Game Changer – Filmkritik

Game Changer Filmkritik

„Game Changer“ ist einer der ersten großen indischen Blockbuster des Jahres. Kultregisseur Shankar hofft damit nach dem kolossalen Flop „Indian 2“ wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können. Ich habe mir den Film angesehen und verrate euch nun, ob der Film auch für Shankars taumelnde Karriere ein Game Changer sein kann.

Ein Beitrag von: Florian

Worum geht es in „Game Changer“?

„Game Changer“ ist ein indischer Telugu-Politthriller unter der Regie von S. Shankar, der damit sein Debüt im Telugu-Kino gibt. Das Drehbuch stammt von Karthik Subbaraj. Produziert wird der Film von Sri Venkateswara Creations. Die Hauptrollen spielen Ram Charan in einer Doppelrolle und Kiara Advani. Weitere wichtige Darsteller sind Anjali, Samuthirakani, S. J. Suryah, Srikanth, Prakash Raj und Sunil.

Die Handlung dreht sich um Ram Nandan, einen aufrichtigen IAS-Beamten, der gegen korrupte Politiker kämpft und sich für faire Wahlen einsetzt, um die Regierungsführung zu reformieren. Dabei entdeckt er mehr über seinen Vater Appanna, der für die Wasserressourcen seines Dorfes kämpft.

Bollywood? Kollywood? Tollywood? Was ist „Game Changer“?

Das Bild zeigt einen Mann mit Sonnenbrille auf einem Motorrad
Ram (Ram Charan) hat es eilig — Game Changer | 2025 ©Benay’s Bird & Animal Source

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Ich habe mich dazu entschieden zunächst einmal eine kurze Einordnung von „Gamer Changer“ vorzunehmen. Dabei geht es mir noch nicht um Qualität, sondern rein um die Herkunft des Films. Mir fällt auf, dass einem bei Gesprächen über den indischen Film oft die immer gleichen Vorurteile begegnen. Indischer Film wird gleichgesetzt mit Bollywood. Damit wiederum werden kitschiges Drama und ausladende Tanzszenen verbunden. Grund dafür dürfte der zwischenzeitliche Erfolg von Filmen mit Hindi-Film-Star Shah Rukh Khan in Europa in den 2000ern gewesen sein. Doch mittlerweile hat sich einiges geändert und auch Shah Rukh Khan tritt vermehrt in erfolgreichen Actionfilmen auf.

Und nicht nur das. Bollywood, besser als Hindi-Film bezeichnet, ist nur eine von vielen verschiedenen Filmindustrien Indiens. Die Filme dieser verschiedenen Filmindustrien haben zwar stilistische Gemeinsamkeiten, aber auch viele gravierende Unterschiede. Letztere können sich auf Tonalität, Radikalität, behandelte Themen aber auch den Umgang mit Gewalt beziehen. Nun die verschiedenen anderen Filmindustrien aufzuzählen wäre nicht zielführend. Für die Besprechung von „Game Changer“ reicht es zu erwähnen, dass Regisseur Shankar eigentlich aus dem Tamil-Film, auch Kollywood genannt kommt. „Game Changer“ ist nun sein erster Telugu-Film, welcher auch unter der Bezeichnung Tollywood bekannt ist. Einer der bekanntesten Telugu-Filme ist „RRR“, welcher vor wenigen Jahren bei der Oscar Verleihung in der Kategorie Bester Song gewinnen konnte.

Über den „Game Changer“ Regisseur

Mit „Game Changer“ betritt Shankar nun zum ersten Mal als Regisseur fremdes Territorium. Im Tamil-Film begeisterte er ab den 90er Jahren regelmäßig sein Publikum, überzeugte mit einer ganz eigenen Sicht auf das Medium Film.

Filme von Shankar kreieren oft eine ganz eigene Welt mit manchmal nur schwer zu greifenden Gesetzen. Logik und Realismus spielen keine Rolle. Dies kann sich Tanzszenen niederschlagen, in welchen sich Menschen plötzlich in Vögel verwandeln, aber auch direkt in der Handlung. So interpretierte Shankar in „Indian 2“ Martial Arts als Kampfkunst, die Menschen dazu bringt tagelang ohne Unterbrechung ein bestimmtes Lied zu singen oder wie ein Pferd durch die Gegend zu galoppieren.

Shankar hat eine ihm eigene Art zu inszenieren und Geschichten zu erzählen. Das mutet oft abwegig, gar verrückt an. Der Humor ist eigenwillig, manchmal auch nur unklar zu erkennen. Doch genau das macht die Filme von Shankar nicht nur aus, sondern auch einzigartig.

