Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie

Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie

Im ersten Teil dieses Rückblicks haben wir bereits festgestellt, dass der Horrorfilm sehr früh auf den Plan trat. Bereits in den ersten knapp 50 Jahren seines Bestehens durchlief der Horrorfilm einige Entwicklungen. Bis auf kürzere Phasen blieb er zudem immer auf gewisse Weise relevant. Wirklich verfestigen sollte sich der Horrorfilm aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Der Horrorfilm als Lieferant für Filmklassiker

Sicher gab es bereits in den ersten Jahren des Horrorfilms Klassiker des Genres. Aber beginnend mit den 1960er Jahren sollte das Genre Horrorfilm sich als eine Art Klassiker-Garant zementieren. Dieser Status hielt mehrere Jahrzehnte an.

Wenn ich ab diesem Zeitpunkt die ganzen Klassiker aufzählen wollen würde, nähme dieser Artikel vermutlich kein Ende. Bereits das Jahr 1960 brachte einige neue Impulse in das Genre. Vor allem verschwammen die Grenzen zwischen dem Horrorfilm und dem Thriller immer mehr.

Psycho vermischt Thriller und Horrorfilm

Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie: Eine Frau steht in der Dusche und schreit vor Entsetzen. Man sieht nur frontal ihr Gesicht dabei
Alfred Hitchcock brachte mit „Psycho“ ein Meisterwerk des Psychothrillers ins Kino — Psycho | 1960 ©Paramount Pictures

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Alfred Hitchcock brachte mit „Psycho“ ein Meisterwerk des Psychothrillers ins Kino. Der Film enthielt eine legendäre Duschszene und mit Norman Bates brachte der Film den ersten Psychopathen der Filmgeschichte hervor, der Berühmtheit in der Popkultur erlangte. Für seine Zeit war „Psycho“ ein absolutes Wagnis von Hitchcock. Weltweit wurden unterschiedlichste Szenen des Films zensiert. Neben der berühmten Duschszene, wurden der Mord an Arbogast oder die Leiche der Mutter zensiert und auch die Szene, in der Bates Blut von seinen Händen wäscht, war damals beispielsweise in Großbritannien zu heftig und wurde rausgeschnitten. In Amerika musste Hitchcock wegen des Wortes „Transvestit“ kämpfen. Zudem war es neu, dass in einem Horrorfilm das „Monster“ ein Mensch war und kein fantastisches Wesen. Dadurch wirkten alle Szene intensiver.

Hitchcock ging also unglaublich viele Wagnisse mit dem Film ein, aber es zahlte sich aus. Es wurde sein erfolgreichster Film und da er statt einer Gage eine hohe Gewinnbeteiligung hatte, verdiente er Millionen mit dem Film. Der einzige Rückschlag war, dass er seinen anschließend geplanten Film nicht umsetzen konnte. Diesen wollte er in Disneyland drehen, aber Walt Disney fand „Psycho“ so abstoßend, dass er Hitchcock nicht erlaubte, in seinem Vergnügungspark zu drehen.

Weitere Mischformen für den Horrorfilm aus anderen Ländern

Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie: Eine junge Frau steht an einem Treppengeländer. Sie trägt eine Maske, die ihr Gesicht, bis auf die Augen verdeckt. Die Hände hat sie vor der Brust gefaltet. Hinter ihr sieht man einen Teppich der zu einer Tür führt. Auf der linken Seite hängt ein Kronleuchter, der wie ein Vogelkäfig aussieht und mit Löwenköpfen verziert ist
Mit dem Film „Augen ohne Gesicht“ versuchte Georges Franju in Frankreich einen Wiedereinstieg in das Horror Genre. Allerdings eher im künstlerischen und poetischen Sinn — Augen ohne Gesicht | 1960 ©Champs-Élysées Production

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Frankreich versuchte ebenfalls wieder auf die Karte der Horrorfilme zu kommen. „Les Yeux sans visage (Augen ohne Gesicht)“ mischt ebenfalls den Thriller mit dem Horrorfilm. Allerdings mit einem eher künstlerischem oder poetischem Anspruch. In Deutschland gab man darauf mal wieder einen feuchten Kehricht und verpasste ihm fürs Kino den Titel „Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff“. Hach, wie poetisch …

In Italien stand der Aufstieg des Giallo kurz bevor, allerdings gab es mit der italienisch-französischen Co-Produktion „…et mourir de plaisir (… und vor Lust zu sterben)“ erstmal einen lesbischen Vampirfilm, der Horrorfilm, Gesellschaftsdrama und Erotik vermischte.

