Jetzt wird es romantisch! Seit dem 4. Juli läuft „A Killer Romance“ in den deutschen Kinos und wir haben uns schon einmal ein Bild von dem Film gemacht. Mehr dazu in der heutigen Filmkritik! 💘
In der heutigen Zeit ist es selten geworden, dass man völlig blind in einen neuen Kinofilm geht. Abgesehen von den Trailern, die im Kino laufen und denen man kaum entkommen kann, ist es in Zeiten des Internets eine echte Herausforderung, nicht komplett gespoilert zu werden oder gar ganze Szenen von neuen Filmen auf der „For You“-Page wiederzufinden. Umso erstaunlicher ist es, dass ich es diese Woche tatsächlich geschafft habe, komplett unwissend ins Kino zu gehen. Noch bemerkenswerter ist, dass der Film eigentlich schon im September letzten Jahres veröffentlicht wurde. Und erst jetzt seinen deutschen Start hatte.
Es handelt sich um den neuesten Film von Richard Linklater „A Killer Romance“, der zusammen mit Glen Powell den Texas Monthly Bericht über den verdeckten Ermittler Gary Johnson verfilmte. Und was soll ich euch sagen? Ich hatte einen Heidenspaß damit.
Ein Beitrag von: Lennart Goebel
Worum geht es in „Killer Romance“?
Der Film, der im Original mit dem deutlich passenderen Namen „Hit Man“ läuft, erzählt eine über dramatisierte und teilweise an den Haaren herbeigezogene Geschichte, die sich lose auf das Leben des vor zwei Jahren verstorbenen texanischen Psychologie Professors Gary Johnson stützt. Gary ist ein wirklich eigenartiger Typ, der neben seinem Job an der Uni der Polizei beim Bespitzeln potenzieller Auftragsmorde hilft. Durch die Suspendierung seines Kollegen findet er sich in der Rolle eines gespielten Auftragsmörders wieder und entwickelt ein Talent dafür, potenzielle Auftraggeber zu überführen. Doch eines Tages trifft er eine Frau, die er davon überzeugt, ihn nicht zu bezahlen und stattdessen mit dem Geld vor ihrem gewalttätigen Ehemann zu fliehen. Monate später treffen sie sich wieder, und Madison verliebt sich in die von Gary gespielte Persönlichkeit Ron, den gut aussehenden und charmanten Auftragskiller. Währenddessen verwandelt sich Gary immer mehr in den Charakter, den er nur spielen sollte.
Große Leinwand oder Direct-2-Stream
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Vielleicht bin ich voreingenommen, aber wenn ein originelles Stück Film ins Kino kommt und das im Jahr 2024, hat es bei mir automatisch Pluspunkte. Das ist heute schon etwas Außergewöhnliches (traurigerweise). Dennoch kommt „A Killer Romance“ auf eine super sympathische Art und Weise bei mir an. Er nimmt sich nie zu ernst. Er ist teilweise wirklich komisch und wirkt dabei so unglaubwürdig und plakativ, dass es schon wieder authentisch erscheint. Ein bisschen wie „Bullet Train„, nur mit deutlich weniger Action.
Doch frage ich mich, was dieser Film auf einer so großen Leinwand zu suchen hat. Bewegt er sich doch eher im Spektrum eines Direct-to-Streaming-Films. Zumindest hätte ich lieber „A Killer Romance“ neben „Air: Der große Wurf“ auf den Bannern von Amazon Prime Video gesehen. Im Gegensatz zu „Als du mich sahst„. Dennoch schafft es LEONINE, irgendwie diesen Film aus der Spreu herauszufischen. Und ihn gegen jeder Wahrscheinlichkeit doch in die Multiplex-Kinos des Landes zu bringen.
Unwissend in den Kinosaal
Alles, was der Film bietet, kann man sich definitiv schon vorher denken. Doch weil ich bis auf den Namen, das Casting und das Cover nichts über den Film wusste und eigentlich nur reingeschaut habe, weil ich eine Lücke im Terminkalender hatte, hatte ich erstaunlich viel Spaß mit dem Film. Ich hörte aus den Gesprächen im Saal heraus, dass der Trailer offenbar schon wieder den ganzen Film gespoilert hat. Und die Meinungen der Zuschauer waren dementsprechend gedrückt. Das wäre ich auch, wenn ein Trailer mir den ganzen Film vorwegnimmt. Wozu dann Geld ausgeben?