Eine Auseinandersetzung mit der komplizierten politischen Lage in Indien

Auf dem Bild ist ein Mann, mitten in einer Menschenmenge, die jubelt
Auf dem Bild ist ein Mann im Fokus. Hinter ihm sieht man mehrere Menschen
Game Changer: Das Bild zeigt eine junge Frau in der Mitte von Häuserfronten
Auf dem Bild tanzt ein Mann in der Mitte einer Menschenmenge
Auf dem Bild ist ein Mann in lässiger Tanzpose und Sonnenbrille. Hinter ihm sitzen Frauen auf dem Boden auf einer Art Bühne, die wie eine Kuppel aussieht

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Ein wiederkehrendes Thema in Shankars Filmen ist die prekäre politische Lage Indiens. In „Indian“, einem seiner größten Erfolge, ließ er daher einen ehemaligen Freiheitskämpfer auf Indien los, welcher alle korrupten Menschen ohne Nachsicht umbrachte. Die Aussage ist klar. Für Korruption darf es keinen Platz geben. Jedes Mittel ist recht, um Indien von der Ungerechtigkeit durch bestechliche Beamte oder Politiker zu befreien.

An dieser Stelle setzt auch „Game Changer“ an. Menschen werden ausgebeutet, Brücken sind marode und die Natur wird zugunsten reicher Unternehmer vernichtet. Geld regiert die Welt. Die Politiker streben nur nach Macht. Diese sichern sie sich mit Geld, um dann den Menschen, die ohnehin schon am Hungertuch nagen, noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Das ist mit Sicherheit kein differenzierter Blick, aber darum geht es Shankar auch nicht. „Game Changer“ soll auf Missstände aufmerksam machen, nur dass diesmal ein leicht andere Perspektive gewählt wird.

„Game Changer“ ist ein Hassbrief an die Politik

Die Politik als solche kommt im Verlauf der 165 Minuten überhaupt nicht gut weg. Das liegt an den bereits erwähnten Missständen. Diese kommen aber nur dadurch zustande, dass das Konzept der Politik zweckentfremdet und missbraucht wird. Die Wahl des Chief Ministers ist nur eine Farce. Da die verarmten Wähler jedes Geld benötigen verkaufen sie ihre Stimme an diejenigen, welche für ihre missliche Lage verantwortlich sind. Das, was Politik ausmachen sollte, ist irrelevant geworden. Niemand argumentiert mehr, versucht etwas zu verändern oder eine begründete Zukunft zu entwerfen.

Der Posten des Chief Minister wird mehr oder weniger vererbt. Wer ihn besitzt hat ihn auf Lebenszeit. Die Politik besteht nun nur noch darin, sich selbst die Taschen zu füllen. Und wenn es doch einer wagt aufzubegehren, dann wird der Gegner durch die eigenen finanziellen Mittel aus dem Rennen genommen. Aus Politics wird Politricks. Schräge Vorschiften und absurde Gesetze werden zu eigenen Zwecken ausgereizt. Einzige Hoffnung sind die IAS Officers, welche für die Einhaltung der Gerechtigkeit kämpfen sollen, ohne selbst Politik zu machen.

Macht korrumpiert

Shankar geht dabei allerdings tiefgründiger und ambivalenter vor als in früheren Werken. „Game Changer“ unternimmt den Versuch zu ergründen, warum Politik so oft scheitert, und findet den Menschen als Antwort. Es ist der menschliche Charakter, welcher der hohen Versuchung nicht widerstehen kann.

„Game Changer“ zeigt wie der Versuch Gutes zu tun im Bösen enden kann. Menschen finden sich zusammen, um Missstände zu bekämpfen. Ihre Intention ist löblich. Sie wollen dem Volk dienen, die Korruption in die Schranken weisen. Doch ist das auf ehrbare Weise möglich? Man nehme nur ein wenig Geld, nicht aus Gier, sondern um Gutes zu tun. Der Zweck heiligt die Mittel. Doch statt dieses Geld zu nutzen, fängt es schnell an, einen selbst zu nutzen. Die reine Möglichkeit Macht zu erlangen korrumpiert den Menschen und wenn er sie einmal hat, wirft er aus Angst, er könnte sie verlieren, jede löbliche Intention über Bord. Die Opposition wird zu dem, was sie für immer verbannen wollte.