In England versuchte sich Regisseur Terence Fisher für die Hammer-Studios an einem anderen Mix: einem Dracula-Film ohne Dracula. In „The Brides of Dracula (Dracula und seine Bräute)“ spielte Peter Cushing die Rolle des Dr. van Helsing. Dracula, der zuvor bereits einmal und später noch sieben weitere Male von Christopher Lee verkörpert wurde, wird nur erwähnt. Trotzdem hatte der Film seine Qualität und führte die Erfolgsschiene der Hammer Studios fort, die sich bis in die Mitte der 1970er ziehen sollte. Im Grunde führten sie dabei das Konzept fort, das schon Universal knapp 30 Jahre zuvor großen Erfolg bescherte: Monster wie Dracula und Frankenstein in Serie auf das Publikum loszulassen.

Workaholics im Horrorfilm

Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie: Ein älterer Herr beugt sich über eine Frau, die den Mund weit aufgerissen hat. Neben ihr steht ein Mann mit Brille im Pollunder und hält einen Blumentopf mit einer riesigen, fleischfressenden Pflanze in der Hand, den alle drei anstarren
Der Film „Kleiner Laden voller Schrecken“ wurde zum regelrechten Horrorklassiker — Kleiner Laden voller Schrecken | 1960 ©The Filmgroup

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Roger Corman hat bis heute über 500 Filme produziert und führte bei 56 Filmen Regie. Die meisten davon im Genre Horrorfilm oder zumindest in der Nähe des Genres. Ein echter Workaholic. Seine größten Erfolge feierte er in der Zeit, in der die großen Horrorklassiker entstanden und steuerte selbst einige bei.

Im Jahr 1960 brachte Corman zwei nennenswerte Filme heraus. „The Little Shop of Horrors (Kleiner Laden voller Schrecken)“, mit geringstem Budget innerhalb von nur wenigen Tagen realisiert. Das Drehbuch schrieben Corman und Charles B. Griffith angeblich an einem Abend. Das Casting fand drei Tage vor Drehbeginn statt. Der Dreh selbst dauerte nur zwei Tage.

Für Cormans Karriere aber vermutlich wichtiger war „House of Usher (Die Verfluchten)“ mit Vincent Price in der Hauptrolle. Diese lose Verfilmung einer Vorlage von Edgar Allan Poe gab den Startschuss zu einer ganzen Reihe von Poe-Adaptionen. Insgesamt acht Filme drehte Roger Corman lose basierend auf den Werken Edgar Allan Poes. Sieben davon mit Vincent Price in der Hauptrolle, der durch diese Rollen zum internationalen Star aufstieg.

Gimmicks und kreatives Marketing

Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie: Ein Mann und eine Frau stehen im Halbdunkel im Wald und schauen auf etwas, was ihnen Angst macht
Wer den Film „Macabre“ im Kino schaute, bekam eine Lebensversicherung in Höhe von 1.000 US-Dollar, falls man vor Furcht sterben sollte — Macabre | 1958 ©Allied Artists Pictures

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Ebenfalls eine Art Workaholic war Regisseur William Castle, der schon mit 13 Jahren vom Horror fasziniert war, als er Bela Lugosi als Dracula auf einer Theaterbühne erlebte – vier Jahre, bevor Lugosi die Rolle auch auf der Leinwand verkörperte.

William Castle drehte zwar nicht so viele Filme wie beispielsweise Roger Corman, aber er legte unheimlich viel Arbeit und Einfallsreichtum in das Marketing für seine Filme.

