Who Am I – Kein System ist sicher (Das Schüler-Schreibprojekt)

Who Am I – Kein System ist sicher

Im Rahmen eines Filmanalyseprojekts der Klasse 10d am Gymnasium Feuchtwangen wurde der Cyber-Thriller „Who Am I – Kein System ist sicher“ unter unterschiedlichen Gesichtspunkten analysiert. Zum Abschluss haben alle Schüler*innen ihre eigene Filmkritik verfasst, in der sie auf die besonders auffälligen Aspekte des Films eingegangen sind. Ausschnitte dieser Kritiken werden in diesem Artikel, nach Themen geordnet, aufgeführt.

ACHTUNG! DER BEITRAG KANN SPOILER ENTHALTEN

Inhalt und Allgemeines

Der Thriller „Who Am I – Kein System ist sicher“ ist ein deutscher Film des Regisseurs Baran bo Odar (Das letzte Schweigen) aus dem Jahr 2014. Der Film ist 105 Minuten lang, spielt in Berlin und ist ab 12 Jahren freigegeben. (Thea P.)

Hacker? Im Allgemeinen denken viele, dass Hacker nur auf Ruhm aus sind. Allerdings stimmt dies nicht. Hacker richten nicht unbedingt Schaden an, sondern helfen, Fehler in Programmen zu finden.

Anders ist es in dem Film „Who Am I – Kein System ist sicher“, in dem Benjamin (Tom Schilling) und seine Freunde alles hacken, was ihnen in die Finger kommt. Benjamin war allerdings nicht immer so beliebt. Er hatte keine Freunde, trug Pizzen aus und zitierte Superman. Auch schwärmt Benjamin für Marie (Hannah Herzsprung), in die er schon in der Schule verliebt gewesen ist. Allerdings beachtet diese ihn nicht. Und als er erfährt, dass Marie Lösungen für ihre Prüfungen benötigt, bricht er in die Universität ein, um Marie die Unterlagen zu beschaffen. Doch er wird erwischt und muss nun Sozialstunden leisten. Während dieser Sozialstunden lernt er Max (Elyas M’Barek) kennen. Zusammen mit Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot Jr.) gründen sie die Hacker-Gruppe CLAY. Sie sabotieren ein Neonazi-Treffen, lassen an der Fassade eines Pharmakonzerns die Worte „We kill animals“ aufleuchten und hacken eine Radioverlosung, um mit dem gewonnenen Porsche durch Berlin zu rasen. Allerdings nimmt man die Gruppe im Netz nicht ernst. So entschließen sich CLAY dazu, größere Ziele zu hacken. (Monique K.)

Figuren

Who Am I – Kein System ist sicher
© Sony Pictures Entertainment

Die Figuren des Films kamen nicht sonderlich gut an, denn die Schüler fanden diese zu stereotypisch, klischeehaft und oberflächlich.

Der Film ist sehr klischeehaft gestaltet. Es gibt die typischen Hackerfiguren, die Ritalin schlucken und nächtelang am PC sitzen. Außerdem sind die Figuren nicht besonders vielseitig, eher eindimensional gestaltet, da sie innerhalb der Hacker-Gruppe CLAY nur eine spezielle Rolle übernehmen müssen. Benjamin ist beispielsweise der helle Kopf der Gruppe, ist der einzige, der die Computersprache lesen kann. Die anderen beschränken sich auf andere, eher unwichtige Dinge. (Jörg G.)

[…] dennoch muss man sagen, dass diese Klischee-Truppe an Hackern nicht gut erarbeitet worden ist. Zwar sind sie von der Grundlage her gut ausgedacht, aber eben zu klischeehaft, da die Charaktere zu sehr auf nur einen bestimmten Bereich beim Hacken spezialisiert sind. Dies lässt jedes Gruppenmitglied immer nach und nach seine Aufgabe ausführen und daher wirken diese ganzen Hacker-Angriffe sehr monoton. (Lucas K.)

[…] sind die Figuren sehr einfach gestrickt. Die vier Hauptcharaktere folgen so den ganzen Film hindurch ihren am Anfang des Films sehr einfachen festgelegten Verhaltensmustern. Dies bringt wenig Spannung in Bezug auf die einzelnen Personen und die Reaktionen sind teilweise voraussehbar. (Dominik H.)

Die Figuren sind aber zu klischeehaft und simpel gezeichnet. (Carolin B.)