Dass Shankar der Politik am Ende dennoch ein wenig Hoffnung entgegenbringt, ist daher durchaus bemerkenswert. Die positive Note, auf der das Thema endet lässt erahnen, dass das Vertrauen noch nicht zur Gänze verloren ist. Doch dafür braucht es Menschen, die sich von nichts korrumpieren lassen. Und ob das auf Dauer möglich ist, wagt auch „Game Changer“ nicht zu beantworten.

Das Thema der Gewalt

Game Changer: Das Bild zeigt einen Mann mit Sonnenbrille
Ram (Ram Charan) ist nicht zu stoppen — Game Changer | 2025 ©Benay’s Bird & Animal Source

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Den meisten Filmen würde diese ausufernde Auseinandersetzung mit Politik als thematischer Fokus ausreichen. Auch bei einem beinahe drei Stunden langen Film. Shankar nimmt sich allerdings noch einer anderen Problematik an. „Game Changer“ pausiert dementsprechend kurzzeitig seine Haupthandlung, um sich mit Gewalt auseinanderzusetzen. Gewalt, die in indischen Filmen, unter anderem in der Vergangenheit von Shankar selbst, oft nicht allzu kritisch hinterfragt wird. Der Held darf Selbstjustiz ausüben, weil er es für den guten Zweck tut.

„Game Changer“ ist nun bemerkenswert, weil er dieses Narrativ, welches „Indian“ noch klar bediente, versucht zu überschreiben. Die Hauptfigur Ram tritt anfangs wie der typische Actionheld und Draufgänger auf. Erst schlagen dann reden. „Game Changer“ nimmt sich Zeit, den Protagonisten zu läutern. Gewalt kann nicht der Weg sein. Es muss einen anderen Weg geben, um etwas zu verändern. Doch um diesen zu finden, muss man sich selbst kontrollieren können. Die Wut darf nicht die Überhand ergreifen. Shankar findet einen wunderschönen Weg dies und den inneren Zwiespalt zu visualisieren. Es ist nicht einfach, aber möglich.

„Game Changer“ ist ein hyperaktiver Polit-Thriller

„Game Changer“ mag durch diese Ausführungen inhaltlich überladen wirken und die Tatsache, dass sich die zweite Hälfte rein auf einen Wahlkampf konzentriert, dürfte den Eindruck eines zähen und dialoglastigen Polit-Thrillers auch nicht großartig zu verhindern wissen. Der Film ist im Kern auch tatsächlich ein Polit-Thriller, aber kein gewöhnlicher.

Shankar gab in Interviews zu Protokoll, dass er bemerkte, wie gerade bei jungen Menschen durch den Einfluss von social Media die Aufmerksamkeitsspanne immer geringer wird. Alles muss laut, bunt und schnell sein. Wie kann nun ein 165 minütiger Film aussehen, der sich diesen Gewohnheiten anpasst? „Game Changer“ ist die Antwort. Nie kommt die Geschichte zum Stillstand. Shankar erzählt in einem so hohen Tempo, dass es, manchmal schwerfällt mitzuhalten. Alle paar Minuten gibt es eine alles verändernde Wendung. Insbesondere die letzte Stunde treibt dieses Vorgehen auf die Spitze.

Shankars Inszenierung ist reiner Größenwahn

Hinzu kommt noch die schiere Größe von allem, was in „Game Changer“ einen Platz findet. Übertriebene Inszenierung ist für Kenner des indischen Kinos nichts Neues, dennoch ist „Game Changer“ überwältigend.

Shankar überfordert mit manch einer visuellen Spielerei. So fliegen strafversetze Beamte von ihrem Stuhl aus einmal quer durch Indien und landen eine Sekunde später verwundert an ihrem neuen Arbeitsplatz. Realismus ist hierbei ein Fremdwort. Auch die Kamera wirbelt durch den Film, dass einem ganz schwindelig wird.

Das alles zieht aber tatsächlich in einen Bann. Immer wenn die Musik anschwoll, jemand in Zeitlupe eintritt, bekam ich Gänsehaut. „Game Changer“ ist ein Film von schierer Größe, für den Subtilität und Stille Fremdworte sind. Hier regieren große Gesten. Das weiß zu gefallen und mitzureißen.

Die Action in „Game Changer“

Game Changer: Das Bild zeigt einen adrett gekleideten Mann mit Sonnenbrille, der an der lässig Tür eines Hubschraubers steht
Ram (Ram Charan) fliegt gerne mit dem Hubschrauber — Game Changer | 2025 ©Benay’s Bird & Animal Source

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Dieser angesprochene Größenwahn und der inszenatorischer Wahnsinn manifestieren sich vordergründig in zwei Elementen des Films. Eines davon ist die Action. Physikalische Gesetze werden mit Füßen getreten. Nach Logik muss erst gar nicht gesucht werden. Hier dreht sich alles um Coolness und Wucht.

