Indiana Jones und das Rad des Schicksals – Filmkritik

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Heute habe ich für euch die Filmkritik: „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ im Gepäck. Ich habe mich für euch auf das Abenteuer begeben und habe mit Indy auch eine kleine Zeitreise unternommen. Nostalgiefaktor an 🔥

Inhalt:

„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ist ein actiongeladenes Abenteuer. Das führt den berühmten Archäologen und Abenteurer Indiana Jones (Harrison Ford) in eine neue gefährliche Mission.

Der Film beginnt damit, dass Indiana Jones (Harrison Ford) von einer geheimnisvollen Organisation kontaktiert wird. Diese sucht das legendäre „Rad des Schicksals“. Ein uraltes Artefakt, von dem man sagt, dass es Besitzer*innen die Kontrolle über das Schicksal der Welt gibt. Jones wird mit der Aufgabe betraut, das Rad zu finden, bevor es in die falschen Hände gerät.

Die Suche nach dem Rad führt Indiana Jones (Harrison Ford) und sein Team auf eine globale Reise. Die führt sie durch exotische Orte, gefährliche Dschungel und antike Tempel. Auf dem Weg stoßen sie auf hinterlistige Gegner*innen, die ebenfalls hinter dem Rad her sind und bereit sind, alles zu tun, um es in ihren Besitz zu bringen.

Während ihrer Abenteuer begegnet Indy alten Verbündeten und neuen Freund*innen, die ihm bei der Suche helfen. Zusammen decken sie Hinweise und Rätsel auf, die sie dem Standort des Rades näherbringen. Dabei müssen sie sich auch mit tödlichen Fallen und unvorhergesehenen Herausforderungen auseinandersetzen.

Meinung:

Lasst mich etwas ausholen:
Vor 15 Jahren trat Harrison Ford das letzte Mal als Indiana Jones auf die Leinwand und seitdem habe ich unzählige Versuche unternommen, jenen Kinobesuch zu vergessen. Ob es an den verstörenden Uncanny-Effekten oder dem fragwürdigen Drehbuch lag, bleibt unsicher. Doch insgesamt gilt der Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels als der wohl meist verhasste Spielberg-Film seit “Hook”.

Wir befinden uns nun in den 20er Jahren, einem Jahrzehnt, das unausweichlich von Legacy-Sequels geprägt zu sein scheint. Also war es nur logisch, dass sich Disney, das ohnehin alles, was einst Gewinn einbrachte, ausbeutet, auch an den ikonischsten Action-Star der 80er Jahre herangewagt. Und diesen „remaked“. Zwischen den Aussagen „Wer braucht einen 80 Jahre alten Indiana Jones?“ und “die Eckdaten sehen erstmal vielversprechend aus” blieb viel Luft und es wurde viel diskutiert. Doch bleibt die Frage: Hat James Mangold es geschafft und waren die 8 Minuten Standing Ovation in Cannes wirklich zurecht?

Der Skeptiker in mir kam zum Vorschein

Ich für meinen Teil war grundsätzlich erstmal skeptisch. War doch der Kinobesuch 2008 als 13-jähriger Bub eine herbe Enttäuschung und ich würde noch heute meinem Therapeuten von diesem Tag erzählen, wenn ich einen hätte. Daher war ich übervorsichtig und sah mir sogar den Trailer an. Das habe ich seit Jahren nicht mehr getan und dieser war erstmal sehr vielversprechend. Es stieg etwas Vorfreude in mir auf, als mich dann meine Eltern fragten, ob wir „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ zusammen im Kino gucken wollten. Da war ich so oder so hooked. Ihr müsst wissen, ich bin letztes Jahr häufiger im Kino gewesen, als meine Eltern wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben. Daher ist das für mich allein für das gemeinsame Erlebnis das Wagnis wert.

So saßen wir zu dritt in einer deutschen Kinovorstellung und schauten uns diese 140 Minuten Nostalgie-Bombe namens „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ an. 

Ich nehme es euch vorweg: Keinem von uns hat es gefallen.

