Eric Bana und Sadie Sink müssen sich im Mystery-Thriller „Berlin Nobody“ aus den Fängen einer deutschen Sekte befreien. Wird ihnen das gelingen?
Ein Beitrag von: Maddin
Worum geht es in „Berlin Nobody“?
Der Film „Berlin Nobody“ ist ein US-amerikanisch-deutsches Filmdrama unter der Regie von Jordan Scott. Der Film basiert auf dem Roman „Tokyo“ von Nicholas Hogg und wird von Eric Bana und Sadie Sink in den Hauptrollen getragen.
Der US-amerikanische Sozialpsychologe Ben Monroe (Eric Bana) reist nach Berlin, um Nachforschungen über eine mysteriöse Sekte anzustellen, die mit einem verstörenden Ereignis in Verbindung steht. Seine sechzehnjährige Tochter Mazzy (Sadie Sink) begleitet ihn, um nach der chaotischen Scheidung ihrer Eltern wieder eine engere Beziehung zu ihrem Vater aufzubauen. Während Ben tief in seine Arbeit und eine neue aufkeimende Beziehung mit der Ermittlerin Nina Hoffmann (Sylvia Hoeks) vertieft ist, lernt Mazzy den geheimnisvollen Martin (Jonas Dassler) kennen und verliebt sich in ihn.
Martin führt Mazzy in die Underground-Partyszene Berlins ein, wo sie zunehmend in Gefahr gerät. Außerdem ist Martin auch Teil einer radikalen Umwelt-NGO, welche durch Hilma (Sophie Rois) angeführt wird. Mazzy soll Teil dieser NGO werden, doch dann nehmen die Ereignisse eine unvorhersehbare Wendung und führen zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, die sowohl Mazzy als auch Ben an ihre Grenzen bringt.
Eric Bana lost in Berlin
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Ich bin tatsächlich komplett blind in diesen Film gegangen. Kannte keinen Trailer, nur ein paar Bilder und wusste daher, dass Eric Bana und Sadie Sink mitspielen. Eric Bana dürfte den meisten ein Begriff sein („Troja“, „Hulk“) und auch Sadie Sink ist keine Unbekannte („Stranger Things“, „The Whale„). Die Besetzung wir darüber hinaus noch durch diverse deutsche Schauspieler:innen ergänzt: Nina Hoffmann, Jonas Dassler, Sophie Rois, Stephan Kampwirth und Lara Feith sowie in einer kleinen Nebenrolle Alexander Schubert. Das ganze ist eine amerikanisch-deutsche Koproduktion, die in Berlin spielt.
Und hier liegt auch der Hase im Pfeffer: Amerikanische Schauspielkunst trifft hier auf deutsche Schauspieler:innen. Und ich muss leider sagen, dass der Qualitätsunterschied teilweise ziemlich groß ist. Insbesondere Sadie Sink glänzt mit enormer Spielfreude und Emotionalität. Die mittlerweile 22-Jährige spielt eine abenteuerlustige 16-Jährige und macht das echt gut, auch wenn die Altersdiskrepanz manchmal sichtbar ist. Aber es ist jedenfalls bemerkbar, dass sie sehr viel Lust auf diese Rolle hat. Egal ob sie mit Jonas Dassler flirtet, mit ihrem Vater herumflaxt bzw. streitet oder auch die Drogenexzesse auslebt. Alles wirkt eines: Echt. Sie legt sich mit vollem Körpereinsatz in diese Rolle.
Auch Eric Bana finde ich gut. Insbesondere wenn er am Ende dann verzweifelt auf der Suche nach seiner Tochter ist und Wut, Hass und Verzweiflung sich in seinem Gesicht widerspiegeln ist das sehr gut geschauspielert.
Berlin Nobody: Merkwürdige deutsche Schauspielleistungen
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Im Vergleich dazu können die meisten deutschen Schauspieler:innen nicht mithalten. Allerdings betrifft das nicht die jungen Talente Jonas Dassler und Lara Feith. Dassler glänzt ebenfalls mit großer Emotionalität. Auf der einen Seite spiegelt er gut die Ergebenheit für die Sekte wieder, auf der anderen seine Zerrissenheit als er Mazzy immer tiefer in diese einführt und eine schwere Entscheidung von ihm abverlangt wird. Lara Feith spielt ihre Rolle als vorherige Freundin von Martin ebenfalls ziemlich gut. Sie hat zwar nicht so viel Bildschirmzeit, überzeugt aber in den wenigen Szenen sehr gut mit ihrer dargestellten Ergebenheit zur Sekte.
Sophie Rois als Anführerin der Umwelt-NGO wirkt dagegen etwas komisch bzw. fast hölzern. Sie spielt richtig schön schmierig und von Anfang an ist klar: Diese Person ist gefährlich. Vielleicht sollte sie aber auch genau so spielen? Nina Hoffmann hat mir auch nicht allzu gut gefallen. Muss aber dazu auch sagen, dass sie kaum Szenen hat in denen sie glänzen kann. Besonders im direkten Vergleich zu Eric Bana wirkt das eben alles nicht so gut. Gleiches gilt für Stephan Kampwirth. Das liegt vor allem an der Emotionalität, die Bana und Sink in ihren Szenen deutlich besser hinbekommen.
