Nur noch ein einziges Mal – Filmkritik

Nur noch ein einziges Mal:

Der Film „Nur noch ein einziges Mal“ basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Colleen Hoover und erzählt eine bewegende Geschichte. Mehr dazu heute in der Filmkritik.

Die besten Filme aller Zeiten und auch meine persönlichen Favoriten basieren oft auf Romanen. Im Zeitalter von BookTok ist der Hype um romantische Dramen ebenso wenig aus der Kinolandschaft wegzudenken wie der Superheldenfilm. Obwohl diese Art von Filmen meist an mir vorbeizieht, ohne dass ich ihnen große Beachtung schenke, kommt es gelegentlich vor, dass meine Freundin einen Trailer in ihrem Feed entdeckt und mich überredet, ins Kino zu gehen. Leider fiel der Kinostart von „Nur noch ein einziges Mal“ genau in unseren Umzug. Weshalb es eine Weile dauerte, bis wir den Weg ins Kino fanden. Und noch ein bisschen länger, bis ich meine Gedanken zu Papier bringen konnte.

Mir ist es eine Herzensangelegenheit, darüber zu schreiben. Denn so selten wie ich schon mit meiner Freundin ins Kino gehe, umso seltener gehe ich beeindruckt aus dem Saal. Doch diesmal war es eben dieser Fall. Deshalb möchte ich euch unbedingt von „It Ends with Us – Nur noch ein einziges Mal“ berichten. Und euch vorab empfehlen, diesen Film zu schauen.

Ein Beitrag von: Lennart Goebel

Worum geht es in der Buchverfilmung „Nur noch ein einziges Mal- It Ends with Us“?

„Nur noch ein einziges Mal“ (Originaltitel: „It Ends with Us“) ist ein Filmdrama aus dem Jahr 2024, das von Justin Baldoni, inszeniert wurde. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller-Roman von Colleen Hoover und erzählt die bewegende Geschichte von Lily Bloom (Blake Lively), einer Frau, die sich mit den Herausforderungen und Komplikationen ihrer Vergangenheit auseinandersetzt, während sie versucht, eine erfüllende Zukunft aufzubauen.

Lily Bloom hat eine harte Kindheit hinter sich, hat jedoch erfolgreich ihre Heimatstadt verlassen, um in Boston eine Karriere aufzubauen und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Als sie Ryle Kincaid (Justin Baldoni) begegnet, einen charismatischen Neurochirurgen, entwickelt sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Beziehung. Doch das Glück ist nicht von Dauer, da Ryles Vergangenheit und seine beruflichen Ambitionen ihre Beziehung auf die Probe stellen.

Vorweg sei gesagt

Das Bild zeigt eine junge Frau in einem Gewächshaus
Blake Lively spielt Lilly Bloom mit ihrer bekannten Clean Girl Ästetik — Nur noch ein einziges Mal | 2024 ©Sony Pictures

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Ich habe absichtlich weder etwas über den Film gelesen noch den Trailer angesehen, wie ich es oft handhabe. Doch im Nachhinein konnte ich meine Neugier nicht zügeln. Und musste schnell die Zusammenfassung des Originalbuchs sowie die Unterschiede zum Drehbuch nachlesen. Dabei habe ich mich auch für den vermutlich kommenden Nachfolger gespoilert. Nehmt mein Wort hier nicht allein für bare Münze. Am folgenden Tag rannten meine Freundin und ich in mehrere Buchläden. Weil der Nachfolgeroman bei einer bekannten Buchhandelskette restlos vergriffen war und wir ihn nicht beim großen Versandhaus bestellen wollten. Seitdem steckt sie ihre Nase in die Fortsetzung. Zugegeben, wenn ich nicht gerade mit „Der Herr der Ringe“ beschäftigt wäre, würde ich wahrscheinlich auch noch einen Blick hineinwerfen. So sehr hat mich der Film dann doch gepackt.

Das ist besonders bemerkenswert, da der Film eher in das Genre Romantik-Drama fällt. Eine Kategorie, in die ich mich normalerweise nicht vertiefe. Doch „Nur noch ein einziges Mal“ hatte ein so eindrucksvolles Ende. Und viele kleine, erwähnenswerte Details, dass ich jedem ans Herz legen möchte, sich den Film anzusehen. Ohne sich vorher Kritiken durchzulesen. Ich werde im Folgenden über den Film sprechen, und das ist ohne Spoiler kaum möglich. Also an dieser Stelle: Viel Spaß beim Schauen und bis später!

Triggerwarnung: körperliche & sexualisierte Gewalt

Der Film behandelt Themen wie emotionale und körperliche Misshandlung sowie Gaslighting und das Buch thematisiert sogar Vergewaltigung. Diese Themen sind nicht für jedermann, aber es führt kein Weg daran vorbei, sie anzusprechen. Ich finde es wichtig und richtig, wie „Nur noch ein einziges Mal“ diese Themen kommuniziert. Und dass Werke wie dieser Film für unsere Gesellschaft bedeutend sind. Für alle, die sich durch solche Themen gestört fühlen, sei gesagt: Lest die folgende Kritik mit Vorsicht.