Auch wenn sich in „Game Changer“ im Vergleich zu anderen indischen Actionfilmen etwas weniger Kämpfe finden, gibt es derer noch genug. Die Choreographien sind dabei auf einem guten Niveau. Zwar ist der Schnitt manchmal ein klein wenig zu hektisch, die Übersicht bleibt aber erhalten. In Erinnerung bleiben ohnehin eher die großen Momente.

Schon zu Beginn zerschneidet Protagonist Ram, hängend aus einem Hubschrauber, mit einem Schwert in letzter Sekunde mehrere Seile. Im Finale bekommt die Action dann nochmal einen ganz neuen Anstrich des Wahnsinns. Riesige Menschenmassen werden von Baggern in Empfang genommen und mit den Schaufeln aus dem Weg geräumt. Das klingt verrückt, hält aber Bilder für die Ewigkeit parat.

Ausladende Tanzszenen, einem Fiebertraum gleichend

Ich erwähnte bereits, dass es da noch eine zweite Ebene des inszenatorischen Wahnsinns gibt. Diese lässt sich in den obligatorischen Tanzszenen entdecken. Mittlerweile gibt es durchaus indische Blockbuster, bei denen Tanz und Musik eher in den Hintergrund rücken. „Game Changer“ ist keiner davon. Ungefähr eine halbe Stunde wird den Tanzeinlagen Zeit eingeräumt. Hierüber wird dementsprechend auch die komplette Liebesgeschichte erzählt.

Tatsächlich lohnen sich die Tanzszenen. Zwar wird die ohnehin schon überfüllte Handlung durch sie nicht vorangebracht, doch der Unterhaltungswert ist hoch. Auch weil die Songs zum Teil richtige Ohrwürmer sind. Zudem ist der Aufwand, den Shankar in diese Sequenzen steckt, wieder beeindruckend. Quietschbunte Kulissen, ewig weite Panoramen und ganz viel CGI. Der Look ist künstlich, passt aber sehr schön zu dem gezeigten Wahnsinn. In sich sind die Tanzszenen trotz der verrückten visuellen Einfälle komplett stimmig und verbreiten gute Laune.

Star Ram Charan in einer Doppelrolle

Ein guter indischer Blockbuster braucht immer auch einen guten Star. In „Game Changer“ ist dies Ram Charan. Seit seinem Auftritt als Polizist, der in einen moralischen Konflikt gerät, in „RRR“ dürfte er auch international einigermaßen bekannt sein. „Game Changer“ gibt ihm nun die Chance zahlreichen anderen indischen Stars in einer Hinsicht zu folgen. Ob Shah Rukh Khan, Prabhas, NTR Jr. oder Vijay, sie alle waren in den letzten Jahren in einem Blockbuster in einer Doppelrolle zu sehen. Ram Charan zieht nun nach und verkörpert in „Game Changer“ ebenfalls zwei Figuren.

Diese Aufgabe meistert er mit Bravour. Natürlich kommt ihm die überschwängliche Inszenierung zu Hilfe, aber auch so vereinnahmt er die ganze Leinwand. Ram Charans Präsenz ist beeindruckend. In der Action überzeugt er mit der nötigen Physis und ansonsten mit viel Charme. Auch die Wandlung seiner Figur nimmt man ihm ab, ebenso wie die inneren Konflikte.

„Game Changer“ ist immer wieder sehr emotional

Das Bild zeigt einen Mann und eine Frau in schwarz und roter Kleidung. Hinter ihnen sind auf dem Boden sitzend Frauen auf einer Bühne
Das Bild zeigt iene Frau mit mehreren, visuell geformten Armen, die sie von sich weg streckt. Im Hintergrund sind Blumen zu sehen
Game Changer: Das Bild zeigt ein Paar, das liebevoll die Gesichter aneinander schmiegt
Game Changer: Das Bild zeigt einen Mann in der Mitte, der auf etwas deutet. Im Hintergrund sind mehrere Männer zu sehen
Game Changer: Das Bild zeigt ein Paar, das sich an den Händen hält und in die Augen blickt

