Persona
Veröffentlichungsjahr: 1966 | Genres: Drama, Thriller, Psychothriller, Psychoanalyse
Originaltitel: Persona
Schauspieler: Bibi Andersson, Liv Ullmann, Margaretha Krook, Gunnar Björnstrand, Jörgen Lindström
"Persona" ist ein 1966 erschienenes schwedisches Psychodrama in Schwarzweiß von Regie-Ikone Ingmar Bergman, das sich durch eine intensive Verknüpfung von klassischem Erzählkino und experimentellen Elementen auszeichnet. Der Film entstand unter Bergmans persönlicher Regie, basierend auf einem eigenen Drehbuch, das er während einer schweren Lungenentzündung im Frühjahr 1965 verfasste. Als Drehorte dienten unter anderem die Insel Fårö und Bergmans dortiges Ferienhaus. Gedreht wurde vom 19. Juli bis 15. September 1965. Ursprünglich hatte Bergman für sein Werk den Titel „Kinematografi“ vorgesehen, entschied sich aber auf Anregung des Produzenten Kenne Fant für „Persona“ – abgeleitet vom lateinischen Begriff für die Maske des antiken Theaters.
Die Geschichte beginnt mit einer verstörenden und zugleich poetischen Bildmontage: Projektionen flimmern auf, es sind Fragmente alter Stummfilme, Bilder eines erigierten Penis, eine Schafschlachtung, Nägel durch Hände, leblose Körper. Plötzlich öffnet ein vermeintlicher Leichnam die Augen. Ein Junge auf einer Bahre schlägt ein Buch auf und streckt seine Hand nach zwei groß projizierten, unscharfen Frauengesichtern aus. Dann beginnt der eigentliche Film.
Die Krankenschwester Alma (Bibi Andersson) wird beauftragt, sich um die Bühnenschauspielerin Elisabet Vogler (Liv Ullmann) zu kümmern, die mitten in einer Elektra-Aufführung plötzlich verstummte. Körperlich gesund und ohne Anzeichen klassischer Hysterie, wird sie von ihrer Ärztin (Margaretha Krook) zur Erholung in ein abgelegenes Sommerhaus am Meer geschickt – gemeinsam mit Alma. In der Abgeschiedenheit beginnen unbeschwerte Tage, in denen vor allem Alma spricht. Sie erzählt von persönlichen, teils intimen Erlebnissen: erotischen Erfahrungen, einer ungewollten Schwangerschaft, einer Abtreibung. Nach und nach glaubt Alma, Parallelen zu Elisabet zu entdecken, ja, sogar ihre Identität annehmen zu können.
Die Analyse von "Persona" ist vielfältig und facettenreich. Oft wird die selbstreflexive Haltung des Films betont – der Film verweist auf seine eigene Künstlichkeit. Bereits in der Eingangssequenz wird mit der Illusion des Films gebrochen: Die Projektion selbst, das sichtbare Zelluloid, die Montage. Filmtheoretiker Christian Metz sah darin eine Warnung vor der Identifikation mit filmischen Figuren, wie sie auch Alma durchlebt, die sich im Verlauf selbst „verbrennt“ – sowohl symbolisch als auch psychisch. Susan Sontag hob besonders den „Rahmen“ des Films – Anfang und Ende – als deutliches Zeichen ästhetischer Selbstreflexion hervor. Das Motiv der Verdopplung, auf formaler wie psychologischer Ebene, zieht sich durch das gesamte Werk. Auch Paul Newman Campbell sah in Persona einen Film, der durch gezielte Brechungen die Zuschauer:innen direkt anspricht – durch „Warnungen“, Blicke in die Kamera, durch das Schweigen selbst.
Einflüsse finden sich unter anderem beim schwedischen Dramatiker August Strindberg. Besonders seine Werke Ein Traumspiel und Die Stärkere zeigen strukturelle Parallelen – letzteres ist ein Einakter, in dem eine Schauspielerin spricht und die andere schweigt. Doch wie die Literaturwissenschaftlerin Birgitta Steene betonte, ist "Persona" weit mehr als eine bloße Übertragung dieser Dramen – vielmehr handelt es sich um eine tiefgründige Studie psychologischer Übertragungsprozesse.
Ingmar Bergman selbst wollte keine eindeutige Interpretation liefern. In einem Interview mit Charles Samuels erklärte er, dass die eindringliche Eingangsmontage lediglich ein „Gedicht über die persönliche Situation“ sei – eine künstlerische Verarbeitung seiner Krankheit und existenziellen Krise.
"Persona" wurde vielfach ausgezeichnet: 1967 erhielt der Film den schwedischen Guldbagge für den besten Film sowie für Bibi Andersson als beste Hauptdarstellerin. Im Jahr darauf ehrte ihn die National Society of Film Critics mit drei Preisen: Bester Film, Beste Regie und erneut Beste Hauptdarstellerin. Auch auf der Bühne wurde das Werk rezipiert – 2009 erlebte "Persona" seine deutschsprachige Erstaufführung am Deutschen Theater Berlin unter der Regie von Philipp Preuss.
Pressematerial ©AB Svensk Filmindustri
Filmtrailer ©HD Retro Trailers
Regie: Ingmar Bergman
Drehbuch: Ingmar Bergman
Produzent: Ingmar Bergman
Musik: Lars Johan Werle
Kamera: Sven Nykvist
Schnitt: Ulla Ryghe