Filmrezension: Nur die Sonne war Zeuge

Passion of Arts Filmrezension: Nur die Sonne war Zeuge

Heute habe ich wieder eine Filmrezension für euch. Diesmal zu dem Thriller „Nur die Sonne war Zeuge“. Der Film „Nur die Sonne war Zeuge“ ist die Literaturverfilmung von Patricia Highsmiths Roman „Der talentierte Mr. Ripley“. Viel Spaß beim Lesen der Filmrezension zu „Nur die Sonne war Zeuge“. Sagt uns doch in den Kommentaren, wie euch der Film gefallen hat.

„Nur die Sonne war Zeuge“, Klassiker mit perfektem Zusammenspiel von Score, Kamera, Regie und Darsteller*innen.

Inhalt:

„Nur die Sonne war Zeuge“ ist ein Thriller  von René Clément mit Alain Delon, Maurice Ronet, Marie Laforêt und Erno Crisa. 

„Nur die Sonne war Zeuge“ (Plein soleil – 1960) erzählt die Geschichte des armen Amerikaners Tom Ripley (Alain Delon), der seinen Freund den Millionärssohn Philippe Greenleaf (Maurice Ronet) ermordet und dessen Identität stiehlt, um in den Genuss dessen Lebens zu kommen. Der Film basiert auf Patricia Highsmiths Roman „Der talentierte Mr. Ripley“.

Meinung:

Schon zu Beginn lässt Nino Rotas Score den Zuschauer*innen das Blut in den Adern gefrieren, denn die imposanten Trompeten- und Posaunenklänge kündigen einen schaurigen Thriller an. René Clément und Paul Gégauff haben sich nicht ganz an die Vorlage gehalten und haben lediglich den Plot beibehalten, der als Grundgerüst diente. In Patricia Highsmiths Thriller soll es zwischen den beiden männlichen Protagonist*innen offen homoerotische Anspielungen geben. Auch das Ende ist anders, als im Film. 
René Clément und Paul Gégauff, die den Roman zu einem Drehbuch umformten, legten ihren Fokus mehr auf die Habgier und Wandlung von Tom (Alain Delon).

Die Klassifizierung zwischen arm und reich

Schon zu Beginn erkennt man die klaren Charakterzüge Gier, Neid und auch eine Sehnsucht. Die Kluft zwischen den Reichen und Armen ist klar definiert, so werden die Reichen als überheblich und arrogant gemimt, während die Armen gierig und käuflich dargestellt werden. Dies wird speziell in der Szene klar, in der Philippe (Maurice Ronet) eine blinde Person anspricht und deren Stock kaufen möchte. Die Person willigt ein, obwohl sie ohne den Stock völlig hilflos ist.
Gekonnt wickelt Philippe sie um den Finger, um das zu bekommen, was er möchte. Das ist ebenfalls ein starkes Merkmal. Denn Reiche scheinen alles zu bekommen was sie sich wünschen. Während die Armen bereit sind, ihr letztes Hemd zu geben. Freddy (Billy Kearns), ein guter Freund von Philippe sagt sogar in einer Szene „ich brauche nicht arbeiten, ich bin reich.“

Tom (Alain Delon) ist neidisch auf Philippes Lebensstil. Er würde alles dafür tun, um ebenfalls in den Genuss des Luxus zu kommen. Für den Auftrag, Philippe nach San Francisco zurück zu bringen wurden ihm 5.000 US-Dollar versprochen. Daher setzt er alles daran, um den Plan durchzusetzen. Philippe macht ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung. Er fährt mit Tom und seiner Freundin Marge (Marie Laforêt) erst einmal mit dem Boot weg. Ich glaube nicht, dass Tom davor schon darüber nachgedacht hatte, Philippe zu ermorden. Auch wenn er kurz vor dem Bootstrip in dessen Kleiderschrank seine Kleidungsstücke probiert und dessen Stimme imitiert hatte. Zumindest bemerkte Tom erst da, dass es sehr leicht ist, sich als Philippe auszugeben.

