Edward mit den Scherenhänden – Filmkritik

Edward mit den Scherenhänden - Filmkritik

Er hat keine Hände, sondern Scheren an deren Stelle. Seht her das Wesen aus der Finsternis, wie es sich ins Licht begibt. Tim Burton schuf mit „Edward mit den Scherenhänden“ ein düsteres Märchen, eines Außenseiters. Mehr dazu in der Filmkritik.

Ein Beitrag von: Riley Dieu Armstark

Worum geht es in „Edward mit den Scherenhänden“?

„Edward mit den Scherenhänden“ (Originaltitel: Edward Scissorhands) aus dem Jahr 1990 ist eine US-amerikanische Fantasy-Tragikomödie, inszeniert von Tim Burton. In den Hauptrollen spielen Johnny Depp und Winona Ryder. Der Film kam am 18. April 1991 in den deutschen Kinos. 

In „Edward mit den Scherenhänden“ geht es um Edward (Johnny Depp), ein künstlich geschaffenes Wesen, das nach dem Tod seines Erfinders (Vincent Price) in einer einsamen Villa zurückgelassen wird. Er hat scharfe Scheren anstelle von Händen, was ihn sowohl verletzlich als auch einzigartig macht. Als eine freundliche Verkäuferin (Dianne Wiest) ihn entdeckt, nimmt sie ihn mit in ihre Vorstadtgemeinde. Edward versucht, sich in die Gesellschaft einzugliedern, kämpft jedoch mit Vorurteilen und seinem eigenen Wesen, während er gleichzeitig seine künstlerischen Talente entfaltet. Der Film thematisiert Identität, Akzeptanz und die Suche nach Zugehörigkeit.

Edward mit den Scherenhänden: Das moderne Märchen

Edward mit den Scherenhänden: Das Bild zeigt wie Edwards Schöpfer ihm Hände geben möchte
Vincent Price (r.) und Johnny Depp in Tim Burtons „Edward mit den Scherenhänden“ — Edward mit den Scherenhänden | 1990 ©20th Century Fox

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„Edward mit den Scherenhänden“ ist wie ein modernes Märchen und erzählt doch nicht so ganz die Geschichte vom hässlichen Entlein, das zum Schwan wird. Tatsächlich erwartet das Publikum bei Tim Burtons Fantasy Geschichte, eine tragische und schaurige Erzählung, eines Außenseiters, der alles daran setzt, sich zu integrieren. Wie immer in solchen Geschichten, beläuft es sich darauf, dass Edward mit den Scherenhänden eine Faszination ist, bis sie es nicht mehr ist. Wir Menschen neigen immer wieder dazu, Dinge auf ein Podium zu heben, doch sobald ein kleines Missgeschick geschieht, greifen alle zu den Mistgabeln.

„Edward mit den Scherenhänden“ ist eine Art dieser Geschichten. Ein künstlich erstelltes Wesen, kommt aus dem Dunklen ins Licht und wird zunächst schüchtern, aber doch herzlich aufgenommen. Tim Burton erzählt dies mit faszinierenden, schaurigen und dramatischen Szenen. Bereits die Einleitung hat etwas märchenhaftes, wenn der Schnee sanft auf die Erde herabrieselt untermalt mit der traurigen Musik von keinem Geringerem als Danny Elfman.

Das Ensemble und die tiefgreifende Thematik von „Edward mit den Scherenhänden“

Johnny Depp (Dark Shadows) brilliert in der Rolle des Edward mit den Scherenhänden. Die Maske ist überragend, doch ist es Depps Schauspiel, das die Emotionen und Eindrücke seines Charakters perfekt an das Publikum heran trägt. Auch der übrige Cast ist großartig. Angefangen bei den kleinen Einspielern mit Vincent Price, der den Schöpfer Edwards mimt. Dianne Wiest (Footloose) glänzt in der Rolle der verschrobenen Hausfrau aus der Kleinstadt und an ihrer Seite performt Alan Arkin (Dumbo) ebenso solide. Neben Johnny Depp ist Winona Ryder (Stranger Things) ein Highlight und vor allem ein wundervoller Kontrast zu Edward. Ihr Charakter symbolisiert die Hoffnung darauf, in einer so vorurteilsbehafteten Welt, wie die unsere, doch noch für alle einen Platz bereit zu haben. Jeder sollte das Recht auf Akzeptanz und Liebe haben.

Und da wären wir auch wieder bei dem Thema angelangt, das „Blade Runner“ und „Matrix“ ebenso verinnerlicht haben. Denn so gesehen ist Edward eine Maschine, gebaut als Werkzeug für die Menschen, nun in Besitz einer menschlichen Seele.

