Timothée Chalamet ist aktuell mit „Dune Part Two“ in aller Munde und in den deutschen Kinos. Der US-amerikanisch-französische Schauspiele hat aber noch andere Filme gemacht, beispielsweise „Beautiful Boy“ und zuletzt auch den Musical Hit „Wonka“. Wir haben einen Blick auf „Beautiful Boy“ geworfen und Riley berichtet euch in dieser Filmkritik, ob sich ein Blick lohnt.
Worum geht es in „Beautiful Boy“?
„Beautiful Boy“ ist ein bewegender Film, der auf den Memoiren von David Sheff und seinem Sohn Nic Sheff basiert. Der Film erzählt die zutiefst emotionale Geschichte einer Familie, die mit der Sucht ihres geliebten Sohnes kämpft.
Die Handlung folgt dem Leben von Nic (gespielt von Timothée Chalamet), einem talentierten jungen Mann, der von einer schweren Drogenabhängigkeit geplagt wird. Sein Vater David (gespielt von Steve Carell) versucht verzweifelt, seinem Sohn zu helfen und die Familie zusammenzuhalten, während Nic immer tiefer in die Welt der Drogen gerät.
Der Film zeigt die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung, die von Liebe, Verzweiflung, Hoffnung und Enttäuschung geprägt ist. Während David alles versucht, um Nic zu retten, muss er gleichzeitig mit seinen eigenen Schuldgefühlen und Zweifeln kämpfen. Nic kämpft mit den Dämonen seiner Sucht und den Versuchen, clean zu bleiben, während er von Rückfällen geplagt wird.
„Beautiful Boy“: immersives und intensives Drama, das sein Publikum in jeder Sekunde fesselt
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„Beautiful Boy“, inszeniert von Felix Van Groeningen ist ein immersives und intensives Drama, das sein Publikum in jeder Sekunde fesselt, ohne dabei in die üblichen Klischees abzudriften. Der Film rezitiert die Memoiren von David Sheff und seinem Sohn Nic Sheff als primäre Quellen, wobei er trotz seiner faktischen Authentizität eine distanzierte Emotionalität wahrt, die nicht notwendigerweise auf sentimentale Rührung abzielt. „Beautiful Boy“ überrascht, indem er sein Publikum in keiner Sekunde vorführt oder vor vollendete Tatschsachen stellt. Im Gegenzug zu anderen Dramen, die Themen wie Drogenabhängigkeit und die dazugehörige Familiendynamik, behandeln, verzichtet „Beautiful Boy“ komplett auf stereotypische Muster. In ständiger Reziprokation vermeintlicher Antizipationen seitens des Publikums, den bekannten Pfaden des Erwarteten folgend, vermag „Beautiful Boy“ eine schlagartige Transfiguration in ein neues Narrativ zu vollziehen, wodurch es einen paradigmenwechselnden Effekt erzielt.
Auch die Protagonist:innen bilden keine Abziehbilder üblicher Stereotype und lassen der Narrative mehr Freiraum. So behandelt „Beautiful Boy“ nicht die typische Historie eines Scheidungskindes, das bei einem unzuverlässigen und missverständlichen Vater aufwächst. Ganz im Gegenteil folgt das Publikum einer innigen Vater-Sohn-Geschichte mit Verständnis, Führsorge und Liebe. Exakt dies macht das Drama so großartig, ebenso gelingt es den Darsteller:innen, eine authentische emotionale Verbindung für die Zuschauer:innen herzustellen.
Herausragendes Ensemble und lebendiges Narrativ
Steve Carell ist nicht überwiegend bekannt dafür, ernste Rollen zu mimen. Dennoch, wenn er einmal in eine dieser Rollen schlüpft, beweist er ein unglaubliches Gespür für Dramaturgie. Timothée Chalamet verifizierte sich bereits in den letzten Jahren als herausragender Darsteller. Sei es in Dramen, Musicals oder in einem epischen Science-Fiction Epos wie „Dune„. Beide Darsteller nehmen die Leinwand komplett für sich ein und lassen das Publikum vergessen, dass es sich hierbei um einen Film handelt. Die Regiearbeit von Felix Van Groeningen sowie das schauspielerische Ensemble modellieren „Beautiful Boy“ zu einem lebendigen Narrativ, das den Zuschauenden einen Eindruck unmittelbaren Erlebens vermittelt. Besonders das Schauspiel von Timothée Chalamet im Zusammenspiel mit Steve Carrell bietet eine tiefgreifende Gefühlswelt, die spürbar nahe geht.
Ebenso beeindruckend ist die Performance von Maura Tierney (The Iron Claw). Sie spielt die Rolle von Karen Barbour, der Stiefmutter von Nic Sheff (gespielt von Timothée Chalamet). Tierney verleiht der Figur Tiefe und Nuancen, während sie versucht, mit den Herausforderungen umzugehen, die Nic’s Sucht für die Familie mit sich bringt. Ihre Darstellung ist authentisch und berührend und trägt dazu bei, die emotionalen Facetten der Geschichte des Films zu verstärken.
