Dieser Beitrag ist meiner besten Freundin Franzi gewidmet <3
Weiter geht es in der Story um die beiden Agenten. Mal sehen, was da noch so alles passiert. Die Meisten haben für eine Liebesbeziehung der beiden gestimmt, also habe ich eine geschrieben. Ich hoffe es gefällt dir. Wenn du den ersten Teil noch gar nicht kennst, kannst du ihn HIER nachlesen. Viel Spaß!
Glücklicherweise kam Alex wieder und sie musste nicht ihr Lager aufgeben. Er hatte ein paar alte Kontakte wieder aufleben lassen und sein Netzwerk aktiviert. Nun mussten sie abwarten, bis es Neuigkeiten gibt. „Soweit, so gut“, meinte Alex. „Du besorgst uns was zu Essen und ich gehe duschen.“
„Okay, gibt es etwas, was du nicht isst?“
„Wie meinst du, was sollte ich nicht essen?“
„Ähem, keine Ahnung, vielleicht bist du Veganer, Vegetarier oder Frutarier?“
Alex warf ihr einen verwirrten Blick zu, schüttelte den Kopf und ging ohne ein weiteres Wort ins Bad. „Ookay“, sagte sie, „das heißt jetzt entweder er hält mich für verrückt, er hat noch nie davon gehört oder er ist einfach gar nichts davon.“ Irgendwann würde sie ihn schon besser kennen lernen um herauszufinden, wie sie was deuten sollte. Blue bestellte einfach Pizza und hoffte damit das richtige zu tun. 10 Minuten später kam er nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet wieder raus und sah umwerfend aus. Blue wollte nicht starren, aber sie konnte nicht anders. Und da war er wieder, der 14-jährige Teenager in ihr. Ihre Wangen begannen zu glühen und sie hoffte inständig, dass sie nicht rot angelaufen waren. „Und? Was gibt es zu essen?“ Fragte Alex, während er in seiner Tasche nach etwas zum anziehen suchte. Aber Blue stand nur doof da und schaute ihm zu. Als er keine Antwort bekam, sah er auf und runzelte die Stirn. „Nun?“
„Was?“ Blue musste sich erst wieder fangen und hatte ihm gar nicht zugehört.
„Essen“, sagte er nur knapp, stand von der Hocke auf und schaute sie erwartungsvoll an.
„Ähem, ich hab Pizza bestellt.“ Sie zog dabei die Schultern ein wenig hoch um gelassen und cool zu wirken, aber offensichtlich blamierte sie sich schon wieder, weil Alex erneut die Stirn runzelte. „Okay prima“, meinte er aber dann, grinste und ging zurück ins Bad. „Reiß dich zusammen Blue“, ermahnte sie sich selbst im Stillen. „Das alles ist eine ernste Sache und du bist kein Teenager mehr!“
Sie aßen und Alex legte sich früh auf die Couch. Der Flug und der Tag hatten ihn ausgelaugt. Blue dagegen konnte noch nicht schlafen. Sie studierte noch einmal die Wand und überlegte, wie sie mehr über Brewer in Erfahrung bringen konnte.
Am nächsten Morgen erwachte Blue aus einem unruhigem Schlaf. Draußen war es bereits hell und die Sonne schien durch das kleine, schmale Schlafzimmerfenster. Blue beobachtete die kleinen Staubteilchen, wie sie im Sonnenlicht tanzten als gäbe es nichts schöneres auf dieser Welt. Als sie durch die Glasschiebetür, die offen stand, blickte, bemerkte sie, dass die Couch leer war. Sofort war sie in Alarmbereitschaft und setzte sich langsam auf. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber sie hörte auch sonst nichts in der Wohnung, was auf eine weitere Person deuten würde. Sie nahm ihre Waffe unter dem Kopfkissen hervor, stand langsam auf und schlich zur Tür. Eine Diele knarzte unter ihrem linken Fuß und sie hielt den Atem an. „Blue?“ Kam Alex‘ Stimme aus dem Nebenraum und sie atmete erleichtert aus. Sie steckte die Waffe in ihre Pyjama-Hose und ging durch die Tür. Alex saß an dem kleinen Holztisch und lächelte sie an. „Guten Morgen.“
„Guten Morgen“, erwiderte sie, „wie spät ist es denn?“
Er schaute auf seine Armbanduhr und sagte: „10:30 Uhr“. Was? Schon so spät?