Somit ist „Edward mit den Scherenhänden“ nicht einfach eine Tragikomödie, die das Publikum zum Lachen bringen soll, sondern auch eine weitere Psychoanalyse der Menschheit und ein tiefgründiges Werk über Akzeptanz. Zusätzlich wirft der Film Themen ans Licht, wie Ausbeutung von Minderheiten, zumindest solange sie ihren Zweck erfüllen, bis sie beginnen gefährlich zu werden.

Kontrastprogramm, das die Emotionen untermauert

Edward mit den Scherenhänden: Auf dem Bild ist eine Frau im weißen Kleid. Ihre rechte Schulter ist Blut befleckt. Sie steht vor einem Schlosseingang
Winona Ryder in — Edward mit den Scherenhänden | 1990 ©20th Century Fox

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Tim Burton spielt auch in diesem Werk, wie in seinen anderen, mit vielen Kontrasten. So besitzt die Stadt grelle Pastelltöne, während das Schloss in dem Edward lebte, sich schwarz und furchterregend aus dem Erdboden erhebt. Die Farbgebung spielt allgemein eine entscheidende Rolle, um die Stimmung der Geschichte zu untermauern. Die düsteren und kühlen Farbtöne in Edwards ehemaligen zu Hause symbolisieren seine Einsamkeit. Die Farbpalette spiegelt die Melancholie und Traurigkeit Edwards.

Die helle und bunte Vorstadt vermittelt dem Publikum die Lebensfreude der Menschen, die dort Leben. Da die Farbpalette jedoch in Pastell gehalten wird und nicht in Gänze schimmert, wollte Tim Burton damit vermitteln, wie verschleiert diese ganze Gesellschaft ist. Im Prinzip ist alles nur verdeckt unter einer Maske, der Schein trügt.

Melancholischer & düsterer Soundtrack

Danny Elfman schuf auch für „Edward mit den Scherenhänden“ einen Soundtrack, der perfekt in das fantastische und fantasievolle Szenenbild passt und die Emotionen der Charaktere geschickt untermauert. Der Hauptthema-Song, oft als „Edward’s Theme“ bezeichnet, ist sowohl traurig als auch hoffnungsvoll und wird während der entscheidenden Szenen des Films verwendet. Mit den Einsatz von Streichern schuf Danny Elfman eine traumähnliche Klanglandschaft und unterstützt damit auch surreale Elemente des Films. Der Soundtrack ist vielschichtig und atmosphärisch, gemischt aus fröhlichen, düsteren und melancholischen Klängen.

Fazit zu „Edward mit den Scherenhänden“

„Edward mit den Scherenhänden“ ist ein zeitloses Märchen, das unter Tim Burtons visionärer Regie zu einem düsteren, aber faszinierenden Kunstwerk der Filmgeschichte wurde. Der Film erzählt die bewegende Geschichte eines Außenseiters, der trotz seiner Verletzlichkeit und einzigartigen Erscheinung nach Akzeptanz strebt. Mit einer eindrucksvollen Farbgebung, die Kontraste zwischen der bunten Vorstadt und Edwards düsterer Vergangenheit schafft, sowie einem emotionalen Soundtrack von Danny Elfman, gelingt es Burton, tiefgreifende Themen wie Identität und die Ausbeutung von Minderheiten auf poetische Weise zu beleuchten. Johnny Depp und Winona Ryder liefern herausragende Darstellungen, die das Publikum in die melancholische, aber hoffnungsvolle Welt von Edward entführen.

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TRAILER: ©20th Century Fox

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RILEY – Chief Editor
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 14 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Guest Writer bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.

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Pressematerial: Edward mit den Scherenhänden | 1990 ©20th Century Fox

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8 Kommentare

  1. Ein klassischer Tim Burton. 🙂 Aus der Zeit, wo seine Filme noch nicht so verbraucht wirkten. Ich sehe da eine große Liebe für den stummen Humor von Buster Keaton und die scharfen Kontraste von Wiene, Murnau, Lang.
    Hatte er eigentlich irgendwelche Totalausfälle in der Prä-Planet of Apes-Zeit?

    1. Ich glaube nicht. Auch wenn ich nicht alle Filme davor „ausgezeichnet“ fand, so übertrafen sie sich doch in ihrer Kreativität und das ist ja schließlich das, was Tim Burton ausmacht. Ich finde ja leider schon, dass er sehr nachgelassen hat.

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