Die Berlinale ist bekannt für ihre mutigen, kreativen und progressiven Filme – und „Lesbian Space Princess“ macht da keine Ausnahme. Schon der Titel verspricht ein knallbuntes, queeres Sci-Fi-Abenteuer, und genau das liefert der australische Animationsfilm von Emma Hough Hobbs und Leela Varghese. Doch hinter der schrillen Fassade aus Neonfarben, intergalaktischen Intrigen und jeder Menge Humor steckt mehr: eine Geschichte über Selbstfindung, toxische Beziehungen und queere Identität, die gleichzeitig herrlich witzig und tiefsinnig ist.
Ich habe mich mit großen Erwartungen in dieses Weltraumabenteuer gestürzt und wurde komplett überzeugt! Warum „Lesbian Space Princess“ für mich eines der Highlights der Berlinale 2025 ist, erfahrt ihr in meiner Kritik.
Ein Beitrag von: Maddin
Worum geht es in „Lesbian Space Princess“?
„Lesbian Space Princess“ ist ein australischer Animationsfilm aus dem Jahr 2024 unter der Regie von Emma Hough Hobbs und Leela Varghese. Der Film erzählt die Geschichte von Saira, der Prinzessin des Planeten Clitopolis, die sich auf eine gefährliche Mission begibt, um ihre entführte Ex-Freundin Kiki zu retten.
Nach einer schmerzhaften Trennung von Kiki, einer Kopfgeldjägerin, gerät Saira in eine Krise. Doch als Kiki von den Straight White Maliens, einer Gruppe heterosexueller, weißer Außenseiter und Incels, entführt wird, muss Saira ihr Heimatplanet zum ersten Mal verlassen. Die Entführer verlangen als Lösegeld die königliche Labrys, eine mächtige Waffe der Lesben, die Saira jedoch nicht besitzt. Innerhalb von 24 Stunden muss sie sich den Gefahren des Universums stellen und ihre eigenen Selbstzweifel überwinden, um Kiki zu retten.
Ein feministisch-queeres Weltraumabenteuer
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Ich habe mich schon sehr lange auf diesen Berlinale-Film gefreut. Also seit ich ihn zum 1. Mal im Programm gesehen habe, denn das Bild sah damals sehr vielversprechend aus. Den Beschreibungstext habe ich gar nicht erst gelesen, da ich mich ganz und gar überraschen lassen wollte.
Jetzt habe ich ihn gesehen und bin sehr begeistert! In diesem (ohnehin sehr guten) Berlinale-Jahrgang einer der besten Filme in meinen Augen! Emma Hough Hobbs und Leela Varghese nehmen uns in ihrem Langfilm-Debut mit in eine verrückte Galaxis voll krasser weiblicher und nicht-binärer Kraft. Dabei ist der Film nicht nur sehr witzig, sondern greift auch wichtige Themen auf wie Selbstrespekt, toxische Beziehungen oder „Straight White Maliens“.
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In der „Männerhöhle“ hört dich niemand schreien
Schon der Anfang ist einfach super. Wir sehen hier Ausschnitte eines Tagebuchs von Saira, welche sie für ihre große Liebe, der Kopfgeldjägerin „Kiki die Zerstörerin“, angefertigt hat. Diese nimmt das gar nicht gut auf und trennt sich von Saira. Kurze Zeit darauf vergnügt sich Kiki mit ein paar anderen Frauen und wird dabei von Straight White Maliens entführt (die vergessenen Incels der Zukunft).
Übrigens wird hier auch schnell der Titel erklärt, denn Saira ist lesbisch, sie lebt im Weltraum und sie ist eine Prinzessin. Voilà. Sie lebt auch auf dem Planeten Clitopolis und hat (natürlich) 2 Mütter. Um ihre (Ex-)Freundin zu retten begibt sie sich mit einem problematischen Schiff auf eine Abenteuer quer durch die Galaxie. Sie muss dabei den Schutzraum Clitopolis verlassen. was sie zuvor nie gemacht hat.
Im Laufe des Abenteuers wächst sie über sich hinaus und muss auch gegen ihre immer wieder hervorbrechenden Minderwertigkeitskomplexe ankämpfen. Ich finde es hier z.B. sehr gut, dass die queere Welt nicht verherrlicht wird. Hier ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. So sind beispielsweise ihre beiden Mütter sehr auf sich fokussiert und vernachlässigen darüber ihr Tochter. Sie sehen diese als zu langweilig an und wollen bspw. die von Saira mühsam geübten Kartentricks nicht sehen. Wobei ihre Mütter nicht die einzigen sind, denn niemand auf Clitopolis nimmt die kleine Prinzessin ernst.
Toxisch sind hier nicht nur die Straight White Maliens
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Aber ihre Mütter sind nicht die einzigen, die toxisch sind. Auch ihre Beziehung zu Kiki ist sehr einseitig und Kiki wertschätzt sie überhaupt nicht. Saira tut alles für sie und doch kommt von Kiki nichts als Verachtung zurück. Das dem so ist, muss Saira erst im Laufe ihrer Reise durch die Galaxis lernen.