„Magst du Kaffee?“ Fragte er und deutete auf die Kaffeekanne. Als er keine Antwort bekam, sprach er einfach weiter: „Ich hab auf jeden Fall Kaffee gemacht. Und Frühstück besorgt.“ Er deutete auf einen Korb voll Muffins und grinste „die GUTEN Blaubeermuffins, die besten ganz New York. Zumindest preisen die das auf ihrem Schild an.“ Sein Sarkasmus war unüberhörbar und sie konnte nicht anders als einfach zu lachen. Es war nur ein kleines Lachen, aber immerhin war es mehr, als das ganze letzte Jahr. Blue holte sich eine Tasse, setzte sich ihm gegenüber und goss sich Kaffee ein. „Wie lange bist du schon auf?“ Fragte sie ganz beiläufig um Konversation zu machen. „Seit halb 5 oder 5, hab nicht so genau auf die Uhr geschaut.“ Er nahm einen tiefen Schluck Kaffee, während Blue ihn verdutzt anschaute. „Was hast du dann sonst noch die ganze Zeit gemacht, außer Kaffee kochen und Muffins besorgen?“
„Ich war joggen im Central Park, hab meine Kontakte abgeklappert, dann war ich duschen und weil du immer noch geschlafen hast, bin ich wieder los und hab Kaffee gekauft. Du hattest nämlich keinen mehr. Naja und dabei hab ich dann auch die Muffins besorgt. Vor zwei Stunden waren sie noch warm. Schätze da hätten sie besser geschmeckt. Zumindest hat das die Frau an der Theke gesagt.“ Als Blue immer noch nichts sagte, meinte er noch „unbedingt warm genießen, dann entfaltet sich der Geschmack noch besser“, imitierte er die Frau an der Theke.
„Du hast einen ganzen Tag erlebt, während ich geschlafen habe“, stellte Blue trocken fest. Alex zog eine Augenbraue hoch und erwiderte „jetzt übertreib mal nicht.“
„Konntest du nicht schlafen?“
„Wieso? Wie meinst du, ob ich nicht schlafen konnte? Ich hab eigentlich ganz gut geschlafen.“
„Ja, aber warum stehst du denn so früh auf?“ Sie war ja von Matthew das frühe Aufstehen gewohnt, aber 4.30 Uhr war selbst für ihn noch mitten in der Nacht.
„Ich stehe immer so früh auf.“
„Warum?“
„Na“, er machte eine Pause um die Worte zu finden um eine Sache zu erklären, die für ihn ganz normal war. „Na weil das in meinem Leben einfach so ist. Ich stehe früh auf, treibe das Vieh raus, füttere es, miste Ställe aus, irgendwann hat Gwenny dann auch Frühstück zubereitet, dann frühstücken wir und dann gehen wir die Ernte einfahren, Zäune reparieren oder was sonst noch so anliegt.“
„Oh, achso“, sagte sie nur und nahm einen Muffin. Das klang plausibel. Vielleicht lebte sie schon viel zu lange in New York und machte aus allem schon eine Neurose. „Und warum schläfst du so lange?“ Wollte er von ihr wissen und sie bemerkte nicht, dass er sie nur aufzog und nach einer Antwort suchte. Alex lachte nur, griff nach einem Muffin, biss hinein und verzog das Gesicht. „Bah, sind die süß!“ Er legte das Gebäck auf den Tisch und schüttete Kaffee in seinen Mund um den Geschmack wegzuspülen. Er vermisste Gwennys gutes Frühstück mit dem selbst gebackenen Brot, den Eiern von seinen eigenen Hühnern und dazu frischen Kräutern aus dem Gemüsegarten. Bald würde es zu Hause Mittagessen geben und Gwenny, Frank, Manteo, Billy und er würden gemeinsam an dem Holztisch unter der Linde im Garten sitzen und speisen. Danach würden die Männer wieder an die Arbeit gehen, während Gwenny den Abwasch machte. „Hast du was neues herausgefunden“, unterbrach Blue seine Gedanken und nahm sich noch einen Muffin, in den sie genüsslich rein biss.