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Aus diesen Konflikten zieht „Game Changer“ seine Emotionalität. Ram Charan gelingt es durch sein Spiel das Publikum an sich zu binden. Das nutzt Shankar gnadenlos aus. Dass es seine Hauptfiguren nie leicht haben ist seit dem dramatischen Finale von „Indian“ keine Überraschung mehr. Das muss auch Ram am eignen Leib erfahren. Mehrfach überrascht „Game Changer“ mit Wendungen, die immer mehr von Rams Vergangenheit offenbaren. Kommt die Emotionalität in der ersten Hälfte noch etwas kurz, so hat Shankar doch genug Vorbereitungen getroffen, um nach der Intermission gleich zweimal richtig zu schocken. Momente, in denen einem kurz der Atem stockt. Danach kommt die Gewissheit. Alles hat seinen Preis. Ein Held zahlt bei Shankar mit seiner Familie.

„Game Changer“ profitiert von einem spielfreudigen Cast

Neben Ram Charan kann auch der Rest des Casts überzeugen. Srikanth kommt als Chief Minister Bobbili Sathyamurthy eine schwierige Rolle zu. Als korrupter Politiker, den plötzlich ein Sinneswandel überkommt, ist seine Figur sehr ambivalent, teils widersprüchlich. Es gelingt ihm. Wie auch Samuthirakani in seinen kurzen Momenten Eindruck hinterlässt. Es gibt eben Figuren, die kaum Platz bekommen und allein durch das Schauspiel belebt werden müssen. Nur durch Kiara Advanis bezaubernde Darbietung bleibt ihre Figur in Erinnerung, obwohl sie für die reine Handlung kaum von Bedeutung ist.

Bei S. J. Suryah liegt der Fall anders. Das liegt nicht nur daran, dass er neben Ram Charan der zweitgrößte Star im Ensemble ist. Suryah mimt den Schurken der Geschichte. Bobbili Mopidevi ist ein machthungriger und geldgieriger Politiker ohne Empathie. Dass diese Figur nicht sonderlich tiefgründig geschrieben ist, kompensiert Suryah mit seinem Schauspiel. Er legt Mopidevi herrlich wahnsinnig an und scheint den Spaß seines Lebens daran zu haben böse zu sein. Das überträgt sich auch aufs Publikum.

Knapp drei Stunden reichen nicht ganz, um allen Elementen gerecht zu werden

Dennoch kann an „Game Changer“ einiges kritisiert werden. Zwar gefällt mir der neue Film von Shankar im Gesamten sehr gut, aus den einzelnen Elementen hätte er aber noch mehr herausholen können. Die Geschichte ist einfach ein wenig überfüllt. Und trotzdem macht es sich „Game Changer“ an manchen stellen auch etwas zu einfach, kratzt nur an der Oberfläche.

Ärgerlicher ist aber eher der Umgang mit der Liebesgeschichte. Diese transportiert sich durch die Tanzeinlagen gut und spektakulär. Der Einfluss auf die Haupthandlung fehlt aber komplett. Dadurch wirkt Kiara Advani trotz ihrer guten Leistung verschenkt. Auch Rams Kampf gegen seinen Zorn wird zu wenig Gewicht beigemessen. Shankar hat viele starke Elemente in seinem Film, aber er bekommt sie nicht immer miteinander verbunden. Zu sehr hängt er an der hyperaktiven Inszenierung. Dass er trotzdem emotional mitreißende Momente kreiert, grenzt an ein Wunder. Aber mit etwas mehr Ruhe wäre noch viel mehr möglich gewesen.

Manchmal verliert Shankar leider die Kontrolle über sein kalkuliertes Chaos. Die Konsequenz wird bei einem längeren Flashback nach der Intermission deutlich. Es sollen wichtige Hintergründe aufgedeckt werden. Leider erkennt das Publikum aber erst sehr spät, dass es sich um einen Rückblick handelt. Das ist zwar ein Extrembeispiel, aber solche irritierenden Momente gilt es im Normalfall zu vermeiden.

Was darf von „Game Changer“ erwartet werden?

Das Bild zeigt zwei Männer, die sich argwöhnisch anblicken
Ram (Ram Charan) legt sich mit Mopidevi (S. J. Suryah) an — Game Changer | 2025 ©Benay’s Bird & Animal Source

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Normalerweise würde ich jetzt zum Fazit überleiten. Allerdings ist „Game Changer“ kein normaler Film. Deshalb entscheide ich mich die Empfehlung etwas auszukoppeln und zu präzisieren. Obwohl ich „Game Changer“ über die komplette Laufzeit von 165 Minuten genossen habe fällt es mir nicht leicht ihn weiterzuempfehlen.