Das erste Gimmick ließ sich Castle für seinen Film „Macabre“ im Jahr 1958. Castle organisierte Krankenwagen, die vor den Kinos standen und Krankenschwestern, die in den Kinos während der Vorstellungen anwesend waren. Wer den Film im Kino schaute, bekam eine Lebensversicherung in Höhe von 1.000 US-Dollar, falls man vor Furcht sterben sollte.

Für „The Tingler (Schrei, wenn der Tingler kommt!)“ organisierte Castle Vibrationsmotoren, die unter den Sitzen der Kinosessel angebracht wurden, damit diese in bestimmten Szene vibrieren konnten. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitete sich das Gerücht, dass man während des Films Stromstöße bekäme.

Weitere Gimmicks und Marketingstunts beinhalteten Anschnallgurte in Kinosesseln, damit man nicht vor Angst aus dem Sitz springen kann, und Abstimmungen während des Films, ob der Antagonist gerettet werden oder sterben soll.

Castle war bis zu seinem Tod im Jahr 1977 recht erfolgreich mit diesen Marketingstunts.

Die Party …

Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie: Links steht eine mutierte Qualle, die aussieht wie ein Mensch nur mit Quallenkopf. In der Mitte ist eine kleine Höhle, in der eine Frau sitzt und sich den Bauch hält. Rechts im Bild ist ein Mann in Badehose, der in Angriffsshaltung eine Fackel Richtung des Monsters hält
Der Jellyfishman war damals ein Highlight in einem großartige Kostüm — Sting of Death | 1966 ©American International Pictures (AIP)

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Die 1960er verfrachteten den Horrorfilm in neue Settings.

Da Horrorfilme verhältnismäßig einfach umzusetzen waren, erlangte der Horrorfilm große Beliebtheit bei sehr kleinen Produktions-Crews, die weit abseits der bekannten Filmstudios ihre Ideen verwirklichen wollten. Dabei handelte es sich um regionale Produktionen, die aufgrund der vorhandenen Locations dafür sorgten, dass der Horrorfilm die bekannten düsteren Gefilde verließen. Statt in düsteren Schlössern und fragwürdiger Motels fand der Horror plötzlich am sonnigen Strand oder im fröhlichen Sommerhaus statt.

Qualitativ waren diese Filme natürlich nicht auf der Höhe der Zeit und brachten jede Menge Trash hervor. Beispiele dafür sind „The Horror of Party Beach“ aus dem Jahr 1964 und „Sting of Death“ ein Jahr später. Zweitgenannter hätte alleine für das billige – aber absolut großartige Kostüm – für den Jellyfishman mehr Aufmerksamkeit verdient.

… wird blutig

An anderer Stelle wurden die Horrorfilme immer brutaler. Brutalität ist auch immer eine Frage des Zeitalters. Was früher als „brutal“ galt, reicht heute größtenteils noch für ein Schulterzucken. Allerdings begann der Horrorfilm in den 1960er Jahren damit, Brutalität zu zeigen. Was sich zuvor nur in den Köpfen der Zuschauer abgespielt hatte, wurde nun Realität auf der Leinwand.

George A. Romero ließ mit „Night of the Living Dead (Die Nacht der lebenden Toten)“ blutrünstige Zombies auf die Menschheit los und zeigte auch mal, wie diese sich an menschlichen Knochen oder Organen labten.

Der sogenannte „Gore“ fand Einzug mit den Filmen von Regisseur Herschell Gordon Lewis. Sein „Blood Feast“ gilt als der erste Splatter-Film.

Der Splatter-Film würde sich fast für einen eigenen Artikel anbieten, so viel war rund um Zensur und Skandale in dem Subgenre los. In Großbritannien wurde ein eigens für den Splatter-Film erdachtes Zensursystem angelegt, das die sogenannten „Video Nasties“ hervorbrachte.

Splatter brachte auch die umstrittenen Kannibalenfilme hervor, die heute vor allem für ihre Tierquälerei bekannt sind, damals aber so weit führten, dass Regisseur Ruggero Deodato vor Gericht beweisen musste, dass während des Drehs von „Cannibal Holocaust (Nackt und zerfleischt)“ nicht wirklich eine Frau auf einen Pfahl gespießt wurde.