„Leider nicht“, antwortete er nur knapp und fragte sich, wie sie dieses künstliche Zeug nur gut finden konnte. „Ich weiß gar nicht was du hast, ich finde diese Muffins ganz ausgezeichnet“, sagte sie als hätte sie seine Gedanken gelesen.
„Ähem“, meinte er nur und überlegte, was er sagen sollte, da er nicht nörgeln wollte. Aber Blue wartete nicht auf eine Antwort und fragte stattdessen: „Was tust du da?“ Und deutete auf die Akten, die vor ihm auf dem Tisch lagen.
„Ich hab mir mal angesehen, was du da so alles gesammelt hast und bevor du fragst, nein ich habe nichts neues darin gefunden.“
Ihre Enttäuschung war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben und er bekam ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Irgendwie schien er ihr nicht so recht helfen zu können.
Einen Monat später …
Einen Monat saßen sie nun hier in der Wohnung und waren keinen Schritt weiter. Hier und da waren sie ein paar neuen Hinweisen nachgegangen, aber die meisten entpuppten sich als unbrauchbar oder führten direkt in eine Sackgasse. Alex hatte jemanden auf Brewer angesetzt, der ihn beschatten sollte, aber er verhielt sich ganz unverdächtig. Nun mussten sie eine neue Perspektive finden, oder doch einen Plan aushecken, ins IMF einzubrechen. Alex war jedoch strikt gegen diesen Plan, denn er meinte sie hätten nicht das richtige Equipment dafür und ohnehin würde das die Sache wahrscheinlich verschlimmern. Sie war sich nicht sicher, ob er ihr glaubte, dass es jemand aus der CIA oder dem IMF sein musste. Auch bei Brewer hatte sich bisher nichts ergeben und langsam gingen ihnen die Ideen aus. Dennoch genoss Blue, Alex‘ Anwesenheit. Es war erfrischend, nicht mehr allein mit dem ganzen Dilemma zu sein, außerdem stellte er sich als ein sehr angenehmer und witziger Geselle heraus. Wenn sie damals Freunde aus der Schule zu Besuch hatte, meinten diese immer, dass ihr Onkel Matthew kalt und ernst wirkte. Aber niemand wusste besser als sie, dass Matthew das genaue Gegenteil war. Ähnlich war es bei Alex. Sie lernte ihn zwar als witzigen, überdrehten jungen Mann kennen, aber als sie bei ihm auf der Ranch war, wirkte er ernst und erwachsen. Doch jetzt wo sie ihn näher kannte, war im Grunde mehr von dem jungen Alex über, als sie geglaubt hatte. Sie beide hatten schon die ein oder andere witzige Abendrunde gehabt, ganz ausgelassen mit Chips, Bier und Konversation. Gerade lachte sie über einen Witz, den Alex erzählt hatte und sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal so ausgelassen war. Wenn Alex lachte, legte er sich immer unbewusst die rechte Hand auf die Brust und wenn er so lachte, konnte man gar nicht anders, als mitlachen. Es war einfach so ansteckend.
„Das erinnert mich an diese eine Szene aus ‚War of the Kingdoms‘, als der kleinwüchsige Onkel seinem Neffen einfach so ein paar Backpfeifen verpasste“, sagte sie und lachte weiter.
„War of was?“ Fragte Alex und Blue sah ihn verdutzt an. „Du kennst die Serie ‚War of the Kingdoms‘ nicht?“
„Nein“, antwortete er ernst und fügte noch an: „Sollte ich?“
„Alex! Lebst du in einer Höhle? Die Serie ist die meist geschaute Serie auf der ganzen Welt!“ Sie konnte es nicht fassen. Man würde meinen, er würde nicht auf einer Ranch, sondern in einer Hütte im Wald als Einsiedler leben.
„Noch nie davon gehört. Auf welchem Sender läuft die?“
„Die läuft aktuell nur auf Streamfix.“
„Ah ja klar, Streamfix“, meinte Alex und nickte mit Nachdruck. „Natürlich.“
„Du hast gar kein Streamfix oder?“
„Nein.“
„Aber du hast einen Fernseher?“ Ihre Stimme klang bei dem letzten Wort voller Zweifel.
