Filmrezension: Bones and All

Passion of Arts Bones and All

Ich hab mal wieder eine Filmrezension für euch und zwar zu Luca Guadagninos Kannibalen-Romanze „Bones and All“.

„Bones and All“ aus dem Jahr 2022 ist ein äußerst interessanter Mix aus Coming Of Age, Roadmovie, Romanze und Drama mit leichten Horrorelementen. 

Inhalt:

„Bones and All“ ist ein romantisches Horror-Drama von Luca Guadagnino mit Taylor Russell und Timothée Chalamet.

1988: Die 18-jährige Maren (Taylor Russell) wird von ihrem Vater verlassen. Auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter trifft sie auf Lee (Timothée Chalamet). Mit ihm teilt sie eine besondere Andersartigkeit, die nicht nur Vorteile birgt. Als die Beiden eine skurrile Romanze eingehen, wird ihnen diese Besonderheit fast zum Verhängnis.

Meinung:

„Bones and All“ ist wirklich ein außergewöhnlicher Film, der mich zwar nicht ganz unvorbereitet erwischt hat, aber ich mir definitiv etwas anderes darunter vorgestellt hatte. Wie ich weiter oben bereits erwähnte, ist der Film eine wilde Mischung einiger Genres, die aber unglaublich gut harmonieren. Apropos Harmonie, wie gut passen denn Timothée Chalamet und Taylor Russell zusammen? Sie überzeugen mit ihrem Schauspiel auf voller Länge. Für mich gab es keinen Moment der Zweifel, dass die Beiden diese Charaktere sind, die wir als Zuschauer sehen. 
Der italienische Regisseur Luca Guadagnino, den man von Filmen wie „Call Me by Your Name“ oder dem „Suspiria“ Remake kennen könnte, schafft es eine unglaublich dichte Atmosphäre zu kreieren. Dabei wechselt der Tenor von romantischen Tönen, über leicht melancholische Nuancen bis hin zu dezenten Thriller Einflüsse, ohne dabei über möglichen Hindernisse zu stolpern.  

Besonders passend ist dabei die vorrangig ruhige und romantisierende musikalische Untermalung mit seichten Gitarrenklängen. Für seine doch etwas längere Laufzeit von 131 Minuten ist „Bones and All“ erstaunlich kurzweilig, auch wenn man die Spielzeit durchaus merkt. Der Film ist langsam, aber absolut nicht langweilig. Da haben wir mal wieder einen dieser offensichtlich langsamen Filmen die nicht langweilig sind, da das Storytelling funktioniert und man mit den Figuren mit auf eine Reise geht. 

Es gibt bei „Bones and All“ direkt zu Beginn einen mini Twist, der dann die Storyline dominiert. Diese Wendung hat mit Anderssein zu tun, die ich aber nicht spoilern möchte. Ohne dieses Detail zu wissen, wird man deutlich mehr von den daraus folgenden Ereignissen überrascht sein. Man kann natürlich diese Besonderheit der Protagonist*innen als Metapher für einiges sehen. Und dabei seinen Gedanken und eigenen Interpretation freien Lauf lassen. Ich mochte dabei sehr, wie unaufgeregt und ernsthaft mit diesem Alleinstellungsmerkmal umgegangen wird. Und wie wenig reißerisch Guadagnino dieses inszeniert. Auch wenn es einige wenige Momente gibt, in denen sehr grafische Gewalt gezeigt wird. 
Dennoch spielt Horror keine primäre Rolle sondern ordnet sich angenehm diesem Mix aus dramatischer Romanze und Coming Of Age unter. Hätte der Film jedoch 10 Minuten früher geendet, hätte ich ihn noch stärker gefunden. Es gab da nämlich einen perfekten Moment kurz vor Ende und das danach Folgende wirkte für mich ein wenig aufgesetzt bzw. hätte es halt ohne noch mehr Raum für Interpretation gelassen. 

Fazit:

„Bones and All“ ist zwar nicht der beste Film des Jahres, aber auf jeden Fall einen Blick wert, vor allem wenn man slow-burn Arthouse Filme mag, die einen hohen Stellenwert auf Atmosphäre setzen und ein tolles 80er Jahre Feeling versprühen, ohne kitschig zu werden. 

„I don’t trust you. It doesn’t matter if I’m right or wrong about that, it matters that I feel it.“

Bones and All — 2022

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TRAILER: ©Warner Bros. Pictures Germany

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©Constantin Film | Prime Video

Filme wie „Bones and All“

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TIMO – Autor
Ich bin 1981er Baujahr und seit über 25 Jahre Filmliebhaber durch und durch. Besonders Horrorfilme haben es mir angetan. In meinem Podcast ‚Once Upon A Time In Cinema‚ spreche ich jede Woche mit zwei Freund*innen über aktuelle Filme und Serien und was wir gerade gesehen haben. Auf Letterboxd.de schreibe ich nun bereits seit 2 Jahren unter dem Namen ‚traab‚ Kritiken und neben dem Filmeschauen bin ich beruflich als Fotograf unterwegs und lasse mich dort kreativ aus.

Webseite: timoraab.de

Passion of Arts: Timo Raab steht vor einem hellen Kreis und trägt eine Sonnenbrille. Seine Haare sind lang. Die Fotografie ist schwarz-weiß

 

Andere Meinungen:

Filmstarts
Eine berührende, fantastisch aussehende Coming-of-Age-Geschichte über Außenseiter*innen in Reagans Amerika der Achtzigerjahre, bei dem die Funken zwischen dem Star-Duo zwar nicht ganz so hell sprühen wie bei „Call Me By Your Name“, die dafür aber mit reichlich blutigem Geschmatze und jeder Menge pechschwarzem Humor gewürzt ist.

Critic.de
In Luca Guadagninos Kannibalenfilm Bones and All sind weder das strömende Blut noch die durchschnittenen Kehlen noch die Gedärme grenzüberschreitend – sondern sein Eintreten für die Filmkunst als ästhetische Utopie.

Fluxkompensator
Vielleicht stellt uns BONES AND ALL die Frage, an was wir uns erinnern wollen? Wollen wir uns für die schönen Momente entscheiden, die voller Freiheit, mit New Order’s „Your Silent Face“ auf den Ohren, der leeren Landstraße vor einem und dem Regen im Rückspiegel. Oder denkt man an das Blut, den Zwang zu morden und die ungerechte Welt, in der die junge Liebe verwelken wird. Eine Gefühlsachterbahn ohne Sicherheitsbügel und voller Herausforderungen an sein Publikum.

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