Terror ist der neue Horror

Der rasante Aufstieg für den Horrorfilm: Ein Hauch Historie: Auf dem Bild sind zwei Blutverschmierte Frauen, die sich küssen wollen
Der Film „High Tension“ gehört zur sogenannten „New French Extremity“ — High Tension | 2003 ©Lionsgate

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Der Horrorfilm entwickelte sich in ein immer größeres Extrem. In den 1970er Jahren entfaltete sich ein weiteres Sub-Genre im Horrorfilm, das heute teilweise als „Terrorkino“ bezeichnet wird. Das „Terrorkino“ bezeichnet im Grunde einen sehr realistischen Horrorfilm, der mit ebenfalls realistischen Szenen eine verstörende Wirkung erzielen will und somit den Verstand der Zuschauenden terrorisiert. Die Protagonisten dieser Filme wirken dem Bösen wehrlos ausgeliefert und die Antagonisten werden nicht zwangsläufig besiegt.

Ein Vorzeigebeispiel ist Tobe Hoopers „The Texas Chainsaw Massacre (Blutgericht in Texas)“ aus dem Jahr 1974. Wes Cravens „The Hills have Eyes (Hügel der blutigen Augen)“ folgte 1977 ebenfalls diesem Ansatz. Beide Filme bezeichnen den Start der Regisseure, die auf ihre Weise jeweils zu Horror-Ikonen werden sollten.

Dieses sogenannte Terrorkino nahm Frankreich in den 2000ern auf gewisse Weise auf und terrorisierte seine Protagonisten in Filmen wie „Haute Tension (High Tension)“ von Alexandra Aja und „Martyrs“ von Pascal Laugier. Diese Phase ist auch als „New French Extremity“ betitelt.

Eine Weiterentwicklung davon ist der „Torture Porn“, der Ende der 90er und Anfang der 2000er aufkam – wenn auch unter anderem die Kannibalenfilme der 70er ebenfalls in diese Kategorie passen würden. Ein erster Ansatz war „Funny Games“ im Jahr 1997, am bekanntesten wohl die „Saw“-Reihe.

Der Horrorfilm geht in Serie

Auf dem Bild sieht man einen Mann, der ein entstelltes und vernarbtes Gesicht hat. Er trägt einen Hut, hält die rechte Hand hoch, an der er Metallklauen hat und er hält in der anderen Hand ein Foto von sich
Mit Freddy Kruger hat Wes Craven eine ikonische Horrorfilm Figur geschaffen — Nightmare – Mörderische Träume | 1984 ©Constantin Film

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Wenn wir heute über lange Filmreihen reden, finden wir dort Superhelden, Actionhelden, Sternenkriege und vieles mehr. Aber es gab mal eine Zeit, in der so lange Filmreihen eher unüblich waren und es überwiegend in einem Genre anzutreffen war: dem Horrorfilm.

Reihen wie „Friday the 13th (Freitag der 13.)“, „A Nightmare on Elm Street (Nightmare – Mörderische Träume)“ oder „Halloween“ dominierten den Horrorfilm durch die 1980er Jahre und teilweise auch die 1990er Jahre hindurch. Über die Qualität der einzelnen Filme innerhalb dieser Horrorfilmreihen lässt sich streiten. Das Horrorgenre wirkte spätestens in den 90ern sehr festgefahren und erstmals seit Jahrzehnten war keinerlei Entwicklung mehr erkennbar. Neue Impulse fehlten.

Das änderte sich, als Wes Craven mit „Scream“ im Jahr 1996 dem Horrorfilm einen neuen Impuls verleiht, indem er die Metaschraube hochdreht und die Mörder wieder menschlich macht. Die Mischung aus Whodunit und Horrorgeschnetzel geht gut auf und bringt frischen Wind in das angestaubte Genre. Zumindest damals. Heute ist das Franchise leider auch nur noch ein überholtes Relikt, das den Zug der Zeit verpasst hat, aber das ist eben auch Historie. Abnutzung gehört dazu.

