Film: Rocco und seine Brüder

Nach der Veröffentlichung der Kritik zu “M – eine Stadt sucht einen Mörder” wurde mir gesagt, dass es schön sei, dass es auf meinem Blog jetzt auch alte Klassiker zu lesen gibt. Ich war irritiert, habe ich doch schon einige Kritiken veröffentlicht. Ich stellte jedoch fest, dass dies wohl gar nicht der Fall ist und so wird es Zeit. Wahrscheinlich habe ich diese Kritik damals auf weeatmovies veröffentlicht. 

Rocco e i suoi fratelli“, perfekt inszeniertes Familiendrama, das den Zuschauer von Anfang bis zum Ende fesselt.

REGIE: Luchino Visconti 
DARSTELLER: Alain Delon, Renato Salvatori, Annie Girardot, Katina Paxinou, Alessandra Panaro, Spiros Focás, Max Cartier, Corrado Pani, Rocco Vidolazzi, Claudia Mori, Adriana Asti, Enzo Fiermonte, Nino Castelnuovo, Renato Terra, Roger Hanin, Paolo Stoppa, Suzy Delair und Claudia Cardinale
GENRE: DRAMA

Samstag, später Nachmittag. Soeben habe ich die „Sissi-Trilogie“ beendet und da liegt er schon bereit auf meinem Schreibtisch: „Rocco e i suoi fratelli“.
Eigentlich wollte ich nur kurz rein sehen, mir einen ersten Eindruck verschaffen, doch nach den ersten Minuten war es schon um mich geschehen.
Ich befinde mich in den 1950er Jahren, sitze in einem Zug nach Mailand und wenig später lebe ich in einer Kellerwohnung mitten in der Stadt. Der erste Schnee fällt, es ist eisig kalt, es gibt wenig Arbeit und es ist verdammt eng hier unten.
Ich stehe im Boxring und kämpfe mir die Seele aus dem Leib, ich opfere mich auf, denke dabei nur an meine Familie und stecke alles ein, was es einzustecken gibt.
Denn es muss immer ein großes Opfer gebracht werden, wenn man möchte, dass ein Haus fest steht, dass es genug Halt hat.
Das Telefon klingelt, doch ich höre es nur ganz schwach, bis mich das zweite und dritte Klingeln aus meiner Trance reißt und ich rangehen muss …

Nach der Enttäuschung, die ich mit „Il Gattopardo“ hinnehmen musste, machte Luchino Visconti mit „Rocco e i suoi fratelli“ alles wieder wett.
Von Anfang an, zieht es einen in den Bann, man verfolgt die Geschichte mit großem Interesse, möchte immer mehr sehen, mehr wissen, wie ein Drogensüchtiger, der mehr und mehr Stoff braucht. Visconti schuf hier ein Meisterwerk an Tragik, die Autoren schrieben ein perfektes Drehbuch und die Darsteller lieferten ein brillantes Schauspiel ab. Delon (Scorpio), Salvatori (La tragedia di un uomo ridicolo) und sogar Cardinale (C’era una volta il West) schmücken den Cast und ein jeder geht in seiner Rolle voll auf.

Neben Giuseppe Rotunnos fantastischen Kameraeinstellungen gesellt sich Nino Rotas Soundtrack gekonnt dazu und geben dem Film noch eine weitere Note zur Perfektion.
Rocco e i suoi fratelli“ ist ein ausdrucksstarkes Drama, das nicht nur nahe geht, sondern den Zuschauer auch Raum lässt, sich mit einzelnen Charakteren zu identifizieren. Mich persönlich sprach Rocco sehr an, so erinnerte er mich ein klein wenig an mich. Sensibel und immer darauf erpicht, alles richtig zu machen und wieder ins Reine zu bringen. Opferbereit und naiv und immer offen für die Familie.
Visconti lässt dich mit seinem Film die Welt um dich vergessen, fesselt dich. Ich wurde ein wenig gespoilert, kannte aber nicht das genaue Ende und so zerriss es mich fast kurz vor Ende, da ich unbedingt wissen wollte, in welche Richtung der Streifen sich wenden würde.

Rocco e i suoi fratelli“, ein Meisterwerk, das volle 170 Minuten begeistern kann. Und so bekommt dieses Prachtstück von mir nicht nur die volle Punktzahl, sondern auch ein Herz für Lieblingsfilm.


 

Das könnte dich auch interessieren

3 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner