Das lange Wochenende ist vorüber und wir sind wieder bei der Frage: Was habt ihr am Wochenende geschaut? angelangt. Wir haben den Film „Bomb City“ gesehen, ein Film, der auf einem wahren Kriminalfall basiert, der bis heute mediale Aufmerksamkeit besitzt. In unserem Artikel erzählen wir euch die tragische Geschichte eines Menschen, der sterben musste, weil er nicht Gesellschaftskonform schien. Und natürlich, ob sich ein Blick lohnt.
Worum geht es in „Bomb City“?
„Bomb City“ ist ein dramaturgischer Kriminalfilm, der auf wahren Ereignissen basiert und die Spannungen zwischen zwei sozialen Gruppen in Amarillo, Texas, thematisiert. Der Film konzentriert sich auf das Jahr 1997, als die alternative Punk-Szene der Stadt auf die konservativen und aggressiven Kräfte der lokalen Skinhead-Gang stößt.
Die Geschichte folgt vor allem einem jungen Punk namens Brian Deneke (Dave Davis), der Teil einer Gruppe von Gleichgesinnten ist, die sich gegen die Konformität und Intoleranz der Gesellschaft auflehnen. Als Brian und seine Freunde immer wieder von den Skinheads belästigt werden, eskalieren die Spannungen schließlich in eine tragische Gewalttat, bei der Brian ermordet wird.
Bomb City: Der Fall Brian Deneke
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Der Fall Brian Deneke sorgte im 1997 für allgemeines Entsetzen und zieht bis heute eine enorme Bandbreite mit sich. Besonders mit dem Blick auf das Justizsystem. Der Fall ist ein Beispiel dafür, wie sehr Äußerlichkeiten und Vorurteile unsere Wahrnehmung trüben. Nur weil Punks bunte Haare, Piercings und ausgefallene Kleidung tragen, sind sie noch lange keine Kriminellen. Man muss immer den Blick auf das Wesentliche und den Tatbestand, sowie die Fakten legen, statt auf äußere Erscheinungen.
Der Vorfall ereignete sich im Dezember 1997 in Amarillo, Texas. Brian Deneke war ein junger Mann und Mitglied der Punk-Szene in Amarillo. Er geriet in einen tödlichen Konflikt mit einer Gruppe von Skinheads aus der Gegend. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Gruppen hatte eine lange Vorgeschichte von Spannungen und Konflikten. Am Abend des 12. Dezember 1997 kam es zu einer weiteren Konfrontation auf einem Parkplatz in Amarillo, bei der es zu einer Eskalation kam. Während dieser Auseinandersetzung wurde Brian Deneke von dem Skinhead Dustin Camp, mit dem Auto überfahren und getötet.
Dustin Camp wurde wegen Mordes angeklagt, im Anschluss allerdings nur des freiwilligen Totschlags für schuldig gesprochen. Dies Beschloss eine 12 Köpfige Jury vermutlich mit der Absicht, dem jungen Dustin Camp noch einmal eine Chance einzuräumen. Er wurde zu 10 Jahren Bewährung und einer Geldstrafe von 10.000 Dollar verurteilt. Zusätzlich versuchte Camps Verteidiger, Warren L. Clark, die Schuld auf Deneke und die Punk-Gemeinschaft zu schieben. Diese wurden als gewalttätige Schläger dargestellt und bezichtigt, unter Eid gelogen zu haben. Deneke sei außerdem nur umgekommen, weil er in der Nacht seines Todes als der Aggressor aufgetreten war. Camp hatte nur einen Freund verteidigt, den Deneke angegriffen haben soll. Laut Aussage einer mitfahrenden Person soll Camp allerdings die Worte „ich bin ein Ninja im Caddy“ gesagt haben, ehe er Dekene überfuhr.
Nachwirkungen des Falls Brian Deneke
Bis heute ist man der Ansicht, die Jury habe dieses Urteil gesprochen, weil Dustin Camps im Gegensatz zu den Punks als anständig gekleideter Jugendlicher im Gerichtssaal auftrat. Dies sorgte für reichlich Diskussionen bezüglich der Auswirkungen von Vorurteilen, Intoleranz und Gewalt in einer Gemeinschaft. Zusätzlich wurden Fragen zur Rolle der Polizei und des Justizsystems gestellt, insbesondere in Bezug auf die Handhabung von Gruppen, die als gefährlich oder problematisch angesehen werden.
Das Gerichtsverfahren und der Fall insgesamt erlangten auch außerhalb von Texas große mediale Aufmerksamkeit und wurden als Beispiel für soziale Konflikte und Ungerechtigkeiten betrachtet. Die Stadt Amarillo stand in harter Kritik, die Bürgermeister Kel Seliger mit dem Argument, dass die Jury so entschieden habe, abzuwehren. Er setzte sich klar für Toleranz und gegenseitigem Respekt ein.
Der Fall zieht noch eine lange Spur der medialen Aufmerksamkeit mit sich. Nationale Fernseh- und Radiosender widmeten dem Fall 1999 und 2000 Aufmerksamkeit und berichteten darüber. MTV brachte eine Dokumentation mit dem Titel „Punks vs Preps“ heraus und eine Folge der A&E-Dokumentarreihe City Confidential aus dem Jahr 2005 erneuerte das Interesse an dem Fall. Musiker Marilyn Manson sprach den Fall im Jahr 2000 auf der Disinfo-Konferenz an und wird auch im Film „Bomb City“ daraus zitiert.
Jameson Brooks bringt mit „Bomb City“ die Geschichte auf die Leinwand
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Der Film „Bomb City“ aus dem Jahr 2017 ist Jameson Brooks‘ erster Film, der große Bekanntheit erlangte. Der gebürtige Texaner, führte bei dem Film nicht nur Regie, sondern schrieb auch am Drehbuch mit und produzierte den Streifen. Die Produktionsfirma 3rd Identity Films ist seine eigene. Der Filmemacher ist für seine Vielseitigkeit bekannt, da er sich nicht nur auf das Filmemachen beschränkt, sondern auch im Bereich der Werbung und Musikvideos tätig ist.
„Bomb City“ beginnt als eine Art Dokumentation und endet auch so. Wie oben schon erwähnt, wird der Auftritt von Musiker Marilyn Manson auf der Disinfo-Konferenz zitiert. Seine Off-Kommentare eröffnen den Film und bieten dem Publikum einen realen Einblick in die Szene. Sofort hat man das Gefühl dabei zu sein und das ganze live am Fernseher in den Nachrichten zu betrachten. Das Zusammenspiel mit Intro- und Outro gibt dem Film einen authentischen Touch, der zusehende Personen die Echtheit der Geschichte nahebringt. Der Film lässt sich Zeit mit der Erzählung der Geschichte und baut die Konflikte zwischen den Gruppen langsam auf. Zusätzlich werden die Charaktere eingeführt, die dennoch etwas blass wirken, da man nicht zu arg ins Detail ging und den Fokus mehr auf andere Dinge legte. Dennoch gelingt es besonders Dave Davis seinem Charakter den nötigen Tiefgang zu geben, sodass, das Publikum ihn als engagierten, sympathischen jungen Mann wahrnahm.
Visuelle und auditive Meisterwerke: Die kraftvolle Atmosphäre von „Bomb City“
Die Szenen der Punkrock Konzerte lösen regelrechte Nostalgie aus und versetzten mich persönlich in die Vergangenheit meiner Jugend. Ein weiterer, positiver Aspekt neben dem gelungenen Kostümdesign und der atemberaubenden Kameraführung. Jake Wilganowski liefert für „Bomb City“ eine Bandbreite von außergewöhnlichen Kameraperspektiven, gemischt mit hektischen Bewegungen, während der Kämpfe und ruhigen Bildern mit Sonnenuntergängen. Die Ausleuchtung, die die Protagonist:innen in einem spielerischen Winkel zeigt, machen „Bomb City“ zu einem visuellen Kunstwerk. Wenn die Charaktere in Dunkelheit gehüllt und ein kleiner Lichtschein ihr buntes Haar beleuchtet, bietet dieser Kontrast eine einzigartige Stimmung.
Untermalt wird das Ganze von einem nagenden Soundtrack, gemischt mit Punkrock Musik. Cody Chick und Sheldon R Chick bieten dem Publikum eine Mischung aus schnellen Punk-Nummern, die zum Tanzen einladen und fügen im Kontrast zur Handlung einen Sound bei, der das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der Soundtrack ist teilweise unangenehm, dennoch auf seine Art fantastisch, da er die Handlung gezielt untermauert. Je mehr sich die Lage zuspitzt, um so unangenehmer wird auch die Musik in „Bomb City“. Ein gekonnt eingesetztes Stilmittel, um die Emotionen noch besser an das Publikum zu transportieren.
Fazit zu „Bomb City“
Insgesamt bietet „Bomb City“ eine eindrucksvolle filmische Erfahrung, die durch ihre visuellen und auditiven Elemente eine kraftvolle Atmosphäre schafft. Die Verbindung von authentischem Kostümdesign, beeindruckender Kameraführung und einem eindringlichen Soundtrack erzeugt eine intensive Stimmung, die das Publikum in die Welt der Punkrock-Konzerte und sozialen Spannungen eintauchen lässt.