Horrorfilm auf Japanisch heißt ホラー映画

Im Jahr 1998 machte ein japanischer Horrorfilm von sich reden, der für die nächsten Jahre einen gewissen Einfluss auf das Horrorgenre vor allem in Japan nehmen sollte: „Ringu (Ring)“.

Japan war bis zu dem Zeitpunkt nicht unbedingt durch Horrorfilme aufgefallen. In den Jahren zuvor hatte das Genre dort im Grunde keine Rolle gespielt. „Ringu“ gab den Anstoß für den Horrorfilm in Japan, der sich dort über die nächsten Jahre festigte. Dazu trugen auch Ausflüge von Regisseuren wie Takashi Miike, der mit dem Horrorfilm herumexperimentierte – und das auch heute noch tut.

Der Einfluss von „Ringu“ zeigte sich unter anderem in den Horrorfilmen „Honogurai mizu no soko kara (Dark Water)“ von Hideo Nakata und „Ju-On (The Grudge)“ von Takashi Shimizu. In beiden Filmen folgen wir einer Protagonistin und werden mit Mädchen konfrontiert, die einfach creepy as f… sind.

Der Höhenflug hielt nicht lange an. Der japanische Horrorfilm verschwand recht schnell wieder von der Bildfläche und Amerika ließ es sich nicht nehmen, eigene Remakes der erfolgreichen Vertreter zu machen. Währenddessen ging in den USA aber auch schon ein neuer Trend los, der sich bis heute hartnäckig hält.

Geht jemand in den Wald und findet einen Horrorfilm

Entgegen der allgemeinen Annahme, hat „The Blair Witch Project“ im Jahr 1999 nicht den Found-Footage-Horrorfilm erfunden. Den gab es spätestens in den 70ern mit „Cannibal Holocaust“.

The Blair Witch Project“ hauchte mit seinem Ansatz dem gesamten Genre aber neues Leben ein. Vor allem das Marketing als „echte Geschehnisse“ sorgte dafür, dass der Film zu einer Art Must-See wurde. Das zog den ein oder anderen ähnlichen Vertreter nach sich, der Found Footage erfolgreich umsetzte. Zu den populärsten Beispielen gehören „[REC]“, „Cloverfield“ und die „Paranormal Activity“-Reihe.

Found Footage war dadurch Anfang der Jahrtausendwende äußerst angesagt und zieht sich bis heute durch das Genre. Dabei gibt es auch hin und wieder eine Weiterentwicklung zu vermerken, wenn beispielsweise in „Unknown User“ alles über Webcam gefilmt wird. Große Sprünge macht das Genre dadurch aber nicht mehr.

Der Horrorfilm im 21. Jahrhundert

Eine junge Frau schminkt sich gerade das Auge schwarz. Hinter ihr ist eine Tapete mit geometrischen Formen
Der Film „A Girl Walks Home Alone at Night“ wird oft als „der erste iranische Vampir-Western“ bezeichnet und zeichnet sich durch seine düstere Atmosphäre und seine unkonventionelle Erzählweise aus — A Girl Walks Home Alone at Night | 2014 ©Kino Lorber

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Auch heute ist der Horrorfilm sehr beliebt. Die großen Innovationen und Weiterentwicklungen sind aber stark zurückgegangen. Im Grunde leidet das Genre, das einst so viele Ideen hervorbrachte und so eine schnelle Entwicklung durchmachte, unter denselben Problemen wie alle anderen Genres: Einfallslosigkeit und dem fehlenden Mut zum Risiko der Filmstudios.

Nur selten scheint der Horrorfilm nochmal eine frische Idee hervorzubringen. Es gibt wenige Ausreißer, die zumindest noch eine gewisse Qualität abliefern. „It Follows“, „Get Out“, „The Witch“ oder „A Girl Walks Home Alone at Night“ halten das Feuer am Glühen. Dem gegenüber stehen aber zahlreiche lieblose Remakes, Sequels und ideenlose Horrorfilme, deren Daseinsberechtigung anzweifelbar ist.

