Neben dem Italowestern „Von Mann zu Mann“ habe ich an diesem Wochenende noch einen alten Klassiker ausgegraben. „Die Faust im Nacken“ ist ein Klassiker des amerikanischen Kinos mit Marlon Brando in der Hauptrolle.
Ein Beitrag von: Riley Dieu Armstark
Worum geht es in „Die Faust im Nacken“?
„Die Faust im Nacken“ ist ein Klassiker des amerikanischen Kinos, der von Elia Kazan inszeniert wurde und 1954 veröffentlicht wurde. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Budd Schulberg.
Die Handlung folgt dem jungen Boxer Terry Malloy (Marlon Brando), der in den Hafenarbeiterbezirk von New York City zurückkehrt. Dort wird er von seinem älteren Bruder Charley (Rod Steiger) in die Machenschaften eines korrupten Gewerkschaftsführers, Johnny Friendly (Lee J. Cobb), verwickelt. Terry wird von Friendly dazu benutzt, einen Konkurrenten auszuschalten, doch als er Zeuge eines Mordes wird, gerät er in einen moralischen Konflikt.
Entscheidend ist Terrys Begegnung mit Edie Doyle (Eva Marie Saint), der Schwester des Opfers. Ihre Unschuld und ihre Überzeugungen wecken sein Gewissen und er beginnt, gegen das korrupte System anzukämpfen, dem er bisher gedient hat.
Die Faust im Nacken: Ein Katalysator für soziale Reflexion und künstlerische Inspiration in Hollywood
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„Die Faust im Nacken“ behandelt verschiedene gesellschaftliche und moralische Themen, darunter Korruption, Gewissenskonflikte und den Kampf gegen Ungerechtigkeit. Durch die starke Betonung dieser Themen trug der Film dazu bei, das Bewusstsein für soziale Probleme zu schärfen und das Publikum zum Nachdenken über moralische Fragen anzuregen.
Regisseur Elia Kazan setzte auf realistische Schauplätze und legte den Fokus auf eine direkte, ungeschönte Darstellung der Konflikte und Emotionen. Sein Stil prägte das Hollywoodkino, besonders im Kriminalfilm und Film Noir Bereich stark. Der Film inspirierte eine Vielzahl von Filmschaffenden und prägte die Arbeit vieler Filmemacher:innen und Darsteller:innen nachhaltig. Ein paar Nuancen und Parallelen habe ich in Ruben Fleischers „Gangster Squad“ wieder erkannt. Eine schöne Hommage an „Die Faust im Nacken“.
Karl Malden und Marlon Brando: Meister ihres Fachs
Marlon Brando ist mir als Schauspieler noch nicht so bekannt. Das heißt ich kenne ihn und weiß, dass er wohl ein begnadeter Darsteller seiner Zeit war, aber bisher habe ich nur „Apocalypse Now“ mit ihm gesehen. In „Die Faust im Nacken“ hat er mich mit seinem Schauspiel überzeugt. Er schafft es spielerisch, dem Publikum die innere Zerrissenheit seiner Figur nahe zu bringen. Besonders in der Schlussszene, wirkt seine Darbietung unglaublich präsent und stark, sowie authentisch. Brando hat ein Gespür dafür, sein Publikum zu fesseln und findet die richtigen Nuancen, um seinem Charakter Tiefgang zu verleihen.
Ebenso brillant ist Karl Malden als Father Berry, der besonders in den Monologen unfassbar stark auf das Publikum wirkt. Die Handlung ist sehr einfach gestrickt, wirkt aber authentisch und interessant, durch die Dramaturgie, die die Darsteller:innen dem Film verleihen. Insbesondere die resilienten Charaktere verleihen „Die Faust im Nacken“ ein exzellentes Flair, indem sie eine authentische Narration aus der Realität hervorbringen.
