strahlenden Lächeln in den Tag. Alles in Barbieworld ist perfekt — Barbie | 2023 ©Warner Bros.

Hat Barbie das Bild der Frau revolutioniert?

Harold Matson, Elliot Handler und dessen Frau Ruth Handler hatten die Vision, das Bild der Frau in der Welt zu revolutionieren. Barbie ist die Frau, die alles kann. Sie wollten jungen Mädchen klar machen, dass sie alles sein können, mehr sein können, als die Frau am Herd und Mutter. So ist Barbie zwar auch Hausfrau und Mutter, aber auch Pilotin, Tierärztin, Schriftstellerin, Künstlerin und vieles mehr. Statt die Welt jedoch zu revolutionieren, hat dies zu mehr Konflikten geführt. In Greta Gerwigs “Barbie” wird diese Thematik sehr schön beschrieben. Vor allem aber auch aufgezeigt, was wir Frauen inzwischen alles leisten sollten. Wir sollen Karriere machen, Kinder bekommen, Feministinnen sein, frei und unabhängig sein, aber dürfen nicht single sein und so weiter. Im Grunde sollen wir alles gleichzeitig sein und das ist unfassbar zu schaffen. Gerwig und Baumbach stellen beide Welten sehr gut gegenüber. Einmal die Barbiewelt, in der die Frauen herrschen und auf der anderen Seite die reale Welt, in der Männer regieren und Frauen mehr oder minder ein Accessoire sind. Überspitzt sind auch die Kommentare zu Barbies Körper in der realen Welt, besonders von Männern.

Großartig wird der Blick auf unsere Welt von Außenstehenden dargestellt. So denkt Ken (Ryan Gosling) er kann in der realen Welt alles, nur weil er ein Mann ist. Man muss einfach Mann sein, sonst muss man gar nichts können. Im Gegenzug ist es jedoch in der Barbiewelt mit den Frauen nicht anders. Kens Gefühle werden dabei sehr gut transferiert, denn wenn man immer unterdrückt wird, fühlt man sich größer, wenn man plötzlich in einer Welt ist, in der man jemand sein kann.

Schöne Gesellschaftskritik

So machen auch Greta Gerwig und Noah Baumbach in ihrem Drehbuch klar, dass Ken ohne Barbie niemand ist. Eine Randnotiz, ein Accessoire wie ihre Schuhe, Taschen oder Küchenmixer. Während Barbie in der Barbiewelt alles sein kann, ist Ken ein Niemand. Ken strahlt nur im Blick von Barbie.

Verrückt, wie das in unsere Welt passt, nur im genau umgekehrten Sinn. In unserer Gesellschaft, ist es teilweise noch heute so, dass die Frau nur mit einem oder durch einen Mann glänzt. Sie kann nicht allein stehen. Wenn man das Thema ausweitet, gilt das prinzipiell auch für alle Menschen, die single sind. Ohne jemand anderen sind sie niemand. Ein noch schwer verankertes Problem in der Gesellschaft. Vor allem auch in Bezug darauf, dass Frauen ohne Mann und Kind keine richtigen Frauen sind.

Zusätzlich führt “Barbie” Ausgestoßene ein, wie die komische Barbie (Kate McKinnon) mit der das Kind, das mit ihr spielt, nicht gut umgegangen ist. Geschorene Haare, angemaltes Gesicht und seltsames Verhalten. Das wird in der Barbiewelt nicht gern gesehen und somit muss die komische Barbie weit oben auf einem Hügel leben, fernab von der perfekten Welt. Auch eine schöne Kritik an die Gesellschaft. Wer anders ist, muss der Gesellschaft fern bleiben. Leider ist Integration bis heute nicht wirklich erfolgreich umgesetzt und so gibt es noch immer Randgruppen.

Ryan Gosling ist in der Mitte als Ken im neuen Barbie Film. Er trägt ein Stirnband und eine schwarze Weste mit Fransen. Er ist in Angriffshaltung. Rechts und links neben ihm sind zwei weitere Kens in Kampfhaltung
Ryan Gosling (Mitte) stielt in “Barbie” allen anderen die Show — Barbie | 2023 ©Warner Bros.