Aber das muss nicht so bleiben. Jedes Genre hat seine Höhen und Tiefen und im derzeitigen, kreativen Brachland namens Filmindustrie ist der Horrorfilm nicht der einzige mit Problemen bei Fortschritt und Entwicklung. Es werden auch bessere Zeiten kommen und man kann gespannt sein, womit uns der Horrorfilm in Zukunft erschrecken, schockieren und verstören wird.


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MARCEL – Autor
Irgendwie ist es mir tatsächlich gelungen, vom Schreiben leben zu können. Dadurch habe ich eine meiner Leidenschaften zu meinem Beruf gemacht. Die zweite Leidenschaft sind Filme. Diese Leidenschaft musste in den letzten Jahren stark zurückstecken. Ich habe schon als Kind ständig Filme geschaut. Daraus habe ich einen Sammeltrieb entwickelt. Dieser macht sich mit über 1.000 Filmen auf DVD und BluRay in meiner Bude breit. Ich war außerdem der selbsternannte Leiter des Filmschrottplatzes (manche werden sich erinnern). Nachdem ich aus Zeitgründen und auch, weil die Filmbranche sich meiner Meinung nach in eine absolut falsche Richtung entwickelt hat, alles lahmgelegt habe, entfacht sich gerade die Flamme der Leidenschaft neu.

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9 Kommentare

  1. Sehr spannend in welche Richtung sich das Horror Genre entwickelt hat und weiterhin entwickelt. Ich mag den atmosphärischen, ruhigen Horror mit so Splatter und Slasher kann ich nichts anfangen. Auch wenn die Sichtung von „Die Nacht der lebenden Toten“ Spaß gemacht hat. Immerhin kann ich behaupten ich habe Romeros ersten Zombiefilm gesehen. Er ist nicht gut gealtert, aber die Techniken waren schon sehr beeindruckend.

    An „Cannibal Holocaust“ traue ich mich nicht heran, vor allem wegen den echten Tierquälereien. Der Film ist ohnehin beschlagnahmt. Hab mir kürzlich aber „Green Inferno“ angesehen, der ja davon inspiriert wurde. War nicht leicht für mich.

    Tatsächlich hat Hitchcock hier nicht nur das Psychogenre geprägt sondern auch schon früh die LGBTQIA+ Community eingebunden. Der Film funktioniert bei mir immer noch, wobei mein Liebling von ihm „Die Vögel“ ist.

    Filme mit echten Menschen, die wahre Monster sind machen mir am meisten Angst. Der Film „Barbarian“ hat mich da zuletzt richtig mitgenommen.

    Über einen Artikel zum Thema Splatter von dir, würde ich mich sehr freuen. Verwende aber am besten alle Filme, die du hier schon genannt hast, die alle anzulegen, war gestern die meiste Arbeit xD

    1. @neon_dreamer Ich behalte es mal im Hinterkopf, aber als nächstes werde ich wohl erstmal in eine andere Richtung gehen. Wenn auch noch nicht ganz sicher, was es wird. Mal schauen, wo ich Lust drauf habe.

      Ich glaube, der Grund, warum Horror als Genre so stark von Entwicklung geprägt ist, ist, dass es zum Experimentieren einlädt. Meine Artikel hier kratzen ja sogar nur an der Oberfläche. Body Horror Marke Cronenberg wurde nicht wirklich erwähnt, der Teenie Horror hat noch mal eigene Subgenres und selbst Torture Porn hat sich nochmal in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Da steckt also noch ne ganze Menge mehr drin. Im Vergleich mit anderen Genres (abgesehen von Fantasy und Sci-Fi, würde ich jetzt mal sagen), bietet es aber auch sehr viel Raum für Spielereien und Ausprobieren.

      Kannibalenfilme sind übrigens in erster Linie einfach langweilig, also hast du da nicht viel verpasst.

      1. @marcelmichaelsen Bin gespannt, in welche Richtung der nächste Artikel geht. Den Splatter kann man sich auch für nächstes Halloween aufsparen.