Versteht mich nicht falsch, James Mangold hat bei „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ eine wirklich gute Leistung erbracht. Denn visuell wurde hier definitiv etwas umgesetzt. Die Kostüme, die Sets, alles schreit 60s und wir waren gerade nach dem Prolog sehr vom Look des Films angetan. Zudem war auch der Prolog selbst ein wirklich schöner Abstecher in die Geschehnisse kurz nach “Indiana Jones und der letzten Kreuzzug”. Und ein, wenn auch etwas zu ausgedehnter erster Akt. Disney lässt sein CGI-Anti Ageging Programm zeigen, was es kann. Man bekommt wieder richtig Lust, die alten Filme zu besuchen. Danach kommt, der harte Schnitt, fast 25 Jahre in die Zukunft. Und wir sehen einen ausgezeichneten Harrison Ford in einem geilen Setting. Doch kurz danach entfaltet sich der Plot und je mehr dieser voran schreitet, umso mehr  verlor uns der Film.

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Harrison Ford wurde mit CGI künstlich verjüngt — Indiana Jones und das Rad des Schicksals | 2023 ©Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH

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Ermüdende Actionszenen nehmen die Spannung

Es war ungefähr in der Mitte des zweiten Akts. Der Film lief schon einen knappe Stunde und wir sahen 30 Minuten lang, wie Indie (Harrison Ford), seine Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) und ihre Rechte Hand Teddy (Ethann Isidore) mit einer Ape durch Tanger rasen. Verfolgt von Helenas Ex-Freund. Gleichzeitig verfolgen sie die Bösen, die sich das Artefakt geschnappt haben. Und auch wenn es dabei dem Original so treu ist wie sonst nichts, ist es genau das, was für mich Rad des Schicksals versaut hat.

Was glaubt ihr, hat die Verfolgungsjagd für einen Ausgang? Warum gucken wir uns diese halbstündige Verfolgungsjagd an? Ist die Situation zum Beginn anders als zum Schluss? Lasst mich euch zumindest letzte Frage beantworten: NEIN.

Die Bösen haben immer noch das Artefakt, Helenas Ex-Freund spielt von hier ab keine Rolle mehr und wir reisen zum nächsten Set Piece. Man könnte jetzt dafür plädieren, dass der neue Jugendliche Sidekick eingeführt wurde, aber nein, das passiert eigentlich kurz vor der Verfolgungsjagd. Im Endeffekt wäre das alles auch nicht so schlimm, wenn es nicht fast 20 % der gesamten Laufzeit gewesen wären.

Das Blatt wendet sich und lässt alte Traditionen wieder aufleben

So oder so ähnlich geht es dann auch mit Rad des Schicksals ca. eine ganze Stunde weiter. Das Blatt wendet sich, als wir zusammen mit Indiana Jones (Harrison Ford) und Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) in eine Höhle hinabsteigen. Und wir dann noch eine halbe Stunde von dem bekommen, wofür wir hergekommen sind. Nur um am Ende wieder zurück zur Tradition des ersten Teils „Jäger des verlorenen Schatzes“ zu kommen.

Ich werde natürlich jetzt nicht das Ende des Sommerblockbusters Spoilern! Doch ich denke es ist allseits bekannt, dass Dr. Jones in seinem Originalfilm keinen Einfluss auf den Ausgang der Handlung hat. Und wie auch beim 4. Teil “Königreich des Kristallschädels“ haben sich die Autor*innen dieses Skriptes entschieden, es sich erneut zunutze zu machen. Und mal ganz im Ernst: Ich bin nicht sauer, doch ich bin enttäuscht.

Noch mal einen Schritt zurück und all das Gesagte nochmal auf die Goldwaage gelegt:

In Summe haben wir 4 Set Pieces, vier Action-Sequenzen. Doch einzig eine davon hat wirklich ein Indianer Jones Feeling und mir hat persönlich nur eine gefallen.

Und ich würde all das wirklich auf das Skript schieben, denn die Performances finde ich klasse. Abgesehen von Phoebe Waller-Bridge.