Ryan Gosling stielt als Ken sogar Barbie die Show

Neben all der Kritik an unserer Gesellschaft nimmt sich “Barbie” jedoch auch nicht zu ernst. Im Kinosaal herrschte eine ausgelassene und gut gelaunte Atmosphäre und das zu Recht. Die Laufzeit von beinahe 2 Stunden merkt man “Barbie” überhaupt nicht an, denn der Film macht unheimlich Spaß. Schuld daran ist allen voran Ryan Gosling der als Ken allen die Show stielt. Vielleicht hat er sich an seine Zeit im Mickey Mouse Club zurück erinnert oder als er damals in einer Tanzgruppe war. Man sieht ihm auf jeden Fall den Spaß an der Rolle an und das Publikum hatte auch seine Freude daran. Margot Robbie spielt wie immer solide und auch die anderen Darsteller*innen überzeugen auf ganzer Linie. Ein kleines Highlight meinerseits war Michael Cera (Juno), der mich bisher in jeder seiner schüchternen Rollen ans Herz gewachsen ist. So auch in “Barbie” in der Rolle des Allan, ein “Ken” mit einem anderen Namen, an den sich fast niemand mehr erinnert.

Will Ferrell (Der Knastcoach) kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn Will ist auch hier wieder großartig und witzig. Jeder Gag zündet und somit macht “Barbie” durchgehend einfach nur Spaß!

Kreativ und nostalgisch

Außerdem ist das Setting hervorzuheben. Künstlerisch und Kinderlieb ist das ganze Set gestaltet. Auch hier werden Barbie-Nostalgiker auf ihre Kosten kommen. Allein die Anfangssequenz, als Barbie aufwacht und ihren Tag startet, bietet jede Menge Produkte, die es tatsächlich von Mattel zu kaufen gab. Ebenfalls ist die Reise von der Barbiewelt in die reale Welt sehr bunt und kreativ gestaltet. Hier haben sich Künstler*innen sehr viel Freiheit genommen und alles ausprobiert was ging. Der Aufwand hat sich gelohnt. Allgemein wagt “Barbie” vieles und kommt damit durch. Hier tragen die Herren auch quietsche bunte Kleidung, Sonnenbrillen und vieles mehr. Wie auch in der echten Welt von Mattel, sind die Kens mit sämtlichen Kitsch und Schnick-Schnak ausgestattet.

Der Soundtrack, der von Mark Ronson und Andrew Wyatt zusammengestellt wurde kann sich ebenfalls hören lassen. Dabei werden sogar alte Klassiker wie “Girls Just Wanna Have Fun” von Cindy Lauper wieder hervor geholt. Mein persönliches Highlight war der Song, den die Kens am Lagerfeuer für Barbie sangen. Ebenfalls eine tolle Set-Idee sind die aus Plastik gestalteten Requisiten. Denn in der Barbiewelt ist nichts echt, sondern tatsächlich alles aus Plastik, so wie wir es kennen. Auch die Darsteller*innen bewegen sich wie Puppen. Farblich wird alles in Pastell und schrillen Farben gehalten, wo das Büro von Mattel in der der echten Welt, einen tollen und düsteren Kontrast bietet.

Fazit:

Tatsächlich fällt mir nichts ein, was ich an “Barbie” bemängelt würde, denn der Film hat klare Aussagen, einen tollen Cast, Soundtrack und macht unfassbar Spaß. Am Ende hat er noch eine wichtige Botschaft an uns, denn wir sollten nicht das Produkt von etwas sein, sondern die, die etwas erschaffen. Denn im Grunde sind wir das: Produkte der Gesellschaft. “Barbie” ist tatsächlich der Film, den wir unbedingt gebraucht haben und wieder erwarten auch wirklich ein Film für alle ist.

Somit ist “Barbie” eine herausragende Gesellschaftssatire und damit auch ein Film, der nach langer Zeit von mir mal wieder die volle Punktzahl erhält. Mein persönliches Highlight im Jahr 2023! Am Ende des Films hat das Publikum applaudiert und ich mit.

Werdet ihr euch “Barbie” im Kino ansehen?


TRAILER: ©Warner Bros.

Barbie Cast Auflistung auf einer Holzplatte. Im unteren rechten Rand ist eine Filmklappe und eine Schüssel Popcorn.

