Netflix: To the Bone

REGIE: Marti Noxon
DARSTELLER: Lily Collins, Keanu Reeves, Liana Liberato, Alanna Ubach, Lili Taylor, Carrie Preston, Brooke Smith, Kathryn Prescott, Ciara Bravo, Hana Hayes, Michael B. Silver und Alex Sharp
GENRE: DRAMA

Ist jetzt schon eine Weile her, als ich ihn gesehen hatte, dennoch sind die Erinnerungen daran noch sehr im Gedächtnis, denn ich habe mich nicht nur Jahrelange mit dem Thema sondern nun auch wochenlang mit diesem Film auseinander gesetzt. „To the Bone“ erzählt die Geschichte eines Mädchens, dass an einer Essstörung leidet. Besonders interessiert mich die Tatsache, dass Lily Collins (Okja) die Hauptrolle spiele, da diese – wie in ihrer Biographie beschrieben – selbst an einer Essstörung litt. Ganz klar hat sie die Aufgabe meisterhaft bewältigt und ihren Charakter hervorragend gespielt. Zumindest kauft man das dem Film ab, denn neben Lily waren auch Keanu Reeves (Constantine), Alex Sharp (How to Talk to Girls at Parties) und der restliche Cast großartig. Was dem Film leider fehlt ist das wirklich eindringen in die Materie und doch spalten sich hier die Gemüter. Einige, die selbst an so einer Störung leiden fanden den Film gut und schimpfen auf die, die „Gesunden“, die wohl das ganze sowieso nicht verstehen können. Andere jedoch sehen es wohl ähnlich wie ich, denn der Film setzt sich nur bedingt mit dem Thema auseinander. Zum einen störte mich diese Therapie zu sehr. Ich habe Dokumentationen gesehen und Bücher gelesen, wo es anders zuging. Klar, man kann neue Therapien probieren, aber ich sah in der, im Film angewendeten, keinen Sinn. Die Jungs und Mädels müssen am Tisch sitzen, können essen, müssen aber nicht. Hauptsache sie sitzen am Tisch. Was soll das bringen? Dann kann man sich ja immer hinsetzen und nichts essen, das würde aber zu keiner Heilung führen. Zumindest nicht in dem Stadion, in dem sich manche der Patienten befanden. In den Dokumentationen wurde zusammen gekocht, die Patienten wurden nach und nach wieder an das gute am Essen gewöhnt, aber in dem Film wurde in dieser Richtung überhaupt nichts getan. Klar es gab Sitzungen mit Keanu Reeves, der den Therapeuten spielte, doch meiner Meinung nach wurde hier auch zu wenig auf den Patienten eingegangen. Schuldzuweisungen auszuschließen mag ja recht schön und gut sein, aber die wirkliche Frage nach dem „warum“ wurde nie vertieft. Auch ein Detail in „To the Bone„, das irgendwie für das große Ganze fehlt. Man kann nicht so recht definieren, warum Ellen Lily Collins) an der Krankheit leidet, das kann man irgendwie nur raten und am Ende weiß man es dennoch nicht sicher. Gut fand ich, dass auch ein Junge in der Therapie war, denn da überwiegend Frauen an der Krankheit leiden, wird oft vergessen, dass es auch Jungs und Männer gibt, die betroffen sind. Unerklärt bleibt auch, warum am Tisch ein dickes Mädchen sitzt. Für Menschen, die sich mit dem Thema nie recht befasst hatten, den Film aus Interesse dennoch sahen, könnten vielleicht nicht wissen, dass diese an der sogenannten Essucht (Binge-Eating-Störung) leidet, in der man Fressanfälle hat, jedoch im Gegensatz zu Bulimi (Ess-Brechsucht) nichts im Anschluss unternimmt und somit an Übergewicht leidet. Auch die Erklärung, warum Mädchen, die an diesen Krankheiten leiden keine Periode mehr bekommen bleibt offen. Vieles wird im Film einfach so in den Raum geworfen, ohne näher darauf einzugehen. Stattdessen dümpelt alles so dahin, auf richtige Ängste oder Gefühle wird kaum eingegangen und der einzige wirklich bewegende Moment, war die Szene zwischen Ellen und ihrer Mutter kurz vor Ende.
Schade, wenn man so hohe Erwartungen an einen Film setzt und dann so bitter enttäuscht wird. Der Film taugt weder zur Abschreckung, noch zur Aufklärung und schon gar nicht als Verherrlichung, wie im Vorfeld schon geschrien wurde. Es ist einfach ein Film, den man gesehen hat, der leider zu wenig Eindruck hinterließ.

©Netflix

 

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