Berlin Nobody: Tatort trifft auf Midsommar
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Wobei der Film mehr mit einem Tatort gemein hat als mit „Midsommar“. Im Grunde ist das ein Tatort, aber mit amerikanischen Stars angereichert, was dem ganzen einen gewissen Pepp gibt. Die Handlung ist dabei teilweise ziemlich obskur und hat auch viele Bezüge zum Zeitgeschehen. Es geht um Sekten und was Mitglieder solcher Sekten gewillt sind zu tun. Außerdem darum wie Menschen in eine solche Sekte hineingezogen werden.
Was mich aber ein wenig stört: Der Film scheint oft wenig logisch. Die Sekte bietet eigentlich nicht viel außer Gemeinschaft und Teil einer Gruppe zu sein. Es ist eine Umwelt-NGO-Sekte, aber außer, dass die Mitglieder und die Anführerin ein bisschen über Natur faseln, ist das kaum bemerkbar. Generell könnte man diese Thematik mit jedweder anderen Verschwörungsthematik austauschen (Impfen, Chemtrails, Echsen beherrschen die Welt, sucht euch was aus). Das ist eventuell auch mit Absicht so gewählt. Vermutlich soll vermieden werden, dass es zu nah an der Realität mit Corona und allem ist.
Berlin Nobody: Der einzelne ist nichts, die Gruppe ist alles.
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Manchmal gibt es aber auch (bewusst?) überzeichnete und sogar fast komische Szenen. Wenn etwa eine junge Frau mit einer Zwangsentgiftungskur belegt wird und dann die Anführerin fragt, ob sie nicht Teil der Gruppe werden will, ist das schon fast parodistisch. Generell das ganze Gehabe der Anführerin ist sehr überzeichnet und merkwürdig, dass auf sie überhaupt jemand hereinfällt. Zumal sie außer „Gemeinschaft“ nichts zu bieten hat, was diese Gemeinschaft irgendwie positiv erscheinen lässt. Nur „Gemeinschaft ist besser als allein sein“, finde ich eine sehr schwache Motivation. Daher kann ich diese ganze Sekte nur wenig bis gar nicht ernst nehmen.
Jonas Dassler dagegen gefällt mir hier echt gut. Er strahlt Sympathie, Gebrochenheit, aber auch eine gewisse Gefahr aus. Hier fiebere ich wirklich mit und frage mich, ob er Mazzy etwas antut und ob sie gut aus dem Griff der Sekte entkommt.
Der Film erzählt auch etwas von Verlust und Verarbeitung von traumatischen Ereignissen, denn Ben und Mazzy verbindet ein dramatisches Ereignis aus ihrer Kindheit auf das immer wieder hingewiesen wird, von dem wir aber erst im letzten Drittel erfahren. Der findet hier am Ende auch eine gute Schlussnote, auch wenn sie etwas vorhersehbar ist.
Solide Kameraarbeit und Kulissen
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Die Drehorte und Kulissen sind ebenfalls gut gewählt, allerdings wirkt das ganze manchmal auch etwas klein für meinen Geschmack. Etwa wenn Mazzy feiern geht und man nur etwa 20 Leute da herumtanzen sieht, ist das schon etwas ernüchternd. Ansonsten sind einige interessante Drehorte in Berlin zu sehen.
Die Kameraführung ist auch sehr gut gelungen. In der Regel sehr ruhig versucht die Kamera das Geschehen erst durch weite Totalen einzufangen und dann immer näher an bestimmte Szenen heranzufahren, bis wir dann in der halbtotalen oder in Nahaufnahmen die Figuren und ihre Gefühle besser erfassen können. Das klingt zwar wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht: Jederzeit lässt sich, dank der guten Kameraführung, die Situation und die Handlung gut erfassen.
Fazit zu „Berlin Nobody“:
Die Handlung und Figuren muten wie bei einem Tatort an, allerdings überzeugen die amerikanischen Schauspieler:innen Eric Bana und Sadie Sink und tragen diesen Film. Einige der deutschen Schauspielleistungen sind auch gut (Jonas Dassler, Lara Feith) andere eher merkwürdig. Optisch ist das ganze auch nicht verkehrt und gut gefilmt. Wer wissen will, wie ein amerikanischer „Tatort“ aussehen könnte und Krimis mag, kann sich diesen Film anschauen.
Werdet ihr euch „Berlin Nobody“ im Kino ansehen?
TRAILER: ©Squareone Entertainment
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MADDIN – Filmkritiker
Schon als Kind bin ich von Star Wars begeistert. Mein erster bewusst wahrgenommener Kinobesuch ist die Sichtung von Star Wars Episode I und mein 9-jähriges Ich war hellauf begeistert. Noch heute hat dieser Film einen großen Platz in meinem Herzen. Generell mag ich insbesondere SciFi-Filme und Fantasy (Herr der Ringe). Seit 2021 mache ich Letterboxd unsicher und seitdem hat sich mein Filmgeschmack auf alle möglichen Genres ausgedehnt. Sogar an Horrorfilme traue ich mich vermehrt heran.
Pressematerial: Berlin Nobody | 2024 ©Squareone Entertainment