„Natürlich hab ich einen Fernseher. Die alte Röhre weißt du nicht mehr? Du hast damals versucht diese komische Serie darauf zu empfangen, aber ich glaube der Sender ging nicht.“
Sie erinnerte sich. In seinem Wohnzimmer stand der älteste Fernseher der Welt, den womöglich John Logie Baird noch selbst zusammen geschraubt hatte. Sie war meistens ja unkompliziert, aber auf ihre Lieblingssendung wollte sie damals nicht verzichten und irgendwas musste sie ja machen, immerhin gab es auf der Farm nicht einmal einen Internetanschluss. „Den Fernseher hast du noch?“
„Klar“, meinte er und zuckte mit den Schultern.
„Und benutzt du den auch mal?“
„Natürlich!“
„Wozu? Traktorsendungen?“
„Natürlich nicht“, sagte er im gespielten, säuerlichen Ton. „Selbstverständlich um den Super-Bowl zu schauen. Und manchmal auch Wrestling.“
„Ist das dein Ernst? Super-Bowl und Wrestling? Guckt da Gwenny etwa auch mit?“
„Natürlich tut sie das, sie ist die, die am lautesten brüllt.“
Blue lachte, als sie sich das Bild vor Augen rief und konnte sich lebhaft vorstellen, wie lustig diese Abende sein mussten. Für einen kurzen Moment wünschte sie, sie wäre mindestens einmal dabei gewesen. Seit Freddies Tod hatte sie nicht mehr so recht gelebt und auch nicht mehr so viel gelacht. Mit wem denn auch? Sie war seither nur darauf aus gewesen, den Fall aufzuklären, hatte sich versteckt und verkrochen. Mit Matthew konnte man nicht so recht fernsehen, der war immer dabei eingeschlafen, aber mit Freddie konnte sie alles machen. Ins Kino gehen, in einer lauen Sommernacht spazieren gehen oder einfach mal so um 3 Uhr morgens Eis bestellen. Sie vermisste ihn schmerzlich. Aber sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken, sondern Alex weiter aufziehen, im Moment tat ihr das gut und er brachte sie so zum Lachen, wie es nach Freddie schon lange keiner mehr getan hatte. „Was tut ihr dann so, wenn ihr nicht fern seht?“ Fragte sie. „Ich meine außer auf der Ranch arbeiten.“
Alex seufzte und sie merkte, wie sehr er sein Zuhause vermisste. „Wir sitzen Abends alle zusammen auf der Veranda und unterhalten uns. Manteo kennt unglaublich viele, faszinierende Geschichten und Bräuche. Er stammt von den Ute ab und brachte mir das Leben im Einklang mit der Natur nahe. Ein bemerkenswerter Mann. Wir lauschen gerne seinen Erzählungen.“
Blue versuchte sich das alles vorzustellen, wie sie da saßen und den Geschichten des Indianers lauschten, während im Hintergrund die Grillen zirpen. „Manchmal singen wir auch“, fuhr Alex fort. „Du musst mal hören wie Frank voller Leidenschaft ‚Cotton Fields‘ singt, oder Gwenny uns mit ihrer großartigen Gospelstimme besäuselt.“ Seine Augen begannen regelrecht zu strahlen, während er erzählte. „Und was macht ihr im Winter?“ Wollte Blue wissen, die unbedingt mehr über sein Leben erfahren wollte. „Im Winter sitzen wir vor dem Kamin und machen ungefähr das gleiche. Manchmal liest Gwenny aber auch aus einem Buch vor oder wir spielen Karten, hin und wieder auch Dart in der Scheune und Bierpong.“ Alex lachte wieder herzlich über die letzte Aktivität, weil er sich wieder vor Augen rief, wie Frank fast ausrastete, weil Billy bei Bierpong immer gewann und er selbst nicht einen Wurf auf die Reihe brachte. „Und Freitags ist immer Bingoabend“, erzählte er weiter. „Gwenny spielt unglaublich gerne Bingo, obwohl sie noch nie dabei gewonnen hat. Aber sie sieht das olympisch.“ Blue lachte bei der Vorstellung, wie Alex mit Gwenny zum Bingoabend geht. Er runzelte die Stirn, nippte an seinem Bier und fragte dann als sie nicht aufhörte zu lachen: „Was ist daran so witzig?“