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RILEY – Chefredakteur*in
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 12 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber*in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.

Passion of Arts

 

Andere Meinungen zu “Barbie”:

NDR Kultur
Eine Puppe wird zur Hauptfigur in einem groß angekündigten Kinofilm: Heute erscheint “Barbie”, eine Hommage an alle Frauen mit pointiert getexteten Musical-Nummern – und vor allem ein riesengroßer Kino-Spaß.

SWR Kultur
Die Ironie des Films funktioniert ziemlich gut, auch dank zahlreicher popkultureller Referenzen sowie Margot Robbie und Ryan Gosling, die als Barbie und Ken überzeugen.

Jüdische Allgemeine
Alles beginnt mit Ruth Handler, einer jungen Frau, in der sich Pragmatismus, Eigensinn und Stärke aufs Wunderbarste vereinen. Ruths Eltern waren orthodoxe Juden, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus Polen in die USA geflohen waren, wo Ruth 1916 in Denver als jüngstes von zehn Kindern zur Welt kam.

Marius Joa von Vieraugen Kino
Quietschbunte, unterhaltsame und durchaus kritische Fantasy-Komödie über die bekannteste Puppe der Welt mit tollem Cast, aber auch Luft nach oben. 7 von 10 Punkten.  

Milos auf Letterboxd
Barbie setzt sich für eine Gesellschaft ein, in der Gleichberechtigung und Respekt die Grundlage für ein harmonisches Zusammenleben bilden und in der Frauen und Männer gleichermaßen ihre Stärken entfalten können. Es ist wahrscheinlich einer der wichtigsten Filme, die in diesem Jahr veröffentlicht wurden, und sollte als mehr als nur eine Realverfilmung von Barbie angesehen werden.

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24 Kommentare

  1. Indianer Jones 5 – brachte mich zum Schmunzeln. Gerne drin lassen 😀

    Ansonsten bin ich mal gespannt, ob ich die Euphorie teilen werde und mich ggf. darüber freuen kann, dass Warner Nolans Oppenheimer durch eine Dame in pink hat absaufen lassen…

    Das “Barbenheimer”-Phänomen wird wohl in die Filmhistorie eingehen; die Vorzeichen scheinen auch ausgemacht zu sein.

    1. Upsi! Danke @glorreicherhalunke für den Hinweis. Ich werds lieber korrigieren, sonst krieg ich noch Ärger am Hals. Rechne schon mit diversen Trollen. Der Nolan Verriss eines Kollegen wurde übel genommen und die Person regelrecht beschimpft. Mal sehen, wie es mit Barbie läuft. Aber was Oppenheimer betrifft, teilen sich Kolleg*innen meine Meinung.

      Tja die Lady in Pink hat da mehr Potential, das Oppenheimer leider nicht ausgeschöpft hat. Bin auch gespannt, wie du den Film findest.

      Stimmt, das “Barbenheimer”-Phänomen wird wohl wirklich in die Geschichte eingehen. Vielleicht wird das in 20 Jahren ein Artikel für @marcelmichaelsen Wert 😁

      1. Mich hatte der Film nach dem ersten Drittel verloren.
        Ich fande die Einsetzung des Patriarchats und dann dieser doof-komische Es-bleibt-alles-so-wie-es-ist-Plan deplatziert. Daran hat sich die leichtfüßige Geschichte zu sehr verhoben.
        Du gehst auf diesen Twist in der Kritik nicht mal andeutungsweise ein.
        Wie stehst du zu dieser “Zote”? 😀

          1. naja. Ken führt doch das Patriarchat ein und Barbie macht das wieder rückgängig und Ken darf sich jetzt auch ein bisschen emanzipieren, aber nicht mehr als die Frauen in der echten Welt…

          2. @glorreicherhalunke

            Ach stimmt. Tatsächlich habe ich vergessen darauf einzugehen, da hast du Recht. Erst hat mir das sauer aufgestoßen, weil das die ganze Message des Filmes zunichte macht. Aber als einer der Kens fragte, ob sie auch einen Part im Parlament haben könnten, wurde eingelenkt. Oder nicht?

