Biff 37 Tag 6 – Highlights

Highlights

Und so beginnt der 6. Tag des Braunschweig International Film Festivals und birgt einige Highlights. Zu dem Zeitpunkt, als ich zum Kino fuhr, konnte ich noch nicht ahnen, was für ein aufregender und phänomenaler Tag das werden sollte. Meine ursprüngliche Planung für den Tag war zu Beginn der Woche eine komplett andere. Ich hatte vor, hauptsächlich am Abend zwei Filme anzusehen und mich nach einer langen Woche nicht unnötig zu stressen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.

Schon am Dienstag, wie auch bereits am 2. Tag, musste ich einen Bericht verfassen. Die Enttäuschung war groß, als ich meine Favoriten erst heute sehen konnte. Zusätzlich erhielt ich während der Woche eine Nachricht auf Instagram, die meine heutige Planung noch einmal über den Haufen warf. Meine Augenringe waren mittlerweile so tief, dass ich sie als Schuhe hätte anziehen können. Dennoch stand ich um 12:30 Uhr vor dem Universum Kino und war aufgeregt. Denn ich durfte dort einen Beitrag sehen, der für den Heimspielpreis nominiert war. Zudem hatte mich die Komponistin und spätere Preisträgerin Vanessa Donelly eingeladen.

Eines der heutigen Highlights: The Angel in the Wall

Auf dem Bild ist ein alter Mann mit weißem Haar und weißem Bart abgebildet
Der Film „The Angel in the Wall“ ist nicht nur eines der Highlights des Braunschweig International Film Festivals. Komponistin Vanessa Donelly holt für ihre Komposition auch den Preis fürs Heimspiel — The Angel in the Wall | 2022 ©Tucker Film [it]

Ein Film, den ich so wirklich nicht auf dem Schirm hatte. Und ohne die Initiative von Vanessa Donelly definitiv nicht gesehen hätte. Im Nachhinein würde ich behaupten, es war töricht, den Film nicht von Anfang an in meinen Plan aufzunehmen. Heute würde ich sagen, es war das Highlight des Festivals.

The Angel in the Wall“ erzählt die Geschichte eines alten Mannes, der aus seiner Wohnung vertrieben wird und dies nicht auf sich sitzen lässt. Kurzerhand mauert er sich in die eigenen Wände seiner Wohnung ein, in der er seit Jahrzehnten lebt. Der Film ist weitgehend stumm und wird hauptsächlich durch die unglaubliche Leistung von Pierre Richard und den Score von Vanessa Donelly getragen. Eingefangen in Bildern, die dem Leitspruch „Every frame a picture“ alle Ehre machen, zeigt dieser Film eine spannende und zwischenzeitlich nervenaufreibende Geschichte, die sich im dritten Akt so um sich selbst dreht, dass einem kurz mal der Atem stockt.

Ich bin sowieso anfällig für einen guten Score, denn die Filme, die mich am meisten bewegen, so auch gestern „Titina„, schaffen dies meist über die Musik. Diese trägt eine Schönheit und gleichzeitig eine unangenehme Note in sich, die die Stimmung der Geschichte perfekt einfängt. Ich könnte jetzt noch ein paar weitere Absätze über „The Angel in the Wall“ reden, doch ich glaube, ihr versteht, dass ich diesen Film jedem, der ihn sehen kann, von Herzen empfehlen möchte. Sobald ich die Möglichkeit habe, werde ich „The Angel in the Wall“ in meine BluRay-Sammlung integrieren und ihm eine eigene Kritik widmen.

Direkt im Anschluss des Q & As mit der Komponistin Vanessa Donelly musste ich schon weiter. Kurzerhand, wenn auch nicht mehr im vollen Umfang meiner kognitiven Fähigkeiten, hatte ich den nächsten Veranstaltungsort meines geplanten Highlights verwechselt. So rannte ich gedrängt von der Zeit zum Braunschweiger Schloss in den roten Saal. Dort wurde ich aber erst gut drei Stunden später erwartet, zum 3. Film des Tages. Mit nur fünf Minuten Zeit rannte ich nun wirklich gestresst zurück zum Astor, um doch noch Einlass zu bekommen.

And the King Said, What a Fantastic Machine

Highlights: Auf dem Bild sieht man eine Frau, die an einer Hauswand hängt. Sie ist nicht gesichert. Das Haus ist ein Wolkenkratzer, unten sieht man eine Stadt und viele Schiffe in einem Hafen
Eines der Highlights des Festivals: And the King Said, What a Fantastic Machine. Der Film stimmt nachdenklich! Besonders in unserer Zeit. In der die Kamera ein ständiger Begleiter ist — And the King Said, What a Fantastic Machine | 2023 ©Little Dream Entertainment Central Filmvertriebs GmbH