Man könnte auch anbringen, dass die Charaktere zu einfach und klischeehaft gestrickt sind, wobei man auch sagen könnte, dass dies zur Darstellung der vier Extreme Benjamins nötig ist. Diese Sichtweise kann man aber nur teilen, wenn man die Meinung unterstützt, Benjamin habe eine gespaltene Persönlichkeit. (Julian B.)

Über diesen Benjamin macht man sich am Ende des Films intensiv Gedanken: Hat er nun eine multiple Persönlichkeitsstörung und all die Hacks alleine durchgezogen? Oder ist er gesund und täuscht die Polizei? (Michael P.)

Darknet

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Das “Darknet” ist das sogenannte Netzwerk, in dem die Hacker miteinander kommunizieren. Um es dem Zuschauer verständlicher nahe zu bringen, hat Baran bo Odar Szenen eingebaut, in denen die Figuren sich maskiert in einem U-Bahn Waggon treffen und miteinander reden und austauschen. Dies wurde von den Gymnasiasten als sehr positiv empfunden. 

Auf der Bildebene gelingt den Autoren ein Meisterwerk, durch das sie die oft langweilig abgefilmten Bildschirmdialoge anderer Hacker-Filme vermeiden. Sie zeigen einen U-Bahn-Wagen, in dem sich die Figuren mit Masken frei bewegen können. Die Nachrichten bekommt man über verzerrte Stimmen, was zur Folge hat, dass man nicht weiß, wer hinter der Maske steckt. Die eigentlich nur virtuellen Gespräche gewinnen so an Bedrohlichkeit und man sieht, wie sich die Hacker auch untereinander bekriegen. (Monique K.)

Positiv zu bewerten ist die gut gelungene Darstellung des Darknets in den verschiedenen U-Bahn-Waggons, die die Welt der Hacker bildlich sehr gut und anschaulich darstellt, statt einfach nur irgendwelche Bildschirme mit komplizierten Programmtexten, die die wenigsten der Zuschauer verstehen. (Simon P.) 

Sehr positiv ist aber die Darstellung des Darknets. So werden in dem Film die sehr komplizierten Zahlencodes, mit denen sich die Hacker im Darknet unterhalten, als eine U-Bahn dargestellt. Die Zuschauer können diese Unterhaltung so besser verstehen und nachvollziehen. (Dominik H.)

Der Film aus dem Genre „Cyber-Crime-Thriller“ ist sehr verständlich gestaltet, da beispielsweise die Darknets bildlich als U-Bahn-Waggons dargestellt sind, in denen sich die Personen mit Masken begegnen und über eingeblendete Textboxen miteinander kommunizieren. Somit wird kaum Computerfachwissen vorausgesetzt. (Tamara S.)

Positiv am Film ist beispielweise die Darstellung des Darknets in dunklen U-Bahn-Waggons, die versteckt für die „normale“ Welt sind. Aber am Beispiel des berühmten Hacker MRX wird deutlich, dass die kriminellen Hacker nicht unschlagbar sind und letztlich auch von der Polizei geschnappt werden können. (Celina S.)

Technische Gestaltung

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© Sony Pictures Entertainment

Auch die technische Gestaltung und Spannung des Films wurde gelobt!

Die oft wechselnden Kameraeinstellungen und die Perspektive der Kamera sowie die häufigen Schnitte sind als positive Aspekte zu nennen. Sie bringen Spannung in die Handlung und lassen dem Zuschauer das Gefühl haben, er sei bei den verschiedenen kriminellen Aktionen dabei. Allerdings sorgten diese Punkte auch dafür, dass der Film in manchen Situationen schwer zu verstehen ist. (Thea P.)

Er überzeugt durch seine viele actionreichen Szenen, die spannend geschnitten und mit passender Elektromusik unterlegt sind […]. (Julian B.)

Die Atmosphäre wird gut vermittelt durch die düstere Stimmung und gut mit Musik und schnellen Schnitten an den passenden Stellen unterstrichen. (Tamara S.)

Die Geschichte wird stets nachvollziehbar und spannend erzählt, da diese oft an düsteren Schauplätzen gedreht wurde. Außerdem wurden schnelle Musik und Schnitte eingebaut, um Dynamik zu erzeugen. (Nina G.)

Ein großer Pluspunkt ist die Bildsprache. Durch die gute Darstellung der Schauplätze, passende Musik und die Verwendung von schnellen Cuts wird Langeweile vermieden. (Lea S.)