Blue musste erst mal ein wenig Luft holen ehe sie antwortete: „Du gehst doch nicht etwa mit Gwenny zum Bingo?“
„Natürlich nicht! Also nicht immer. Ich setze sie meistens dort ab, denn sie geht immer mit ihrer Freundin Margeret hin. Ganz schrecklich schrullig diese Frau. Sie kneift mir immer in den Hintern!“ Blue hätte vor Lachen beinahe ihr Bier ausgespuckt und auch Alex stimmte in ihr Gelächter mit ein. Er mochte es wenn sie lachte. So gefiel sie ihm viel besser als wenn sie ernst, ängstlich oder nachdenklich war. Er wusste nur nicht recht, ob sie schon zu viel Bier getrunken hatte oder ob er sie wirklich so sehr amüsierte. „Nicht dein Ernst!“ Lachte sie weiter und warf den Kopf in den Nacken. „Und ob! Ich habe versucht ihr zu entkommen, aber sie schafft es immer wieder. Zack! Und das tut wirklich weh!“
Blue lachte noch lauter und brauchte ein paar Minuten, um sich wieder zu beruhigen. „Und was machst du Freitags dann?“ Fragte sie schließlich, nachdem ihr Lachanfall vorüber war.
„Ich gehe mit den Jungs ins Roadhouse.“
„Und da reißt ihr dann Weiber auf?“ Plötzlich verspürte Blue einen Stich in der Brust, wenn sie daran dachte, er würde eine andere mit nach Hause nehmen und das Bett mit ihr teilen.
„Da kannst du keine Weiber aufreißen, die meisten sitzen beim Bingo, sind im Bob’s beim Squaredance mit ihren Männern oder daheim. Wenn du Weiber aufreißen willst, musst du schon rüber nach Denver fahren. Da kommen die Mädels hin, die auf der Durchreise sind und ein schnelles Abenteuer suchen. Aber bei uns daheim da ist man entweder verheiratet, geschieden, verwitwet oder alleine. Das ist wie die Reise nach Jerusalem, einer bleibt eben stehen.“
„Und du hast bisher keinen Stuhl bekommen?“ Fragte sie und plötzlich ertrug sie den Gedanken nicht, er könnte eine Frau zu Hause auf seiner Ranch haben, die darauf wartete, dass er wieder zurück kam. Doch Alex schaute nur in seine Bierflasche, stellte fest, dass sie leer war und deponierte sie dann auf dem Tisch ab. „Jeap“, sagter er kurz und machte sich ein neues Bier auf. „Wobei Meredith meine Tierärztin ganz charmant ist.“ Blues Herz schlug schneller und sie konnte nicht fassen, wie eifersüchtig sie auf einmal war. „Aber wir hatten nur ein Date und danach einen Kuss, der irgendwie unbeholfen war. Ich glaube nicht, dass das was mit uns wird“, winkte er ab.
„Und sonst so?“ Bohrte Blue weiter nach. „War da keine dabei, die die Frau fürs Leben hätte sein können?“
Alex zog mal wieder eine Augenbraue hoch und sie merkte, wie ihre Wangen schon wieder zu glühen begannen. Sie fühlte sich ertappt, so neugierig gewesen zu sein. Sie war immerhin verheiratet gewesen und wäre es noch, wenn man ihren Mann Frederick nicht umgebracht hätte.
