Der Teufel mit der weißen Weste
Veröffentlichungsjahr: 1962 | Genres: Krimi, Thriller, Literaturverfilmung, Film Noir
Originaltitel: Le Doulos
Schauspieler: Jean-Paul Belmondo, Serge Reggiani, Jean Desailly, René Lefèvre, Marcel Cuvelier, Philippe March, Fabienne Dali, Monique Hennessy, Carl Studer, Christian Lude, Jacques De Leon, Jacques Léonard, Paulette Breil, Philippe Nahon, Charles Bayard, Daniel Crohem, Charles Bouillaud, Michel Piccoli, Andrès, Robert Blome, Volker Schlöndorff, Georges Sellier, Dominique Zardi
"Der Teufel mit der weißen Weste" (Originaltitel: Le Doulos) ist ein französisch-italienischer Kriminalfilm aus dem Jahr 1962, inszeniert von Jean-Pierre Melville, der auch das Drehbuch nach dem gleichnamigen Roman von Pierre Lesou schrieb. In den Hauptrollen brillieren Jean-Paul Belmondo und Serge Reggiani, unterstützt von Michel Piccoli, Daniel Crohem und Jean Desailly. Der Film verbindet die Atmosphäre des klassischen Film noir mit Melvilles kühler, präziser Handschrift und erschafft ein dichtes Porträt einer düsteren Unterwelt, in der Loyalität und Verrat untrennbar miteinander verwoben sind.
Im Mittelpunkt steht der ehemalige Sträfling Maurice Faugel, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis erneut in kriminelle Machenschaften verwickelt wird. Ein geplanter Coup entwickelt sich zu einem verhängnisvollen Spiel aus Misstrauen, Intrigen und Verrat. Besonders die Figur des Silien – charmant, undurchsichtig und von Belmondo mit eiskalter Eleganz gespielt – steht im Zentrum eines moralisch grauen Netzes, in dem niemand weiß, wem noch zu trauen ist. Melville entfaltet seine Geschichte mit der Präzision eines Schachspiels: Jede Handlung, jedes Wort, jede Geste scheint eine tiefere Bedeutung zu tragen.
Visuell setzt "Der Teufel mit der weißen Weste" auf starken Kontrast und stilisierte Schwarzweißbilder, die die melancholische Atmosphäre der Pariser Unterwelt einfangen. Der Titel spielt auf den französischen Begriff Le Doulos an, der sowohl einen Hut als auch einen Polizeiinformanten bezeichnet – eine doppelte Bedeutung, die die zentrale Ambivalenz des Films perfekt zusammenfasst.
Hinter den Kulissen war der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff als erster Regieassistent tätig, während Elisabeth Rappeneau das Script betreute. Produziert wurde der Film von Georges de Beauregard und Carlo Ponti, mit Musik von Paul Misraki und Kameraarbeit von Nicolas Hayer. In Frankreich feierte der Film am 8. Februar 1963 Premiere, nachdem er bereits im Dezember 1962 in Italien angelaufen war. In Deutschland kam er im September 1963 in die Kinos.
Die Rezeption fiel überwiegend begeistert aus: Kritiker:innen lobten die raffinierte Erzählstruktur, die kühle Inszenierung und die beinahe tragödienhafte Konsequenz, mit der Melville seine Figuren ihrem Schicksal entgegentreibt. Heute gilt "Der Teufel mit der weißen Weste" als Meilenstein des französischen Gangsterfilms und als Schlüsselwerk im Schaffen Melvilles. Der Lexikon des internationalen Films beschrieb ihn als „präzise berechnetes, unterkühlt inszeniertes Gangstermelodram“, das die Struktur einer antiken Tragödie in die Pariser Unterwelt überträgt. Quentin Tarantino nannte das Drehbuch zu Le Doulos eines seiner Lieblingsdrehbücher und verwies auf den starken Einfluss, den es auf seinen eigenen Film Reservoir Dogs hatte. Auch Olivier Marchal zollte dem Werk Tribut, indem er in seinem Thriller 36 tödliche Rivalen eine Figur nach Silien benannte.
Mit seiner klaren Bildsprache, seiner moralischen Vielschichtigkeit und seinem unnachgiebigen Blick auf Verrat und Schuld bleibt "Der Teufel mit der weißen Weste" ein zeitloses Meisterwerk – kühl, elegant und erschütternd in seiner Konsequenz.
Pressematerial ©STUDIOCANAL GmbH
Trailer ©Arthaus
Regie: Jean-Pierre Melville
Drehbuch: Jean-Pierre Melville, Pierre Lesou (Novelle)
Produzent: Georges de Beauregard, Carlo Ponti
Musik: Paul Misraki
Kamera: Nicolas Hayer
Schnitt: Monique Bonnot