Diese Woche habe ich bereits oft genug über diesen Film gesprochen. Und es fühlte sich sehr komisch an, meine Instagram Story nach „And the King Said, What a Fantastic Machine“ aufzunehmen. Der Film beschäftigt sich genau mit der Selbstverständlichkeit und dem heutigen Umgang mit der Erfindung der Kamera. Von den Ursprüngen der Brüder Lumière bis hin zu waghalsigen, ungesicherten Fotoshootings auf Hochhäusern für Instagram-Likes. Dieser Film zeigt die schiere Absurdität, die mittlerweile von diesem Gerät, das wir Kamera nennen, in unserer Gesellschaft vorgeführt wird. Die Schönheit und die Frustration, die es mit sich bringt, werden in der unglaublichsten Darstellung von etwas so Selbstverständlichem in unserem Leben präsentiert.
Gerade ich, der mit YouTube groß geworden ist und der selbst gerade in dieser Woche viel mit der Innenkamera seines Handys gefilmt und über Filme gesprochen hat, findet es wirklich bemerkenswert, wie „And the King Said, What a Fantastic Machine“ mit einer Leichtigkeit genau diese Dinge so kritisiert, ohne dabei auf die Schaffenden herabzublicken. Die wohl beeindruckendste Szene war eine Heimvideoaufnahme von einer Mutter, die ihrem Sohn das erste Mal „König der Löwen“ zeigt. Dieser versucht noch, ein ganzer Mann zu sein, bricht dann aber, wie wir alle, in Tränen aus. Dieser auf Video gebannte Moment ist so nahbar wie kaum etwas sonst, was ich diese Woche auf dem Festival gesehen habe.

Eines der weiteren Highlights war das exklusive Interview mit Vanessa Donelly

Die Zeit verging wie im Flug. Ich war mittlerweile schon etwas aufgeregt, denn als ich aus dem Film heraustrat, stand für mich etwas an, das ich so noch nie gemacht habe. Ich durfte die Komponistin Vanessa Donelly persönlich interviewen. Wir setzten uns im Astor hin und verbrachten eine halbe Stunde damit, einfach nur über Filme, Filmmusik und unsere Sicht auf den von ihr vertonten Film „The Angel in the Wall“ zu plaudern. Als ob wir nie etwas anderes gemacht hätten. Selten habe ich etwas so Interessantes, Spaßiges und Aufregendes erlebt! Dieses Erlebnis machte diesen Tag schnell zum wohl erinnerungswürdigsten Tag des gesamten Braunschweig International Film Festivals. Das Interview könnt ihr euch auf dem Instagram-Kanal von Passion of Arts ansehen.

Ich habe es euch hier einmal verlinkt.

Highlights: Auf dem Bild sind Vanessa und Lennart, die zusammen Arm in Arm vor dem Festival Logo stehen und sich lächelnd ansehen
Vanessa Donelly holt für ihre Komposition den Preis fürs Heimspiel. Und gab ein exklusives Interview | 2022 ©Passion of Arts, Lennart Goebel

Da ich mich zeitlich nicht hetzen lassen wollte, habe ich leider den Anschlussfilm Das Kombinat verpasst. So ging ich nicht mehr in den roten Saal des Braunschweiger Schlosses. Sondern ich unterhielt mich noch etwas mit den Besuchern im Foyer des Astors. Im Anschluss bewegte ich mich irgendwann in Richtung der Innenstadt, um etwas zu essen. Und saß dann um 21 Uhr in meinem letzten Langfilm der Woche.

God Said Give ’Em Drum Machines

Ein Mann mit gelbem Fischerhut und Brille lächelt in die Kamera. Er zeigt mit beiden Daumen stolz auf sich. Hinter ihm sieht man Equipment um Musik zu mischen
Die Dokumentation „God Said Give ‚Em Drum Machines“ beschreibt den Werdegang der Techno Kultur — God Said Give ‚Em Drum Machines | 2020 ©XTR Films

Der Film erzählt von der Entstehung der Techno-Kultur in Detroit und legt dabei Augenmerk auf den Realismus der Geschichte. Ich selbst bin kein Techno-Fan, war aber dennoch von der Thematik angetan. Während der Vorstellung kämpfte ich jedoch mit der Müdigkeit. „God Said Give ‚Em Drum Machines“ erzählt ganz genretypisch in Interviews, Rückblicken, Originalaufnahmen von Fernsehsendern und einem Off-Sprecher die Geschichte der Entstehung des Techno. Eine wirkliche Meinung habe ich dazu nicht. Ich bin gemischter Gefühle frühzeitig aus dem Film gegangen. Doch das, was ich gesehen habe, empfand ich als sehr informativ und habe es genossen.

So ging dann mein Tag mit der legendären Festivalparty im Braunschweiger Staatstheater zu Ende. Eine gekühlte Club Mate, ein nettes Gespräch mit Regisseur Carsten Woike, dessen Kurzfilm The Online Shop ich gestern noch gelobt habe, und einen herzlichen Glückwunsch an die Gewinnerin des Heimspielpreises Vanessa Donelly, ließen mich die Zeit vergessen.

Es wurde spät. Ich wurde müde und beendete somit meine Festivalwoche mit schönen Gefühlen und einem langen Spaziergang zum geparkten Auto. Der Tag steckte wirklich voller Highlights!

Braunschweig International Film Festival

LENNART – Autor
Seit November 1995 mache ich das Internet unsicher und nachdem ich viel zu früh gesehen habe, wie ein Anwalt von einem Tyrannosaurus-Rex gefressen wurde, ein Feuchtfarmer die Galaxy rettet und ein Waisenjunge erfährt, dass seine Eltern Zauberer waren, seitdem ist es um mich geschehen. Filme sind für mich das Medium Nummer 1, auch wenn ich so gut wie jeder Form von Kunst etwas abgewinnen kann, ist es das bewegte Bild, das mein Herz am meisten eingenommen hat. Abgesehen vom American Football, der mich 22 Jahre begleitet hat und durch Filme wie „Remember the Titans“ meine eigenartige Vorliebe für den Sportfilm geweckt hat, weswegen man mich auf Letterboxd nur als den Coach kennt.

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals

 

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