„Mmh“, überlegte er dann laut, „vielleicht Susan aus der Rechtsabteilung, die konnte wenigstens blasen.“ Blue schaute ihn entsetzt an und sagte nur ganz aufgebracht „Alex!“Doch der lachte nur wieder. Ein Poltern im Flur unterbrach ihre fröhliche Runde, Blue hielt den Atem an und Alex hörte schlagartig auf zu lachen. Langsam stellte er die Bierflasche ab, nahm seine Beretta 92 vom Tisch und stand auf. Wie eine Katze auf der Jagd schlich er zur Tür, löschte das Licht und öffnete die Sicherheitskette. Blue schlich sich an seine Seite. Dann öffnete er die Tür einen Spalt breit und schielte hinaus. Das Licht, das per Bewegungsmelder anging brannte, also musste jemand im Flur sein. „Du bleibst oben und gibst mir Deckung“, raunte er Blue zu. Sie nickte und sah ihm zu, wie er geschmeidig durch die Tür glitt. Langsam stieg er die Stufen hinab, mit der Erwartung, jederzeit angegriffen zu werden. Blue wartete oben, beobachtete ihn und war jederzeit bereit, zu schießen. Beiden schlug das Herz bis zum Hals, ihre Körper waren angespannt, das Adrenalin pochte in ihren Adern. Ein lautes und schmerzvolles Gejammer ließ Alex zusammen fahren, ein weiteres Poltern folgte und der schwarze Kater von Mrs. Twiggle hopste gerade von der Schuhkommode, die vor ihrer Wohnung stand. Mit einem erneuten Maunzen befahl er Alex, hier nicht so dumm rumzustehen und ihm gefälligst die Wohnungstür zu öffnen. Erleichtert atmete er aus und schob eilig seine Waffe hinten in den Hosenbund, als Mrs. Twiggle mit Lockenwicklern im Haar und Bademantel die Tür öffnete. „Was machst du denn für einen Radau Butternut? Hast du dich wieder durch das Fenster unten gequetscht? Das sollst du doch nicht, irgendwann bleibst du noch stecken!“ Sie nahm die Katze auf ihren Arm und erspähte dann Alex, der immer noch auf der Treppe stand. „Ach du meine Güte, haben sie mich erschreckt!“
„Verzeihung“, sagte er nur und sie lächelte ihn an. „Ach was, ich muss mich entschuldigen, wo doch meine Katze so viel Krach gemacht hat.“ Sie schob den Kater in die Wohnung, der sofort im Inneren verschwand um sich am Fressnapf zu bedienen. „Sie gehören zu der jungen Dame von oben richtig?“ Fragte sie neugierig und musterte ihn von oben bis unten. „Ja“, meinte er nur knapp und hoffte, sie würde einfach wieder die Tür zu machen, denn er war gerade nicht in der Stimmung Konversation mit der älteren Dame zu führen. „Es ist so schön, mal wieder ein junges Paar im Haus zu haben. Das andere ist aufs Land gezogen, weil die sich ein Haus gekauft hatten“, begann sie zu schwatzen und Alex nickte nur und lächelte höflich. „Oh wo bleiben meine Manieren“, fuhr sie fort, streckte die Hand aus und meinte „Victoria Twiggle.“
Alex nahm ihre Hand, schüttelte sie kräftig und sagte: „John Fogerty, sehr angenehm.“ Mrs. Twiggle strahlte ihn an, schaute auf seine Hand und stellte fest, dass er keinen Ehering trug. „Wir heiraten kommenden September,“ log er, als sie ihn deswegen ansprach und sie nahm seine Hand nun in ihre beiden Hände und meinte „Oh wie schön, eine Herbsthochzeit. Das hatte ich damals mit meinem Bert auch gehabt.“ Ihr Blick wanderte in die Ferne und gerade wollte sie ausschweifend berichten, als Alex ihr einen Strich durch die Rechnung machte, seine Hand wegzog und sagte: „Ja, wir freuen uns schon sehr, es wird der Knaller. Schlafen sie gut Mrs. Twiggle, es hat mich sehr gefreut.“ Und somit ging er ein paar Schritte rückwärts die Treppe hinauf und drehte sich erst in der nächsten Kurve um, damit sie die Ausbeulung seiner Waffe in der Hose nicht sehen konnte. Dann nahm er zwei Stufen auf einmal und eilte die Treppe hinauf. Sanft aber bestimmt schob er Blue, die noch immer oben am Geländer gestanden hatte, in die Wohnung und schloss hinter ihnen die Tür. Er atmete tief durch und brauste dann auf: „Ich werde noch wahnsinnig in diesem Haus. Wir sitzen seit einem Monat hier fest, in dieser kleinen, stickigen Wohnung. In dieser lauten, dreckigen und überfüllten Stadt und rasten wegen einer Katze völlig aus!“ Plötzlich hatte Blue ein schlechtes Gewissen. Sie hatte schon bemerkt, wie unwohl er sich hier in New York fühlte. Vor allem aber auch, weil er sich so manchen sarkastischen Kommentar darüber nicht verkneifen konnte. Dass es aber so schlimm sein würde, hatte sie nicht gedacht und ihr dämmerte, dass sie ihn auch mehr oder weniger hier eingesperrt hatte, nur weil sie Angst hatte, die Straße zu betreten. Ihr machte das nichts aus, sie konnte auch mal die Stubenhockerin mimen und wochenlang das Haus nicht verlassen. Vor allem im Winter. Aber für einen Freigeist wie Alex musste es die Hölle sein, sich nicht entfalten zu können und noch dazu war er auf seiner idyllischen Ranch den lauten Verkehr und die Menschaufläufe gar nicht gewohnt. Sie schon, immerhin lebte sie seit dem Tod ihrer Mutter hier und lernte die Stadt schnell lieben. Außerdem war es gerade mitten im Hochsommer und die schwüle Hitze drückte in die Wohnung.