          3. Naja es wurde dann nur gesagt, dass er bestimmt nicht oberster Richter wird, sondern irgendwo weiter unten sich emanzipieren darf – ganz wie die Frauen im echten Leben (ja genau, am Supreme Court gibt es bis heute keine Frauen und Trump selbst hat nicht in seinen letzten politischen Atemzügen eine stockkonservative Richterin ins Amt gehievt).

            Was dir bitter aufgestoßen ist, hat mir den Film versaut. Nochmal werde ich mir das sicher nicht antun, so toll ich die Reise und das geschickte Marketing auch fand.

            Die Menschwerdung Barbies war dann auch so ne Sache; aber nunja sie darf ihren perfekten Körper ja behalten und wird sich schon gut anpassen können in der echten Welt 😀

            Für mich hat sich der ganze Streifen so angefühlt als wollte Mattel sich vor einem etwaigen Shitstorm retten und sich dann lieber gewinnbringend selbst auf die Schippe nehmen.

            Auch die Idee mit der “normalen” Barbie bleibt konfus – was ist eine “normale” Barbie denn dann?

            Aber ich war jetzt überhaupt kein Barbie-Fan und bin schon den halben Tag enttäuscht, dass mir der Film nicht besser gefallen konnte; das heißt ja auch schonmal was ^.^

        1. @glorreicherhalunke

          Ja das stimmt, da hast du recht. Das hatte ich tatsächlich vergessen. Tatsächlich ist das ein Kritikpunkt. Vielleicht aber auch ein Seitenhieb, denn auch wenn man uns Frauen immer sagt, sie dürfen sich emanzipieren, dürfen wir es schlussendlich doch nicht. Vielleicht ist das die Pointe an dem ganzen.

          Ihren perfekten Körper darf sie behalten, das ist leider auch wahr. Aber sie wird Cellulite bekommen und alt werden. Die normale Barbie, ja … es ist immer die Frage, was ist normal. Im Grunde alles. Es ist normal, dass Frauen Cellulite bekommen, dass man alt wird, dass es dicke, kleine, große und dünne Menschen gibt. Schlussendlich ist es auch immer noch ein amerikanischer Hollywood Film. Diese Branche hat das Maß der perfekten Frau enorm mit geprägt. Ich würde Barbie als Anfang sehen, der dennoch Schwächen hat, was das Thema betrifft.

          Schade, dass er dir nicht besser gefallen hat, obwohl du es gerne wolltest. Das ist mir bei anderen Filmen auch schon passiert.

          1. Vielleicht bin ich da auch etwas zu harsch und habe zu viel verlangt, aber eine Schippe weniger Überspitzung hätte dem Film dann auch nicht geschadet, wenn er in einem eher “seichtem” Ende, in dem ja nicht der Kapitalismus in Frage gestellt wird bzw. zumindest die Rolle der eigenen Mutter bei dem Geschlechterverständnis addressiert wird (was sich förmlich aufgezwungen hätte mit dem toll aufgelegtem Mutter-Tochter-Paar).

            Dass sich die Barbies von Ken einfach so in das Patriarchat haben drängen lassen, wurde jedenfalls nicht erklärt.
            Dass dann die Wutrede Ferraras als heilsames “Gottes”wort, welches die Barbies dann wieder von jetzt auf gleich erleuchtet, war auch so eine Sache.

            Ja, man kann natürlich imemr sagen, dass es erst ein “Anfang” war, aber nach über 100 Jahren Frauenbewegungen und bald 60 Jahren 68er dürfte man schon weiter sein.

            Vor ein paar Dekaden wäre ein Film wie “Barbie” noch mutig gewesen, heutzutage reicht es nur für etwas Vergangenheitsbewältigung.

            Danke für den Verweis auf die Kritik der Jüdischen Allgemeinen. Klingt so, als wäre das Leben der Barbie-Erfindern interessanter als Barbie & Oppenheimer zusammen 😀

          2. @glorreicherhalunke

            Vielleicht. Ich werde sehen, wie ich das beim Rewatch nochmal wahrnehme. Der Film wird definitiv ein Kandidat für mein Heimkino.

