Spiel, Satz und Sieg! „Challengers“ ist ein Sportfilm der vor allem durch seinen Soundtrack und der Kamerakunst besticht. Mehr dazu in unserer heutigen Filmkritik. 🎾
Ein Beitrag von: Riley Dieu Armstark
Worum geht es in „Challengers“?
„Challengers“ ist ein romantischer Liebesfilm, der sich um eine Dreiecksbeziehung im professionellen Tennissport dreht. Regie führte Luca Guadagnino. In den Hauptrollen sind Zendaya, Josh O’Connor und Mike Faist zu sehen.
Die Handlung dreht sich um Tashi (Zendaya), eine ehemalige Spielerin, die nun als Trainerin arbeitet und maßgeblich zum Erfolg ihres Mannes, des Grand-Slam-Siegers Art, beigetragen hat. Als Art (Mike Faist) in ein Formtief gerät, überredet Tashi ihn dazu, an einem zweitklassigen Challenger-Turnier teilzunehmen. Dabei erfährt sie mit Entsetzen, dass auch Patrick (Josh O’Connor), ein früherer Freund von Art und gleichzeitig Tashis Ex-Lebensgefährte, am Turnier teilnimmt. Patrick, der einst ein erfolgreicher Spieler war, ist aufgrund von Burnout auf Platz 201 der Tennisweltrangliste abgerutscht.
Die Teilnahme der drei an dem Turnier belebt alte Rivalitäten, sowohl auf als auch neben dem Tennisplatz. Während Art versucht, sein Formtief zu überwinden und zu alter Stärke zurückzufinden, müssen sich Tashi und Patrick mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit auseinandersetzen. Die Spannungen und Emotionen eskalieren, als sie auf und neben dem Platz um ihre persönlichen und beruflichen Ziele kämpfen.
„Challengers“: Ein Film zwischen den Genres – Überraschend anders, aber dennoch vorhersehbar
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„Challengers“ ist so ein Film, bei dem man sich nicht ganz sicher ist, was einen erwartet. Als der erste Teaser gedroppt war, dachte man auf jeden Fall, es wird heiß hergehen. Nachdem die Story bekannt war, las es sich eher wie eine RomCom. Dann kamen die ersten Stimmen, die überwiegend positiv ausfielen. Die Erwartungen stiegen, ebenso die Angst, dieses Kinoerlebnis könnte reichlich unangenehm werden. Ein Film, der einen gewissen Grad an Hype erfährt schüchtert mich persönlich immer etwas ein, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass mir der Film dann meistens nicht gefällt. Nicht um absichtlich gegen den Strom zu schwimmen, sondern weil mich nicht immer anspricht, was der Masse gefällt.
„Challengers“ ist auf jeden Fall ein etwas anderer Film. Er ist kein Erotikdrama und auch keine Romantische Komödie. Allerdings ist er auch nicht so richtig ein Sportfilm. Dass die Atmosphäre allerdings knistert, ist nicht abzustreiten. Dafür sogen die beiden Hauptdarsteller und die Hauptdarstellerin, die mit ihrer brillanten Performance die Spannung immer weiter in die Höhe treiben. Was Luca Guadagnino gelingt ist das Dreiecksspiel authentisch zu wirken, selbst wenn die ganze Story ziemlich vorhersehbar und wenig innovativ daher kommt. „Challengers“ erfindet hierbei das Rad nicht neu und liefert auch keine Überraschungen für das Publikum. Sogar der letzte Move im Finale war demnach vorhersehbar.
Klangvolle Intensität – Wie der Soundtrack das Kinoerlebnis neu definiert
Mit dem Plot kann „Challengers“ definitiv nicht punkten und ist eher eine Art Retortenprodukt. Was dem Film jedoch knapp in der Oberliga mit schwimmen lässt ist neben seinen großartigen Ensemble, seine Technik. Der Soundtrack ist gezielt und künstlerisch eingesetzt, um die Handlung zu untermauern. Luca Guadagnino nutzt die Musik um die Gefühle der Protagonist:innen dem Publikum näher zu bringen. Hier ein Herzschlag, da eine Bedrohung oder ein Stressmoment. Immer wenn das Adrenalin durch die Adern der Figuren pumpt, wird der Soundtrack schneller und lauter. Der Beat geht dem Publikum durchs Mark und lässt ein Kinoerlebnis zu, das vorher noch nie dagewesen war. Besonders im letzten Akt kommt diese Technik herrlich zur Geltung, wenn das Tennis Match sich auf den Höhepunkt zubewegt und das Publikum das Gefühl bekommt, live bei Wimbledon dabei zu sein. Die Spannung steigt auf die Spitze und mündet in einen Adrenalinrausch, der nicht nur der großartigen Inszenierung verschuldet ist, sondern besonders durch die Musik von Trent Reznor und Atticus Ross an Intensität gewinnt.
„Challengers“: Visuelle Intimität – Wie die Kameraarbeit neue Perspektiven schafft
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Ebenso herausragend ist die Kameraarbeit in „Challengers“. Sayombhu Mukdeeprom wechselt zwischen Perspektiven und holt seine Darsteller:innen nahe an die Kamera heran. Dies vermittelt dem Auditorium ein Empfinden von Intimität, evoziert jedoch gelegentlich auch ein Gefühl von Unbehagen. Diese Technik verstärkt jedoch auch das Charakter Building in „Challengers“. Besonders Patrick Zweig (gespielt von Josh O’Connor) betritt regelmäßig den intimen Kreis anderer Personen. Dies assoziiert, dass er jederzeit bereit ist, intime Grenzen zu überschreiten, koste es was es wolle.