Blue war dankbar, dass er hier war, so geduldig mir ihr gewesen war und seine eigenen Bedürfnisse zurück geschraubt hatte. Auf einmal konnte und wollte sie sich nicht mehr zurück halten, machte einen Schritt auf ihn zu, legte ihre Hand in seinen Nacken und küsste ihn. Erst wurde sein Körper ganz steif und Blue dachte, er würde sie gleich wegstoßen, doch dann entspannte er sich, schloss sie in seine Arme und erwiderte den Kuss. Für einen kurzen Moment schien die Zeit stillzustehen, während Alex den Kuss vertiefte und einen wohligen Seufzer ausstieß. Blue ließ sich komplett fallen, schmeckte genussvoll seine Lippen, die nach Bier und gesalzenen Chips schmeckten.
So standen sie eine Weile da und ließen sich treiben, während es draußen zu regnen begann und ein Donnergrollen das lang ersehnte Sommergewitter ankündigte. Nach einer Weile beendete Alex den Kuss und sah sie an. Blue lächelte verschmitzt und sagte: „So, John. Wir heiraten also im September?“ Alex lachte und erwiderte „zu schnell?“
Blue lachte ebenfalls, zog ihn dann wieder an sich und küsste ihn erneut. Auf einmal war das aber nicht mehr genug und beide wollten mehr. Sie küssten sich leidenschaftlicher, dann öffnete Blue seine Jeans, während er ihr das T-Shirt auszog und ihre Brüste streichelte. Sie stöhnte genussvoll auf, als er sie am Hintern packte, mit Leichtigkeit hoch hob und ins Schlafzimmer trug. Dort warf er sie aufs Bett und beide gaben sich anschließend ihrer Leidenschaft hin.
Am nächsten Morgen erwachte Alex wie gewohnt früh und sah zu Blue hinüber, die bäuchlings neben ihm lag und noch fest schlief. Sie hatte ein paar ihrer blonden Haarsträhnen im Gesicht, die in den ersten Sonnenstrahlen des neuen Morgens, golden schimmerten. Sie sah umwerfend schön aus und er widerstand dem Drang, ihr die Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, da er sie nicht aufwecken wollte. Stattdessen schlug er die Bettdecke zurück und wollte eben aufstehen, als Blue ihn zurück hielt, indem sie ihren Arm um seinen Bauch klammerte. „Wo willst du denn hin?“ Fragte sie verschlafen.
„Na aufstehen.“
„Nein.“ Sie hob ihren Kopf und sah ihn etwas zerknirscht an, da der Schlaf ihr noch im Gesicht stand. „Du hast doch gar keine Verpflichtungen, hier in New York kann man den ganzen Tag irgendwo frühstücken, also musst du auch gar nicht schnell etwas besorgen, also kannst du ruhig noch ein paar Stunden hier liegen bleiben.“ Um ihren Willen durchzusetzen drückte sie ihn zurück auf die Matratze, legte ihren Kopf auf seine Schulter und umschlang seinen Oberkörper mit ihrem rechten Arm. Alex seufzte, „aber mein Körper schreit nach einem Kaffee.“
„Ich mach dir nachher einen ganzen Eimer voll“, nuschelte sie in seine Halsbeuge und bewegte sich kein Stück von ihm weg. Alex kapitulierte, streichelte ihren Arm und schmiegte seine Nase in ihr Haar. Es duftete nach Rosenblüten und Sommer. Und obwohl er es gar nicht gewohnt war, schlief er noch einmal ganz entspannt neben ihr ein.