Andererseits, sind wir mittlerweile nicht selbst schuld? Die Trailerkultur hat sich genau dahin entwickelt – niemand will mehr die Katze im Sack kaufen und die Studios wissen das. Deshalb zeigen sie uns gefühlt alles. Ich für meinen Teil habe mich am Midpoint wirklich gefragt, wohin der Film nun will. Und wie sich dieses eigenartige Paar aus dem Schlamassel, in das sie sich manövriert haben, wieder herausfinden wird.
Produziert, geschrieben und gespielt von Glen Powell
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Damit komme ich zur größten Stärke des Films: Nicht die sympathische Regie von Linklater und auch nicht das Drehbuch aus der Feder des Regisseurs und des Hauptdarstellers, sondern die Performance des Hauptdarstellers selbst. Seit „Top Gun: Maverick“ hat Glen Powell Hollywood von sich überzeugt. Inklusive des nächste Woche erscheinenden „Twisters“ ist „A Killer Romance“ nach „Wo die Lüge hinfällt“ schon der dritte Film mit seinem Namen auf dem Plakat. Der Mann ist ein unglaublicher Sympathieträger und hat in diesem Film eine Art „Princess Diary“-Makeover. Zudem kann er in mindestens ein Dutzend von Klischees und Anspielungen überhäuften Auftragskiller-Personas eintauchen, die hier auch noch einmal beweisen, dass er wirklich schauspielern kann.
An seiner Seite steht Adria Arjona, die die meisten wahrscheinlich aus „Andor“ oder „Morbius“ kennen dürften. Da ich beides nicht gesehen habe, war das für mich ihre erste Leistung und sie war sympathisch, doch nicht wirklich mehr. Man merkt dem Film seine Zielgruppe teilweise sehr an. Während Glen Powell zwischen verschiedenen Persönlichkeiten wechselt, wechselt Adria Arjona zwischen Kostümen.
„A Killer Romance“ ist bis auf Ausnahmen unspektakulär
Die Geschichte selbst ist eine recht plakative, kurzweilige Komödie, die sehr deutlich auf ein Geschlecht zugeschnitten ist. So wurde die Preview in meinem Stammkino als „Männerabend“ vermarktet. Es ist dennoch keine klassische Rom-Com im herkömmlichen Sinne und bedient sich hier und da an Undercover-Cop-Filmen oder verschiedenen Auftragskiller-Tropes. Doch muss ich auch sagen, der Film ist größtenteils vergessenswert. Vor allem das Ende. Die Witze sind zum Schmunzeln oder Prusten, aber nichts, das wirklich bleibt, bis auf den Versuch, Glen Powell irgendwie unattraktiv wirken zu lassen.
Was all dem so gar nicht hilft, ist, dass „A Killer Romance“ mit einer Reihe vergessenswerter Charaktere daherkommt und auch im Bereich der Visualisierung nichts Bemerkenswertes auf die Beine stellt. Der Film ist buchstäblich „mid„, doch irgendwie mag ich ihn dann doch mehr, als ich ihm zugestehen will. Ich denke, es ist ein unterhaltsamer Sonntagnachmittags-Watch. Nichts zu Aufregendes, aber auch nicht so ambivalent, dass der Blick dauerhaft aufs Handy wandert.
Wenn ihr dem Film in der Zukunft auf einer Streamingplattform über den Weg laufen solltet, kann ich ihn euch wirklich ans Herz legen. Ansonsten ist er den Kauf einer Vollpreiskinokarte nicht wert. Vor allem wenn gerade deutlich interessantere Filme in den Lichtspielhäusern eurer Stadt laufen. Doch finde ich es auch unfair, einem netten und unterhaltsamen Film, der offensichtlich grauenhaft vermarktet wurde, anzukreiden, dass die Marketingabteilung es nicht besser wusste. Bevor ich mir noch eine Fan-Fiction-Liebesschmonzette ansehe, schaue ich lieber einen Film wie „A Killer Romance“, der mich unterhält, zum Lachen bringt und über seine kurzweilige Laufzeit von gerade einmal 116 Minuten mich auch nicht mit dem Fuß tippeln lässt.
Fazit zu „A Killer Romance“:
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„A Killer Romance“ ist ein überraschend unterhaltsamer Film, der sich durch seine sympathische Herangehensweise und den charmanten Hauptdarsteller Glen Powell auszeichnet. Trotz seiner teilweise übertriebenen und unglaubwürdigen Handlung schafft es der Film, authentisch und humorvoll zu wirken.