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„Beautiful Boy“ bietet intime Kameraarbeit und intensives Sounddesign
Ruben Impens‘ Kameraarbeit in „Beautiful Boy“ ist bemerkenswert für ihre Einfühlsamkeit und Intimität. Geschickt fängt er die Emotionen und die Zerrissenheit der Charaktere auf eine sehr einfühlsame Weise ein. Dies ermöglicht dem Publikum, sich in die Handlung hineinzuversetzen und die Geschichte aus der Perspektive der Figuren zu erleben.
Die Kameraführung ist oft nah und persönlich, was dazu beiträgt, die Nähe zu den Charakteren zu verstärken und die Intensität ihrer Gefühle zu betonen. Dadurch entsteht eine tiefe Verbundenheit zwischen den Protagonist:innen und den Zuschauenden. Ruben Impens‘ wechselt zwischen reflektierenden Momenten bis hin zu intensiven und bewegenden Szenen und liefert somit eine Vielzahl von visuellen Eindrücken. Dadurch wirken die Bilder auf subtile und kraftvolle Weise, was die Stimmung und Atmosphäre des Films unterstreicht.
Die Filmmusik wurde von dem Komponisten Atticus Ross geschrieben, der für seine Arbeit an Filmen wie „The Social Network“ und „Gone Girl“ bekannt ist. Der Soundtrack ist eine Mischung aus herausragenden Songs, die von Künstlern wie Nirvana, David Bowie, John Lennon, Neil Young und anderen, stammen. Ergänzend implementierte Atticus Ross diverse sonore Komponenten, welche in zahlreichen Szenarien die drückende oder bedrohliche Atmosphäre unterstreichen. Die Intensivität, die dadurch in Schlüsselszenen entsteht, lassen das Publikum teilweise atemlos mit erstickter Anspannung zurück.
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Fazit:
„Beautiful Boy“ ist ein ergreifendes und fesselndes Drama, das sein Publikum berührt. Durch die beeindruckende Regiearbeit von Felix Van Groeningen und die herausragenden Leistungen des Ensembles wird der Film zu einem intensiven Erlebnis. „Beautiful Boy“ überrascht, indem er keine gängigen Klischees bedient und stattdessen eine authentische und nuancierte Darstellung der Themen Sucht und Familienbeziehungen bietet. Gegen Ende des Films macht sich die Laufzeit ein wenig bemerkbar und die Narration dürfte schlussendlich zum Abschluss gelangen. Dies ist allerdings der einzige Kritikpunkt für dieses herausragende Drama. „Beautiful Boy“ ist ein Film, der noch lange nach dem Abspann nachhallt und dessen Soundtrack noch lange im Ohr bleibt.
Habt ihr „Beautiful Boy“ schon gesehen und wie fandet ihr ihn?
TRAILER: ©Amazon Studios
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RILEY – Chefredakteur:in
Ich blogge seit dem 14. Dezember 2014 auf passion-of-arts.de. Schon in meiner Jugend schrieb ich viele Gedichte und Kurzgeschichten. Seit ca. 12 Jahren widme ich mich professionell Filmrezensionen und war Gastschreiber:in bei der Filmblogseite „We eat Movies“. Außerdem verfasste ich einige Artikel für das 35 MM Retro-Filmmagazin. Ich sterbe für Musik und gehe liebend gerne ins Kino, außer in 3D. TV ist überbewertet, ich gucke lieber DVD, Streaming oder Bluray. Meine Lieblingsfilme sind unter anderem „Titanic“, „Herr der Ringe“ und „Back to the Future“.
Andere Meinungen zu „Beautiful Boy“:
Oliver Armknecht auf Filmrezensionen.de
„Beautiful Boy“ zeigt das besondere Verhältnis eines Vaters zu seinem drogenabhängigen Sohn, der trotz viel Zuwendung und bester Voraussetzungen nicht von seiner Sucht wegkommt. Das ist aufgrund der exzellenten Darsteller ein Muss, wagt zudem das zu zeigen, was sich niemand eingestehen mag: Manchmal ist Liebe nicht genug, um einen anderen Menschen zu retten, so wichtig er einem auch sein mag.
Kai Mihm auf epd Film
Der Belgier Felix van Groeningen (»DIE BESCHISSENHEIT DER DINGE«, »THE BROKEN CIRCLE«) verfilmt in seiner ersten amerikanischen Produktion den autobiografischen Bestseller von David und Nic Sheff: Steve Carell kämpft als Vater um seinen drogensüchtigen Sohn, gespielt von Timothée Chalamet
MrSvipi auf Letterboxd
Beautiful Boy ist ein Film für den man in der Stimmung sein muss. Jedes positive Gefühl wird zehnfach negativ zurückgeschlagen. Der Film kann einen emotional auf eine wahnsinnige Reise mitnehmen, wenn man sich darauf einlassen kann. Für mich wirkte er stets glaubhaft und deshalb so schwer. Ich kann irgendwo durchaus verstehen wenn man ihn als etwas mühsam empfand, aber vielleicht war man dann doch nicht in der optimalen Stimmung dafür. Mich hat er zumindest heute wirklich mitgenommen…