„’Nur noch ein einziges Mal‘ ist das schwerste
Buch, das ich je geschrieben habe“

– Colleen Hoover

„Nur noch ein einziges Mal“: Geschichte & Adaption

Kommen wir nun zum Wesentlichen: „Nur noch ein einziges Mal“ ist eine sehr persönliche Geschichte der Autorin Colleen Hoover. Laut eigener Aussage hat sie viel aus der Beziehung ihrer Eltern in das Buch eingebracht hat. Um sie selbst zu zitieren, war es das schwerste Buch, das sie je geschrieben hat. Diese persönliche Note sorgte vermutlich dafür, dass der 2016 erschienene Roman sich wie warme Semmeln verkaufte. Und zu einem der bekanntesten Titel im New Adult-Genre wurde. Ich selbst bin kein Vielleser und gehöre wahrscheinlich nicht zur Zielgruppe dieses Genres. Mein Geschmack liegt eher zwischen Real-Satire, Fantasy und motivierender Literatur. Romantische Fiktion vermeide ich meistens. Nicht zuletzt weil Young Adult-Literatur schon damals, als ich zur Zielgruppe gehörte, unangenehm zu lesen war. Doch vielleicht sollte man ein Buch nicht am blumigen Einband bewerten. Auch nicht den Film, den meine Freundin aufgrund des Casts und der BookTok-Diskussionen so gerne sehen wollte, vorschnell abtun.

Charakterdesign & Ausarbeitung

Was Drehbuchautorin Christy Hall zusammen mit Colleen Hoover geschaffen hat, ist eine Geschichte, die 2024 ein ernstes Thema in ein dramatisch konsistentes Gewand kleidet. Der Film stellt Gaslighting und die Selbstmanipulation der Hauptfigur, Lily Bloom, gespielt von Blake Lively, auf eindrucksvolle Weise dar. Das größte Lob gebührt meiner Meinung nach Hauptdarsteller und Regisseur Justin Baldoni. Der sowohl vor der Kamera eine realistische Performance liefert als auch hinter den Kulissen die richtigen Anweisungen gibt. Blake Lively schafft es, trotz ihrer markanten Persönlichkeit die Charakterzüge der Figur sehr menschlich und nahbar zu vermitteln. Ich möchte anmerken, dass ich als Mann natürlich nicht ansatzweise nachempfinden kann, wie es ist, in einer solchen Situation zu sein. Doch ich habe viel mit meiner Freundin über den Film gesprochen, um ihre Perspektive zu verstehen, und darauf stützen sich meine Aussagen.

Ich finde, die Darstellung ist sehr menschlich und authentisch, gerade weil Blake Lively hier eine Performance zeigt, die stark mit ihrer eigenen Person zu verschmelzen scheint. Das lässt den Charakter menschlich wirken und in kritischen Situationen fast naiv und blind vor Liebe. All diese kleinen Aspekte fügen sich zu einer mitreißenden Geschichte, die in ihrem Höhepunkt zu einer Szene führt, die fast ein wenig fehl am Platz wirkt, dabei aber dem Roman treu bleibt.

Pacing und Immersion „Nur noch ein einziges Mal – It Ends with Us“

Auf dem Bild ist eine Frau und ein Mann. Sie sitzt am Tisch und lächelt zu ihm hinauf, da er vor ihr steht und ihre Bestellung aufnehmen will
Ein Liebes dreiecke ist nur Komplett mit der alten Liebe Brandon Sklenar — Nur noch ein einziges Mal | 2024 ©Sony Pictures

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Ein Punkt, der mich etwas aus der Immersion gerissen hat, war das Pacing des Films. Am Anfang wirkt der Film episodisch und langsam; er nimmt sich Zeit, die Vorgeschichte und den Status quo zu etablieren. Später nimmt er an Fahrt auf, allerdings ohne klare zeitliche Referenzen. Im späteren Verlauf des Films ist es schwer nachzuvollziehen, wie viel Zeit vergangen ist. Und wie viel Zeit zwischen den einzelnen Ereignissen liegt. Das empfinde ich als teils authentisch, weil uns traumatische Erlebnisse oft präsenter erscheinen als alltägliche Situationen. Dennoch störte mich, dass der Film nicht klar vermittelt, wie viel Zeit vergeht. Und seine freie Erzählstruktur, die zwischen Flashbacks und aktuellen Ereignissen springt, oft von Szene zu Szene gleitet, ohne großen Kontext zu geben.

Hier bin ich zwiegespalten: In Verbindung mit der Cinematografie kann ich persönlich im ersten Drittel des Films noch gut folgen. Doch ab der Mitte verliere ich jedes Gefühl für die zeitliche Struktur der Geschichte. Das hat mir während des Schauens weniger gefallen, aber nachträglich betrachtet, kann ich verstehen, warum dies so gehandhabt wurde. Ich denke, es lag an einem Mangel an Liebe zum Detail. Denn Szenerie, Kostüme und Mise en Scène hätten hier mit kleinen Kniffen viel herausholen können. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, denn die Geschichte benötigt keine perfekt transparente Zeitstruktur.