            Leider haben wir in über 100 Jahren Frauenbewegung fast gar nichts erreicht. Kürzlich habe ich das Buch “Untenrum frei” gelesen, in dem das ganz gut beschrieben wurde. Falls es dich interessiert >> https://tidd.ly/43wka8A

            Das ist in Barbie in der realen Welt ganz gut dargestellt. Zwar überspitzt, aber für mich als Frau fühlt sich das immer noch genau so an. Auch was Hierarchien in Firmen angeht.

            Stimmt, der Kapitalismus wird nicht in Frage gestellt.

            Die Barbies wurden gebrainwashed, zumindest haben sie es so erklärt.

            Sehr gerne. Ich finde ihr Leben auch interessant. Ich folge der jüdischen Allgemeine auf Instagram und bin deshalb auf den Artikel gestoßen.

          3. “Untenrum frei” hab ich mir mal vorgemerkt.
            Ggf. ein Anschlusskandidat für “Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung”, welches ich ab morgen sonntäglich lesen werde.
            Link: https://www.harpercollins.de/products/die-erfindung-der-hausfrau-geschichte-einer-entwertung-9783749902408

            “Die Barbies wurden gebrainwashed, zumindest haben sie es so erklärt.”
            Ja und dann wurden sie einfach zurück “gebrainwashed” – eine echte freie Wahl hatten sie nicht – und das finde ich problematisch dargestellt.

            Ich hätte mit einem Ende leben können, in der jede Barbie ihrer freien Entscheidung hätte folgen können – und wenn die ein oder andere dann eben gerne hinter dem Herd steht – wem sollte das dann stören?
            Aber nein: Barbie ist die beste; Barbie muss herrschen. Derselbe schnöde Imperativ der echten Welt, nur umgekehrt.
            Und zum Schluss nimmt ein Imperium wieder die Idee einer Frau auf und macht es zu Geld – fast ironiefrei dargestellt.

            Und da verliert die Satire dann für meinen Geschmack den Biss.

            Aber ja optisch und auch vom Pacing her kann man mit dem Streifen sicher berechtigterweise mehr Spaß haben als ich.

          4. @glorreicherhalunke

            Danke für den Tipp, habe ich mir auch mal vorgemerkt.

            Stimmt, sie haben keine Wahl gehabt. Tatsächlich haben sie ihnen ja gesagt, dass sie wichtige Frauen in hohen Ämtern waren, haben aber nicht danach gefragt, ob es ihnen nicht gefallen hat, dem Ken die Füße zu massieren und sonst nichts zu tun.

            Ob das nach einem Sequel schreit?
            Prinzipiell ist genau das der Feminismus. Feminismus ist nicht, dass wir Frauen herrschen müssen etc. Feminismus ist, dass die Frau sein kann wie sie möchte. Ob sie Kinder will oder nicht. Ob sie am Herd stehen oder Karriere machen will. Die Frau kann frei entscheiden. Das ist der Knackpunkt der Bewegung, den einige nicht verstehen. Die perfekte Frau gibt es nicht. Die Frau, die Kinder bekommt, Karriere macht, immer top aussieht und und und. Das ist eine Maschine.

            Stimmt, was du sagst. Schlussendlich wird aus der Frau immer Profit geschlagen und Mattel macht das seit Jahren.

      2. Danke für die Diskussion mit Dir 🙂

        Ja genau so sollte Feminismus funktionieren, aber zu dieser geistigen Größe ist der Film noch nicht bereit.
        Wie in der anfänglichen Vorstellungsrunde klsr wird, muss eine Frau auf “herkömmliche” Sicht erfolgreich sein. (Anwältin, CEO, Ärztin, Autorin). Aber diese Phase, in denen Frauen überhaupt nichts zugemutet wird, ist vermutlich nur noch in ganz ganz überalteten und unbekehrbaren CSU-Ortsverbänden nicht angekommem.
        Aber gut, der Fiöm kritisiert dann wieder, dass den Frauen zu viel zugemutet wird, wenngleich die Rechnung nicht mit Ken gemacht wird; Ken wechselt zwischen männlichen Blondchen und herkömmlichen Proleten hin und her und muss in beiden Varianten genau nichts leisten.
        Auch due Konzentration auf die “stereotypisch schöne Barbie”, die dann natürlich blond, langbeinig und schlank = arisch ist, könnte man als eigentlich schon nicht mehr zeitgemäß betrachten.
        So ist es ja freilich so, dass die allabendliche Girls Night nicht wenigstens wechselt, sondern immer bei Gönnerin und leader of the gang Blondkopf stattfindet, weil das eben schon immer so war.