Der Genuss von „Game Changer“ setzt eine gewisse Offenheit voraus. Für den inszenatorischen Wahnsinn Shankars, aber auch für indisches Kino allgemein. Wenn jemand noch keinen einzigen indischen Blockbuster gesehen hat, muss „Game Changer“ zwingend überfordernd sein. Sogar eine gewisse Grundkenntnis über den Regisseur Shankar würde ich empfehlen. Der Film lässt sich nicht mit westlichen Sehgewohnheiten messen. Wer nun bereit ist sich auf ferne Kulturen einzulassen, wem die Unkenntnis über das politische System Indiens egal ist, dem oder der sei „Game Changer“ empfohlen.

Fazit zu „Game Changer“:

„Game Changer“ ist ein Shankar Film durch und durch. Viele verrückte Ideen und klare politische Botschaften. Gerade letztere sind wieder sehr radikal und mit Sicherheit fehlt hier manchmal ein wenig Feingefühl. Doch das tut dem wilden Spaß keinen Abbruch. Ich wollte jubeln und mittanzen. Der laute Score durchfuhr meinen ganzen Körper. Ob brachiale Action, mitreißende emotionale Momente oder ein Ram Charan in Höchstform, alles hat mich komplett begeistert. „Game Changer“ ist ein Politthriller in der Form reinen Überwältigungskinos.

Kommen wir nun abschließend zur einleitenden Frage zurück. Kann „Game Changer“ nach dem Flop von „Indian 2“ auch für Shankar ein Game Changer sein. Objektiv muss man das verneinen. Die allgemeine Rezeption ist leider überwiegend negativ. Subjektiv antworte ich jedoch mit ja. Für mich war „Game Changer“ ein atemberaubendes Kinoerlebnis.

Werdet ihr euch „Game Changer“ im Kino ansehen?


TRAILER: ©Benay’s Bird & Animal Source

Game Changer Filmkritik

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FLORIAN – Filmkritiker
Meine Leidenschaft begann wohl schon recht früh in meiner Kindheit, als ich erstmals die Karl May Verfilmungen der 60er Jahre von Rialto Film sah. Daraufhin erforschte ich klassische und modernere Filmreihen von Star Wars bis hin zum Marvel Cinematic Universe. Irgendwann wurde aus der Lust nach Abenteuer und Action eine Liebe zum Medium Film, die mich auch abseits der berühmten Blockbuster auf faszinierende Reisen schickte. Seit Juli 2020 bin ich auf Letterboxd aktiv und erweitere seither meinen Horizont beständig. Daraus entwickelte sich seit der Sichtung von „RRR“ und dem Kinobesuch von „Jawan“ eine Liebe für das indische Kino. Offen bin ich abseits dessen für nahezu alle Jahrzehnte und Genres, lediglich amerikanischen Komödien bleiben ich am liebsten fern.

Passion of Arts Redaktion Florian

 

Andere Meinungen zu „Game Changer“:

High on Films
Perhaps his biggest flop, 2022’s “Acharya”, was technically an extended cameo role and mercifully came and went before international audiences had fully latched onto “RRR”. Despite this, Charan’s star has never shone brighter, a fact reflected in his recent moniker change from “Mega Power Star” to “Global Star”.

M S Krishna Prateek on Letterboxd
I wish Shankar focused on one problem at a time like in his earlier films, but for that to happen, sadly Sujatha is no more, and the result is a cute mess—I would be more than happy to see films offering proper solutions to real-world problems, but not in this idealistic collage-of-statements way like the post-credit scene of this film that made me laugh inside like “savaanni saaganampesthunnaavaa panthulu…”

Pressematerial: Game Changer | 2025 ©Benay’s Bird & Animal Source

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3 Kommentare

    1. @wortman
      Das indische Kino ist in viele verschiedene Industrien aufgeteilt, die in verschiedenen Regionen Indiens primär aktiv sind.
      Bollywood ist der Hindi-Film. Die Filme werden also auf Hindi gedreht und richten sich primär an das Publikum welches diese Sprache spricht.
      Der Telugu-Film (Tollywood) ist in der Sprache Telugu gedreht und der Tamil-Film in Tamil.
      Es sind alles indische Filme, haben aber je nachdem aus welcher Industrie sie kommen andere kulturelle Hintergründe.
      In Indien werden Filme neben ihrer Hauptsprache fast immer auch in Tamil, Telugu und Hindi synchronisiert.

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