Marketing ist nur die Halbe Miete

Ein weiterer positiver Aspekt des Films ist, dass er trotz suboptimaler Vermarktung die Qualität seiner Kernaussage nicht hinter den üblichen Tropes eines Romantikfilms verliert. Kurz vor dem Ende waren meine Freundin und ich noch unschlüssig, wie wir den Film finden sollten. Doch der „entscheidende Monolog“ – wenn auch etwas out of Character – war so stilistisch und bedeutungsvoll für die gesamte Handlung, dass diese Szene letztlich zur völligen Sympathie mit unserer Protagonistin führt. Echte Charaktere machen Fehler und die Momente, in denen sie wachsen, sind es, die uns mit ihnen verbinden. Das gelingt dem Film im letzten Akt besonders gut.

Leider muss ich „Nur noch ein einziges Mal“ auch kritisieren. Betrachtet man die Stärken des Buches und dessen Handlung, wird schnell klar, dass der Film in seiner Umsetzung manchmal den Vergleich mit typischen Netflix-RomComs wie „Als du mich sahst“ auf Amazon Prime nicht scheut. In Kombination mit den Schwierigkeiten im Pacing, durchschnittlichen Leistungen der Hauptdarsteller und einem recht unauffälligen Nebencast ist der Film am Ende eine Adaption, die im Wald zwischen den Bäumen verschwindet.

Fazit zu „Nur noch ein einziges Mal – It Ends with Us“:

Das Bild zeigt ein Paar, dass sich tief in die Augen blickt
Das Toxische Liebespaar verkörper von Blake Lively und Regisseur Justin Baldoni — Nur noch ein einziges Mal | 2024 ©Sony Pictures

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Abschließend lässt sich sagen, dass mich „Nur noch ein einziges Mal“ persönlich beeindruckt hat. Vor allem, weil ich einen völlig anderen Film erwartet hatte. Wer das Buch kennt, wird hier eine adäquate Adaption vorfinden. Wer allerdings kein Fan des New Adult-Genres ist, wird hier wahrscheinlich nicht seinen Film des Jahres entdecken. Wenn der Film in Zukunft auf einem Streaming-Dienst des Vertrauens auftaucht, lohnt es sich vielleicht, die zwei Stunden zu investieren, bevor man sich wieder einer Wattpad-Fanfiction-Adaption widmet.

Ich bin mir sicher, meine Freundin wird den Film bestimmt noch einmal sehen wollen. Und ich würde mich dem nicht verwehren. Einen Rewatch wünsche ich mir jedoch nicht unbedingt – aber die Fortsetzung würde ich mir sicherlich anschauen.


TRAILER: ©Sony Pictures

Nur noch ein einziges Mal:

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LENNART – Filmkritiker
Seit November 1995 mache ich das Internet unsicher. Und nachdem ich viel zu früh gesehen habe, wie ein Anwalt von einem Tyrannosaurus-Rex gefressen wurde, ein Feuchtfarmer die Galaxy rettet und ein Waisenjunge erfährt, dass seine Eltern Zauberer waren, seitdem ist es um mich geschehen. Filme sind für mich das Medium Nummer 1. Auch wenn ich so gut wie jeder Form von Kunst etwas abgewinnen kann, ist es das bewegte Bild, das mein Herz am meisten eingenommen hat. Abgesehen vom American Football, der mich 22 Jahre begleitet hat. Und durch Filme wie „Remember the Titans“ meine eigenartige Vorliebe für den Sportfilm geweckt hat, weswegen man mich auf Letterboxd nur als den Coach kennt.

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Pressestimmen zu „Nur noch ein einziges Mal – It Ends with Us“:

Helena Berg von Filmstarts
„Nur noch ein einziges Mal“ ist ein romantisches Drama, hochkarätig besetzt und flüssig erzählt, das sich dem Thema häusliche Gewalt annimmt. Leider bleibt der Film dabei seinen hochglänzenden Popkultur-Wurzeln dermaßen verhaftet, dass er seinem ambitionierten Thema kaum gerecht wird, betroffenen Frauen im Gegenteil sogar eher einen Bärendienst erweist.

Oliver Armknecht von Film-Rezensionen.de
„Nur noch ein einziges Mal – It Ends with Us“ kombiniert eine herkömmliche Romanze mit dem Thema Gewalt in Beziehungen, wenn eine neue Liebe eine hässliche Seite entwickelt. Die Bestsellerverfilmung hat dabei einiges zu erzählen, auch wenn der Mut am Ende nicht ganz gereicht und der Film zum überflüssigen Melodram neigt.

Ilija Glavas von Kinomeister
„Nur noch ein einziges mal“ ist sicherlich kein perfekter Film, aber er überzeugt durch seine einfühlsame Auseinandersetzung mit den Themen Missbrauch, Trauma und Heilung. Sollte der Film genauso gut aufgenommen werden wie das Buch, könnte er eine wichtiges Sprachrohr für all jene werden, die ähnliche Geschichten zu erzählen haben.

Pressematerial: Nur noch ein einziges Mal | 2024 ©Sony Pictures

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