Spannung

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Spannung kommt trotzdem auf, durch den Plot-Twist am Ende des Films. Hier weiß der Zuschauer nicht mehr, was jetzt stimmt. Der Film bietet zwei verschiedene Sichtweisen und Möglichkeiten, den Film anzuschauen. (Tobias M.)

Die Story des Films ist stark, weil sie durchgehend spannend ist. Auch die technische Gestaltung des Films verstärkt diesen Eindruck. Schnelle Schnitte, aufregende Soundeffekte und vieles mehr halten den Zuschauer in Atem. (Jörg G.)

Der Film ist ein spannendes Meisterwerk, der durch viele Facetten brilliert und den Zuschauer an seinen Sessel fesselt. (Leon H.)

Doch als sie Blut geleckt haben, werden die Ziele größer. Sie wollen Aufmerksamkeit im Netz erreichen. Dafür hacken sie den BND und sogar Europol. Schnelle Schnitte verdeutlichen die Anspannung und Hektik, die sich in diesen Szenen immer weiter steigert. […] Die Spannung ist aufgrund dieses Hin und Her durchgehend vorhanden und man kann nicht aufhören, den Film zu schauen. (Vanessa R.)

Weitere Auffälligkeiten

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Der Film behandelt im Allgemeinen eine sehr aktuelle Thematik, da das Internet immer präsenter wird und so auch die Gefahren, die in diesem auf uns lauern. (Thea P.)

Am Film zu bemängeln ist die völlig unnötig eingebauten Persönlichkeitsstörung von Benjamin, die weder zum Schluss eindeutig aufgelöst wird, noch den Film spannender oder unterhaltsamer macht. Außerdem kommen die wichtigen Themen wie Datenschutz viel zu kurz, da sie zwar vorkommen, aber nicht wirklich tiefer behandelt werden. (Simon P.)

Der wohl größte Kritikpunkt ist, dass der Film zwar versucht, ernste Themen wie Datenschutz oder die Leichtsinnigkeit der Menschen zu behandeln, diese werden jedoch nur durch pseudo-philosophische Sprüche, die im restlichen Geschehen untergehen, thematisiert. (Julian B.)

Die Problematik des Films, welche diesen sehr verkompliziert ist, dass man auch bis zum Ende nicht weiß, ob Benjamin nun an Schizophrenie leidet oder nicht, oft werden diesbezüglich auch viele Andeutungen gemacht, was den Sachverhalt aber teilweise noch undurchschaubarer macht. (Sarah E.)

Allgemeiner Eindruck

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Handlung und Inszenierung sind sehr gut gelungen, leider ist der Film manchmal etwas verwirrend und der Zuschauer versteht nicht, was Wahrheit und was Täuschung ist. (Sarah E.)

Alles in allem ist der Film nur zu empfehlen, da es einer der wenigen Filme ist, die das Hacken sehr gut dargestellt haben, inklusive Darknet. Auch Menschen ohne jegliche Kenntnis über das Hacken werden keine Probleme haben, den Film und das Hacken zu verstehen. (Michael P.)

Insgesamt ist es empfehlenswert, den Film anzuschauen und die zahlreichen verstecken Details aufzuspüren. Durch genaues Hinschauen können manche Szenen doppelt interpretiert werden. (Shannon S.)

Der Film ist empfehlenswert, da er sehr interessant gestaltet wurde und es mal nicht um ein 08/15-Thema geht, was den Film sehr spannend macht. (Marcel S.)

Im Großen und Ganzen ist der Film durchaus gelungen, da die Unsicherheit über Benjamins wahren Zustand bis zum Schluss ein Rätsel bleibt. (Julian B.)

Zitate wie „Jeder sieht nur, was er sehen will“ oder „Die größte Sicherheitslücke ist der Mensch“ bringen den Zuschauer zum Nachdenken. (Niklas W.)

Im Großen und Ganzen ist dieser Film endlich mal wieder ein gut gelungener deutscher Film, den man sich durchaus anschauen kann. (Dominik H.)

Insgesamt ist der Film trotzdem gut gelungen und sehenswert, jedoch ist es kein überragender Film. (Lea S.)

Fazit

Während die meisten Schüler*innen besonders die technische Gestaltung durch schnelle Schnitte loben, sind sie mit den doch recht einfach gestalteten Figuren nicht zufrieden. Auch hätten interessante Themen wie Datenschutz oder Identitätsfindung besser angesprochen werden können. Dennoch hält der Film Tempo und Spannung hoch und ist so von Anfang an äußerst unterhaltsam. Auch die Darstellung des Darknets konnte die Jugendlichen überzeugen. Insgesamt hinterließ der Film also einen positiven, wenn auch keinen überragenden Eindruck in der Klasse.