Dabei helfen ihr auch das sprechende problematische Schiff, dass wie aus der Zeit gefallen wirkt. Tatsächlich ist es aus unserer Zeit (21. Jahrhundert) gefallen und hatte zuvor nur männliche Piloten. Das Schiff stellt ähnlich wie die Maliens eine überzeichnete Version von weißer, heterosexueller Männlichkeit dar. So fragt das Schiff bei der 1. Begegnung mit Saira, wo sie denn wirklich her kommt (sie antwortet, dass sie halb clitonische, halb indische Wurzeln habe). Eine respektlose Frage, die sich sicherlich viele Menschen mit Migrationshintergrund gefallen lassen müssen.
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Eine bonbonbunte, inter-gay-laktische Abenteuerreise
Mir gefällt aber nicht nur die Handlung sehr, sondern auch die wild-bunten Animationen. Diese sind von vielen Traditionen beeinflusst. Bei manchen Grimassen der Figuren muss ich an Animes denken. Von den Formen eventuell auch ein bisschen amerikanische Comic-Tradition, wobei diese Farbpalette dort nie erreicht wird. Dabei bleibt der Film aber nicht stehen und findet seinen eigenen Stil. In einer ganz kleinen Szene gibt es sogar einen kurzzeitigen Stop-Motion-Effekt, der mir sehr gut gefällt.
Was mir auch immer wieder auffällt: Die gesamte Umgebung bzw. die Hintergründe strotzen vor kleinen lustigen Details und Einfällen. Sei es in der Männerhöhle oder in Sairas Zimmer. Hier wird sich eine erneute Sichtung sicherlich lohnen und ich hoffe, dass der Film seinen Weg auf DVD bzw. Blu-Ray oder zumindest auf einen der üblichen Streaming-Plattformen findet.
Fazit zu „Lesbian Space Princess“
„Lesbian Space Princess“ ist genau das bunte, verrückte, queere Sci-Fi-Abenteuer, was ich mir erwartet habe. Dabei strotzt der Film so vor lustigen Anspielungen auf aktuelle queere und Gender-Diskussionen und nimmt gekonnt bestimmte Gruppen aufs Korn. Er schafft es aber auch, die queeren Charaktere nicht als lupenreine Held:innen darzustellen. Sie sind echte Figuren mit Stärken, Schwächen und Ängsten. Am Ende können hier alle mitlachen. Sogar die Straight White Maliens, wenn sie denn wollen.
Ein weiteres Highlight der Berlinale 2025, daher gebe ich 9,5 von 10 Labrys. 🪓
Werdet ihr euch „Lesbian Space Princess“ ansehen?
TRAILER: © We Made A Thing Studios | Internationale Filmfestspiele Berlin
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MADDIN – Filmkritiker
Schon als Kind bin ich von Star Wars begeistert. Mein erster bewusst wahrgenommener Kinobesuch ist die Sichtung von Star Wars Episode I und mein 9-jähriges Ich war hellauf begeistert. Noch heute hat dieser Film einen großen Platz in meinem Herzen. Generell mag ich insbesondere SciFi-Filme und Fantasy (Herr der Ringe). Seit 2021 mache ich Letterboxd unsicher und seitdem hat sich mein Filmgeschmack auf alle möglichen Genres ausgedehnt. Sogar an Horrorfilme traue ich mich vermehrt heran.
Pressestimmen zu „Lesbian Space Princess“:
Oliver Armknecht von film-rezensionen.de
„Lesbian Space Princess“ folgt einer Prinzessin auf ein großes Abenteuer, damit sie ihre entführte Ex-Freundin befreien kann. Subtil ist die Science-Fiction-Komödie nicht, spaßig aber schon. Der absurde, teils derbe Humor sorgen zusammen mit dem hohen Tempo für Unterhaltung, auch wenn der knallbunte Trip zwischendurch etwas anstrengend werden kann. 7 von 10 Punkten.
Arabella Wintermayr von taz
„Lesbian Space Princess“ ist mehr als die klassische Selbstfindungsreise und grellbunte Persiflage, die visuell zwischen „Retro-Arcade-Spiel“, „Tumblr“-Ästhetik und modernen Webcomics oszilliert. Der Film nimmt queere Identitäten mit spielerischem Stolz ernst, als Sci-Fi-Odyssee, die Klischees feiert, sie bricht – und in der die lesbische Heldin am Ende nicht stirbt.
David Opie von Indie Wire
“Lesbian Space Princess” proudly boasts of its many different genre elements, encompassing everything from drama and comedy to sci-fi and musical theater, all filtered through a rainbow lens. It’s part of the film’s appeal, of course, and at the beginning especially, this ambition pays off. But as more and more jokes fly our way, the hit rate begins to vary as if Saira herself is trying to make us laugh but occasionally tries too hard when she can tell it’s not always working.
Eine RiMa Koproduktion | Pressematerial: Lesbian Space Princess | 2025 © We Made A Thing Studios