Sie leben
Veröffentlichungsjahr: 1988 | Genres: Action, Horror, Science-Fiction, Thriller, Literaturverfilmung, Schwarze Komödie
Originaltitel: John Carpenter’s They Live
Schauspieler: Roddy Piper, Keith David, Meg Foster, George \'Buck\' Flower, Peter Jason, Raymond St. Jacques, Jason Robards III, John Lawrence, Susan Barnes, Sy Richardson, Wendy Brainard, Lucille Meredith, Susan Blanchard, Norman Alden, Dana Bratton, John F. Goff, Norman D. Wilson, Thelma Lee, Stratton Leopold, Rezza Shan, Norman Howell, Larry Franco, Tom Searle, Robert Grasmere, Vince Inneo, Bob Hudson, Jon Paul Jones, Dennis Cosmo Michael, Nancy Gee, Claudia Stanlee, Christine Anne Baur, Eileen Wesson, Gregory J. Barnett, Jimmy Nickerson, Kerry Rossall, Cibby Danyla, Jeff Imada, Michelle Costello, Jeb Stuart Adams, Jennifer Austin, John Carpenter, Michael Forino, Robert V. Greene, Helen Kelly, Al Leong, Gunnar Magg, Matt McColm, Tommy Morrison, Peter Rodkey, Brian Wright
"Sie leben" (Originaltitel: John Carpenter’s They Live) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film von Regisseur John Carpenter aus dem Jahr 1988, der sich längst den Status eines Kultklassikers erarbeitet hat. Die dystopische Geschichte basiert auf der Kurzgeschichte Eight O’Clock in the Morning von Ray Nelson aus dem Jahr 1963 und wurde von Carpenter selbst unter dem Pseudonym Frank Armitage als Drehbuch adaptiert. Auch die Filmmusik komponierte er gemeinsam mit Alan Howarth. Mit einem Budget von rund vier Millionen US-Dollar produziert, spielte der Film etwa 13,5 Millionen US-Dollar ein – inflationsbereinigt (Stand 2025) rund 36 Millionen – und war damit an den nordamerikanischen Kinokassen nur ein mäßiger Erfolg. Kritiken fielen zunächst verhalten bis negativ aus, doch mit der Zeit wandelte sich das Bild, und Sie leben wurde zum festen Bestandteil der Popkultur.
Ein namenloser Wanderarbeiter, später nur als Nada (gespielt von Roddy Piper) bekannt, kommt in eine Großstadt auf der Suche nach Arbeit und einem Neuanfang. Er heuert auf einer Baustelle an und freundet sich dort mit dem misstrauischen, aber hilfsbereiten Frank (Keith David) an. Frank führt ihn zu einem improvisierten Obdachlosencamp am Rande der Stadt, wo Menschen versuchen, gemeinsam gegen Armut und Ausgrenzung zu überleben.
In unmittelbarer Nähe befindet sich eine kleine Kirche, aus der seltsame Gesänge dringen. Nada wird zunehmend misstrauisch und beginnt Nachforschungen anzustellen. Er entdeckt, dass sich in der Kirche eine geheime Widerstandsbewegung verschanzt hat, die mithilfe einer seltsamen Technologie versucht, eine verborgene Wahrheit aufzudecken. Die Schlüsselrolle spielt dabei eine scheinbar unscheinbare Sonnenbrille, die Nada zufällig in die Hände bekommt. Als er die Brille aufsetzt, verändert sich seine Wahrnehmung der Realität radikal. Werbung, Medien und sogar manche Menschen erscheinen ihm in einem völlig neuen Licht. Hinter der Fassade des Alltags scheint sich eine düstere Wahrheit zu verbergen, die gezielt verschleiert wird – und die nur wenige kennen.
Im Verlauf der Geschichte trifft Nada auf die undurchsichtige Holly (Meg Foster), eine Fernsehproduzentin, die ihm zunächst hilft, sich dann aber selbst als Rätsel entpuppt. Gemeinsam mit Frank muss Nada herausfinden, wem er trauen kann – und ob es einen Weg gibt, die Gesellschaft aufzuwecken und die Kontrolle zurückzuerlangen.
John Carpenter nutzte "Sie leben" als offene Kritik an der Konsumgesellschaft und der neoliberalen Politik der Reagan-Ära. Die Darstellung der Medien als Instrumente der Manipulation, der Kapitalismus als Werkzeug außerirdischer Ausbeuter – all das unterfüttert der Film mit beißendem Sarkasmus und einer Ästhetik, die sich an den Science-Fiction-B-Movies der 1950er-Jahre orientiert. Die schlichte, fast plakative Inszenierung – etwa mit den berühmten Schwarz-Weiß-Szenen durch die Brille – unterstreicht die Unverblümtheit seiner Botschaft.
In der Popkultur ist "Sie leben" vor allem durch das ikonische „OBEY“ bekannt geworden, das der Street-Art-Künstler Shepard Fairey später in seiner Arbeit aufgriff und international bekannt machte. Auch die fast sechs Minuten dauernde Prügelszene zwischen Nada und Frank gilt als legendär und rangiert bei Rotten Tomatoes unter den besten Kampfszenen aller Zeiten. Der Film erhielt zwei Saturn-Award-Nominierungen (bester Science-Fiction-Film, beste Musik) und genießt seither nicht nur bei Genrefans ein hohes Ansehen.
Im Jahr 2012 erlebte "Sie leben" anlässlich von Carpenters 64. Geburtstag ein Re-Release durch IFC – gemeinsam mit anderen Klassikern wie Das Ding aus einer anderen Welt oder Big Trouble in Little China. Die DVD-Fassung des Films variiert leicht in der Altersfreigabe: Während die ursprüngliche VHS-Version mit „Original Kinofassung“ beworben wurde und trotz FSK-16-Freigabe identisch mit der ehemals FSK-18-Version ist, fehlen in einer Version vier Sekunden aufgrund eines Filmrisses – allerdings ohne Auswirkungen auf die Gewaltszenen.
Heute gilt "Sie leben" als einer der bittersten und gleichzeitig unterhaltsamsten Filme Carpenters. Die düstere Ironie, die eindringlichen Bilder und die klarsichtige Systemkritik haben nichts an Wirkung verloren – im Gegenteil: In Zeiten zunehmender Medienkritik, kapitalistischer Überreizung und gesellschaftlicher Entfremdung ist seine Aussage relevanter denn je.
Pressematerial ©Studiocanal
Filmtrailer ©HD Retro Trailers
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Ray Nelson, John Carpenter
Produzent: Andre Blay, Larry Franco, Shep Gordon, Sandy King
Musik: John Carpenter, Alan Howarth
Kamera: Gary B. Kibbe
Schnitt: Gib Jaffe, Frank E. Jimenez