Sayombhu Mukdeeprom hat sich Kameratechnisch in „Challengers“ künstlerisch komplett entfesselt. Hier eine Nahaufnahme, da ein schneller Impuls. In manchen Szenen bekommt das Publikum das Gefühl, selbst der Tennisball zu sein, was ebenso eine großartige, neue Erfahrung ist. Der Wechsel zwischen Kamerafahrten und Totalen stellt ebenfalls eine gänzlich andere, visuelle Perzeption dar.
Fazit zu „Challengers“
„Challengers“ überzeugt als audiovisuelles Meisterwerk, das durch seinen gezielt eingesetzten Soundtrack und die herausragende Kamerakunst besticht. Während der Plot eher vorhersehbar und wenig innovativ ist, gelingt es Luca Guadagnino dennoch, die Spannung durch brillante Darstellerleistungen und kreative Inszenierung hochzuhalten. Der Film vermittelt eine intensive Atmosphäre, die durch die Musik von Trent Reznor und Atticus Ross sowie die einfühlsame Kameraführung von Sayombhu Mukdeeprom verstärkt wird. Allerdings könnte die Länge des Films zu Ermüdungserscheinungen führen, da er sich stellenweise zu sehr in die Länge zieht. Trotz der schwachen Handlung bietet „Challengers“ ein visuell und akustisch beeindruckendes Kinoerlebnis.
Werdet ihr euch „Challengers“ ansehen?
TRAILER: ©Warner Bros. Pictures
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RILEY – Chief Editor
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 14 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber:in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.
Pressestimmen zu „Challengers“:
Bianka Piringer von film-rezensionen.de
Zwei Männer und eine Frau gehen als aufstrebende junge Talente im Tennissport eine Dreiecksbeziehung ein, in der sich die Rollen im Lauf von 13 Jahren stark verändern. Der Regisseur Luca Guadagnino tobt sich bei dieser romantischen Geschichte, die jung und sexy wirken soll, stilistisch aus. Wilde Technomusik und das Hin- und Herspringen zwischen den Zeiten signalisieren Spannung, die von den mäßig interessanten Charakteren aber kaum mitgetragen wird.
Anke Sterneborg von epd Film
Drei Tennisprofis und ihre Dreierbeziehung: Luca Guadagninos neuer Film zeigt Zendaya, Mike Faist und Josh O’Connor in einem Thriller der Emotionen, der sich als Sportfilm tarnt. Vom Tennis übernimmt er den Rhythmus: Spiel, Satz, Sieg
Das sagt die Community:
Johannes (WHYSOFURIOUS) auf Letterboxd
Challengers hat mich schwer begeistert. 132 Minuten Spannung, Schweiß, sexuelle Begierde und (sportlicher) Ehrgeiz.
Martin Kostenzer auf Letterboxd
Es war ein interessantes Erlebnis, welches vor allem durch Zendaya über die Laufzeit getragen wurde, welches ich aber nicht so schnell nochmal erleben muss.
loxliki05 auf Letterboxd
Kino geht auch anders und Guadagnino, dessen eigenartige Filmografie schier grenzenlos ist, gelang vermutlich ein beachtenswerter Hochpunkt und ein beeindruckendes Genre-Vehikel. Guadagnino übersetzt den Tennissport in eine Form der Liebe und Hass gleichermaßen, und das nicht nur rein körperlich.
12drue auf Letterboxd
Luca Guadagnino hat einige tolle Filme gedreht, für mich gehört Challengers aber leider nicht dazu.
Dabei zuzuschauen, wie zwei rumjammernde Unsympathen (Josh O’Connor und Mike Faist) um eine nicht minder unsympathische Frau (Zendaya) konkurrieren, finde ich ziemlich schnell ermüdend und geradezu nervig.
flis04 auf Letterboxd
Der einzige wirklich grössere Kritikpunkt lässt sich dann sogar fast als Lob verstehen, denn Guadagnino hätte dieses Spiel aus Tennis und Liebe gut und gerne noch zwanzig Minuten länger ausreizen dürfen, wenn nicht sogar müssen. Es hätte einfach noch ein bisschen mehr sein dürfen. Weniger Lücken, noch mehr Verständnis für die Figuren. Noch mehr Würdigung des brillanten Spiels aller Akteure.
Pressematerial: Challengers | 2024 ©Warner Bros. Pictures
2 Kommentare
Der Film interessierte mich zunächst nicht. Weder mag ich Tennis, noch mag ich Beziehungsgeschichten. Dann las ich wer Regie führte und die Filme von Luca Guadagnino mochte ich bis jetzt sehr, die meisten davon waren ebenfalls Beziehungsgeschichten. Seitdem interessiert mich der Film und die meisten Kritiken sind auch positiv. Aber werde den erst im Stream sehen und nicht im Kino.
@klaathu
Mich interessierte der Film wegen Zendaya schon, aber auch nicht so sehr, dass ich ins Kino hätte müssen. Aber ich hab mich auf Discord mal wieder so belabern lassen und war dann doch neugierig. Ich bereue es nicht, den Film im Kino gesehen zu haben. Wirkt audiovisuell ganz anders denke ich.