Und jetzt komme ich zu einem Kritikpunkt, der sich gar nicht an den Film direkt wendet, sondern an Hollywood heutzutage im Allgemeinen:

Phoebe Waller-Bridge ist wahrscheinlich den meisten, so wie auch mir, durch Ihre Serie/ihr Theaterstück “Fleabag” bekannt. Und leider ist auch ihr Charakter in Rad des Schicksals Helena Shaw wirklich schwer von dem deutlich bekannteren Charakter in“Fleabag” zu unterscheiden. Aber warum ist das so?

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Helena (Phoebe Waller-Bridge l.) und Indy (Harrison Ford) sind auf der Suche nach einem wertvollen Schatz — Indiana Jones und das Rad des Schicksals | 2023 ©Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH

Schlechtes Type-Writing dämpft Überraschungen

Wir alle kennen diese Schauspieler*innen, die, egal worin sie mitspielen, immer und immer wieder dieselbe Rolle spielen. Mir fallen dort direkt Dwayne Johnson und Ryan Reynolds ein. Ich würde mich diesbezüglich mal aus dem Fenster lehnen und es als eine neue Art von Type Casting bezeichnen. Ich würde es aber Type-Writing nennen, denn ich habe das Gefühl, dass die Rolle der Helena Shaw exakt schon als Fleabag-artigen Charakter geschrieben wurde, sodass Menschen, die ins Kino gehen, schon wissen, wen sie vor sich haben. 

Im Umkehrschluss verstehe ich dann aber auch nicht, warum sich der Film dann solch eine Zeit nimmt, den Charakter Tiefe zu geben, da wir doch schon wissen, welche Art von Charakter wir jetzt vor uns haben. Diese Art von Writing/Casting bemerke ich in den letzten Jahren immer häufiger, was ich fast noch etwas schlimmer finde, als das typische Type Casting. So minimiert sich meiner Meinung nach, die Vielfalt der verschiedenen Charaktere auf lange Sicht. 

Paraderollen können dennoch aufwerten

Es gibt zwar weitaus schlimmeres in Hollywood bzw. in der weltweiten Filmindustrie, doch ist auch dies ein weiterer Dorn im zumindest meinem Auge. Gerade, weil ich Harrison Ford und Mats Michelson wieder einmal so großartig fand. Da waren sie in ihren Paraderollen, grumpy Grandpa und böser Wissenschaftler. Das war großartig, einfach großartig.

Zuletzt bleibt die Cinematographie, die ich für meinen Teil loben möchte. Phedon Papamichael hat hier wirklich schöne Bilder eingefangen und das will ich ihm nicht absprechen. Generell ist die Action, wenn sie nicht so größtenteils sinnlos erscheint, wirklich gut inszeniert. Auch wenn sie vielleicht an manchen Stellen etwas too much ist. Aber das ist subjektiver Geschmack und letztendlich erwartet man das ja auch, wenn man sich einen Adventure-Flick reinzieht.

Fazit:

Alles in allem ist “Indiana Jones und das Rad des Schicksals” kein Totalausfall.

Aber ist er nicht auf dem Niveau eines “Top Gun Maverick”. Das haben sich die meisten, so wie auch ich, von den Eckdaten erhofft. Mir war klar, dass es solch eine Überraschung nicht nochmal geben wird. Zumindest nicht in so kurzer Zeit hintereinander. Doch hatte ich wirklich etwas mehr Hoffnungen in James Mangold gesteckt.

Nicht jedes Franchise, das er aufhebt, kann er in ein Meisterwerk verwandeln. Doch bevor ich mir “Indiana Jones und das Rad des Schicksals” jetzt nochmal angucke, gucke ich lieber ”Indiana Jones und der letzte Kreuzzug” immer und immer wieder. “Indiana Jones und das Rad des Schicksals” ist definitiv nicht so schrecklich, wie “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels”. Eigentlich ist es tragischer, denn über den “Königreich des Kristallschädels” werden wir uns noch in 20 Jahren aufregen, doch “Indiana Jones und das Rad des Schicksals” wird in schon 5 Jahren vergessen sein.

Wie hat euch der Film „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ gefallen?