        Das stimmt, das Genre bietet viel Fläche zum experimentieren. Stimmt Cronenberg, der liebt Body Horror. Body Horror ist ja auch so was, was mich fürchten kann.
        Und ja, die bisherigen Kannibalen Filme fand ich auch echt langweilig. Auch den gehypten „Bones and All“. Wobei „Eat“ war ganz gut. Der hat aber mehr so das Thema für Selbstführsorge und Liebe zum eigenen Körper.

        1. @neon_dreamer Habe ich beide nicht gesehen. Es kommt natürlich auch auf die Umsetzung an. Ich meinte jetzt schon diese Kannibalen im Dschungel Dinger. Die sind in der Regel nichts.

          Body Horror finde ich persönlich ja ziemlich geil. Cronenbergs The Fly gehört zu meinen absoluten Favoriten. Die Effekte sind ein Traum, dass man fast kotzen muss beim Zuschauen. Großartiger Film.

  2. Der Horrorfilm ist eine Institution, die sich durchweg halten konnte. Während Western – und Fantasyfilme teilweise auf Jahre in der Versenkung waren, blieb der Horrofilm immer oben. Ich mag ja die alten B-Filme wie z.B. Das Ding aus dem Sumpf, Formicula oder Der Blob.

    1. @wortman

      Ich behaupte mal, dass das auch daran liegt, dass im Horrorgenre immer wieder neue Facetten ausprobiert wurden und es dadurch sehr lange frisch blieb. Die Abnutzungserscheinungen, die man aktuell spürt, gab es in dem Genre vergleichsweise selten, denke ich. Wie gesagt, leidet der Horrorfilm derzeit dann vermutlich auch einfach unter der generellen Ideenlosigkeit im Filmgeschäft.

      Ich persönlich mag eigentlich fast alle Formen von Horror. Es kommt ein wenig auf die Stimmung an und auf welche Atmosphäre ich gerade Bock habe. Aber da ist eigentlich immer was zu finden, eben weil das Feld so breit ist. Das ist in anderen Genres häufig schwieriger.

      1. Da dürftest du Recht haben.
        Facettenreich ist das Genre allemal. Horror besteht ja nicht nur aus Blutrausch und Co.
        Ich mag auch den psychologischen Horror, den Subtilen sowieso.

        Ideenlosigkeit wird ja gerade überall groß geschrieben. Gefühlt wird ja auch der letzte Nullachtfünfzehn – Superdödel ausgegraben, nur um das Genre noch am Leben zu halten. Die letzten Filme sollen ja wohl alle nicht mehr so die Brüller gewesen sein.
        Zum Anderen kommen ebenso gefühlt nur noch Remakes ins Kino. …

        1. @wortman

          Wenn du mich fragst, waren die letzten 10 bis 15 Jahre die mit weitem Abstand ideenlosesten und unkreativsten, die vor allem Hollywood (aber die Filmbranche allgemein) jemals hatte. Das ist auch einer der Gründe, warum ich mein einst liebstes Hobby eine ganze Weile weit weggeschoben und kaum noch Filme geguckt habe. Wie du schon sagst, nur Remakes, Sequels, irgendwelche Universen und ähnlicher Shit, der nur darauf abzielt, die Kasse mit möglichst simplen Mitteln klingeln zu lassen.

          Ich habe aber das Gefühl, dass das langsam kippt. Die meisten Blockbuster sind ein Flop, vor allem die Superhelden sind auf dem absteigenden Ast (wird auch höchste Zeit, weil reicht dann auch mal) und auch die drölfzig Sequels von irgendwelchen alten Reihen aus den 80ern und 90ern sind lange keine Garanten mehr für einen Hit. Siehe Indy 5 (der auch absolut verdient hat, dass ihn kein Mensch guckt, so grauenhaft ist der).

          Ich erwarte also, dass da demnächst zumindest mal mehr wieder in Richtung neue Ideen, neue Facetten, neue Trends usw. passiert. Man kann nur hoffen, denn eintöniger kann es kaum noch werden.

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