Ich persönlich empfinde den Film ähnlich wie die Schüler*innen des Gymnasiums Feuchtwangen, denn er hält tatsächlich durchgehend sein Tempo. Das Darknet in der U-Bahn ist eine interessante und gelungene Idee, außerdem ist die technische Umsetzung wirklich originell gestaltet. Der Twist, der mich an “Fight Club” erinnert ist gekonnt dargestellt, vor allem bin ich im Gegensatz zu den Schüler*innen der Meinung, dass man doch wissen könnte, dass Benjamin an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet, vor allem weil ein Fight Club Poster in seiner Wohnung hängt. Dies lässt mich doch glauben, dass die Drehbuchautor*innen eine Hommage an Chuck Palahniuks Meisterwerk schreiben wollten. 


Eine Zusammenarbeit mit @kobbi | Gymnasium Feuchtwangen Klasse 10 D | Passion of Arts

Written by
Thea P., Monique K., Jörg G., Lucas K., Dominik H., Carolin B., Julian B., Michael P., Simon P., Tamara S., Celina S., Nina G., Lea S., Tobias M., Leon H., Vanessa R., Sarah E., Shannon S., Marcel S., Niklas W., Kobbi88 und Gina Dieu Armstark

 

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7 Kommentare

  1. Ist bei mir schon ein paar Jahre her als ich den Film sah. Ich finde die Schüler und Schülerinnen haben es klasse analysiert, sehr differenziert. Tolles Projekt. Wenn ich meinen Nachhilfeschülern Interpretation und Analyse beibringen möchte, mache ich das auch oft an Beispielen von Filmen. Sie sind dann auch viel interessierter als wenn man es mit einem alten Gedicht von Goethe macht.
    Ich stimme übrigens zu. Fand die Charaktere auch viel zu eindimensional und klischeehaft. Die Idee mit dem Darknet es so darzustellen war gut, aber die schnellen Schnitte konnten doch nicht über eine spannungsarme Handlung hinwegtäuschen. Ich kann da auch nur Mr. Robot empfehlen, da wird einem das Hacken auch viel näher gebracht.
    Aber nochmal: Tolles Projekt und gelungene Analysen. So würde ich mir das von manchem Oberstufenschüler den ich habe mal wünschen.

    1. Das ist ja cool @klaathu, dass du deine Nachhilfeschüler*innen Analysen und Interpretationen anhand von Filmen beibringst. Denke auch, dass da das Interesse größer ist, als bei Goethe und Co.

      Ich hab den Film auch vor langer Zeit gesehen und kann die Kritikpunkte auch nachvollziehen. “Mr. Robot” werde ich mir mal ansehen, wenn die Serie irgendwo verfügbar ist.

      Wenn du Schüler*innen hast, die auch gerne sowas machen wollen, sind sie gerne willkommen.

      1. @gina

        Das Gute ist, ich bin in dem Sinne nicht an einen Lehrplan gebunden. Ich soll den Schülern und Schülerinnen gewisse Fähigkeiten beibringen oder eben erklären, muss mich aber nicht an die Texte halten die in der Schule gelesen werden, sondern kann ein wenig auf die jeweiligen Interessen eingehen. Oder auch mal was ganz anderes zeigen. Ein Schüler zum Beispiel hat Probleme mit der Vorgehensweise einer Interpretation und wie man etwas inhaltlich interpretiert. Das habe ich dann mit ihm geübt anhand von “Geheul”, ein Gedicht von Allen Ginsberg. Es hat viele Metaphern, aber auch eine sehr deutliche, derbe Sprache. Es ist eine Art von Gedicht, das er aus der Schule nicht kannte. Auch wenn es lang ist, daran hatte er Spaß und hat dann auch ganz gut funktioniert.
        Der Schüler würde mir auch für eine Filmanalyse einfallen, die ich eh noch mit ihm machen wollte. Momentan gehen wir die häufigsten rhetorischen Mittel durch, damit er die auch erkennt und analysieren kann.

    1. Ich hab mir heute extra den Film angesehen, wegen der Spoiler und weil ich mich auch auskennen wollte xD
      Danke. Der Lehrer ist ein guter Freund von mir und hat mich gefragt. Fand die Idee klasse, dass die Schüler zu dem Film etwas schreiben. Die Jugend sollte man einfach fördern!

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