TRAILER: ©The Walt Disney Company | Movie Club Germany

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Passion of Arts Indiana Jones Prime Video
©UIP | ©Prime Video

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LENNART – Autor
Seit November 1995 mache ich das Internet unsicher und nachdem ich viel zu früh gesehen habe, wie ein Anwalt von einem Tyrannosaurus-Rex gefressen wurde, ein Feuchtfarmer die Galaxy rettet und ein Waisenjunge erfährt, dass seine Eltern Zauberer waren, seitdem ist es um mich geschehen. Filme sind für mich das Medium Nummer 1, auch wenn ich so gut wie jeder Form von Kunst etwas abgewinnen kann, ist es das bewegte Bild, das mein Herz am meisten eingenommen hat. Abgesehen vom American Football, der mich 22 Jahre begleitet hat und durch Filme wie „Remember the Titans“ meine eigenartige Vorliebe für den Sportfilm geweckt hat, weswegen man mich auf Letterboxd nur als den Coach kennt.

Filmkritik: Indiana Jones und das Rad des Schicksals

 

Andere Filmkritiken zu „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“:

Filmstarts
„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ kann es zwar nicht mit den ersten drei Filmen der Reihe aufnehmen, ist aber gut genug, dass Indy jetzt besten Gewissens Hut und Peitsche an den Nagel hängen kann.

Moviejones
Ein leiserer Indy als vorher aber für mich ein echtes Highlight. Wer da nicht ins Kino geht ist selber schuld.

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12 Kommentare

  1. Ich bin auch nicht so wirklich begeistert. Einen 80jährigen nehme ich es nicht mehr ab, dass er in alter Indi – Manier Action fabriziert und nach dem überaus besch*** vierten Film sind meine Erwartungen ziemlich weit unten.
    Geld gebe ich dafür nicht aus. Der kommt noch früh genug bei Netflix/Prime. 😉

    1. Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: Leg dir beim Angucken ein Kissen bereit. Sowas Langweiliges hast du vermutlich lange nicht mehr gesehen. Wenn du Glück hast, schläfst du dann vorm Finale ein, das mit Abstand das belangloseste Element ist, das mir jemals in einem Film untergekommen ist. Das Script ist einfach nur katastrophal schlecht.

        1. @coach

          Ich bin ja glücklicherweise mit der Gabe ausgestattet, niemals bei einem Film einschlafen zu können, egal wie langweilig er auch sein mag.

          Was mich bei dem hier aber ehrlich gesagt am meisten stört ist dieses unsagbar belanglose Finale, das im Grunde ausschließlich ein Vehikel ist, um die Antagonisten loszuwerden und sonst nichts zum Film beiträgt. Und es sieht auch noch unfassbar steril aus.
          Wenn man schon sowas bringt – worüber man ja ohnehin streiten kann, ob das bei Indy was zu suchen hat -, dann sollte man wenigstens auch was mit der Idee anstellen und sie nicht einfach so verpuffen lassen. Die ganze Szene hat einfach keinerlei Auswirkungen auf irgendwas. Es bringt der Story nichts. Es entwickelt die Charaktere nicht. Es macht einfach gar nichts. Zwei Minuten später ist das alles komplett vergessen und egal und das ist leider modernes Hollywood-Writing in Reinform.

          1. @gina

            Kann je nach Film aber auch eine hilfreiche Gabe sein. So eine Art Selbstschutz, damit man nicht zu viel Lebenszeit an Müll wie Indy 5 verschwendet. Bei dem ganzen Schrott, den ich so über die Jahre gesehen habe, wäre das ab und zu hilfreich gewesen.

  2. Gut geschriebene Kritik. Ich habe den Film noch nicht gesehen, bin ebenfalls sehr skeptisch. Den 4. Teil fand ich furchtbar, weshalb ich mir denken kann, dass ich den 5. zumindest nicht ganz so schlimm finde. Ist ein Effekt der bei mir öfters vorkommt. Wenn ich die direkten Vorgänger schrecklich fand, finde ich die Nachfolger nicht gleich gut, aber bin dann oft ein wenig wohlwollender. Kann ja indem Fall auch so sein.

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