Eine Stunde später wurde er von einem penetranten Piepen geweckt, welches in kurzen Abständen erklang. Nachdem er das Piepen identifiziert hatte, welches von seinem Pieper auf dem Nachtisch kam, las er die kurze Nachricht, die ihm dort hinterlassen wurde. „Blue schaute auf und sagte mit einem Lächeln „Guten Morgen.“ Doch Alex ignorierte sie, setzte sich hastig auf und war auf einmal ganz aufgeregt. „Was ist los?“ Wollte Blue wissen.
„Skippy! Er hat etwas herausgefunden und ich soll sofort zu ihm kommen.“
Plötzlich war auch Blue hellwach, spang vom Bett auf und zog sich Alex‘ Hemd über. „Ich komme mit!“ Bestimmte sie, doch Alex winkte ab. „Nein, das ist keine kluge Idee. Einer muss hier bleiben und die Beweise vernichten, falls etwas schief läuft.“ Er stand vom Bett auf und begann sich anzuziehen. „Okay, dann bleibe ich hier und warte. Aber wie soll ich dann erfahren, wenn etwas schief läuft? Wie gibst du mir Bescheid?“ Es ärgerte sie ein bisschen, dass sie nicht mit konnte, aber er hatte recht. Dennoch war sie aufgeregt, denn endlich schien es in diesem Fall weiter zu gehen und ihre Nerven waren auf einmal bis zum zerreißen gespannt. „Gib mir 24 Stunden“, sagte Alex. „Wenn ich in 24 Stunden nicht wieder hier bin, räumst du das Lager und tauchst unter, klar?“
Blue nickte und hoffte inständig, alles würde gut laufen. Nachdem Alex sich angezogen hatte, ging er auf sie zu, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zum Abschied leidenschaftlich. „Alex, ich …“ begann sie, ließ den Satz aber unvollendet. Er nickte und meinte nur „pass auf dich auf.“ Dann zog er seine Kugelsichere Weste an, darüber das Holzfällerhemd, das er am ersten Tag an der Upper Bay getragen hatte, nahm seine Waffe und ging aus der Tür.
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CAST
Alexander Carter – Chris Evans
Victoria Twiggle – Ellen Burstyn
Soundtrack:
Creedence Clearwater Revival – Cotton Fields
- Chris Evans macht die Geste mit der Hand auf der Brust beim Lachen tatsächlich.
- War of the Kingdoms ist eine Abwandlung von „Game of Thrones„
- Streamfix ist eine Anspielung auf Netflix
- John Logie Baird war ein schottischer Erfinder, der an der Entstehung des Fernsehers beteiligt war
- Die Ute sind amerikanische Ureinwohner, von denen nur noch ca. 10.000 in den Vereinigten Staaten leben. Vor allem in Indianerreservaten in Utah und Colorado. HIER mehr Infos.
- John Fogerty war der Frontman und Leadgitarrist von CCR.
Wie hat dir die Geschichte gefallen? Lass es mich in einem Kommentar wissen.
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14 Kommentare
Hey Gina,
mir gefällt es sehr gut, wie sich Blue und Alex über die Ebene des Humors annähern und mit der Zeit ihre Unsicherheit verlieren. „Es war nur ein kleines Lachen, aber immerhin war es mehr, als das ganze letzte Jahr. „, solche Formulierungen mag ich, weil sie auf weiche Weise viel sagen. *neugierig auf Fortsetzung bin*
Liebe Grüße
Sebastian
Guten Morgen Sebastian,
es freut mich sehr, dass dir auch dieser Teil gefallen hat 🙂
Die Fortsetzung geht hoffentlich heute Abend online.
Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart!
Danke, ebenfalls ☺.
Danke 😊