Allerdings leidet der Film unter seiner verfehlten Vermarktung und der Tatsache, dass er in einem gut gefüllten Kinomarkt schnell übersehen wird. Die Geschichte selbst ist zwar unterhaltsam, aber größtenteils vergessenswert und die visuelle Umsetzung bietet wenig bemerkenswerte Momente.
Dennoch bleibt „A Killer Romance“ ein Film, den man sich gut an einem entspannten Sonntagnachmittag ansehen kann. Er bietet genügend Humor und Charme, um für seine Laufzeit von etwas weniger als zwei Stunden zu unterhalten, ohne dabei zu ambitioniert oder tiefgründig zu sein. Sollte der Film auf einer Streamingplattform auftauchen, lohnt es sich definitiv, ihm eine Chance zu geben.
Werdet ihr euch „A Killer Romance“ im Kino ansehen?
TRAILER: ©LEONINE
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LENNART – Filmkritiker
Seit November 1995 mache ich das Internet unsicher. Und nachdem ich viel zu früh gesehen habe, wie ein Anwalt von einem Tyrannosaurus-Rex gefressen wurde, ein Feuchtfarmer die Galaxy rettet und ein Waisenjunge erfährt, dass seine Eltern Zauberer waren, seitdem ist es um mich geschehen. Filme sind für mich das Medium Nummer 1. Auch wenn ich so gut wie jeder Form von Kunst etwas abgewinnen kann, ist es das bewegte Bild, das mein Herz am meisten eingenommen hat. Abgesehen vom American Football, der mich 22 Jahre begleitet hat. Und durch Filme wie „Remember the Titans“ meine eigenartige Vorliebe für den Sportfilm geweckt hat, weswegen man mich auf Letterboxd nur als den Coach kennt.
Pressestimmen zu „A Killer Romance“:
Julia Haungs von NDR
„A Killer Romance“ ist vermutlich nicht der tiefgründigste Film von Richard Linklater, aber einer der unterhaltsamsten. Und mit Sicherheit eine der besten Krimikomödien der letzten Jahre.
Oliver Armknecht von Film-Rezensionen.de
„A Killer Romance“ folgt einem Professor, der sich für die Polizei als Auftragskiller ausgibt und dabei in eine Klientin verliebt. Die etwas andere romantische Komödie überzeugt durch ein originelles Szenario und einen unerwartet wandelbaren Glen Powell, selbst wenn sie zwischendurch dann doch mehr Erwartungen erfüllt, als sie zu brechen.
Christoph Petersen von Filmstarts
Überraschend, clever und schlichtweg unglaublich unterhaltsam! „Hit Man“ hat definitiv das Zeug dazu, seinen wandlungsfähigen Hauptdarsteller Glen Powell zum Star zu machen!
Marius Joa von Vieraugen Kino
Ungewöhnliche, angenehm unreißerische aber auch etwas unausgegorene Komödie zwischen Krimi und Romanze, mit einem herausragenden Glen Powell in der Hauptrolle. 7 von 10 Punkten.
Das sagt die Community:
Rick von Popculture Rick auf Letterboxd
Nur den sehr nüchternen Look mochte ich nicht. Das passt zwar zur Figur von Powell und der generellen Stimmung des Films, aber es wirkt halt schon als wäre es nur schnell runter gefilmt ohne irgendwelche Highlights setzen zu wollen in der Optik.
Florian (flis04) auf Letterboxd
Am ehesten könnte man den Film als romantische Thrillerkomödie bezeichnen, denn auch Fans einer klassischen RomCom wären mit Sicherheit enttäuscht. Eher sollte man jedoch einfach von einem Linklater Film sprechen, denn auch wenn vielleicht nicht alle Elemente typisch für den Regisseur sind, so erkennt man seinen Humor und seine Art Figuren zu schreiben doch ziemlich klar.
Louis (loxliki05) auf Letterboxd
Linklater hat es wieder geschafft den Kuchen hervorragend schmecken zu lassen und ein neues Filmjahr mit seiner Arbeit beachtens- und lobenswert bereichert: Wie wir jetzt nämlich wissen ist jeder Kuchen ein guter Kuchen.
Pressematerial: A Killer Romance | 2023 ©LEONINE
Ein Kommentar
Wie immer vielen Dank fürs Zitieren meines Reviews!