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Die künstlerische Inszenierung von „Die Faust im Nacken“: Licht, Schatten und Symbole durch Boris Kaufmans Kameraarbeit
Der Film wurde größtenteils an realen Orten in Hoboken, New Jersey, gedreht. Die rohen und ungeschönten Hafenkulissen tragen zur Atmosphäre des Films bei und verleihen den Szenen eine unmittelbare Realität. Boris Kaufman arbeitete viel mit Licht- und Schatteneffekten, die Stellenweise auf eine Bedrohung hinweisen. Besonders in der Schlüsselszene am Ende wirkt der Wechsel zwischen Nahaufnahmen des Gesichtes von Marlon Brando, im Wechsel mit der Umgebung intensiv auf das Publikum ein. So wird der Spannungsbogen nach oben getrieben und die Emotionen des Charakters verstärkt.
Boris Kaufman nutzte auch symbolische Elemente, um die Themen des Films zu vertiefen. Zum Beispiel werden oft enge Bildausschnitte verwendet, um die Enge und Unterdrückung der Charaktere zu veranschaulichen, während weitläufige Panoramen die Weite der Möglichkeiten betonen. Die düstere Atmosphäre, die die Bilder widerspiegeln, zeichnen ebenso geschickt ein bedrohliches Bild der Umgebung und Gefahr, in der sich der Protagonist befindet.
Fazit:
„Die Faust im Nacken“ hinterlässt ein unvergessliches Erbe in der Geschichte des Films. Durch seine kraftvolle Darstellung verschiedener gesellschaftlicher und moralischer Themen sowie seinen Einfluss auf die Entwicklung des Hollywoodkinos hat der Film einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Unter der Regie von Elia Kazan wurde der Film zu einem Meisterwerk des Realismus, das durch authentische Schauplätze und eine ungeschönte Darstellung der Konflikte und Emotionen beeindruckte.
Besonders hervorzuheben sind die herausragenden Leistungen von Marlon Brando und Karl Malden, die mit ihren nuancierten Darstellungen die inneren Konflikte ihrer Charaktere eindrucksvoll zum Ausdruck brachten. Ebenso lobenswert ist die Kameraarbeit von Boris Kaufman, die maßgeblich zur Atmosphäre des Films beitrug. Insgesamt bleibt „Die Faust im Nacken“ nicht nur ein zeitloses Meisterwerk des amerikanischen Kinos, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Reflexion über soziale Gerechtigkeit und moralische Werte.
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RILEY – Chefredakteur:in
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 15 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber:in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.
Andere Meinungen zu „Die Faust im Nacken“
Tom Schünemann von Filmsucht.org
Die Faust im Nacken ist ein typischer Film von Elia Kazan. Einmal mehr erzählt der Regisseur von sozialer Ungerechtigkeit und dem inneren Konflikt zwischen dem einfachen und dem richtigen Handeln. Der simple Plot begeistert nicht unbedingt, eröffnet jedoch den Raum für die tollen Schauspieler. Kazans Werk versammelt einige der besten amerikanischen Charakterdarsteller ihrer Zeit: Marlon Brando ist eine Naturgewalt, Karl Malden, Rod Steiger und Lee J. Cobb brillieren in den Nebenrollen. Fans großen Schauspielkinos kommen hier definitiv auf ihre Kosten.
Stephan Eicke von filmrezensionen.de
Elia Kazans Streifen ist am besten, wenn er den großartigen Marlon Brando neben einer attraktiven Eva Maria Saint agieren lässt und ihm dabei möglichst viel Raum zur Entfaltung gibt. Als Ganzes überzeugt „Die Faust im Nacken aber nur schwerlich – man mag sich fragen, ob es damals Kritiker gab, die das ähnlich empfunden haben…
Cinema.de
Ein wuchtiges, mitreißendes Meisterwerk.
Jacko Kunze von Moviebreak
Etwas zu überfrachtet und pathetisch, trotzdem lässt sich Die Faust im Nacken seine Qualität nicht aberkennen. Mit individuell herausragenden Leistungen – vor wie hinter der Kamera – und einer extrem kraftvollen Inszenierung ist er ein bemerkenswertes, zeitloses Stück Filmgeschichte.
Bildmaterial: Die Faust im Nacken | 1954 ©Columbia Pictures
2 Kommentare
Den habe ich vor 40 Jahren auch mal gesehen… 😆
Ich habe zwei Filme geschaut: Old Henry und Königreich der Himmel.
So alt bist du doch noch gar nicht @wortman 😂
Wie gefiel dir „Old Henry“. Überlege auch schon, den zu schauen.