Die Sonne als Stilmittel

Ich denke ausschlaggebend ist die Szene, in der auch die Sonne eine große Rolle spielt. Philippe ist Toms Anwesenheit ein wenig überdrüssig, außerdem würde er gerne mit Marge alleine sein. So setzt er Tom auf dem Beiboot aus und bindet es mit einem Seil an seinem Segelboot fest. Tom ist hilflos und dem Wasser und der Sonne völlig ausgeliefert. Erst nach Stunden holt ihn Philippe wieder ein und die Sonne hatte inzwischen Tom den ganzen Rücken verbrannt. So wird die Sonne in dieser Szene zum Folterinstrument. Zugleich wird sie zum entscheidenden Impuls, Tom eine Wut auf Philippe entfalten zu lassen. Vorher war ihm diese vielleicht gar nicht so bewusst.
Vermutlich dachte er spätestens nach diesem Ereignis darüber nach, Philippe das Handwerk zu legen. Er hält damit auch nicht hinter vorgehaltener Hand, sondern spricht es Philippe gegenüber offen aus. Auch als die wesentliche Tat geschieht, macht sich der deutsche Titel des Films bemerkbar. Die Sonne ist tatsächlich der einzige Zeuge der Szenerie. In diesem Moment glüht sie regelrecht auf das Ereignis hinunter als würde sie ihn strafen wollen.
In der Szene passieren allgemein sehr viele hektische Ereignisse. Sie gibt den Hinweis, dass Tom nicht nur schnell handeln muss, um seine Tat ungesehen zu machen, sondern erweckt auch den Eindruck, als könne er die Sache nicht durchziehen, sollte er kurz zögern. Später im Film gibt es noch eine Szene, in der die Sonne eine Rolle spielt. Nachdem Tom (Alain Delon) erfolgreich Philippes Identität angenommen hatte, ermittelt die Polizei gegen den Mörder. Als der Kommissar in Toms Hotelzimmer kommt, um ihn zu befragen, liegt dieser noch zu der frühen Stunde im Bett. Er wird quasi aus dem Schlaf gerissen. Als der Polizist ihn auf das Verbrechen anspricht, fühlt er sich zunächst ertappt. In diesem Moment blendet ihn die Morgensonne, als würde sie ihn wegen seiner Lüge tadeln. Auch im entscheidenden Moment am Ende ist die Sonne wieder sehr präsent und dient als Stilmittel im Film sehr gut.

Dramaturgie und schauspielerische Leistungen

Der Score tut sein übriges, um die Spannung aufzubauen und dem Publikum die ganze Zeit über ein beklemmendes Gefühl zu geben. Darstellerisch trägt Alain Delon ganz klar den Film und lässt die anderen Schauspieler*innen eher blass wirken. Besonders Marie Laforêt geht in ihrer Rolle so gar nicht auf, ihr Spiel wirkt eher hölzern und gewollt. Delon dagegen schafft es, Tom Ripley eine gewisse Skrupellosität und auch Charme zu geben. Zielt ist es, dass die Zuschauer*innen auch Sympathie für den Charakter empfinden.
Unterstützt wird die Dramatik durch Henri Decaës fabelhafte Kameraarbeit, die von Panoramabildern bis hin zu perspektivischen Aufnahmen reicht.

Fazit:

„Nur die Sonne war Zeuge“ ist nicht nur ein Klassiker, sondern ein Film, der immer wieder spannend ist. Das Zusammenspiel des Scores, der Kamera, des Hauptdarstellers und der Erzählweise fesseln die Zuschauer*innen immer wieder an die Handlung und lässt auch keinen Abbruch zu. Die Vorlage habe ich nicht gelesen, meine Eindrücke habe ich lediglich aus Recherchen entnommen. So kann ich nicht beschreiben, ob der Charakter von Tom Ripley gut wiedergegeben wurde und ob die Handlung nach Vorlage gut inszeniert ist. Dennoch kann ich sagen, dass  René Clément eine fabelhafte Regiearbeit geleistet hat und die Charaktere gekonnt in Szene gesetzt hat.

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TRAILER: ©Studiocanal | Arthaus

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©Studiocanal | Arthaus+ | Prime Video

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GINA – Chefredakteurin
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 12 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiberin bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.

Passion of Arts Gina Dieu Armstark

 

Andere Meinungen zu „Nur die Sonne war Zeuge“:

Filmstarts
Grelle Farben. Rom, Via Veneto. Sommer. Das Sonnenlicht lässt alles warm, wohlig erstrahlen. Das Meer ist blauer als sonst. Der Himmel ebenso. Doch rasch wird dieses Bild gebrochen. Ein reicher Nichtsnutz und ein skrupelloser Taugenichts sitzen hier in einem Lokal in einer der schönsten Straßen Roms und vertreiben sich die Zeit mit: nichts. Sie halten einen Blinden an, geben ihm 10.000 Lire – damals noch viel Geld – und kaufen ihm den Stock ab, der für den Mann die einzige Hilfe zur Orientierung ist. Einer von beiden spielt Blinder, um das Mitleid einer vorbeikommenden Frau zu erheischen, die beide schnell wieder irgendwo zurücklassen.

Christoph Hartung
„Plein Soleil“ ist ein ein ruhiger Film, kein Marktschreier, der seine Kunst ausstellt. Stilistisch streng macht er keine Umwege, bleibt immer an seinem Sujet. Das beginnt mit einer fröhlichen Männerfreundschaft auf römischer Piazza, in die sich mit der Zeit Misstöne der Arroganz mischen. 

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