Die Darstellung der Charaktere, obwohl sie gelegentlich etwas oberflächlich bleiben, wird durch herausragende Leistungen einzelner Schauspieler:innen, insbesondere Dave Davis, ergänzt, der seinem Charakter Tiefe verleiht und das Publikum emotional mitnimmt.
Die Verwendung von Musik als Stilmittel verstärkt die emotionale Wirkung des Films, wobei der Soundtrack gezielt eingesetzt wird, um die Handlung zu unterstreichen und die Spannung zu steigern.
Insgesamt ist „Bomb City“ nicht nur ein Film, der eine wichtige wahre Geschichte erzählt, sondern auch ein audiovisuelles Meisterwerk, das die Zuschauer in seinen Bann zieht und sie mit den Emotionen und Eindrücken der gezeigten Ereignisse mitfühlen lässt.
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RILEY – Chefredakteur:in
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 12 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber:in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.
Andere Meinungen zu „Bomb City“
Oliver Armknecht von Filmrezensionen.de
„Bomb City“ erzählt die Geschichte von zwei jugendlichen Cliquen, die Ende der 90er in Texas aneinandergeraten. Das auf einer wahren Begebenheit beruhende Drama hält sich nicht sonderlich mit differenzierter Gegenüberstellung auf, das Herz schlägt hier für die lauten Punks, nicht die arroganten High-School-Sportler. Doch der starke Kontrast macht im Zusammenspiel mit einem überzeugenden Hauptdarsteller die Wirkung des Films umso größer.
Danielle White von Austinchronicle
The film’s message, which it wields like a war chain, is a timeless one: Don’t be such a dick to people because they look different from you. We all live in Bomb City: One stray match and the whole thing will explode.
Bildmaterial: Bomb City | 2017 ©3rd Identity Films
8 Kommentare
@neon_dreamer: Ja, der Cast von „Hochzeit auf Umwegen“ kann sich echt sehen lassen.
Ich fand der Film war jetzt nicht die Offenbarung, aber kann man sich wohl mal ansehen.
@thomashetzel
Hört sich nach einem Film für einen Sonntag Nachmittag an 🙂
@neon_dreamer: Der Film läuft auf Netflix. Wenn du das hast sage ich nur, viel Spaß damit.
Danke für den Hinweis @thomashetzel
Derzeit habe ich kein Netflix, aber mal sehen. Er ist auf jeden Fall auf meiner Watchlist 🙂
Der Film klingt interessant, aber auch sehr heftig.
Am Wochenende habe ich mit „We Need To Talk About Kevin“ ebenfalls einen heftigen Film gesehen. In dem Werk von Lynne Ramsay geht es um eine Mutter, gespielt von Tilda Swinton, die damit klarkommen muss, dass ihr psychopathischer Sohn bei einem Amoklauf mehrere Leute getötet hat. Parallel wird erzählt wie Kevin von einem schrägen Kind zu einem sadistischen Teenager heranwächst.
Gestern Abend war ich dann noch im Kino und habe „Die Herrlichkeit des Leben“ von Georg Maas und Judith Kaufmann gesehen. Die deutsch-österreichische Produktion dreht sich um die letzten Monate im Leben des Schriftstellers Franz Kafka (Sabin Tambrea) und die Zeit mit einer letzten Lebensgefährtin Dora Diamant (Henriette Confurius).
@medienhobbit
Ich hatte mir den Film heftiger vorgestellt, aber es ist ganz okay. Denke der könnte dir gefallen.
Die Thematik von “We Need To Talk About Kevin” war mir bisher gar nicht recht bekannt. Dachte es geht um einen Jungen, der eine Art Roudie in der Schule ist. Hatte auch mal das Buch dazu im Schrank, aber ich glaub ich habs weggegeben.
Werde mir den Film aber mal ansehen, hört sich nämlich auch schwer, aber interessant an.
Hat dir “Die Herrlichkeit des Leben” gefallen? Kafka ist derzeit groß im Kommen, kürzlich lief da auch eine Serie, wenn ich mich recht erinnere.
Mal sehen was habe ich am langen Wochenende alles geguckt:
Donnerstag: „Into the Blue“
Freitag: „Die Welt ist nicht genug“
Samstag: „Hochzeit auf Umwegen“ (endlich wieder ein neuer Film mit Richard Gere)
Sonntag: „The Equalizer 3“
Montag: „Erin Brockovich“
@thomashetzel
Ui der Cast bei “Hochzeit auf Umwegen” ist ja nice. Diane Keaton, Susan Sarandon und William H. Macy sehe ich neben Richard Gere auch sehr gerne.
“Erin Brockovich” ist auch ein klasse Film!