        Da hatte selbst Otto – Der neue Film mehr Tiefe, als er am Ende krakeelt “Wir beide sind häääässlich.”

        Aber letztenendes endlich mal wieder ein Film, der zu Diskussionen anregt, wenn er schon selbst nur ein weiteres Produkt von Mattel ist.
        Der Film liefert genau soviel Kritik wie umbedingt nötig und gießt ansonsten seinen Zuckerguss überall hin.
        Ich würde jetzt nicht so weit gehen, den einzelnen Film als “gefährlich” für junge Mädchen zu bezeichnen, weil m.E. ein Produkt wie ein Film oder auch die Barbie selbst nichts ist, was monokausal in den geistigen Ruin führt.
        Vielmehr sehe ich es als Aufgabe der Eltern, dem Kind die Freude am Spiel nicht zu rauben, aber zu erklären, dass diese Puppe mit der Realität nichts am Hut hat oder eben gleich unverfänglicheres Spielmaterial zu besorgen.

        1. @glorreicherhalunke

          Sehr gern 🙂

          Stimmt, das fehlt dem Film ein bisschen oder wird vielleicht kurz angerissen. Was ich meine ist in der Ansprache von America Ferrera.

          Da hast du recht, die Frauen, die aufgezählt werden haben alle Top Jobs. Vielleicht ist aber auch das genau der Knackpunkt. Gerwig und Baumbach legten vielleicht genau den Fokus darauf, weil Frauen hauptsächlich in “kleineren” Berufen “untergebracht” sind. Sie besetzen nicht so häufig hohe Positionen und wenn, werden sie nicht ernst genommen. Auch erwähnt der Film, in einem Satz am Anfang (ist mir gerade wieder eingefallen), dass Mädchen anfänglich nur Mutter spielen konnten. Wegen der Babypuppen. “Das ist okay Mutter zu spielen, zumindest für eine Weile”. Und dann geht man auf Alternativen ein, wenn ich es recht in Erinnerung habe.

          Stimmt, Ken wechselt in Extreme, aber auch Frauen wurden in extreme Rollen gepresst. Ken weiß anfänglich ja gar nicht wie ihm geschieht und ist dann mit allem überfordert. Ken ist in der Barbiewelt ein Niemand. Einfach nur da um im Blick von Barbie zu glänzen. In der realen Welt stellt er fest, dass er viel mehr sein kann und vor allem nur dadurch, weil er ein Mann ist. Das spricht nicht nur die Last, die Männer tragen an, sondern auch, was Frauen passiert, die “alles sein dürfen” und sich dann gar nicht zurecht finden. Dann hast du diese große Palette an Möglichkeiten und bist vom Angebot überfordert. Schlussendlich hätte Ken einfach nur was mit Pferden gemacht und das hätte ihm gereicht. Er ist so oder so nicht glücklich, egal in welchem Extrem er gerade ist.
          Schlussendlich suggeriert das Beispiel, dass ihm in beiden Welten eine Rolle aufgedrückt wird, wo er doch eigentlich nur gerne eigene Träume verwirklichen möchte. Fühlt sich dann aber unter Druck gesetzt. Klar will er Barbieland umkrempeln, aber das zeigt doch auch genau das, was bei uns auch passiert. Man will alles umkrempeln, aber wieder in die Extreme. Es fehlt das Mittelding.

          Diese Barbie ist auch nicht mehr zeitgemäß. Daher finde ich es gut, dass der Film in den Führungspositionen auch ganz viele People of Color hat. Soweit ich weiß, arbeitet Mattel aber an anderen Barbies. Hab schon ein paar im Regal gesehen, die klein, dick usw. sind.

          “So ist es ja freilich so, dass die allabendliche Girls Night nicht wenigstens wechselt, sondern immer bei Gönnerin und leader of the gang Blondkopf stattfindet, weil das eben schon immer so war.”

          Ja das stimmt. Ich denke speziell in dem Film wollten sie einfach die Stereotypische Barbie ausarbeiten, weil diese noch als Stereotypisches Bild zählt. Wie auch die Girls Night.

          An das in “Otto – Der neue Film” erinnere ich mich nicht mehr 😂 Muss ich mal wieder gucken.

          Ja und das ist das schöne daran. Hab die letzten Tage schon in unterschiedlichen Foren sehr viel über “Barbie” diskutiert 😀

          Ja, Eltern sollten ihren Kindern den richtigen Weg weisen, leider haben diese aber hier in Deutschland keine Zeit, denn die müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten. Oder damit leben kein Geld zu haben.

          1. ” Sie besetzen nicht so häufig hohe Positionen und wenn, werden sie nicht ernst genommen. ”
            Ist das tatsächlich noch so ein großes Problem? Eine ernst gemeinte Frage.

            Deine schlauen Gedanken zu Ken haben mich den Film von 4,5 auf 5,5 aufwerten lassen; das war mir selbst gar nicht aufgefallen, das Ken quasi die (ohne Sinn und Verstand) imperativ-emanzipierte Frau darstellt.

            “Ja, Eltern sollten ihren Kindern den richtigen Weg weisen, leider haben diese aber hier in Deutschland keine Zeit, denn die müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten. Oder damit leben kein Geld zu haben.”
            Ja, das klingt fast so wie in dem Artikel zu “Maid”, den ich dir ja nochmal schicken wollte; wird gleich erledigt 😀

            Otto: https://www.youtube.com/watch?v=BNRUjGD91rE (Schade, dass man seine Angebetete in dem Ausschnitt nicht sieht; Otto ist hässlich, aber die gute Dame auf keinen Fall :D)

          2. @glorreicherhalunke

            Das ist leider immer noch ein großes Problem. Ich zum Beispiel hatte eine Führungsposition und habe dafür nicht mehr Gehalt bekommen. “Sie können das ja noch gar nicht” hieß es, wobei die Kollegin mich, ehe ich diese Position antritt, ein Jahr lang darauf vorbereitet hatte.
            Als ich wegen Burn Out dann die Stelle nach einiger Zeit wieder abgab, wurde ein Mann dafür bestimmt, der in der Branche nicht mal eine Ausbildung hat und hat sofort mehr Gehalt bekommen.

            Die Lebensgefährtin eines Freundes hat eine Führungsposition und muss sich immer beweisen, dass sie die nicht hat, weil sie sich hoch geschlafen hat.

            Das freut mich, dass meine Gedanken den Film bei dir nochmal aufwerten ließen. Ken ist exakt die Frauenrolle in dem Film. Schon weil sein Beruf einfach “Beach” ist und er nur ein Accessoire ist. Die Frau war damals auch nur “Frau und Mutter” und ohne ihren Mann ist sie niemand.

            Danke, der Artikel ist bei mir eingegangen. Werde mich die kommende Woche damit befassen.

            Und danke für den Otto Clip, der hat mich erheitert 😀

  2. Schöne Kritik. Ich habe den Film noch nicht gesehen, bin aber seit etwa einem Jahr gespannt auf den Film, als ich auch den Namen der Beteiligten las. Greta Gerwig ist bekannt für ihre feministischen, aber auch bissigen, satirischen Filme. “Ladybird”, von ihr kann ich immer wieder empfehlen. Ryan Gosling ist ebenfalls bekannt für seine klugen Rollenauswahl, insofern hatte ich von Anfang an eher eine Satire als einen kitschigen Prinzessinnenfilm erwartet.
    Was mich gerade etwas skeptisch macht, auch wenn die Kritiken die ich bis jetzt gehört habe alle in die Richtung gehen wie ich es dachte, ist die FSK-Freigabe ab 6 Jahren. Das lässt mich befürchten, dass der Film doch ein wenig zu harmlos sein könnte und satirisches Potenzial verschenkt. Aber ich werde den noch anschauen, genauso wie “Oppenheimer:”

    1. Danke dir @klaathu. Ja diese Dinge haben schlussendlich auch mich angesprochen.
      “Ladybird” will ich unbedingt mal sehen, bekomme ihn derzeit aber nicht im Stream.
      Wegen der FSK 6 meinte meine Schwester im Anschluss, wie 6-jährige diesen Film verstehen sollen. Tatsächlich ist diese Frage berechtigt.

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